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Mutters

Agenda

achten Band

18. Januar 1967

(Satprem fragt Mutter, was mit dem Text der "Anweisungen" vom 14. Januar zu tun sei, falls Mutter in eine lange Trance treten sollte.)

Ich werde ihn aufheben. Wenn ich den Auftrag erhalte, den Text zu verteilen, werde ich ihn verteilen.

(Schweigen)

Ich sah recht deutlich, daß diese Trance von der Beziehung zweier Aspekte, vom Verhältnis zwischen zwei Aspekten abhängt: der individuellen Transformation, das heißt der Transformation dieses Körpers hier, und der allgemeinen, kollektiven und unpersönlichen Arbeit.

Gelänge es, ein gewisses Gleichgewicht zu bewahren, könnte man sich diesen Zustand (der verlängerten Trance) ersparen, nur würde sich dann diese gleiche Arbeit, die mittels einer solchen Trance in einigen Wochen oder Monaten (ich weiß es nicht) zu schaffen wäre, über Jahre und Jahre erstrecken. Somit ist es eine Frage der Geduld – es fehlt nicht an Geduld. Aber nicht nur das, es ist auch eine Frage des Verhältnisses zwischen beiden – einerseits dem Druck von außen, durch die äußere Arbeit (nicht die "äußere", sondern die kollektive Arbeit), und andererseits dem Druck auf den Körper für seine Transformation. Wenn die Weisheit stets vorherrscht, das heißt, wenn das Instrument beständig und unfehlbar das tun kann, was von ihm erwartet wird (nämlich den exakten Willen des höchsten Herrn ausführen), dann wäre die Trance nicht nötig. Nur falls (aus Unwissenheit) ein Widerstand bei der Ausführung bestehen sollte.

So kommt es mir vor.

Diese Möglichkeit der Transformation durch eine Trance wurde dem Körper vor... ja, vor etwa sechzig Jahren angekündigt, und periodisch danach. Und immer war da ein Gebet: "Nein, möge es nicht nötig sein: dies ist ein Mittel der Faulheit." Es ist das Mittel der Trägheit. Jetzt sind all diese Vorlieben verschwunden. Es besteht nur noch ein immer lebendigeres, wacheres Bewußtsein – wachsam und ständig auf der Hut vor möglichen unbewußten Widerständen, mit dem Wunsch, sie möchten verschwinden. Alles hängt von der Anpassungsfähigkeit und der Aufnahmebereitschaft ab.

Selbst wenn man diesem Körper sagte: "Du mußt hundert oder gar zweihundert Jahre durchhalten, damit es ohne Trance geschehen kann", würde er sagen: "Das ist mir egal." Alles, was er will, ist, bewußt zu sein. Alles, was er will, ist: "Herr, ich will Deines Bewußtseins bewußt sein". Dies ist sein ausschließlicher Wille: "Deines Bewußtseins bewußt sein", das heißt, "bewußt Du selbst werden in einer anderen Seinsweise." Aber er empfindet keine Eile, denn er hat keinen Grund, sich zu beeilen.

Vorhin sagtest du (wenn ich richtig verstanden habe), daß dieser Zustand vielleicht Jahre anhalten könnte. Sprachst du vom Zustand der Trance?

Nein, das ist nicht möglich.

Das ist nicht möglich.

Nein.

Hängt die Dauer dieser Trance nicht von äußeren Bedingungen, zum Beispiel von der Vorbereitung der Welt ab?

Ich glaube nicht.

Früher zeigte sich eine andere Möglichkeit (aber sie ist Teil einer Gesamtschau aller Möglichkeiten – es gibt ja alle Arten von Möglichkeiten). Einmal (als Sri Aurobindo noch da war) hatte ich die Vision eines Untergangs der ganzen Stadt, ich glaube (ich erinnere mich nicht mehr 1) durch Bomben (aber dies war nicht direkt erlebt, sondern im nachhinein als etwas wahrgenommen, das bereits geschehen war). Der Untergang hatte zur Folge, daß ich sehr tief in einer Grotte mit einer strahlenden Atmosphäre, die eine Erhaltung des Körpers bewirkte, verschüttet blieb; und dann das Aufwachen zweitausend Jahre danach. Die Erfahrung begann nach diesen zweitausend Jahren: ich sah, wie ich erfuhr, wo ich war und wie ich aus dieser Grotte herausgekommen war, die Anzahl der vergangenen Jahre usw. Das alles erschien eines Tages, und ich erzählte es Sri Aurobindo. Er sagte mir dazu: "Das ist eine der unzähligen Möglichkeiten, die sich anbieten, manifest zu werden." Mehr Bedeutung maß er dem nicht bei.

Die verschiedensten Dinge bieten sich als Möglichkeiten an.

Also siehst du keine Möglichkeit einer langen Dauer voraus; diese Trance könnte nicht lange andauern?

Ich glaube, materiell ist das nicht möglich.

Diese Trance würde im Grunde dazu dienen, die supramentale Schwingung im Körper zu verankern?

Zu transformieren, was nicht aufnahmebereit ist.

