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Mutters

Agenda

zehnten Band

23. April 1969

(Das Gespräch beginnt um elf Uhr anstatt um zehn)

Es ist schrecklich, mein Kind!... Ja, ich wollte dir mehrere amüsante Dinge erzählen, aber so ist es nicht amüsant, wir stehen zu sehr unter Druck...

Ach, weißt du, liebe Mutter, ich wollte dich darauf aufmerksam machen, daß der ganze "gossip" [Klatsch] im Ashram sich darum dreht, daß du L mit einer Botschaft über die Ereignisse in Bengalen nach Delhi geschickt habest, um der Regierung zu raten, stark zu sein – der ganze Ashram weiß es.

(Mutter lacht)... Sie wurden in Delhi SEHR gut empfangen. A kam zurück (eine Sekretärin der Regierung) und sagte mir, Indira habe ihr eine Unterredung von zwanzig oder fünfundzwanzig Minuten gewährt, und sie schien absolut zufrieden. Es war ein großer Erfolg.

Weißt du, man kann die Leute nicht am Reden hindern. Was willst du, sie sind schrecklich, sie erzählen alles Mögliche über dieses und jenes. Wie es scheint, wurde sogar erzählt, daß ich über den armen Mann, den Ministerpräsidenten von Madras 1, der an Krebs starb, gesagt habe, er sei ein sehr böser Mann, und deshalb sei er gestorben. Da hast du es, verstehst du?

Mittlerweile bin ich daran gewöhnt. Alle Dummheiten der Welt erzählen sie – man müßte das ganze System auflösen!

(Schweigen)

Und wie geht es dir?

(Satprem klagt über seine Augen)... Sonst geht es gut, liebe Mutter.

Arbeite lieber nicht zu viel! – (lachend) Ich predige Faulheit.

Ich hatte dir so viel zu sagen. Dann blieb seltsamerweise meine Uhr stehen. Ich sah die Zeit nicht verstreichen, und als ich fragte: "Wie spät ist es?" kam die Antwort: "Viertel vor elf." Das gab mir einen solchen Schock (lachend), daß alles, was ich dir sagen wollte, verschwand. Einfach so, schwupps!

(Schweigen)

Aber es ist interessant, die Arbeit ist in eine interessante Phase getreten.

(Nach einem Schweigen) Ja, ich hatte etwas aufgeschrieben (Mutter sucht nach einem Zettel)... Das Ärgerliche daran ist, wenn ich es einmal notiert habe, verschwindet es. Es war... (Mutter versucht, sich zu erinnern)

Ja, jemand hatte mir geschrieben... Ich erinnere mich nicht mehr, aber es ging um die "Hingabe". Ich weiß noch, als ich antwortete, betrachtete ich mir die Sache und sah (wie soll ich sagen?) die Kurve... aber es ist nicht eigentlich eine Kurve... Die Selbstaufopferung, die Hingabe seiner selbst, die Unterwerfung (auch dieses Wort taugt nichts), jedenfalls das surrender und all das impliziert noch ein getrenntes Ich, das sich gibt. Und nun sah ich – gerade anhand der Erfahrungen meines Körpers –, daß der Körper jetzt kurz davor steht,... Er befindet sich immer noch in einem Zwischenstadium, denn nicht alle Teile haben genau dasselbe Entwicklungsstadium erreicht (ich weiß nicht warum, aber es ist so). Vereinfachend könnte man sagen, daß die Selbsthingabe für den Körper als Ganzes fast total ist, in dem Sinne, daß überall eine aktive Zusammenarbeit stattfindet. Auch herrscht eine intensive Aspiration, die in gewissen Momenten etwas auslöst (Geste eines Anschwellens der Zellen). Ich weiß nicht, was geschieht, etwas passiert in den Zellen, und dann existiert nichts mehr, das sich gibt oder sich... weder eine "Selbsthingabe" noch ein "Horchen auf Anweisungen": nur der Zustand einer intensiven Schwingung, in dem man gleichzeitig ein Gefühl von Allmacht hat, sogar hier drinnen (Mutter kneift die Haut ihrer Hände), in diesem alten Ding, und... eine leuchtende Allmacht und immer diese... etwas wie Güte oder Wohlwollen... aber weit darüber hinaus (diese Begriffe wirken wie lächerliche Entstellungen). Auf die Weise (gleiche Geste eines Anschwellens), aber statisch, das heißt, in den Zellen herrscht ein Gefühl der Ewigkeit.

Das hält nicht lange an – ja, höchstens einige Minuten, aber es kehrt wieder zurück. Es kehrt zurück. Das ist etwas VÖLLIG NEUES für den Körper.

Ständig, ständig herrscht eine Wärme, eine Sanftheit, das Wohlbehagen einer totalen Selbsthingabe, mit einer Aspiration: &Quot;Du SEIN; nicht mehr existieren." Doch da bleibt noch das Gefühl... der Freude, sich zu geben. Dies ist ein andauernder Zustand. Wenn das Bewußtsein nicht aktiv ist, d.h. wenn ich nicht spreche oder zuhöre oder ..., dann wiederholt der Körper automatisch das Mantra, ständig; das ist ein andauernder Zustand, Tag und Nacht, ununterbrochen. Aber von Zeit zu Zeit – von Zeit zu Zeit – findet eine Art Verschmelzung statt (was geschieht? ich weiß es nicht), wie eine Fusion, in der sogar diese freudige Aspiration und dieses ganze Feuer sich in einen Zustand verwandeln,... der völlig unbewegt zu sein scheint, denn... Ich weiß nicht: es ist nicht Unbewegtheit, nicht die Ewigkeit... Es ist etwas, ein "Etwas"... wie Macht, Licht und wahrhaft eine Liebe, die sich nicht "gibt" und die nicht "empfängt"; eine Liebe, die... etwas (dieses Wort nehme ich nur, weil wir keine anderen Worte haben), etwas in der Richtung, aber es ist Das, eine Schwingung von Macht, Licht und Liebe (als Umschreibung kann man diese drei Worte nehmen), und zwar IN diesem Körper, überall. Überall. Wenn man aus diesem Zustand heraustritt, fragt man sich sogar (lachend), ob man noch die gleiche Form hat. So ist das.

