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Mutters

Agenda

sechsten Band

4. Dezember 1965

(Am Vortag ging es Mutter sehr schlecht, und sie wirkt immer noch sehr müde)

Gestern war ein sehr schwieriger Tag. Und es geht mir immer noch nicht ganz gut.

Ich höre nichts, ich sehe nichts, ich bin in einem kläglichen Zustand.

(Satprem bringt Mutter davon ab, zu arbeiten:
lange Meditation)

In diesem Zustand kann ich unbegrenzt lange verharren.

Wenn ich einmal so bin, geht es gut, es ist angenehm. Aber wir könnten trotzdem unsere Übersetzung machen... Das Problem ist, daß ich nicht sehen und hören kann – ich bin nicht da!

Für mich besteht nämlich keinerlei Grund, da herauszutreten [aus der Meditation]. Dort habe ich das Gefühl, daß die Welt endlich in Ordnung ist. Sobald man von da heraustritt, fängt es an zu knirschen. Dort drinnen geht die Welt und alles sehr gut.

(Mutter nimmt die ersten Verse von Savitri)

A savage din of labour and a tramp

Of armoured life and the monotonous hum

Of thoughts and acts that ever were the same1

(X.IV.641)

Da haben wir's!

*
*   *

Am Ende des Gesprächs

Das ist mein großes Heilmittel für alles. Drei Viertel des gestrigen Tages war ich in diesem Zustand [in Meditation]. Alle dachten, ich schliefe, und man hütete sich sehr, mich zu wecken (um so besser, das war nett). So geht alles gut. Dem Körper geht es auch besser; für mich ist das die einzige Heilung: diesen Frieden, dieses Licht herbeizuführen – ein so weites, ruhiges Licht –, dadurch lernen die Zellen, etwas harmonischer zu sein.

Anders geht es nicht.

Ich glaube nicht an die Ärzte. So sehr ich mich auch bemüht habe, mit all meinem guten Willen, kann ich nicht an Behandlungen und an Ärzte glauben. Wenn ich in diesem Zustand bin, gibt der Doktor mir Medikamente – ich beobachte ihre Wirkung: sie verursachen genausoviel Störungen, wie sie Gutes tun. In einem Bereich bewirken sie etwas Gutes und in einem anderen etwas Schlechtes. Hinterher muß es wieder in Ordnung gebracht werden. Das nimmt kein Ende. Zum Glück gibt man mir nur Kinderdosen! Wenn ich die volle Dosis für Erwachsene bekäme, glaube ich... Das ist interessant, sehr interessant.

Um sich in der Welt, so wie sie jetzt ist, wohl zu fühlen, muß man im Grunde genommen zu der Kategorie gehören, von der ich neulich gesprochen habe: Man muß zu jenen gehören, die mit allen menschlichen Fähigkeiten eine Harmonie geschaffen haben und damit zufrieden sind. Außerdem müssen sie egozentrisch genug sein, um nicht zu merken, daß es für andere nicht so ist. Dann geht es gut, ansonsten... Sri Aurobindo gehörte (in seinem äußeren Wesen) sehr stark zur Kategorie jener, die nach Veränderung streben, die auf Fortschritt drängen, die vorankommen wollen, die die Vergangenheit zurückweisen... Er mußte sich sehr anstrengen, um mit den Leuten und den Dingen zufrieden zu sein. Nur sein Mitgefühl ließ ihn die Leute um ihn herum so akzeptieren, wie sie waren. Sonst litt er sehr.

All das verursacht eine Abnutzung, Ermüdung und Störung.

Die ganze Zeit lehrt "man" mich das... Schon seit langem gibt es keine selige Zufriedenheit mehr für mich (ich habe sie nie in großem Ausmaß gehabt, aber wenn sie früher je möglich war, gibt es sie jetzt schon sehr lange nicht mehr), aber "man" lehrt mich, in ein höheres Stadium überzugehen, wo man von allen äußeren Schwingungen genügend frei ist, um in der wahren harmonischen Schwingung zu leben. Für den Körper ist das jedoch schwierig, denn jedesmal, wenn man ißt, absorbiert man auch die Unordnung; mit jedem Atemzug nimmt man die Unordnung auf – man lebt in der Unordnung. Somit erfordert es eine ständige Arbeit der Klärung, der Organisation, der Harmonisierung – alles wird sehr reglos, ausgesprochen regungslos: hier (Geste zur Stirn) absolute Stille und Licht – ein Licht, das sich nicht bewegt; dann muß man es hier [in den Körper] herabbringen. Sehr reglos... Trotzdem fließt doch die ganze Zeit das Blut, oder? Vermutlich fließt es dann nur noch ganz langsam. So geht es wieder.

Der äußeren Wissenschaft zufolge werden, glaube ich, im Schlaf die Gifte verbrannt. Das ist es: diese Reglosigkeit erhellt die dunklen Schwingungen.

(Lachend) Jetzt habe ich euch eine Dosis davon gegeben!

 

1 Der wilde Lärm von Arbeit, das Getrampel des bewehrten Lebens und das monotone Summen von Gedanken und von Handlungen, die stets dieselben waren. (dt. Ausgabe, S. 655)

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