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Mutters

Agenda

achten Band

14. Januar 1967

(Beim Betreten des Zimmers bleibt Mutter vor einer Blumenschale stehen, die gerade gebracht wurde, dann nimmt sie eine seltsame neue Variante einer Hibiskusblüte in die Hand: grau und malvenfarbig, mit einem leuchtendroten Stempel.)

Oh, die macht mir wirklich Freude!

Was ist das für eine Blume?... (Mutter nimmt die Hibiskusblüte) Sie hat eine seltsame Farbe.

Ja, das hab' ich noch nie gesehen.

Seltsam, mit dem roten Punkt hier.

Sehr seltsam.

Sie gibt einem ein eigenartiges Gefühl... Wie soll ich das erklären? Merkwürdig, so etwas wie Täuschung und Perversion, aber dennoch ist es göttlich. Was sagst du dazu?

Willst du damit sagen, daß etwas an der Erscheinung der Blume nicht stimmt?

Nein, es ist nicht das Äußere: innen.

In der Blume?

Innen, es ist... Wie soll ich es ausdrücken?... (lachend) "das göttliche Prinzip der Täuschung"!

Nicht gerade beruhigend, diese Blume.

Ja, so ist es.

Man könnte sagen: "Der Charme der trügerischen Schönheit."

Ja, etwa so.

Man kann viel vom Leben lernen... Die Blumen wissen das besser als wir. Sie sind spontan, nicht bedacht, nicht willkürlich: Die göttlichen Schwingungen drücken sich spontan aus... Im Englischen gibt es das Wort alluring [verführerisch]. Man könnte es "den allmächtigen göttlichen Charme einer verräterischen Schönheit" nennen. Natürlich liegt dies auf einer vital-physischen Ebene, nicht hoch oben, sondern da.

*
*   *

(Nach der Arbeit, am Ende des Gesprächs, scheint sich Mutter plötzlich an etwas zu erinnern)

Vor zwei Nächten klagte ich darüber, daß die Nächte mit einer düsteren Arbeit im Unterbewußten ausgefüllt sind und daß dies... (lachend) "nicht gerade amüsant sei". Es war wie ein plötzlicher Einfall; ich sagte: "Ich hätte gerne in der Nacht das volle Bewußtsein, das ich im wachen Zustand habe; etwas fehlt – und was fehlt, ist ..." daraufhin versuchte ich, dieses "Etwas" zu definieren. Es war der genaue Ausdruck dessen, was die physische Schöpfung der unermeßlichen Manifestation gebracht hat und was dem physischen Bewußtsein eigen ist wie nirgendwo sonst, in keinem anderen Bereich. Das Problem stellte sich so: Wenn man es im Schlaf nicht haben kann (dieses "Etwas", das das physische Bewußtsein mit sich bringt), beweist dies, daß man etwas an Präzision verliert, wenn man seinen Körper aufgibt.

Vor dem Einschlafen befand ich mich in diesem Geisteszustand, und in der Nacht hatte ich eine Reihe von Erfahrungen, die mir all die verschiedenen Bewußtseinszustände der verschiedenen Seinsstufen zeigten. Als ich morgens aufstand, erkannte ich auf sehr klare Weise den Unterschied, den das Physische hinzufügte. Und ich sah, wie dieser Unterschied im neuen physischen Zustand, der sich seiner lügnerischen Seite entledigt hätte, weiterbestehen kann. Während... ich weiß nicht, gewiß zwei Stunden lang, befand ich mich in der konkreten Gegenwart des "höchsten Herrn", wie ich dies nenne (aber man kann es nennen wie man will, völlig egal – die Wahrheit, das Bewußtsein, wie man will – alle Worte sind völlig unwichtig, es geht darüber hinaus), konkret, hier (Mutter preßt ihre beiden Fäuste zusammen, um eine fühlbare Festigkeit auszudrücken), in allen Zellen, im ganzen Wesen. Ich tat weiterhin alle diese winzigen und völlig unbedeutenden Dinge – waschen, ankleiden, auch essen, sprechen –, und es war da, wie um mir zu sagen: "So wird es sein." Eine Freude, eine Macht, ein Erblühen, ganz außerordentlich! So sehr, daß ich mich schließlich fragte, warum sich dies (der Körper) nicht auch änderte... DER ZUSTAND DAUERTE NICHT LANGE GENUG AN. Er hielt nur ungefähr zwei Stunden an; nachher kehrte die alltägliche Routine zurück, alle Leute kamen mit ihren Problemen usw. (Mutter macht die vertraute Bewegung eines sich entleerenden "Kippkarrens"). Aber ich beschuldige niemanden für das Entschwinden dieses Zustandes: er verschwand, weil dies (der Körper) noch nicht fähig ist, ihn zu bewahren, das ist alles. Das heißt, während er vorherrschte, drängte es mich, eine Notiz zu schreiben... Das wollte ich dir sagen. Ich mußte eine Notiz schreiben. (Mutter hält plötzlich inne und spricht, als ob ihr die Worte diktiert würden:)

Wegen der Notwendigkeiten der Transformation kann es sein, daß mein Körper in den Zustand einer scheinbar kataleptischen Trance eintritt.

