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Mutters

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achten Band

21. Oktober 1967

Gestern nachmittag hatte ich eine Erfahrung im Zusammenhang mit einer Frau, die seit fünfundsechzig Tagen im Koma liegt. Nach fünfzig oder fünfundfünfzig Tagen (die ganze Familie war dabei, nur der Sohn war wieder zur Arbeit gegangen), nach fünfundfünfzig Tagen fing sie plötzlich an, nach dem abwesenden Sohn zu rufen. Sie schrie laut! (Lachend) Ich glaube, sie bekamen alle Angst... Dann die üblichen dummen Phrasen: "Sie war bewußtlos." Ich sage: "Mein Gott! Warum sagt ihr, sie sei bewußtlos, ihr wißt nichts!... Sie kann sich nicht ausdrücken, aber sie ist nicht bewußtlos." Sie ist völlig bewußt, allein ihre Ausdrucksmittel sind beeinträchtigt, sie kann sich ihrer nicht mehr bedienen. Ich hielt eine lange Rede darüber, aber niemand war da, um sie aufzuzeichnen, und ich kann die gleiche Sache nie zweimal sagen. Es kam deutlich (Sri Aurobindo war da) und mit dem absolut klaren Bild, was genau der Tod ist... Ich kann es nicht mehr wiederholen.

Um die Wahrheit zu sagen, um es praktisch auszudrücken... aber es ist nicht mehr das: Die Leute nennen es "Tod", wenn das Kommunikationsmittel, das Verbindungsmittel mit dem Milieu und das Ausdrucksmittel so weit zerstört ist, daß es nicht mehr von Nutzen ist. Da gibt es dann einen Punkt, wo das Bewußtsein... es aufgibt. Wahrscheinlich aus allen möglichen Gründen (in jedem Fall sind die Gründe verschieden), aber das Bewußtsein gibt es auf, weil es nicht mehr von Nutzen sein kann.

Gestern war es sehr klar; jetzt ist es nichts mehr. Ich erlebte es wirklich – so klar, so konkret, so offensichtlich: "Aber die Menschen wissen nichts-nichts-nichts!..." Jetzt klingt es nur noch wie eine Platitüde.

(Schweigen)

Die Vision war so deutlich... nicht Vision: das Erleben, die Erfahrung war so deutlich, daß sie in sich selbst den Daseinsgrund der Schöpfung enthielt. Man sah die Arbeit des Bewußtseins, das Unbewußte zu durchdringen und es allmählich zu befähigen, das Bewußtsein zu manifestieren (Geste einer aus der Erde dringenden Blume), mit wachsenden Komplikationen, aber die Komplikationen sind das Ergebnis der Unfähigkeit des Unbewußten – der unbewußten Materie –, die in der Hoffnung, die höchste Möglichkeit wiederherzustellen, immer wieder neue Mechanismen oder Methoden erfand. Durch alle diese Komplikationen und in dem Maße, wie die Substanz mehr und mehr von Bewußtsein durchdrungen wird, erübrigt sich die Notwendigkeit der "Methoden" allmählich, und man wird zu einer höheren Einfachheit zurückkehren können.

Aber all das, gelebt, gesehen – so deutlich!

(Schweigen)

Und jedes "Leben", wie die Menschen es nennen – nämlich der Gebrauch eines Teils der in einem sogenannten Körper organisierten Materie –, dient zur größtmöglichen Manifestation des Bewußtseins (Aufnahme und Manifestation).

Natürlich ist dies nur deshalb möglich, weil selbst auf dem Grund des Unbewußten ein Bewußtsein vorhanden ist; aber das ist Philosophie. Gestern kam die völlig konkrete, materielle Erfahrung von alldem.

Die Individualisierung ist ein Teil des Vorgangs, eine Notwendigkeit des Vorgangs, denn sie erlaubt eine genauere und direktere Aktion.

Wenn die Materie plastisch genug geworden ist, um sich durch die Aktion des Bewußtseins zu transformieren – eine BESTÄNDIGE Transformation –, dann erübrigt sich diese Notwendigkeit, etwas aufzugeben, das zu nichts mehr nutze ist oder das nur noch unter unmöglichen Bedingungen fortbesteht. Auf diese Weise ließe sich für die Notwendigkeit der Transformation zumindest ein beliebig langes Fortbestehen erreichen, das beliebige Fortdauern einer Form, die vergänglich war.

