SITE OF SRI AUROBINDO'S & MOTHER'S  YOGA
      
Home Page | 09 Bande

Mutters

Agenda

neunten Band

18. Juni 1968

(Über einen unveröffentlichten Brief von Sri Aurobindo)

K fragte mich, ob dies richtig ist:

(Frage:) Etwas ist merkwürdig. Wenn man Europäer berührt, spürt man keine sexuellen Schwingungen, während man Asiaten kaum berühren kann, ohne solche Schwingungen sofort oder später in der Erinnerung zu spüren. Heißt das, daß die Europäer reiner sind als die Asiaten?

(Sri Aurobindo:) "Nein, sie sind nicht reiner, aber sie leben mehr im Mental und weniger im Vital ..."

Nun, heute stimmt das nicht mehr! Seit dem Krieg hat sich alles verändert.

"... Deshalb ist Sex für die meisten von ihnen weniger leidenschaftlich und vorrangig als für die meisten Inder. Das gilt zumindest für die Engländer und Amerikaner, weniger vielleicht für die Südländer. Es ist jedoch eine Tatsache, daß man Europäern leichter auf rein mentale Weise begegnen kann. Vivekananda bemerkte das in bezug auf amerikanische Frauen und schreibt darüber in einem seiner Briefe."

Seit dem Krieg ist das anders.

Ja, ganz im Gegenteil, ich habe den Eindruck, daß es jetzt bei den Europäern einen viel größeren Platz einnimmt als bei den Indern.

Ich auch.

Sogar als ich noch im Westen lebte, hatte ich den Eindruck, daß sich alles darum drehte. Man konnte sich nicht begegnen, ohne...

Vielleicht ist das bei den Engländern anders, ich weiß nicht – die Engländer sind mir immer hölzern vorgekommen.

*
*   *

Etwas später

Sind wir mit dem Bulletin fertig?... Es sind noch die Texte von Sri Aurobindo zu übersetzen.

Möchtest du, daß ich es bei mir zu Hause mache?

Ich fürchte, daß ich faul bin, weißt du! Aber du hast schon so viel zu tun.

Aber nein, Mutter! Ich bin für die Arbeit da.

Natürlich würde das schneller gehen.

Ich werde immer fauler!

Aber nein! Du hast Wichtigeres zu tun.

Ich habe den Eindruck einer sehr stetigen Arbeit. Auch die Nächte sind sehr aktiv.

Ich werde faul...

Aber bitte!

Es ist merkwürdig, das zwingt sich mir geradezu auf: ich folge einer Bewegung, und dann... gehe ich in Trance über. Und dies geschieht egal wann: Mitten während des Essens kommt z.B. etwas, also folge ich der Bewegung, bleibe darin versunken; und dann sehe ich, daß alle Leute auf mich warten. (Mutter lacht)

Das geht so seit einigen Monaten.

Ach ja?

Ja, das ist mir aufgefallen. Man hat den Eindruck, du seiest viel... verinnerlichter.

Verinnerlicht, ja.

Das stimmt, ich höre mich reden, verstehst du... Das Bewußtsein ist tiefer gedrungen. Ich höre mich sprechen. Manchmal erkenne ich sogar die Stimme nicht wieder, solche Sachen.

Ja, zuweilen hatte ich sogar den Eindruck... Ich sagte mir: Mutter entfernt sich. Eine Distanzierung.

Nein...

Ich bin INNEN, viel tiefer innen als früher – nicht hier drinnen (in Mutter) sondern in allen Dingen... Sehr empfindlich gegenüber allen Regungen der Mitmenschen: den inneren Regungen.

Zum Beispiel die Zeit... die Zeit vergeht mit blitzartiger Geschwindigkeit. Die Nächte, die Tage, die Wochen überstürzen sich in rasender Geschwindigkeit. Wenn der Sonntag kommt, habe ich den Eindruck, der letzte Sonntag war erst gestern. Alles geht ungeheuer schnell.