Die Veränderung vollzieht sich in Milliarden von Elementen im Körper, demnach ist es eine Mischung aus Aufnahmefähigkeit und Nicht-Aufnahmefähigkeit. Es ist noch vermischt. Und aufgrund dieser Mischung bleibt die Erscheinung noch so, wie sie ist 2 . Nun, das ist eine beachtliche Arbeit, verstehst du, eine ungeheure Arbeit, um in jedem Element alles aufnahmebereit zu machen. Wenn das im Detail ausgeführt werden müßte, wäre es unmöglich, aber durch den Druck der Kraft kann es stattfinden; die Trance wäre somit nötig, damit es schneller geht (verhältnismäßig schnell). Aber diese Arbeit IST BEREITS IM GANG (ich bin mir dessen bewußt), nur, verstehst du (lachend), sie kann sich über Jahrhunderte erstrecken! Sri Aurobindo sagte folgendes: Man muß einen Bewußtseinszustand herstellen, in dem man das kollektive Leben der Zellen beliebig lange bewahren kann; das heißt, der Wille des Höchsten muß ausreichend wirken, um das Gleichgewicht zwischen all diesen Dingen so lange zu bewahren, daß sich alles ändern kann. Immer wurde gesagt, daß sich die äußere Form als letztes ändern werde, daß sich die ganze innere, organische Funktion vor der äußeren Form, vor der Erscheinung ändere (es ist nur eine Erscheinung), daß sich die Erscheinung als letztes wandeln werde.

Dies scheint mir das Erbteil uranfänglicher Gewohnheiten zu sein – der Gewohnheiten der Materie. Diese Materie entstand aus totaler Unbewußtheit, und durch alle Zeitalter und alle Seinsweisen wendet sie sich dem totalen Bewußtsein zu – das geht vom einen Extrem zum anderen. Und die Gewohnheit statischer Unbewegtheit führt zu diesem Bedürfnis nach Trance. Sie sollte nicht nötig sein. Nur... (wie soll ich sagen?), wie die Dinge stehen, hängt es logischerweise von einem Gleichgewicht zwischen der Aufnahmebereitschaft des Körpers und seiner äußeren Aktivität ab: offensichtlich ist er sehr viel aufnahmefähiger, wenn er reglos ist, denn seine Energien richten sich auf die Transformation.

Noch etwas könnte den Verlauf der Umstände ändern: und zwar wird das Vital immer aufnahmefähiger und arbeitet immer mehr mit. Dieser ganze vitale Bereich, der früher ein Bereich des Aufruhrs und der entschiedenen Opposition gegen die göttliche Transformation war, arbeitet immer mehr mit. Dieser vitale Bereich ist der Bereich der Bewegung, der Aktion, der angewandten Energie, und seine bewußte Mitwirkung ermöglicht andere Methoden der Transformation (eben diese habe ich in diesen Tagen studiert). Doch es gibt noch eine ganze Welt von Dingen zu lernen.

Man muß nicht nur immer aufmerksamer werden, sondern auch aufnahmebereiter, mit einer Präzision im Detail, so daß man in jeder Sekunde weiß, was zu tun ist, wie es zu tun ist (nicht äußerlich: innerlich). Die Zellen müssen lernen, in jeder Sekunde die erforderliche Haltung einzunehmen, damit alles reibungslos abläuft, der Bewegung des höchsten Bewußtseins folgend.

Das Bedürfnis nach Unbewegtheit und unbewegter Ruhe muß durch die Macht der inneren Konzentration und des inneren Friedens ersetzt werden – ein Friede, der völlig unabhängig vom Handeln ist, der selbst bei den hektischsten Tätigkeiten unverändert fortdauert.

Und dort siehst du das Eingreifen des Vitals?

Ja.

Ich frage mich oft, was für uns die bestmögliche Haltung ist. Ist das Beste einfach ein nach oben hin offener Zustand des Schweigens, ein weites Schweigen, oder eher...

Ich glaube, das ist es.

Aber was ist die Alternative?

Oder ist eine besondere Konzentration beim Handeln nötig?

Nein, denn gerade bei der Transformation darf das Mental nicht intervenieren: das Mental bringt alles durcheinander.

Ich sehe wohl, wozu es dienen wird – warum es das Mental gab, weshalb es existiert, wozu es dienen wird –, aber das kommt später.

Das Mental wird ganz natürlich und ohne Anstrengung transformiert werden, nicht so wie beim Körper. Aber im Augenblick kann es noch nicht von Nutzen sein. Es kann nur durch die Aspiration dienen (offene Bewegung nach oben), eine ständige Aspiration – die Beständigkeit der Aspiration und der Aufnahmefähigkeit, um die Kräfte und das Licht hindurchzulassen.

Also gut. Wir sehen uns dann Samstag wieder.

Ich werde dir den Text dieser "Anweisungen" mitbringen.

Ja. Es eilt nicht – ich glaube nicht. Um sicherzugehen, sollte er bereitgehalten werden, aber... Der höchste Teil des Bewußtseins ist entschieden gegen die Notwendigkeit der Trance. Und wenn der untere Teil rechtzeitig genug aufnahmebereit werden kann, wird sie nicht erforderlich, oder zumindest wird diese Notwendigkeit dann sehr reduziert sein. Du hebst den Text einfach auf, das ist alles, halte ihn bereit 3 . (Mutter lacht).

 

1 Siehe Agenda Bd. 3, 20. November 1962, S. 409.

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2 Mutters physische Erscheinung.

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3 Diese "Anweisungen" wurden einige Tage später verteilt.

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