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Mutters

Agenda

neunten Band

28. September 1968

Geht es dir besser?

Ich bin sehr verärgert. Ich leide an einer ständigen Ermattung des Gehirns, gepaart mit Kopfschmerzen und Augenschmerzen, alles erscheint wie verschleiert.

Ach, mein Kind, das sind diese Biester... Ich hatte dasselbe während meiner sogenannten Krankheit: ich steckte wie in einer Haube aus grauer Watte. Und es ist noch nicht weg, es besteht immer noch auf Distanz. Es drückt von überallher.

Das ist ärgerlich.

Ja, Mutter, es stört meine Arbeit beträchtlich. Schon eine gewöhnliche Arbeit zu verrichten, ermüdet mich, aber sobald ich schreiben oder etwas Kreatives tun möchte, stellt sich sofort eine Blockade ein, es wird schmerzhaft, ich bekomme Augenschmerzen und kann nicht mehr arbeiten.

Und du ißt gut?

Oh, ja, sehr gut... Ich stelle oft fest, daß es nachts zunimmt.

Ja.

Anstatt mich nachts auszuruhen, habe ich den Eindruck, daß es in dem Moment kommt.

Ja, nachts ist es am stärksten.

Für mich war es eine Zeitlang sogar sichtbar.

Und selbst jetzt noch macht etwas so (Geste eines Drucks rings um den Kopf). Wenn ich mich dann in einem bestimmen inneren Zustand befinde, gelingt es mir, das zurückzuweisen; wenn ich aber nur eine Minute lang nicht auf der Hut bin... Das heißt, es handelt sich um eine konstante Formation.

Etwas, das Druck ausübt.

Ja, hier (Geste um den Kopf herum). Und mitunter löscht es alles andere aus, alles: die Gedanken, die Erinnerung, all das. Und erst heute morgen noch verwandelte es wieder alle inneren Regungen (die Regungen der Nerven, der Muskeln, all das) in Töne – Laute und Worte – und mit einer Bösartigkeit, du machst dir keinen Begriff davon! Sichtlich ein Wille, der einen buchstäblich verrückt machen will. Schrecklich, wirklich schrecklich. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Natürlich genügt es, das zurückzuweisen, es zwingt einen jedoch zu einer andauernden Konzentration.

In manchen Augenblicken gibt es nach (erst kürzlich, seit zwei, drei Tagen), in manchen Augenblicken ist es weg... Einmal fragte ich sogar: "Aber warum? Warum wird dies zugelassen?" Und der Grund ist immer derselbe: die Schwierigkeiten sollen zu einer Steigerung der Macht führen.

Von Zeit zu Zeit (jetzt beginnt es) erscheint ein kleiner Schimmer dieser Macht, die offensichtlich ungeheuerlich ist. Es kommt aber wie etwas, das einem an einem langen Bindfaden baumelnd gezeigt wird: "Seht, so ist das", wie ein Versprechen.

Ich wollte dir noch etwas erzählen: während deiner sogenannten Krankheit hatte V eine Vision...

Ach?

Eines Nachts sah er ein rotes Licht, das erschien. Ein rubinrotes Licht. Und es begann deinen Körper zu umkreisen, wie um ihn zu zermalmen und zu durchdringen. Und als du ganz mit dieser rubinroten Substanz erfüllt warst, traten plötzlich weiße Funken aus deinem Körper aus, und diese Substanz aus rubinrotem Licht wurde heller: sie wurde rosa, gelb und nahm alle Regenbogenfarben an, dann verschwand sie. Und hopp, plötzlich kehrte es zurück, um deinen Körper zu zermalmen, und wieder traten diese Funken aus deinem Körper, um die Sache zu beseitigen... 1

(nach einem Schweigen)

Ja, genau so ist es! (Mutter lacht)

*
*   *

(Danach hört sich Mutter die Niederschrift des letzten Gesprächs an, wo sie von der "Undurchlässigkeit" der Materie spricht, die sie daran hindert, das Bewußtsein zu manifestieren, und vom "durchlässigen" aber ein wenig verschwommenen "Fließen".)

Hast du Fragen?

Ja, ein einfaches Gemüt, das das liest, könnte sich fragen: Welchen Vorteil hat denn diese Verschwommenheit?

