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Mutters

Agenda

zehnten Band

19. März 1969

(Mutter hört sich die englische Übersetzung des Gesprächs vom 15. Februar an – "diese Zellen, andere Zellen, das Leben war überall, das Bewußtsein war überall" – für die Veröffentlichung in den "Notizen auf dem Weg", dann bemerkt sie:)

Es ist nur noch wie die Rinde von etwas... Was soll's!

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Etwas später

Ach, weißt du, es ist wirklich amüsant! Es begann mir zu sagen... Ständig erteilt es dem Körper Lektionen – keine mentalen Lektionen, sondern wie der Körper es anstellen soll zu leben, zu sehen, zu verstehen... Seltsam.

Da blieb immer ein Fragezeichen... Man kann sich vorstellen, daß im Supramental keine Fortpflanzung mehr nötig sein wird, weil sich die Lebensdauer auf der Erde beliebig verlängern läßt. Weil die Wesen nicht mehr fortgehen, ist es auch nicht nötig, sie durch Neugeborene zu ersetzen. Aber bei den Zwischenstufen? Oft war da das Problem eines Zwischenwesens (zwischen dem Menschen und dem supramentalen Wesen): "Wie wird es entstehen? Wie wird...?" Die alte tierische Art... (Mutter schüttelt den Kopf) Obwohl Y (lachend) sehr für deren Fortsetzung eintritt. Vor ein paar Tagen spielte sich während mehrerer Stunden eine ganze gelebte Szene ab (natürlich in der Vorstellung gelebt)... Auch war es nur eine Teillösung des Problems, es ist unvollständig. Die Frage hatte sich gestellt: "Im normalen Ablauf scheint die ganze Arbeit der Transformation der Zellen und des Bewußtseins in den Zellen vergeudet zu sein, da sie sich ja zersetzen werden ..." Daraufhin erschien auf ganz präzise und fast konkrete Weise folgende Lösung: Eine Möglichkeit würde darin bestehen, daß man, bevor man stirbt, aus den transformierten, erleuchteten und bewußten Zellen in sich selbst einen neuen Körper vorbereitet, indem man diese Zellen sammelt und mit der größtmöglichen Menge bewußter Zellen einen neuen Körper bildet. Wenn dies getan ist, geht das volle Bewußtsein in ihn über, und der andere Körper kann sich auflösen, er hat keine Bedeutung mehr.

Aber dies war... es war wirklich amüsant. Mögliche Einwände wie Alter und Fähigkeit gab es da nicht mehr... Wenn diese Übergangslösung sich als nützlich erweist (ich will sagen als praktisch), so besteht diese Möglichkeit – das Bewußtsein zeigte dem Körper, daß diese Möglichkeit besteht. Das setzte sich über Stunden und Stunden fort, und es insistierte, es wollte nicht fortgehen. Es ließ nicht locker, bis der Körper alles gründlich verstanden hatte. Das würde keinen materiellen Eingriff erfordern: dies ist möglich (das ist bekannt, es hat solche Fälle gegeben). Der physische Eingriff wurde durch eine ausreichende Intervention im Subtilphysischen ersetzt. All das erschien in allen Details, mit allen Erklärungen, alles... Als es schließlich gründlich untersucht worden war, war es vorbei. Das Kapitel wurde geschlossen. Dies kam wirklich unerwartet, denn so etwas war mir noch nie in den Sinn gekommen. Und wie konkret und einfach es dargestellt wurde! – Und alle Einwände lösten sich auf.

Schließlich sagte der Körper: "Gut, wir werden ja sehen." (Mutter lacht) Wir werden sehen.

Um die Verschwendung zu vermeiden, damit die voll bewußten Zellen gesammelt bleiben und nicht zerstreut werden und nicht Gefahr laufen, mit dem Rest aufgelöst zu werden (das kann auch geschehen).

Als es gründlich erkannt worden war (nicht mit Worten erklärt, ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll), sagte ich: "Jetzt ist es gut, wir werden ja sehen."

Gut, wir werden sehen!

Offensichtlich gibt es bereits Dinge, die das untermauern; es gründet sich auf gewissen wissenschaftlichen Experimenten, die man jetzt anstellt, wie zum Beispiel eine Empfängnis, die durch eine Operation 1 geschieht: Kein willentlicher Eingriff ist mehr nötig. So hatte es all das verloren, was die Sache im Leben an Morbidem und Unangenehmem mit sich bringt – all dies war restlos verschwunden. Es geschah in einem völlig anderen Bereich. Das heißt, ein ANDERES Bewußtsein, eine ANDERE Sicht- und Auffassungsweise, eine andere... ganz und gar. Seltsam, alle gewohnten Reaktionen gegenüber den Dingen sind... Sie scheinen keinen Sinn zu haben. Eine Art Schau... etwas Analoges zur wissenschaftlichen Sicht der Dinge, aber ohne diesen mentalen Aspekt, so ist es nicht: es bewahrt ein Lächeln. Alles, alles wurde auf eine sehr seltsame Weise gesehen...

Der Körper hat wirklich viel guten Willen, er sagt: "Schön und gut, wenn es zur Entscheidung kommt, werden wir sehen." Der Körper selbst weiß (genau das, was damals gesagt wurde 2), daß es kein Eingreifen einer persönlichen Anstrengung oder eines persönlichen Willens gibt – so geschieht das nicht. Es ist... ach, wie eine schöne Musik, weißt du, die sich unendlich ausbreitet (Geste eines ungeheuren Rhythmus). Fabelhaft! Und alle Spannungen, all das ist restlos verschwunden.