Es wurde mir klar, daß Sri Aurobindo sprach, denn er begann seinen ironischen Ton anzunehmen und sagte:

Bloß keine Ärzte! Man muß den Körper in Ruhe lassen 1 . Beeilt Euch auch nicht, meinen Tod anzukündigen (Mutter lacht), was der Regierung das Recht geben würde zu intervenieren. Bewahrt mich sorgfältig vor allen Schäden 2, die von außen kommen könnten: Infektion, Vergiftung usw., und... seid von UNERMÜDLICHER Geduld: es mag Tage dauern, vielleicht Wochen oder noch länger. Ihr müßt geduldig warten, bis ich auf natürliche Weise aus dem Zustand heraustrete, nachdem die Arbeit der Transformation abgeschlossen sein wird.

Ich hatte keine Zeit, dies aufzuschreiben. Aber Sri Aurobindo selbst sagte mir: "Am Samstag, wenn du Satprem siehst."

Das ist interessant.

Dies wird also geschehen.

Es scheint so... Denn es kam, als ich in diesen Zustand vertieft war, da wurde mir bewußt, daß der Körper... er braucht ZEIT, darum geht es. Die schnellen Errungenschaften sind wundervoll, aber nicht von Dauer: sie entsprechen nicht dem ZUSTAND – schwingungsmäßig entsprechen sie nicht dem Zustand von etwas, das andauert. Diese Ankündigung kam, und gleich darauf hörte alles auf.

Aber ich weiß jetzt, worum es geht. Es ließ im Wesen eine Art Gewißheit zurück, eine so freudige Gewißheit... oh!

Aber liebe Mutter, man muß diese "Anweisungen" weiterleiten...

...sie müssen allen bekannt sein.

Allen.

Das heißt, allen, die mir nahestehen, die für mich sorgen und selbst den Ärzten, die sich zum Beispiel einfallen lassen könnten, die Regierung zu informieren.

Denn diese Ankündigung war sehr... zwingend, es war eine zwingende Notwendigkeit – was mir zu beweisen scheint, daß es geschehen wird. "Wegen der Notwendigkeiten der Transformation"... Es geschah während meiner Erfahrung, als mir bewußt wurde, wieviel noch geändert werden muß, damit der Körper die Sache ständig bewahren kann, damit sie andauern kann. Da geschah es. Ich wollte es aufschreiben, hatte aber keine Zeit, ich war schon schrecklich spät dran; da kam es sehr deutlich von Sri Aurobindo: "Am Samstag, wenn Satprem da ist."

Ich vergaß, es dir zu Beginn zu sagen!

Man muß eine Notiz machen, die du denen gibst, die dir geeignet scheinen.

Ja, zuerst den Mitgliedern des Trusts [der Verwaltung], denn die haben hier das Sagen, und anschließend muß es ins Englische übersetzt und verteilt werden 3 . Daß ja niemand auf den Gedanken kommt, die Regierung einzuschalten – es könnte ihnen nämlich einfallen, das überall auszuposaunen.

Ja, sicher. Entweder die Regierung oder...

Die Regierung wird sagen: "Das könnt Ihr nicht so belassen, sie muß beerdigt werden." Eine schöne Bescherung, das!

Es erfordert Weisheit seitens der Schüler.

Wie?

Etwas Weisheit bei den Schülern.

Ja... ja.

Keiner darf etwas anderes sagen als: "Mutter ist in Trance getreten." Das ist alles. "Sie ist in Trance."

Aber wenn sie im voraus auf die Idee vorbereitet sind, werden sie vielleicht vernünftiger sein...?

 

1 Mutter fügte diesen ersten Satz auf einem Zettel hinzu, den sie Satprem nach dem Gespräch schickte. Siehe die folgende Abbildung.

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2 Es sei erwähnt, daß Mutter anstelle des Wortes "déteriorisation" das englische Wort "injure" anwandte (à l'abri de toute injure), das sie später verbesserte (siehe Gespräch vom 25. Januar).

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3 In der Tat wurde die Notiz von einem der Sekretäre des Ashrams übersetzt und an fünf Leute in Mutters Umgebung verteilt, darunter Nolini. Folglich wußten es alle Personen von "Autorität".

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