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Mutters

Agenda

achten Band

19. Juli 1967

(Nach dem letzten Gespräch über das Psychische)

Gerade in den letzten Tagen hatte ich eine Reihe von Erfahrungen zu diesem Thema, sehr interessante Erfahrungen... Bei derselben Person (die ich fast jeden Tag oder jedenfalls sehr häufig sehe) hängt der Eindruck, den der Kontakt mit ihr macht (der mehr oder weniger bestehenbleibt), von der Gegenwart des Psychischen ab. Bei derselben Person, bei denselben Beziehungen gibt es Augenblicke, wo es voll wird; man hat den Eindruck einer Sache, die voll ist... nicht direkt "lebendig", aber (ich kann nicht sagen "solide", denn es hat nichts Hartes an sich), aber voll, dicht, und andere Momente, wo es dünn, flüchtig und neutral ist. Ich konnte feststellen, daß es bei denselben Personen, in den gleichen Umständen Augenblicke gibt, wo man den Eindruck eines Kontaktes hat, der... mehr als lebendig ist (das Wort lebendig reicht nicht aus), der voll DA ist, ein existierender Kontakt, dauerhaft (aber nicht "dauerhaft" in der Zeit: dauerhaft seiner Natur gemäß), und in anderen Momenten ist es bei genau denselben Leuten (oft in denselben Umständen) dünn, flach, trocken und oberflächlich – es kann sehr aktiv sein und einen sehr lebendigen Anschein haben, aber ohne Tiefe... Und ich sah, daß es davon abhängt, ob das Psychische teilhat oder nicht.

Jetzt bin ich an einem Punkt angelangt, wo ich in jeder Minute fühlen kann (fühlen: nicht psychisch wahrnehmen, sondern materiell fühlen), ob das Psychische anwesend ist oder nicht. Das ist sehr interessant. Das geschah in diesen Tagen.

Das macht den ganzen Unterschied aus, insofern als... Sieh, es ist wie der Unterschied zwischen einem Bild, einer Darstellung oder einem Bericht und der Sache selbst – zwischen dem Bild und der Sache selbst, zwischen einem Bericht und der Sache selbst. Bei dem einen ist es DA, bei einem andern mag es zwar leben, aber es ist oberflächlich und... flüchtig. Und wie ich neulich sagte, hängt es überhaupt nicht von der Wichtigkeit der Tätigkeit (Wichtigkeit nach mentaler Auffassung natürlich) oder der Gewichtigkeit der Umstände ab, nichts dergleichen: das Psychische ist da oder eben nicht. Voilà.

Es läuft darauf hinaus, daß die ZELLEN SELBST den Unterschied fühlen und wahrnehmen.

Ich erinnere mich nicht mehr, denn ich merke mir diese Dinge nicht mental, aber ich hatte eine Erfahrung mit jemandem, den ich sehr häufig sehe (vielleicht jeden Tag, ich weiß nicht mehr, wer es ist). An einem Tag herrschte während einer gewissen Zeit der Eindruck einer realen, vollen Beziehung und... man könnte es "angenehm" nennen, mit dem Gefühl einer Sicherheit, ein anderes Mal ist dieselbe Person unter den gleichen Umständen plötzlich wie ein Schatten ihrer selbst: hohl (sehr lebendig, mental sehr tätig), aber hohl und trocken, indifferent – sozusagen nicht existent.

Dies gab mir den Schlüssel zum ganzen Problem.

Im Grunde könnte man sagen, es ist der Unterschied zwischen demselben Leben, derselben Existenz, derselben Organisation – demselben irdischen Leben –, und im einen Fall ist die Gegenwart des Göttlichen spürbar, im andern Fall ist sie nicht manifest. So ist es im Hinblick auf die gesamte Erde.

*
*   *

Etwas später

Was WILLST du?

(Schweigen)

Ich weiß sehr wohl, was ich will.

(Mutter tritt in eine lange Konzentration ein,
die etwa eine halbe Stunde dauert)

Nichts zu sagen?

Man müßte sich immer erinnern.

Sich erinnern... Hast du nichts Besonderes empfunden?

Doch.

Was?

Ich tat etwas – nichts Besonderes, denn ich tue das normalerweise immer –, aber sozusagen vollständiger als gewöhnlich. Ich möchte wissen, ob du etwas gefühlt hast?

