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Mutters

Agenda

achten Band

25. Januar 1967

(Nolini liest Mutter seine englische Übersetzung des Gesprächs vom 11. Januar für das Ashram-Bulletin vor. Mutter weist darauf hin, daß sie im Französischen anstelle von "coup" oder "égratinure" das Wort "injure" gebrauchte, weil sie das englische Wort "injury" hörte.)

Sehr häufig höre ich Sri Aurobindo sprechen, und dann sage ich es zwar auf französisch, aber ich verwende das dem Englischen ähnliche Wort, weil ich ihn sprechen höre.

Häufig kommt nur der Gedanke, aber sehr oft sind es sogar die Worte, ich höre die Worte; während ich französisch spreche, neige ich dann dazu, englische Worte zu gebrauchen. Zum Beispiel spricht er immer mit mir, während ich mein Bad nehme, und er sagt mir, was ich schreiben oder sagen soll; beim Verlassen des Badezimmers muß ich jeweils Papier und Bleistift verlangen und es aufschreiben.

Immer, immer ist es so.

Ich erinnere mich, wie ich ihm vor einiger Zeit nachts sagte... ich sehe ihn fast jede Nacht, aber seit einigen Tagen hatte ich ihn nicht mehr gesehen, worauf ich ihn nachts traf... denn er ist zwar immer da (Mutter macht eine umhüllende Bewegung), aber nachts sehe ich ihn objektiv, als ob ich ihn in der subtilphysischen Welt treffen würde. Ich sagte ihm also scherzhaft: I didn't see you for a few days [ich habe dich seit einigen Tagen nicht gesehen]; da nahm er einen sehr ernsten Tonfall an, aber mit seiner ganzen Ironie: Oh, I am very busy these days [oh, ich bin zur Zeit sehr beschäftigt]. Und... (lachend) am folgenden Tag erfuhr ich, daß man gerade einen Film über Sri Aurobindo drehte 1 . Ich dachte, er sei wohl dort gewesen, um ihnen gute Anregungen zu geben. Aber das ganze war so komisch! Mit unerschütterlichem Ernst: Oh, I am very busy [oh, ich bin sehr beschäftigt]. (Mutter lacht)

Auf diese Art kam das Wort "injury".

(Satprem:) Im Text dieser "Anweisungen" [für den Fall einer kataleptischen Trance], verwendest du auch das Wort "injure"; du sagst, daß dein Körper im Zustand der Trance "à l'abri de toute injure" [vor allen Schäden geschützt] gepflegt werden solle. Aber ich beließ das Wort absichtlich, denn man spricht im Französischen in der alten Bedeutung von "injures du temps" [Verletzungen der Zeit]. Willst du das auch in den Anweisungen belassen?

An jenem Tag sagte er mir (er selbst trug mir auf, es zu sagen): The bites of insects, bad contacts, things like that [Insektenbisse, schädliche Kontakte, Dinge dieser Art]. Er sagte: All injuries, poisoning by an insect, etc. [alle Verletzungen, Vergiftung durch Insekten usw.]

(Dann hört sich Mutter die englische Lesung des Gesprächs vom 30. September 1966 für die "Notizen auf dem Weg" an. Es geht darin um das Verschwinden des Skeletts im neuen Wesen und um die Notwendigkeit von Zwischenstufen. Mutter wendet sich an Nolini:)

Glaubst du, die Leute werden etwas davon verstehen?... nicht viel?

(Nolini:) Manche werden verstehen.

Manche!... wenige.

Für mich liegt das schon weit zurück. Als du die Übersetzung lasest, hatte ich komischerweise den Eindruck von etwas, das mich in einen Zustand zurückversetzt, der nicht mehr der meine ist.

Die Dinge geschehen schnell, schnell, schnell.

Ich bin noch mitten in der Erfahrung, daher ist es schwer zu beschreiben... Aber es ist ein völlig neuer Zustand. Nach einiger Zeit werde ich sagen können... (Mutter verharrt lange schweigend) was genau mit der Unwirklichkeit dieser scheinbaren Materie gemeint ist.

Ich stecke mitten in der Erfahrung und kann es noch nicht beschreiben. Es braucht Zeit.

In diesem Gespräch (über das Verschwinden der Knochenstruktur) habe ich den Eindruck, als hätte ich den einen Fuß noch hier und den anderen dort.

*
*   *

(Nachdem Nolini gegangen ist)

Was gibt's Neues?

Und bei dir?

Weißt du, ich habe den Eindruck, den genauen Eindruck (das ist eine Umschreibung), kurz davor zu stehen, einen Schlüssel zu erhaschen – einen Schlüssel oder einen "Kniff"... ein Vorgehen (ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll: das sind alles Verallgemeinerungen), jedenfalls etwas, das in einer einzigen Sekunde eine schreckliche Katastrophe verursachen könnte, falls man es besitzt, ohne vollkommen auf der wahren Seite zu stehen. Deshalb muß die integrale Vorbereitung des Bewußtseins gleichzeitig mit der Wahrnehmung der Macht einhergehen. Die Unterschiede sind so fein, daß es dem Verständnis (ich spreche nicht einmal vom gewöhnlichen Verständnis, sondern von einem völlig spiritualisierten und vorbereiteten Bewußtseinszustand, der immer noch nicht DAS Bewußtsein ist) erscheint, als ob eine winzig kleine, fast unmerkliche Bewegung eine Katastrophe auslösen könnte.

Welche Katastrophe? Ich weiß es nicht... Wie eine Auflösung der Welt 2 .

Wir sind hier (Geste eines sehr schmalen Grats) wie auf einer unsichtbaren Grenzlinie mit einer außergewöhnlichen, gewaltigen Macht, die einen sowohl erkennen läßt wie auch davon abhält zu erkennen, mit den winzigsten Feinheiten in der Bewegung, damit nichts zu früh geschieht, das heißt, bevor alles bereit ist.

(langes Schweigen)

Es läuft darauf hinaus zu sagen, daß Krankheiten (vom Krankwerden bis zum Sterben) nur eine Unfähigkeit sind, die nötige Spannung auszuhalten, um von einem Zustand in den anderen überzugehen, ohne in den Abgrund, in die Erschlaffung der Unbewußtheit zurückzufallen. Krankheiten sind immer ein Rückfall in die Unbewußtheit, aus Unfähigkeit, die Bewegung der Transformation aufrechtzuerhalten. Der Tod ist dasselbe – nur etwas totaler.

 

1 In Bengalen, ein Film über das "politische Leben" Sri Aurobindos.

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2 Handelt es sich um die Auflösung des "Netzes"?

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