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Mutters

Agenda

siebenten Band

19. März 1966

Wir haben einen Teil der vergangenen Nacht zusammen verbracht.

Gestern hatte ich den Impuls, dir etwas zu sagen, und jetzt erinnere ich mich nicht mehr... Eigentlich glaube ich, wir haben es in dieser Nacht erledigt.

Was ist letzte Nacht geschehen?

Ach, es geschehen immer alle möglichen Sachen.

Und es findet immer auf einer intellektuellen Organisationsebene statt... "Intellektuell" bedeutet, daß es nur bis zum Intellektuellen hinab reicht: etwas, das von oben kommt und das im Geist der Erde verbreitet und organisiert wird, im Mental der Erde – dort treffen wir uns immer. "Treffen" ist eigentlich nicht der richtige Ausdruck; es ist eine Gepflogenheit der Arbeit. Ich muß sehr regelmäßig an diesen Ort gehen, doch wenn es eine Nacht mit vielen verschiedenen anderen Dingen gibt, dann erinnere ich mich anschließend nicht immer. Letzte Nacht ergab es sich jedoch, daß ich in diesem Augenblick bewußt wurde; es hat den Anschein einer ganz gewohnheitsmäßigen Aktivität.

Es ist ein Ort (ich habe dir schon davon erzählt 1), der ungeheuer weitläufig ist, sehr offen, sehr licht und SEHR RUHIG. Das ist sehr angenehm, dort kann man sehr gut arbeiten. Es gibt keine Begrenzungen – es ist kein Himmel und keineswegs eine Erde; ich kann nicht sagen, daß es dort Gebäude gäbe, es gibt keine, und dennoch hat man den Eindruck, geschützt zu sein. Aber es gibt keine Wände. Von Zeit zu Zeit sieht man einen ganz schmalen silbrig glänzenden Stahlstab (Mutter zeichnet eine Art Rahmen, der den Ort abgrenzt), und von Zeit zu Zeit hat man den Eindruck, daß es etwas wie Schränke gibt, die man öffnet, mit Fächern, aber alles ist transparent. Es gibt auch Tische, die ebenfalls transparent, aber auch solide sind, denn man kann darauf schreiben. Kein einziger Gegenstand stört einen, aber alles ist für die Arbeit organisiert. Und du bist da, du schreibst oft. Häufig kommst du dorthin, und dann reden wir und organisieren. Es sind auch Leute da, man weist sie an, dies oder jenes zu tun.

Ich treffe dich dort sehr regelmäßig. Allerdings muß ich sagen, daß ich vor dem Einschlafen daran dachte, daß ich dich heute sehen würde, und ich fragte mich, ob ich dir etwas zu sagen hätte, eine Erfahrung oder etwas anderes, und dann, mitten in der Nacht (zwischen halb eins und ein Uhr) "erwachte" ich, wenn man so sagen kann, erwachte materiell dort und erinnerte mich an alles. Ich sagte mir: "Sieh an!"

Was man dort sagt, was mit Worten gesprochen wird, weiß ich nicht. Ich habe nicht den Eindruck, Worte auszusprechen, aber man kommuniziert sehr gut miteinander: man weiß, was man denkt; man redet, man antwortet einander; und dann organisiert man. Leute aus verschiedenen Ländern waren anwesend – man ordnete Dinge. Es wirkte wie der Ausgangspunkt der verschiedenen intellektuellen Richtlinien für die Arbeit in den verschiedenen Ländern.

Wahrscheinlich muß dir das fehlen, was Théon die "Substanz" gewisser Bewußtseinsebenen deines Wesens nannte, deshalb erinnerst du dich nicht, es kommt nicht herüber. Aber vielleicht bleibt dir ein Eindruck, oder?

Ja, schon... aber nicht sehr substantiell.

Es ist auch nicht "substantiell". Zwar SEHR bewußt, aber nicht substantiell. Es ist sehr bewußt, viel bewußter als das hiesige Bewußtsein. Und es ist (souveräne Geste) klar, präzise, mächtig, mit der Empfindung einer großen Meisterschaft über die Dinge. Aber es ist nicht substantiell. Wahrscheinlich erweckt meine Übersetzung – in das physische Bewußtsein – einen Eindruck von... was?... Etwas wie riesige "Säle", und so hoch!... Es gibt keine Decke, man sieht keine Decke, auch keinen Boden, und trotzdem geht man – man geht, hat aber nicht den Eindruck zu gehen: man bewegt sich fort. Und wenn man dann irgend etwas braucht, was auch immer, ist es, als öffne man eine Schublade und fände es dort, aber es gibt keine Schlüssel, keine Knöpfe, man sieht nicht einmal Gegenstände.

Es ist sehr bewußt, aber kein bißchen materiell.

Es ist vielmehr ein Seinszustand, in dem du in Gedanken sehr oft bist. Eine Intelligenz, die die Umstände und Ereignisse regiert und... man hat dort nicht einmal das Gefühl der Notwendigkeit einer "Vorausschau" – es gibt ja nichts zu suchen! Das Wissen ist da, es ist ein ORT des Wissens. Man hat Kenntnis von den Dingen, wie sie sind, und einen klaren Willen hinsichtlich dessen, wie sie sein sollten. Doch absolut kein Eindruck von Kampf oder Anstrengung, nichts von alledem,

Es ist keineswegs ein "emotionaler" Ort, sondern klar, präzise, licht, sehr weit, ohne Kampf – eine bemerkenswerte Unfehlbarkeit.

