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Mutters

Agenda

elften Band

28. Februar 1970

(Mutter hustet immer noch)

Die Arbeit im Körper geht in beschleunigtem Tempo voran, aber es ist nicht leicht... Jedenfalls sehr präzise, sehr genau. Ich habe dir erzählt, daß ich eine ganze Nacht bei Sri Aurobindo verbrachte und er mir bis ins Detail erklärte, was sich alles mit dem Körper abspielt...

Es ist schwierig.

Man hat so sehr den Eindruck, daß der Zustand, den man vorher normal fand, ein Zustand völliger Dummheit ist... und daß alle, aber auch alle Stützpunkte, die man hatte, überhaupt nichts taugen. Deshalb ist es... schwierig.

Da sind Dinge... Höchst interessant! Man glaubt immer, es gebe gewisse Dinge, die gefährlich seien (zum Beispiel gewisse Krankheiten oder gewisse Störungen), und andere seien unbedeutend, aber nun hat es sich auf ganz eindeutige Weise gezeigt, daß dies gar nicht stimmt, sondern daß... alles vollkommen davon abhängt (um es klar auszudrükken), was entschieden worden ist, was der Höchste Herr entschieden hat. Bei der geringsten Kleinigkeit – etwas völlig Unbedeutendem – kann Er das Funktionieren des Körpers stoppen, und bei etwas sehr Ernsthaftem, das man als unheilbar betrachtet, geht es ohne Problem weiter. Dies wurde praktisch demonstriert.

Es kommt zu unangenehmen Augenblicken. Denn die mentalen Überzeugungen, die mentalen Konstruktionen helfen dem Körper sehr, jetzt aber sind sie weg, deshalb hat er es nicht mehr leicht. Wenn man zum Beispiel einen mentalen Glauben hat – Vertrauen, nicht wahr –, dann hilft das sehr, denn er bleibt fest, ohne zu schwanken, inmitten aller Schwierigkeiten... doch dies ist nicht mehr vorhanden. Einzig das Bewußtsein existiert, aber das Bewußtsein (lächelnd) macht keine Umstände. Das Bewußtsein erzählt keine Witze, es macht einem nichts vor im gewünschten Augenblick, um einem zu helfen – es ist so, wie es ist (Geste wie eine unbewegte Präsenz), in einer Einfachheit und vollkommenen Aufrichtigkeit. Und so sieht man deutlich und weiß Bescheid, aber...

Der Körper sieht auf völlig eindeutige Weise, daß seine Empfindungen... fast fabriziert sind, das heißt, sie entsprechen nicht wirklich der Wahrheit – aber... (lachend) das hilft ihm nicht besonders... Manchmal fühlt er sich wirklich nicht wohl.

Er ist sich seiner Dummheit so sehr bewußt geworden, daß... seine erste Reaktion war, zu sagen: "Es ist hopeless, es gibt keine Hoffnung. Dies muß sich auflösen und durch etwas anderes ersetzt werden." Dann ist da immer dieses Lächeln, das schaut und keine Umstände macht... Und so .... versucht er, ruhig zu bleiben.

Weißt du, er hat das Stadium der Dummheit überschritten, wo man sagt: "Warum sind diese Dinge so?" – Er sieht recht gut, warum es so ist. Aber es ist so allumfassend, so allgemein, daß... Es fällt dem körperlichen Bewußtsein schwer, ständig in diesem universellen Zustand zu bleiben.

(Schweigen)

Um es in einem Satz auszudrücken (denn all das scheinen Phrasen zu sein): Man weiß, daß man in der Lüge lebt; man weiß, was diese Lüge ist; blitzartig weiß man, was die Wahrheit ist, und trotzdem ist man nicht fähig,... wie sie zu werden. Und man sieht auch, warum. Denn ein ganzer Weg muß zurückgelegt werden, bis diese Lüge weichen und der Wahrheit Platz machen kann, bis sie sich in Wahrheit verwandelt, auf eine WAHRE Art – nicht auf eine willkürliche, sondern auf eine wahre Art. Dazu bedarf es aller möglichen Erfahrungen, Anpassungen – was für uns hier Zeit beansprucht: es braucht Zeit. Dies läßt sich nicht sofort erreichen. Und wenn der Körper sieht, wenn er sich seiner Dummheit bewußt wird, dann wünscht er, dann sehnt er sich danach, daß es sofort verschwinde, und deshalb knirscht alles.

Ach, es ist nicht angenehm.

