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Mutters

Agenda

achten Band

21. Januar 1967

(Die englische Übersetzung der letzten Gespräche betreffend, die unter dem Titel "A Propos" im Ashram-Bulletin veröffentlicht wurden)

...Vor allem geht ihnen das Gefühl für KRAFT in der Sprache ab.

Was die Dinge so sehr erschwert, ist die Tatsache, daß niemand die Erfahrung dessen hat, wovon ich spreche. Das fehlt wirklich. Man kann nur jene Dinge wirklich verstehen, die man erfahren hat. Wenn man all das mental verstehen will, gelingt es nicht, es ist nicht möglich; eine tieferreichende Art des Fühlens geht verloren.

Ich habe diesen Text A und Pavitra vorgelesen (man kann keine wohlgesonneren und mehr um Verständnis bemühte Menschen finden), trotzdem war die ganze Feinheit verschwunden! – Sie haben nicht verstanden. Sie versuchten es (sie "verstanden" intellektuell, sie waren sehr interessiert), aber ich weiß es, ich sah ihren Bewußtseinszustand: Etwas war völlig verschlossen, weil es in ihnen nichts Entsprechendes gibt.

Was tun?... Die Vorstellung, wirklich verstanden zu werden, habe ich schon vor langer Zeit aufgegeben – erst in einigen hundert Jahren wird man vielleicht verstehen.

Das macht nichts.

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(Dann zeigt Mutter zwei Notizen über Auroville.)

Endlich ein Ort, wo man nur noch an die Zukunft zu denken braucht.

Auroville macht gute Fortschritte und nimmt immer mehr Wirklichkeit an; aber seine Realisation schreitet nicht auf die gewöhnliche menschliche Weise voran und ist für das innere Bewußtsein deutlicher sichtbar als für die äußere Sicht.

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Später

Etwas noch nicht ganz Begreifliches geschieht.

Der Körper hatte die Angewohnheit, seine Funktionen automatisch auszuführen, als seien sie etwas Natürliches, das heißt, die Frage ihrer Wichtigkeit oder Nützlichkeit stellte sich für ihn nicht: er hatte zum Beispiel nicht diese mentale oder vitale Anschauung der Dinge, was "wichtig" oder "interessant" ist und was nicht. Das gab es einfach nicht. Jetzt, wo die Zellen bewußt werden, nehmen sie gleichsam einen Abstand ein (Mutter macht eine Bewegung des Sichzurückziehens): sie betrachten sich selbst, sie beginnen, sich bei ihrem Handeln zu betrachten, und sie fragen sich häufig: "Wozu dient all das?" Dann eine Aspiration: "Wie sollte es wirklich sein? Was ist unsere Aufgabe, unsere Nützlichkeit, unsere Basis? Ja, wie sollte unsere Basis und unser "Lebensstandard" beschaffen sein?" Um es wieder mental auszudrükken, könnte man sagen: "Wie werden wir sein, wenn wir göttlich sind? Welchen Unterschied wird es geben? Was ist die göttliche Art zu sein?"

Da spricht diese ganze physische Basis, und sie besteht ausschließlich aus Tausenden von kleinen, in sich selbst absolut belanglosen Dingen, die nur in ihrer Ganzheit, ihrer Totalität, eine Daseinsberechtigung haben im Sinne einer Grundlage für ein anderes Handeln. Und dann wieder dasselbe: eine Art Aufnahmefähigkeit, ein stilles Sich-Öffnen, um sich durchdringen zu lassen, und eine sehr subtile Wahrnehmung einer Seinsweise, die leuchtend und harmonisch sein wird.

Diese Seinsweise ist noch sehr unbestimmt, aber dieses Forschen beinhaltet eine ständige Wahrnehmung (die als Vision zum Ausdruck kommt) eines vielfarbigen Lichtes – alle Farben, nicht in Schichten, sondern wie eine Ansammlung von Punkten in allen Farben (Bewegung des Tüpfelns). Vor zwei Jahren (etwas mehr, ich erinnere mich nicht genau), als ich die Tantriker traf und mit ihnen in Beziehung stand, begann ich dieses Licht zu sehen, und ich dachte, es sei das "tantrische Licht", die tantrische Art, die materielle Welt zu sehen. Aber jetzt sehe ich es ständig, mit allem verbunden, und es scheint das zu sein, was man "die Wahrnehmung der wirklichen Materie" nennen könnte. Alle nur möglichen Farbkombinationen, ohne vermischt zu sein (gleiche Geste des Tüpfelns), durch leuchtende Punkte miteinander verbunden. Als ob absolut alles daraus aufgebaut wäre. Es scheint die wahre Seinsweise zu sein – ich bin mir noch nicht sicher, aber auf jeden Fall ist es eine viel bewußtere Seinsweise.

