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Mutters

Agenda

sechsten Band

13. Oktober 1965

Überall ist Sand im Getriebe. Alles knirscht.

(Schweigen)

Wie es scheint, ist in Pondicherry eine neue Krankheit ausgebrochen. Ärzte aus verschiedenen Teilen Indiens sind hier angereist, um sie zu studieren. Es handelt sich um eine Art Paratyphus – alle sind krank. Hast du dich noch nicht angesteckt? Nein. Du hast gut daran getan! (zu Sujata:) Du auch nicht? Gut.

Auch das ist eine Art des Knirschens. Es gibt noch andere Arten, aber die sind sehr ordinär: das Ego des einen reibt sich am Ego des anderen – das verursacht immer ein Knirschen.

Resultat: meine Nächte sind vollbeschäftigt, und zwar nicht auf die angenehmste Art.

(Schweigen)

Aber der Herr lächelt, so denke ich, daß es nicht allzu ernst ist.

Er lächelt... Er nutzte die Gelegenheit für eine praktische und sehr wirksame Demonstration: eine Demonstration eines selben Schwingungskomplexes (der in äußeren und inneren Situationen zum Ausdruck kommt), einmal mit dem Bewußtsein Seiner Gegenwart und einmal ohne das Bewußtsein Seiner Gegenwart. Das ist ungeheuerlich, unglaublich! Alles ist genau gleich – angefangen von den Gedanken, den Gefühlen, den Empfindungen, den Umständen bis hin zum Allgemeinzustand, dem gesamten Schwingungskomplex – einmal mit dem Bewußtsein Seiner Gegenwart und einmal im Vergessen derselben. Mit Vergessen will ich nicht sagen, sie sei weit weggedrängt worden, nein, nichts dergleichen: einfach vergessen (mit anderen Worten: der gewöhnliche Zustand der Welt), vergessen. Der Unterschied ist unglaublich, einfach unglaublich!

Es dauerte ziemlich lange (Geste einer sehr schnellen Hin-und-Her-Bewegung vom einen Zustand zum andern: das Bewußtsein Seiner Gegenwart und das Vergessen Seiner Gegenwart), wie eine Demonstration. Und mit diesem Lächeln... Wenn ich sage: "Der Herr lächelt", bedeutet das etwas Besonderes; nicht, daß ich ein lächelndes Gesicht sähe, sondern es ist... eine solare Schwingung... Dagegen wirkt selbst die Sonne blaß, eintönig, kalt, fast schwarz. Aber dann verschwindet "das" wieder... (gleiche Geste) einmal ist es gegenwärtig und einmal abwesend.

Jenen Menschen, die sich in Zukunft manifestieren werden, die dann leben, wenn sich alles verwandelt hat, wird das Erstaunen über diese Gegensätzlichkeit fehlen.

Man kann nicht anders, als entzückt zu staunen! (Wie läßt sich das ausdrücken?) Eine Art Lachen – ein sonniges Lachen –, erfüllt von einer Intensität der Liebe und... ja, ohne Zweifel ist dies das Ananda, das wahre Ananda.

(Dieselbe Geste) So oder so, so oder so...

Vorhin sagte ich dir, daß alles knirscht: das entspricht genau dem Zustand der Welt OHNE das Bewußtsein Seiner Gegenwart. Selbst wenn die Menschen zufrieden sind und meinen, die Dinge gingen gut, selbst wenn die Umstände sich sozusagen als günstig erweisen und alles gutgeht und man sich wohl fühlt, wenn menschlich gesehen alles bestens verläuft, knirscht es dennoch fürchterlich im Vergleich zum anderen Zustand.

Man kann nur noch lächeln. Anstatt betrübt zu sein, weil der eine schlecht gelaunt und der andere zornig ist, die Dinge nicht gelingen, die Leute sich streiten, die Elemente Orkane heraufbeschwören – anstatt darüber traurig zu sein, kann man nur lächeln. Man kann nur lächeln, denn es ist alles dasselbe, ob gut oder böse, ob hell oder dunkel – es ist alles dasselbe, und alles knirscht im Vergleich zu "dem". Die Erfahrung, die man machen kann, wenn man hinaufsteigt, um Ihn da oben zu finden, ist nicht dieselbe, denn dort hat man den Eindruck: "Ja, hier oben ist alles ausgezeichnet", wenn man aber wieder herkommt, ist es schrecklich. Davon spreche ich nicht, sondern es geht um die Erfahrung HIER UNTEN: wie die Welt sein SOLLTE. Das, was sie sein sollte, was sie selbstverständlich sein wird... wenn die Menschen es endlich zulassen.

Sie hängen sehr an ihren Reibungen, ja, sie klammern sich daran. Sie haben nicht das Gefühl zu leben, wenn es nicht ordentlich knirscht.

Aber sie wissen das nicht.

Manchmal gibt es in der individuellen oder kollektiven Evolution Zeiten, wo man aus dem Knirschen herauskommt, das heißt, man glaubt nicht mehr daran, man glaubt nicht mehr an die Wahrheit, die Bedeutung, die Wirklichkeit dieser Dinge, besitzt aber noch nicht das andere, und zwischen diesen beiden ist es... karg, eintönig und kalt. Man empfindet nicht mehr den Reiz des einen und noch nicht die Freude des anderen; man hängt dazwischen, und das ist ein wenig öde. Aber nur eine kleine Anzahl von Individuen erreichen dieses Stadium – es sind die Leute, die sagen: "Diese Welt will ich nicht", und dann gehen sie weg.

Das andere, ja...

Eines wird jedenfalls klar: Wenn das andere konstant wäre, beständig würde, ach!...

Man kann es aber nur fühlen, wenn man sich nicht mehr selbst betrachtet, das heißt, wenn man NICHT DAS GEFÜHL HAT, ES ZU FÜHLEN. Darin liegt die große Schwierigkeit, denn sobald es kommt, möchte ein Teil in uns es fühlen, und damit fällt man augenblicklich ins Knirschen zurück. Man kann es sich nicht vergegenwärtigen, denn sonst ist es schon nicht mehr das. Ach, dann ist es schon verdorben!

In einer Strophe von Savitri heißt es frei übersetzt:

Mache dich selbst zum Nichts, damit allein Gott sei!1

Die Übersetzung ist sehr frei, aber so lautet die Idee. In jenem Zustand kann "das" existieren. Offensichtlich löst sich der Körper dabei nicht auf (Mutter berührt ihren eigenen Körper), er ist da, wie du siehst!

(Schweigen)

Dies ist das EINZIGE unfehlbare Mittel, um die Harmonie im Körper herzustellen [dieses Lächeln der Gegenwart]. Alles übrige, alle Vorsichtsmaßnahmen, alle Heilmittel, all das erscheint so nichtig, so vergeblich... und unangemessen! Dies ist das einzige – für alles, alles.

Ich konnte noch keinen Beweis einer Wiederherstellung von etwas erbringen, das verschwunden (amputiert oder gebrochen) ist, darüber kann ich also nicht urteilen, aber logischerweise müßte es auch da gelten.

Wir werden darauf zurückkommen, wenn der Beweis erbracht ist.

 

1 Annul thyself that only God may be. (VII.VI.538; dt. Ausgabe S. 552)

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