Und gewiß ist ein Teil von mir die ganze Zeit dort: ich habe nicht den Eindruck, mich fortzubewegen, um dorthin zu gelangen. Es ist... wie soll ich sagen?... als ob mein Beobachtungszentrum sich verlagern würde: ich beobachte meine Aktivität hier oder da oder dort. Das bin nicht "ich", es gibt keinerlei "Ich-Zentrum", das sich verlagert. Ich muß wohl die ganze Zeit dort sein, die ganze Zeit dort arbeiten.

Und es gibt so etwas wie Meldeboten, die man in die Erdatmosphäre aussendet, um Anweisungen oder Inspirationen oder Kenntnisse zu bringen.

Seit einiger Zeit habe ich beim Gedanken an die Umstände der Erde oder auch Indiens einen wiederholten Eindruck der Ruhe vor dem Sturm.

(Schweigen) Dieser Ort liegt über dem Sturm – der Sturm ist ganz unten.

Ich habe den Eindruck, etwas bereitet sich vor.

Die Dinge stehen nicht allzu gut, in der ganzen Welt.

Ich sorge mich nicht um die Welt, mich beunruhigt Indien.

Ja, ich würde sagen, speziell in Indien läuft es nicht gut.

Dort ist genau der neuralgische Punkt. Sehr traurig, überhaupt nicht schön.

Nein, es sieht nicht gut aus.

Und diese arme Frau [Indira Gandhi]... sie tut wirklich, was sie kann, voll guten Willens, mit einem guten Willen, der versucht, alle Seiten gleichzeitig zu verstehen. 2 Sie tut wirklich, was sie kann. Ich bemühe mich, sie innerlich zu unterstützen, so gut ich kann, weil...

Die Astrologen haben vorausgesagt, daß diese Monate, März und April, vielleicht auch noch Mai, schreckliche Monate der Verwirrung, des Kampfes und der Revolte sein werden, und nun fühlen die Leute im Mental (einer Art unterbewußtem Mental) die Notwendigkeit der Übereinstimmung mit den Astrologen. Ganz schön dumm. Ein Geist der Nachahmung: "Ach, die Astrologen haben es gesagt, also muß es so kommen ..." Nun gut.

Überall herrscht Häßlichkeit.

Und die Regierung hat bislang die Dummheiten noch vervielfacht – der Gipfel der Dummheit!... Ein Kind mit etwas Vernunft hätte nicht solche Fehler begangen! Natürlich schafft das eine unangenehme Spannung, sogar bei jenen, die weder bösen Willens sind noch von Rachsucht getrieben werden: man kann nichts mehr tun, man ist von allen Seiten gebunden! Was man auch tut, es gibt überall Widerstände und Verteidigungshaltungen. Also weiß man nicht mehr, was tun, niemand kann mehr etwas ausrichten.

Sie haben das Land ruiniert, sie haben es in die Armut getrieben.

Und dann haben sie (ich weiß nicht, wer dafür verantwortlich ist) noch eine Kampagne im Ausland lanciert, eine Kampagne für den "armen Teufel, der verhungert und um Hilfe schreit", und so kleinlich! Wir erhalten von überallher Briefe, aus allen Ländern (viele kommen aus Frankreich), vor allem von Schulen, von Ausbildungszentren, von Leuten, die sagen: "Wir hören, daß ihr Hunger leidet, wir sind ja so erschüttert, was können wir tun, um euch zu helfen?" Wir müssen ihnen antworten: "Nein, nein, wir verhungern keineswegs!"

Jämmerlich.

(Schweigen)

Aber da oben ist man wirklich nicht für Scherben.

Man ist nicht für Scherben?

(Mutter macht eine energische Geste der Verneinung) Das ist reine Zeitverschwendung.

Um so mehr, als die Menschen solch schreckliche Mittel der Zerstörung erfunden haben, so daß es ein Zurückwerfen um Jahrhunderte bedeuten könnte. Nicht nur um ein paar Jahre. Ganze Zivilisationen müßten wieder neu aufgebaut werden.

Nein, "man" ist nicht dafür.

Es ist ein Gären von etwas äußerst Dunklem.

Es erinnert mich an die Worte des "Herrn der Nationen", des großen Asuras, der mir sagte: "Ich weiß, daß meine Herrschaft zu Ende geht, aber du kannst sicher sein, daß ich zerstören werde, was ich nur kann, bevor ich verschwinde."

Genau das ist es.

Unglücklicherweise gibt man ihm die Gelegenheit dazu: aus Dummheit, aus Ignoranz, einer Art Blindheit.

Das Beklagenswerte daran ist vor allem die Tatsache, daß die Menschen nicht zwischen Macht und Gewalt unterscheiden können. Diese Art unwissender Empfindung, daß Macht sich durch Gewalt manifestieren muß. 3 Gewalt ist eine asurische Entstellung. Wahre Macht agiert im Frieden – ein Friede (Geste massiver Herabkunft), den nichts erschüttern kann.

 

1 Siehe Agenda Bd. 5, 14. August 1964.

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2 Indira Gandhi war vor zwei Monaten, am 19. Januar, zur Premierministerin von Indien ernannt worden.

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3 Erinnern wir nur an Mao Tse-tung: "Die Macht kommt durch das Kanonenrohr."

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