Ich sehe das die ganze Zeit: mit offenen Augen, mit geschlossenen Augen, andauernd. Das gibt dem Körper eine seltsame Wahrnehmung sowohl von Subtilität, von Durchdringung, wenn man so sagen kann, von einer Geschmeidigkeit der Form und, nicht genau von einer völligen Beseitigung, aber doch einer beachtlichen Verminderung der Starrheit der Formen (Beseitigung der Starrheit, aber nicht der Formen: eine Anpassungsfähigkeit in den Formen). Als der Körper dies die ersten Male im einen oder anderen Teil selber fühlte, bekam er den Eindruck... er ist ein wenig verloren, mit dem Eindruck von etwas, das sich ihm entzieht. Aber wenn man sich ganz ruhig verhält und ruhig abwartet, weicht es einfach einer Art Plastizität, Fluidität, die eine neue Seinsweise der Zellen zu sein scheint.

Wahrscheinlich soll das materiell das physische Ego ersetzen; das heißt, die Starrheit der Form scheint dieser neuen Seinsweise weichen zu wollen. Der erste Kontakt ist immer sehr... überraschend. Aber Schritt für Schritt gewöhnt sich der Körper daran. Der Augenblick des Übergangs von einer Seinsweise zur anderen ist ein wenig schwierig. Es geschieht sehr allmählich, und dennoch gibt es im Augenblick des Übergangs einige Sekunden, die... zumindest "überraschend" sind.

Alle Gewohnheiten werden auf diese Weise aufgelöst. Für alle Funktionen ist es so: für den Blutkreislauf, für die Verdauung, für die Atmung – alle Funktionen. Im Augenblick des Übergangs ersetzt die eine nicht plötzlich die andere, sondern es herrscht ein fließender Zustand zwischen den beiden, der... schwierig ist. Nur dieser große, völlig reglose, leuchtende, beständige, unerschütterliche Glaube – der Glaube an die reale Existenz des höchsten Herrn, an die ALLEINIGE reale Existenz des Höchsten – bewirkt, daß alles scheinbar auf die gleiche Weise weitergeht.

Es sind wie große Wellen aller alten Bewegungen, der alten Seinsweisen und Gewohnheiten, die zurückgestoßen werden und wiederkommen, die einen zu verschlingen versuchen und wieder zurückgestoßen werden. Ich sehe, wie der Körper und das ganze körperliche Bewußtsein sich jahrelang sicherheitshalber in die alte Seinsweise zurückstürzten, um sich dem zu entziehen; jetzt habe ich erreicht, daß er das nicht mehr tut und stattdessen akzeptiert: "Gut, wenn es die Auflösung bedeutet, dann ist es eben die Auflösung." Er akzeptiert, was geschieht.

Mental... Wenn sich das im physischen Mental abspielt (das war vor vielen Jahren, aber ich beobachtete es), erweckt es in den Leuten den Eindruck, daß sie verrückt werden, und dies macht ihnen Angst (und mit der Angst passieren Unfälle), und sie stürzen sich wieder in den normalen Menschenverstand, um sich dem zu entziehen. Das Entsprechende... nicht das Gleiche, aber es ist das Äquivalent dessen, was sich im Materiellen abspielt: man hat den Eindruck, daß die ganze gewöhnliche Stabilität verschwindet. Nun, lange Zeit – lange Zeit – gab es den Rückzug in die Gewohnheit, worauf man schön ruhig bleiben und wieder von vorn anfangen muß. Jetzt wollen sie das nicht mehr: "Was immer geschieht, wir werden sehen!" Das große Abenteuer.

Wie wird man sein? Wie wird man sein? Wie... Die Zellen sagen: "Wie sollten wir sein? Wie werden wir sein?"

Das ist interessant.

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