Während sich diese Vision entwickelte, erschien jeweils die Antwort auf alle möglichen Einwände, basierend auf der Gegenwart dieses neuen Bewußtseins, das die Dinge VERÄNDERT – aber es verändert sie, während es sie doch sie selbst sein läßt. Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll.

Unsere ganze Auffassungsweise und unsere Art, auf die Dinge zu reagieren, existiert nicht in diesem Bewußtsein, das ist genau das Neue daran. Es ist stets ein harmonischer Rhythmus (gleiche Geste), was auch immer es sei. Selbst bei dem, was uns abstoßend erscheint (gleiche Geste).

Wir werden sehen.

(langes Schweigen)

Ja, die Art zu sehen, die Art zu fühlen, zu reagieren und zu handeln: vollkommen neu und basierend auf... man könnte sagen: auf einem ewigen Lächeln (dieselbe weite, rhythmische Geste wie riesige Flügel). Das ist wirklich völlig neu. Wenn ich Leute treffe, die ich lange nicht gesehen habe (die ich nur einmal im Jahr zu ihrem Geburtstag sehe), dann ist es, wenn sie jetzt kommen, ganz anders: Sofort wird dieses Bewußtsein aktiv, es stellt sich zwischen mich und die Personen (Geste wie ein Schutzwall). Dann beginnt es ihnen Dinge zu sagen... Ich beobachte. Ich spreche nicht, ich sage nichts, ich schaue zu: Es beginnt zu handeln, mit den Leuten zu reden... es macht ihnen außergewöhnliche Offenbarungen. Dinge, die ich ihnen nicht sagen würde, sagt es ihnen (im Schweigen natürlich). Es entdeckt sofort, wo die Schwierigkeit einer Person liegt, und es weiß, wo der empfindliche Punkt ist, der berührt werden kann, um sie zu verändern. Ganz erstaunlich.

Ich sehe viele Leute, und ich denke, daß es wegen dieses so aktiven Bewußtseins wirklich nützlich ist.

(Schweigen)

Dieses Bewußtsein wird immer aktiver. Das begann, als der Körper das Gefühl einer getrennten Individualität, des Egos verlor. Damit begann es. Das scheint die notwendige Voraussetzung für die Manifestation zu sein.

Das ist wirklich interessant.

Offenbar verschwindet die Teilung oder die Trennung – das Gefühl der Trennung – allmählich. So scheint es zu sein. Bleibt bloß noch eine Art alte Angewohnheit beim Sprechen – weil man nicht weiß, wie man sich sonst ausdrücken soll, ist man gezwungen, auf die alte Ausdrucksweise zurückzugreifen, wobei man sehr wohl fühlt, daß sie völlig unangemessen ist.

Dabei erscheinen jetzt zahllose Feinheiten und Nuancen, die einem früher nie auffielen. Ich könnte Beispiele geben, die für sich genommen unbedeutend sind, die aber spontan, stetig und mühelos kommen. Ich weiß... Dieses "Ich" – was ist dieses "Ich"? Es ist das, was spricht, was die Erfahrungen sammelt. Es ist nicht der Körper sondern das, was ihn benutzt oder in ihm arbeitet – ja, das Bewußtsein, welches in diesem Körper arbeitet, aber nicht wie etwas, das AN einer anderen Sache arbeitet: es ist gleichzeitig mit dem Körper identifiziert, aber nicht an diese Identifikation gebunden, in dem Sinn, daß es sich völlig frei und unabhängig fühlt. Dennoch ist es identisch – was soll man da noch verstehen!... Frei, unabhängig UND identisch zugleich.

Wieviel Uhr ist es? (Mutter schaut auf die Uhr) Ach!...

Man bat mich um eine Botschaft (ich wollte schon sagen: zur Eröffnung der Olympischen Spiele!) für die Eröffnung der "Sportsaison". Ich schrieb folgendes (Mutter zeigt eine Notiz). Ich dachte, es sei eine Gelegenheit, ihnen etwas zu sagen:

(Mutter liest ihren Text mit großer Mühe beim Lampenlicht)

"Seit dem Beginn dieses Jahres ist ein neues Bewußtsein am Werk auf der Erde, um die Menschen für eine neue Schöpfung – den Übermenschen – vorzubereiten. Um diese Schöpfung zu ermöglichen, muß die Substanz, aus der der menschliche Körper besteht, eine große Wandlung durchmachen ..."

Ich schreibe fast im Dunkeln, ohne zu wissen, was ich schreibe, und nachher weiß ich gar nicht mehr, was ich gesagt habe.

"Sie muß aufnahmefähiger für das Bewußtsein werden und anpassungsfähiger an sein Wirken ..."

Das stammt nicht von mir, denn ich erinnere mich überhaupt nicht mehr.

"Genau diese Qualitäten kann man durch sportliche Betätigung fördern. Wenn wir diese Disziplin mit einem solchen Ziel verfolgen, werden wir gewiß ein sehr interessantes Ergebnis erzielen."

Ich erinnere mich gar nicht mehr.

Mir scheint es hilfreich, ihnen das zu sagen... Weißt du, es wird unterhaltsam. (Mutter lacht)

 

1 Mutter meint vielleicht die künstliche Befruchtung.

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2 Gespräch vom 15. Februar 1969: "Es gibt etwas, das vollkommen unabhängig von unserer Aspiration, unserem Willen, unserer Anstrengung besteht... ganz und gar, und dieses Etwas wirkt absolut allmächtig."

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