Mutters
Agenda
zehnten Band
1. Februar 1969
(Mutter beginnt mit der Übersetzung eines Texts von Sri Aurobindo:)
"Was die Unsterblichkeit betrifft, sie kann nicht kommen, solange eine Bindung an den Körper besteht – sie läßt sich erst erreichen, wenn wir im unsterblichen Teil unserer selbst leben, der nicht mit dem Körper identifiziert ist, und wenn wir sein Bewußtsein und seine Kraft in die Zellen herabbringen. Ich spreche natürlich von yogischen Mitteln. Die Wissenschaftler behaupten jetzt, daß es (theoretisch zumindest) möglich ist, physische Mittel zu entdecken, mit denen man den Tod überwinden kann, aber das wäre nur eine Verlängerung des jetzigen Bewußtseins im gegenwärtigen Körper, und wenn keine Änderung des Bewußtseins und der Funktionsweise eintritt, wäre dies nur ein sehr kleiner Gewinn."
Sri Aurobindo
Letters on Yoga XXIV, S. 1234
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(Dann hört sich Mutter eine Reihe von Fragen über den Tod an, die von den Studenten der Schule gestellt wurden.)
Die erste Frage lautet: "Was müssen wir in unserem täglichen Leben tun, um den Prozeß des Todes aufzuhalten?"
Sri Aurobindo sprach hier gerade von der Notwendigkeit, sich mit dem Geist zu verbinden, anstatt völlig an den Körper gefesselt zu bleiben, und den Geist in die Zellen des Körpers herabzubringen.
Der Vorgang besteht darin, sein Bewußtsein vom Körper loszulösen, es auf ein tiefgründiges Leben zu konzentrieren und auf diese Weise jenes tiefe Bewußtsein in den Körper zu bringen.
Zweite Frage: "Da das Gefühl des "Ichs" im Leben vor allem mit dem Mental identifiziert ist, bedeutet dies, daß dieses gleiche Ichgefühl die Erfahrungen nach dem Tod hat, das heißt, behält es gleichzeitig die Erinnerung an das Leben? Ich frage dies, denn nach dem Tod bleibt das Mental ein wenig länger geformt als die anderen Teile."
Das stimmt nicht. Es ist nicht wahr, daß das Mental länger erhalten bleibt. Lies mir die Frage doch bitte noch einmal vor.
"Hat dieses gleiche Ichgefühl die Erfahrungen nach dem Tod?"
Nein, ganz und gar nicht.
Das PSYCHISCHE Bewußtsein, das sich während des Lebens mit diesem kleinen Teil des Physischen identifiziert hatte, tritt nach dem Tod aus der kleinen physischen Person heraus. In dem Maße, wie dieses Bewußtsein das Leben gestaltet hat, erinnert es sich an das, was es gestaltet hat, und die Erinnerung ist eng mit dem psychischen Bewußtsein in den Geschehnissen verknüpft. Dort, wo das psychische Bewußtsein nicht an den Ereignissen teilnahm, besteht auch keine Erinnerung. Nur das psychische Bewußtsein kann fortbestehen.
Das Mental bewahrt keine Erinnerungen, das ist ein großer Irrtum.