Es gibt keinen Vorteil!

Ohne jeden Zweifel wird das Supramental, wenn es sich manifestiert, die... (wie soll man sagen?) schmälernde mentale Genauigkeit – seine einschränkende Präzision, welche die Dinge folglich zum Teil verfälscht – durch eine Klarheit der Vision und eine andere Art der Genauigkeit ersetzen, die nicht schmälert. Dies ist dabei, sich auszubilden.

Im Grunde läßt sich sagen (das trifft es aber nicht genau): Um zu präzisieren, beschränkt und trennt das Mental, und es gibt offensichtlich eine andere Art von Präzision, ohne Trennung und Spaltung, die von einer genaueren Sichtweise herrühren kann. Und bei dieser präziseren Sichtweise handelt es sich um die supramentale Vision. Die Präzision wird begleitet sein von der Vision der BEZIEHUNGEN aller Dinge untereinander, ohne sie dabei zu trennen.

Das ist aber etwas, das sich noch vorbereitet. Es erscheint blitzartig eine Minute lang, und dann fällt es wieder in die alte Art zurück.

Dasselbe läßt sich für das Vital sagen: das Vital verleiht den Dingen eine Intensität, die man nirgendwo anders zu finden scheint; aber dieselbe Intensität besteht im Supramental, jedoch ohne Trennung. Eine Intensität, die nicht trennt.

Beide Erfahrungen hatte ich, jedoch auf eine sehr flüchtige Weise. Dies sind Dinge, die noch im Entstehen sind.

*
*   *

Etwas später

Man hat mir die Fragen von T.F.s Klasse geschickt. Auf eine habe ich angefangen zu antworten... Die Fragen sind ziemlich dumm (Mutter gibt Satprem verschiedene Blätter).

"Wie wird man sich seines physischen Wesens bewußt?"

"Das physische Wesen", hör dir das an! Was für eine unsinnige Frage!

Du antwortest:

"Fast die gesamte Menschheit ist sich NUR ihres physischen Wesens bewußt. Mit der Erziehung beginnt die Anzahl derer, die sich ihres Vitals und ihres Mentals bewußt werden, zuzunehmen. Die Zahl derer, die sich ihres psychischen Wesens bewußt sind, ist jedoch verhältnismäßig gering."

Sie sind ein wenig... diese Kinder sind ziemlich unwissend.

Wenn sie wenigstens fragen würden: Wie erweckt man das Bewußtsein des physischen Wesens?

Ja, genau! Das ergibt dann einen Sinn. Man könnte ihnen sagen: Wenn es das ist, was ihr sagen wollt, liegt gerade darin der Zweck der sportlichen Betätigung. Und das Studium ist der Versuch, das Bewußtsein durch... (lachend) durch eine innere Bibliothek zu ersetzen... Wenn ich jedoch zu sehr scherze, dann verstehen sie nicht mehr.

Man kann ihnen folgendes sagen: Um das physische Bewußtsein wirklich zu erwecken, dafür ist die sportliche Ausbildung zuständig. Das Körpertraining lehrt die Zellen, bewußt zu werden. Und zur Entwicklung des Gehirns dient das Studium, die Beobachtung, die intelligente Erziehung – vor allem aber die Beobachtung und die Fähigkeit des logischen Folgerns. Und für die gesamte Erziehung des Bewußtseins vom Standpunkt der Charakterbildung aus dient natürlich der Yoga.

Eine andere Frage:

"Hat der zentrale Wille des physischen Wesens einen besonderen Sitz im Körper?"

Des psychischen Wesens?

Des physischen.

Des physischen Wesens! Das ergibt keinen Sinn... Dies ist natürlich das Gehirn.

Hier wird es interessanter:

"Kann man die Erfahrung des Todes machen, ohne zu sterben?"

Gewiß! Man kann diese Erfahrung im yogischen Sinne haben, man kann sie sogar materiell haben, wenn... (lachend) der Tod kurz genug ist, daß die Ärzte keine Gelegenheit haben, einen für tot zu erklären...

Das werden sie nicht verstehen.

Man kann einfach mit "Ja" antworten – um ihnen zu verstehen zu geben: Beschäftigt euch nicht mit Dingen, die euch nichts angehen!