Gestern hatte ich das Gefühl, daß der Tod jetzt nur noch eine alte Gewohnheit und keine Notwendigkeit mehr ist. Er besteht nur... Zunächst weil der Körper immer noch so unbewußt ist, um eine vollkommene Ruhe... (wie soll ich sagen?) nicht zu "begehren", denn das ist nicht das Wort, aber das Bedürfnis danach zu empfinden, das heißt, die Trägheit. Wenn das einmal beseitigt ist, gibt es keine Störung, die nicht behoben werden könnte – der Bereich der Unfälle wurde nicht untersucht, aber im normalen Verlauf der Dinge –, auf jeden Fall keine Abnutzung, keine Verschlechterung, keine Unstimmigkeit, die nicht durch die Aktion des Bewußtseins wieder behoben werden könnten.

Nur dieser Rest (der beträchtlich ist), dieser Rest an Unbewußtheit verlangt nach Ruhe (Geste der Auflösung). Was er Ruhe nennt, ist ein Zustand der Trägheit. Das heißt ein Zurückweisen der Manifestation des Bewußtseins. Nicht mehr als das.

Dann diese GEWALTIGE kollektive Suggestion... die lastet. Das Altern... Altern, Abnutzung und Tod – "Tod", jedenfalls das, was man Tod nennt, der kein Tod ist: "Tod", was soll das bedeuten? Auslöschung gibt es nicht, nichts wird ausgelöscht, aber schließlich die Preisgabe der Form, weil die Form sich weigert, sich zu transformieren (so ungefähr ist das). Sie ist nicht aufnahmebereit, sie akzeptiert, mehr und mehr abgenutzt zu werden durch den gewaltigen Druck der allgemeinen Suggestion – die jahrtausendealte Gewohnheit: "Es war schon immer so." Das große Argument. Das übrigens nicht stimmt.

Im Körper herrscht eine solche Dummheit. In jedem Augenblick (es sind Sekunden oder Minuten), aber in jedem Augenblick ist es die Wahl zwischen der Fortsetzung der alten Gewohnheit oder dem Fortschritt zum Bewußtsein. Immer ist es so. Und durch... (wie soll man sagen?) Willenlosigkeit (was ist es?... kein böser Wille, denn es ist dumm; es ist eher Dummheit als ein böser Wille) besteht eine spontane Tendenz, die Verschlechterung zu wählen, anstatt eine Anstrengung für den Fortschritt zu unternehmen. Nur wenn ein etwas erwecktes Bewußtsein vorhanden ist, um zu sagen: "Aber du bist doch idiotisch! Du hast viel größere Schwierigkeiten durchgemacht als die kleine Schwierigkeit, eine Anstrengung zum Fortschritt zu machen", dann hat es Gewicht – nicht immer.

Es gibt ein passives Wissen (der Körper weiß ja – es ist also bloß eine Willenlosigkeit), aber wenn er weiß und eine Anstrengung unternimmt, drückt es sich immer durch Lichter aus, ja, wie Schwingungswellen, und die Lichter des Fortschritts haben alle Farben, sie schillern in allen Farben: ein Licht, das aus allen schillernden Farben besteht. Das sind jene, die eine kleine sofortige Anstrengung wählen und die Laschheit verwerfen... Aber dabei handelt es sich um keine wichtigen Ereignisse: es geschieht in jedem Augenblick, für jedes Ding, immer, immer, immer – für alles.

Es muß eine Phase sein. Ich kenne ihre Dauer nicht, aber es muß eine Phase sein, denn es ist offensichtlich ein Übergangszustand. Bei dieser inneren Aspiration, oh, ich sah die Zellen, die etwa folgendes sagten: "Ach, wird es denn nie eine Möglichkeit geben, ohne Anstrengung Du zu sein?" Und dann kommt eine so wunderbare Antwort! Während einiger Sekunden ist es... (glückselige Geste), dann setzt die alte Routine wieder ein.

Die große Schwierigkeit ist die mentale Beobachtung: das Mental, das beobachtet (ein unpersönliches Mental: ein Mental, das beobachtet), das erschwert die Dinge sehr. Kann man das Mental beschäftigen, ist es leichter. Denn das Mental ist äußerst hart, trocken, festgelegt, uff! logisch, vernünftig, schrecklich. Selbst wenn ich es beschönigend ausdrücke, sind die umgebenden Schwingungen (besonders jetzt in unserer Zeit) voller Zweifel – gemein – und störrisch! Sie behandeln all dies als phantastische Einbildung.

Dem kann man nur entgegnen: Ich möchte mich lieber so täuschen als du auf deine Weise.

(Schweigen)

Im psychologischen Aufbau stecken all die alten Dinge des menschlichen Atavismus: vernünftig sein, vorsichtig sein, scharfsichtig sein... alle Vorkehrungen treffen, vorausschauend sein, oh! All dies ist der Stoff des gewöhnlichen menschlichen Gleichgewichts. Abscheulich. Die ganze Mentalisierung der Zellen ist voll davon, und nicht nur aufgrund der eigenen Seinsweise, der eigenen Erfahrung, sondern mit jener der Eltern und der Großeltern und der Umgebung und der... ach!

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