Das ist neu, seit zwei Tagen.

Es ist nicht beständig. Es kommt, wenn man mich in Ruhe läßt – was... (lachend) nicht häufig der Fall ist –, wenn ich mich in der Freude, dem Göttlichen anzugehören, schmelzen lassen kann (etwas in der Art). Nicht einmal die Idee, "das Göttliche zu sein", das ist es nicht. Dies erscheint so dumm. Als ich dies zum ersten Mal las, erschien mir das wie der Gipfel von Egoismus: IHR seid also das Göttliche! (lachend) nicht "das Göttliche enthält euch", ihr selbst enthaltet das Göttliche, vergeßt es nicht!... Nein, die Freude, ganz dem Göttlichen anzugehören – das löst plötzlich etwas aus (Geste des Abhebens), etwas geschieht... (Mutter deutet an, daß es keine Trennung mehr gibt, kein "Geben" mehr und niemanden, "dem man sich gibt")

Seltsam, beim geringsten Nachlassen in der Haltung, zum Beispiel in einer Sekunde der Vergessenheit (was man als Vergessenheit bezeichnen könnte, d.h. die alte Haltung von früher, die alte irdische Seinsgewohnheit), spürt der Körper sofort, daß er sich auflösen wird. Und das ist etwas Seltsames... Er ist sich jetzt bewußt, daß er NUR durch die Macht des Herrn zusammengehalten wird und existiert – durch keinerlei natürliches Gesetz. Das weiß er genau, und in solchen Augenblicken, brr! da herrscht zwei oder drei Sekunden lang der Eindruck, daß sich alles, alles, alles auflösen wird.

Seltsam.

Im Zusammensein mit den Leuten (wenn sie nicht völlig unerträglich sind, was selten vorkommt) existiert er (der Körper) nicht mehr: einzig das göttliche Bewußtsein ist gegenwärtig und arbeitet, beobachtet, antwortet und (lachend) ist dabei manchmal voller Schalk. Ein Schalk voller Güte, aber mit großer Verschmitztheit. Es hat einen außerordentlichen Sinn für Humor.

So steht die Lage. In gewisser Hinsicht geht es also gut. Mir erscheint es noch... Laß sehen, ich werde die Sache ein wenig mentalisieren: mir scheint es, als habe sich das höchste Bewußtsein auf die Arbeit der Transformation des Körpers eingelassen und führe sie thoroughly [gründlich] durch, d.h. ohne zu zaudern, ohne Kompromisse, nichts dergleichen, und daß... die entscheidende Frage lautet, ob der Körper durchhalten wird. Darum geht es. Der Körper weiß das – er weiß es und hat keine Spur von Furcht, muß ich sagen – ihm ist das völlig egal: "Was Du willst, wird gut sein." In manchen Augenblicken leidet er aus dem einen oder anderen Grund ein wenig – ein kleines Ziehen (ein Schmerz hier und da... manche Schmerzen sind nicht besonders angenehm) –, und in solchen Augenblicken macht er stets so (Mutter öffnet ihre Hände): "Wie Du willst, Herr." Und innerhalb weniger Minuten beruhigt sich das. Er hat völlig aufgehört, sich zu fragen, ob er fortdauern wird oder nicht, ob es ihm gelingen wird oder nicht; all dies ist vorbei, verschwunden: "Es sei, wie Du willst – wie Du willst". Er wählt diese Worte, weil wir nur eine völlig unzulängliche Sprache haben. Wenn er sagt: "Wie Du willst", ist es diese Bewegung von... (Geste einer Ausdehnung und Ausbreitung), wie soll ich sagen?... Es gleicht einer Entspannung in allen Zellen – sie entspannen sich. Sie fließen ins höchste Licht, ins höchste Bewußtsein. So hat man den Eindruck, daß die Form verschwinden wird, aber... (Mutter betrachtet ihre Hände) dabei muß es sich um das in den Zellen enthaltene Bewußtsein handeln [das sich ausdehnt]; es ist nicht die Substanz, ich weiß nicht, denn (Mutter betrachtet erneut ihre Hände) bisher ist sie jedenfalls geblieben, wie sie ist. Diese Entspannung bleibt jedoch ziemlich lange bestehen.

Uns fehlen die Worte, um das auszudrücken, denn ich glaube... Ich weiß nicht, ob andere Leute dies schon gespürt haben, aber wenn ja, wußten sie nicht, was es ist, denn sie haben nie davon berichtet. Es ist also neu. Es ist neu für den Körper. Es ist neu. Wie eine Art von... als sei man verkrampft, und die Verkrampfung löse sich immer mehr... (dieselbe Geste einer Ausdehnung und eines Zerfließens). Ja, es ist ganz so, als sei man verkrampft, wie jemand, der Krämpfe hat und sich dann entspannt. Dies geschieht in allen Zellen.

Jetzt habe ich genug geschwatzt.

(Satprem erhebt sich)

Ich werde dir das ewige Lächeln des göttlichen Bewußtseins geben.

(Mutter gibt Satprem eine Champak-Blüte 2)

Dann noch Rosen... hier. (Zu Sujata:) Für dich auch.

 

1 Annadurai

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2 Eine hellgelbe Michelia champaka ("supramentalisierte psychologische Vollkommenheit").

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