(langes Schweigen)

Es wurde ihm nichts Definitives gesagt – weder klar und deutlich, daß die Transformation möglich ist, noch daß sie unmöglich ist. Er sieht nur, welch ungeheure Arbeit dies erfordert – den Unterschied zwischen dem, was ist, und dem, was sein sollte – und ohne zu wissen, ob er fähig sein wird, es zu schaffen oder nicht. Was wird von ihm erwartet? Von Minute zu Minute wird ihm gesagt, was von ihm erwartet wird; es wird ihm ganz klar gesagt, also tut er es. So gibt es Augenblicke, wo er sich gehen lassen kann (Mutter breitet ihre Arme wie in einem großen Rhythmus aus), dann geht es gut, aber... da ist das Leben mit all seinen Anforderungen, und jedes Ding wird zu einem Problem.

(Schweigen)

Wenn der Körper an seinem Zustand der Unwissenheit (einer allgemeinen Unwissenheit) festhalten möchte, dann akzeptiert er (wie soll ich sagen?) PASSIV, so zu bleiben, wie er ist. Aber in seinem gegenwärtigen Zustand KANN er nicht akzeptieren, so zu bleiben, wie er ist; er ahnt zu sehr, was er sein sollte, und so ist da ein Bedürfnis, einfach so zu bleiben – ein Bedürfnis, so zu bleiben, ohne so zu bleiben, verstehst du? So etwas wie... eine konstante und fast vollständige Transformation.

(langes Schweigen)

Ach, letzte Nacht oder die davor (ich erinnere mich nicht mehr) zeigte ich dir die Verfassung, in der du dich befindest. Jetzt erinnere ich mich an kein Wort mehr.

Schade!

Ja, schade. Oh, es war so klar, und ich sagte dir: "Sieh nur ..." Es wurde so präzise in diesem neuen Bewußtsein gesehen. Ich sagte dir: "Schau mal ..." Aber es war gut. Ich sagte: "Sieh, es gibt keinen Grund, dir Sorgen zu machen, es geht gut." (Sujata lacht) An das erinnere ich mich. Und ich erklärte dir sogar, warum du dir dessen nicht bewußt bist, wenn du aufwachst.

Merkwürdig, wenn ich mich in diesem Zustand befinde, schlafe ich weder, noch bin ich wach, weder das eine noch das andere, sondern ich befinde mich in einer Art neuem Zustand. Ob ich nun im Bett liege oder auf dem Sessel sitze, macht überhaupt keinen Unterschied. Es ist ein gewisser Zustand, in den ich eintrete und wo ich die Dinge auf eine so klare Art weiß und diese dann (wie in deinem Fall) erkläre. Sobald ich wieder aus diesem Zustand heraustrete, schwupps! ist es vorbei... Merkwürdig. Die Nächte sind sehr, sehr kurz, obwohl ich noch vor neun zu Bett gehe und um halb fünf wieder aufstehe, was eine lange Zeit ist. Weißt du, ich schlafe nicht so, wie die Leute schlafen (überhaupt nicht), und ich bin auch nicht wach. Es ist etwas anderes. In diesem Zustand sind die Dinge offensichtlich und sehr leicht zu verstehen, ich kann sie erklären (wie ich sie dir erkläre), und es ist ein ganz natürliches Phänomen – es war überhaupt nicht überraschend, dir zu begegnen (es war keine "Begegnung": du warst da), und ich sagte dir Dinge. Und dann schwupps! ist es weg. Plötzlich huste ich oder spüre einen Schmerz hier oder da und dann... fällt man wieder in die gewohnte Dummheit zurück.

Manchmal ist es auch so, wenn ich nur hier in meinem Sessel sitze.

Das Merkwürdige daran ist, daß ich dann sehr klar höre, sehr klar sehe, aber offensichtlich nicht mit diesen Sinnen hier, denn jetzt zum Beispiel höre ich nicht gut und sehe nicht mehr klar. Aber in so einem Augenblick... Ich erinnere mich, daß ich Dinge tue. Zum Beispiel, wenn ich Sri Aurobindo nachts begegne, geschieht es in diesem Bewußtsein. Und jetzt ist mein Körper physisch gekrümmt – in der Nacht aber war er völlig normal. Doch ich schlafe nicht. Was bedeutet das? Ich weiß es nicht. Da ist etwas... Ist das möglich?

Und ich trete auch nicht aus meinem Körper hinaus... Oder wird dieser Körper durch einen anderen ersetzt? Ich weiß es nicht.

Alles ist anders.

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