(langes Schweigen)

Ja, ich verstehe, was du sagen willst: die Beziehung mit den äußeren Dingen ist nicht mehr dieselbe.

Wir werden sehen! (Mutter lacht)

Reagiert die menschliche Materie denn ein wenig? Folgt sie überhaupt?

Das kann ich nicht sagen. Ich kann jedoch feststellen, daß die Einwirkung auf die menschliche Materie sehr viel größer ist als vorher – die Wirkung. Zum Beispiel die Möglichkeit, einen Schmerz aufzulösen, eine Schwingung zu ändern, all dies hat sich sehr gesteigert. Die Ergebnisse sind mitunter sehr interessant.

Vor kurzem (gestern, glaube ich) kam mir plötzlich folgende Erinnerung... Jetzt weiß ich, warum die Dinge so kommen: es geschieht immer dann, wenn jemand ruft oder eine bestimmte Arbeit zu tun ist; und aus irgendeinem Grund kam mir eine alte Geschichte über Christus in den Sinn, an old saying [eine alte Parabel]: Christus war dabei, die Kranken zu heilen, ja, selbst einen Toten erweckte er wieder usw., schließlich brachte man ihm einen Schwachsinnigen, und man bat ihn, ihm Intelligenz einzuflößen... Und der Geschichte nach nahm er Reißaus. (Mutter lacht) Später fragte man ihn: "Warum sind Sie geflüchtet?" – "Das ist das einzige, was ich nicht tun kann."...

Warum kam mir das (denn es kommt ganz plötzlich)? Ich schaute mir die Sache an, und plötzlich sagte ich mir: "Aber nein! Warum ist er denn geflohen? Er hätte nur das tun müssen (Mutter dreht ihre Hand ein wenig, wie um etwas zu formen), und der Mann wäre intelligent geworden."

Wenn ich mich so verinnerliche, ist es immer... als formte ich Schwingungen. Und in diesem Augenblick war es wirklich klar: "Aber nein! Er hätte nur das tun müssen... (gleiche Geste mit der Hand), und er hätte das Licht empfangen und wäre intelligent geworden ..." Wenn ich nach innen gehe, geschieht dies immer, um an Schwingungen zu arbeiten. Später (am darauffolgenden Tag oder noch während desselben Tages) erfahre ich dann, daß jemandem etwas zustieß, daß er mich rief und mich um diese bestimmte Sache bat. Es ist immer ein Ruf. Und dies kommt als Antwort.

Da das Mental aber sehr ruhig ist, "weiß" ich es nicht in mentaler Form; es hat vielmehr eine sehr... sehr einfache Form, sehr objektiv (Geste, als sähe Mutter ein Bild): plötzlich kam das Bild von Christus, der Reißaus nahm, weil man ihm einen Schwachsinnigen brachte, und sofort: "Aber nein!" Und die nötige Bewegung, um die Schwingungen in ihr Gegenteil zu verkehren (die gleiche Geste wie zuvor), das Licht zu empfangen und intelligent zu werden – auf diese Weise.

Im Grunde verbringe ich meine Zeit mit solchen Dingen. Ich notiere sie nicht, denn es wäre zu viel.

Jemandem geschieht etwas (meistens weiß ich, um wen es sich handelt, aber mitunter auch nicht), etwas ist verdreht; also arbeitet man daran, man rückt es zurecht, man bringt das Licht zurück, die richtige Schwingung, und später... während des Tages oder am darauffolgenden Tag erhalte ich eine Nachricht: "Mir ging es sehr schlecht" oder "Ich habe Sie gerufen".

So geht das.

Das ist jedoch frei von jeglichem mentalen Gehalt – dort ist nichts: es ist sehr ruhig.

Voilà! (Mutter lacht)

So wirst du noch etwas arbeiten.

Aber das ist nichts, Mutter.

in French

in English