Ich weiß nicht... Es erschien mir dermaßen DAS.

Ja.

Neulich erzählte ich dir von dem, was ich "die Übertragung" nenne. Seit zwei Tagen (seit mehreren Tagen, aber besonders gestern und heute) vollzieht sich eine Arbeit, um es beständig werden zu lassen, d.h. um nichts anderes als Das zuzulassen.

Es zeigt sich jetzt eine materielle Macht der AUSBREITUNG, der Erweiterung des Wirkungsbereichs auf die unmittelbare Umgebung (umfassende Geste). Anstatt die Kraft so hineinzugeben (Geste von oben nach unten), wie ich es immer tue, war es heute, als ob ich deinen Körper mit der gleichen Bewegung der Zellen mitumfaßte.

Es war recht erfolgreich, und ich wüßte gerne, ob du einen Unterschied gefühlt hast.

Noch nie hatte ich so sehr den Eindruck, daß es dermaßen Das ist und dermaßen... HIER.

Ja, das ist es.

Nachts tue ich das für dich; nur ist es subtiler als in deiner physischen Gegenwart.

(Schweigen)

Es ist etwas im Gange.

Es tut sich etwas in dem Sinne, daß es immer beständiger wird.

Es ist das Wirken einer völlig bewußten, immer beständigeren Aspiration, und dann die Reaktion als unmittelbares Resultat dieser Aspiration... Aber es ist noch ein völlig neuer Bereich – neu unter diesem totalen, integralen Aspekt. Vorher war alles, was im Körper vorging (ich spreche nicht von diesem hier, sondern in allgemeiner Form), die Widerspiegelung und die Auswirkung der "Sache", während es hier die Sache selbst ist. Aber die tausendjährige Gewohnheit, anders zu sein, ist so stark vorhanden, daß der Eindruck entsteht... Es ist wie... (der Vergleich ist zwar schlecht), als ob man an einem Gummiband zöge: solange es angespannt ist (Geste der Anstrengung, die Materie zu dehnen), bleibt die Wirkung bestehen; aber wenn die Spannung auch nur für eine Sekunde nachläßt (Geste eines plötzlichen Abflachens), fällt es aus Gewohnheit zurück... Das führt gezwungenermaßen zu einer ständigen Anspannung. Aber es wird nicht immer so sein. Es ist der Übergang von einer Gewohnheit zur anderen. Wenn die andere Bewegung geläufig geworden ist, wird es natürlich sein, und es wird keine Notwendigkeit mehr für diese ständige Spannung bestehen.

Wir werden sehen, wie lange das dauern wird.

Zum ersten Mal mit dir habe ich (denn das Ergebnis war auch während des Morgens ziemlich konkret und konstant) versucht, dich mitzuumfassen. Es ist weit davon entfernt, das zu sein, was es sein sollte, aber es führte zu einem Resultat. Es ist bei weitem noch nicht "Das", aber...

(Schweigen)

Dieser außerordentliche Eindruck der Unwirklichkeit des Leidens, der Unwirklichkeit der Krankheiten, der Unwirklichkeit... ganz seltsam. Da ist diese tausendjährige Gewohnheit, die das ständig zu leugnen sucht und behauptet, daß diese Wirkung, in der man sich befindet, eine Unwirklichkeit sei. Aber es ist da. Denn es gibt keine mentale Aktion, kein Denken, nichts dergleichen: es ist alles in den Schwingungen... Manche Augenblicke sind von einer unaussprechlichen Herrlichkeit, aber sie sind flüchtig. Und das andere ist da: es umkreist einen, es drückt, es...

Wenn man erreicht, daß das materielle Mental in keiner Weise mehr aktiv ist, wird es relativ leichter, aber wenn das Mental auf einen einstürmt, dann... ja, dann muß man fast Gewalt anwenden, um es zurückzustoßen und zum Schweigen zu bringen.

Wenn man noch nicht den Zustand erreicht hat, wo das Mental so sein kann (ruhige Geste), absolut unbewegt... Wenn nichts als das Bewußtsein existiert, dann geht es. Vorher scheint es unmöglich, eine unmögliche Arbeit. Aber wenn das Mental durch das Bewußtsein ersetzt wird, dann wird es...

Wir haben zu nichts mehr Zeit. Wir werden an einem anderen Tag arbeiten!

(Mutter lacht)

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