"Welcher Teil des Wesen wird sich nach dem Tod bewußt, daß man gestorben ist?"

Alle Wesensteile, die überleben, merken natürlich, daß der Körper nicht mehr da ist. Das ist von Fall zu Fall verschieden.

"Wie läßt sich mit Sicherheit feststellen, daß der physische Körper tot ist?"

Erst dann, wenn er verwest.

"Du hast gesagt: "Die Dezentralisierung der Zellen beginnt oft schon vor dem Tod ..." Wie läßt sich dieser Prozeß des Zerfalls beherrschen oder aufhalten?"

(Mutter lacht) Dadurch, daß man gesund bleibt und für ein gutes physisches Gleichgewicht sorgt.

Das reicht für heute.

*
*   *

Am Ende der Gesprächszeit

Hast du immer noch Kopfschmerzen?

Nein, aber sobald ich zu arbeiten anfange, verschleiert es sich, als gäbe es etwas, das mich abtrennt: ich kann die Inspiration nicht mehr erfassen, und alles ist blockiert. Wenn ich dennoch darauf beharre, bekomme ich Kopfschmerzen und Augenschmerzen.

Du hast meine Krankheit erwischt!

Das ist offensichtlich etwas, das wir überwinden müssen, sonst wäre es nicht da.

(Schweigen)

In einem bestimmten Seinszustand (oder einer Seinsweise) haben diese... (wie soll man das nennen? Es handelt sich um eine höhere Form von Magie) diese Praktiken höherer Magie keine Wirkung. In einem bestimmten Bewußtseinszustand können sie nicht greifen, er entzieht sich ihrem Wirkungsbereich.

Damit dies eine Wirkung haben kann, muß dieser Bewußtseinszustand ausreichend materiell sein, d.h. im materiellsten Teil des Psychischen. Dieser Bewußtseinszustand gehört der psychischen Welt an, das Psychische muß jedoch DER MATERIE ZUGEWENDET SEIN. Und nicht allein ein Gedanke: es muß eine sehr spontane Seinsweise sein.

Das läßt sich auf verschiedene Arten ausdrücken... Es ist eine irdische Manifestation der göttlichen Liebe in ihrer Form von... etwas, das mit Wohlwollen zu tun hat – nicht "Wohlwollen" sondern eine Seinsweise, eine Art zu fühlen, zu sehen, zu handeln... (Worte sind so idiotisch): ein "psychisches Wohlwollen" als Ausdruck der göttlichen Einheit (Mutter schüttelt den Kopf angesichts der Unzulänglichkeit der Worte). Die Übertragung ins Mental nimmt dem seine ganze Wahrheit.

Ich spüre es, kann es aber nicht beschreiben; etwas, das ungeheuer machtvoll ist, in dem Sinne, daß selbst völlig materiell (physisch, materiell), wenn jemand kommt und einen töten will, er dies nicht tun kann. Es geht so weit, daß er sich einem nähern mag, dann aber nicht mehr weitergehen kann. Dafür gibt es Beispiele.

Ich SPÜRE das. Der Ursprung davon ist psychisch, es kann sich jedoch konkretisieren und eine bestimmte Art von Schwingungen erzeugen. Und wenn man in seinem Bewußtsein darin lebt, kann absolut keine Magie der Welt einen Einfluß darauf haben. Das spüre ich, denn von Zeit zu Zeit kommt es, und in solchen Augenblicken ist es vollkommen klar. Es wirkt vor allem hier (Geste um den Kopf herum).

Dieses "Wohlwollen" (lachend) ist eine lächerliche menschliche Umschreibung von "Dem". Es handelt sich um eine ganz besondere Schwingung. Man könnte es "eine der Seinsweisen der göttlichen Liebe" nennen. Und es kann zu einer sehr materiellen Schwingung werden.

All dies passiert sicher, um uns beizubringen, es zu entwickeln.

 

1 Nach dieser Vision hörte V eine unheimliche Stimme hinter diesem roten Licht, die sagte (wir übersetzen): "Diesmal wird sie noch davonkommen, aber ich werde 1972 wiederkehren, und das wird dann die letzte Schlacht sein." Wir hatten dies Mutter gegenüber bewußt nicht erwähnt, um diese bösartige Prophezeiung nicht zu konkretisieren.

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