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Mutters

Agenda

elften Band

18. März 1970

(In bezug auf die letzten Aphorismen und die englische Übersetzung von Mutters Kommentaren)

393 – Um Krankheiten zu heilen und zu vermeiden, sollten wir uns der göttlichen Gesundheit bedienen, die in uns steckt; aber Galenus, Hippokrates und die ganze hehre Sippschaft haben uns stattdessen als physisches Evangelium mit einem Arsenal von Medikamenten und barbarischem lateinischen Hokuspokus versorgt.

399 – Es gab eine Zeit, da war der Mensch auf natürliche Weise gesund, und er könnte diesen Urzustand wiedererlangen, wenn man es ihm erlaubte; aber die medizinische Wissenschaft verfolgt unseren Körper mit einem unzähligen Schwarm von Medikamenten und bestürmt unsere Phantasie mit einer gefräßigen Horde von Mikroben.

400 – Ich würde lieber sterben und mit allem Schluß machen, als mich mein Leben lang gegen die gespenstische Belagerung von Mikroben zu wehren. Falls dies den Anschein macht, barbarisch und unaufgeklärt zu sein, nun, dann umarme ich fröhlich meine kimmerische Finsternis.

401 – Die Chirurgen retten und heilen, indem sie schneiden und verstümmeln. Warum nicht stattdessen die direkten und allmächtigen Mittel der Natur entdecken?

402 – Wegen der Angst, des Mangels an Selbstvertrauen und unseres unnatürlichen physischen Glaubens an Medikamente, den die medizinische Wissenschaft unserem Mental und unserem Körper beigebracht und zu unserer zweiten Natur gemacht hat, wird es lange dauern, bis die Selbstheilung die Medizin ersetzen wird.

Tatsächlich kommt mir die Antwort sehr oft auf englisch, weil sie von Sri Aurobindo stammt. Beim Lesen horche ich, und dann spricht er. Daraufhin übersetze ich es beim Schreiben ins Französische. Aber ich könnte es gleichzeitig auch auf englisch schreiben.

Erst gestern... Hast du den von gestern schon gelesen?... Gestern war er so empört gegen die Ärzte! Und ich sagte: "Bevor man spontan keine Medikamente mehr benötigt, muß sich erst die Natur ändern." Das ist eine zu alte Gewohnheit.

Wie lautete mein Kommentar?

(Satprem liest vor)

"Der Schaden, den der mentale Glaube an die Notwendigkeit von Medikamenten angerichtet hat, läßt sich durch kein äußeres Mittel beheben. Nur wenn wir das mentale Gefängnis verlassen und uns bewußt in das Licht des Geistes erheben, können wir in der bewußten Vereinigung mit dem Göttlichen Ihm erlauben, uns das verlorene Gleichgewicht und die Gesundheit wiederzugeben.

Die supramentale Transformation ist das einzige wahre Heilmittel."

(Schweigen)

Seit Monaten (besonders seit dem Anfang dieses Jahres) habe ich die Erfahrung, daß durch die "Verlagerung" des Bewußtseins – wenn man das Bewußtsein, anstatt es im gewohnten Zustand zu belassen, verlagert (ich spreche vom Bewußtsein des Körpers), wenn man es in direkten Kontakt mit dem Göttlichen bringt, dann... verschwindet der Schmerz vollkommen, manchmal in Sekunden, manchmal in Minuten, jedenfalls in nur wenigen Minuten. Aber man braucht nur so zu machen (Mutter neigt einen Finger geringfügig nach links), sich nur ein klein wenig zurückzuwenden, und schon kommt er wieder. Wenn man aber sein Bewußtsein am richtigen Platz hält, ist der Schmerz weg.

Diese Erfahrung habe ich schon mehr als hundertmal gemacht, sogar mit Zahnschmerzen (ein schwer zu heilender Schmerz), mit starken Schmerzen hier oder da. DER KÖRPER selber hat diese Erfahrung. Der Körper weiß es.

(langes Schweigen)

Das ist sehr interessant, weil es eine Erfahrung ist, die der Körper in allen Einzelheiten und in allen Stadien gemacht hat... Sein erster Schritt war, nicht an den Schmerz zu denken, sich nicht darum zu kümmern. Das ist das erste Stadium. Dann merkte er, daß sich der Schmerz deutlich verminderte, wenn er mit etwas anderem beschäftigt war. Daraufhin machte er die Erfahrung, daß der Schmerz zurückkehrte, sobald sich ihm jemand näherte, der weiß, daß man Schmerzen hat. All dies ist überaus interessant: eine Fülle kleiner Feststellungen in jeder Minute. Und schließlich hatte er den wiederholten und absolut überzeugenden Beweis, daß, sobald er sich auf das Göttliche konzentriert, mit Ihm in Kontakt tritt (denn er FÜHLT, er spürt in den Zellen), sobald er sich konzentriert (ohne sich um den kranken Punkt zu kümmern: es ist besser, nicht darauf zu achten), der Schmerz darauf vollkommen verschwindet, so sehr, daß... Es gibt solche Momente, wo etwas weh tut, und die erste Reaktion ist, den Schmerz nicht mehr zu spüren; anfangs bat er (der Körper) um eine höhere Intervention, und das hatte eine Wirkung, aber es war das Gefühl eines Kampfes, eines Widerstands (etwas in der Art): es brauchte Zeit. Doch als es ihm gelang, sich OHNE BITTEN auf das Göttliche zu konzentrieren (einfach nur in Hingabe), dann dachte er nicht mehr daran, der Körper selbst dachte nicht mehr an den Schmerz, und nach einer Weile merkte er, daß dieser tatsächlich vollkommen verschwunden war. – Er dachte nicht daran, und schon war da nichts mehr.

Diese Erfahrung wiederholte sich HUNDERTE von Malen, in bezug auf ganz unterschiedliche Dinge.

(Schweigen)

Es muß einen Zustand geben, in dem auch die Möglichkeit eines Unfalls ausgeschlossen ist. Aber diesen... kenne ich nicht.

Das wären die natürlichen Bedingungen eines supramentalen Lebens.

Dazu muß sich jedoch notgedrungen der Aufbau des Körpers selbst ändern, denn es geschieht ja im Körper – er wird sich ändern müssen. Wie? Das weiß ich noch nicht.

Es geht in Richtung eines vollkommenen Gehorsams der Materie gegenüber dem Bewußtsein (dem höheren Bewußtsein) – aus der jetzigen Erfahrung entspricht dies dem göttlichen Bewußtsein, aber wahrscheinlich ist es das, was Sri Aurobindo das supramentale Bewußtsein nannte. Denn es wird gewiß... (Geste eines stufenweisen Fortschritts) einen unbegrenzten Aufstieg geben.

In diesem Bewußtsein verschwindet jegliche Empfindung eines Ego, es existiert schlichtweg nicht. Da steht nicht mehr "eine Person", die Einflüsse empfängt und aussendet, den anderen gegenüber – überhaupt nicht mehr –, sondern alles ist ein allgemeines Kräftespiel (Mutter macht eine umfassende, sich bewegende Geste), in dem jeder spontan seine Rolle erfüllt.

Genau diese Erfahrung hat der Körper bereits mehrere Male gemacht. Er bleibt sehr lange darin. Jetzt ist es beinahe... diese Beziehung zu den Dingen und Wesen (die alte Beziehung) ist fast nur noch wie eine Erinnerung. Sie ist nicht mehr... natürlich.

(langes Schweigen)

Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll... Etwas hat sich radikal verändert, nicht nur im Bewußtsein des Körpers, sondern in seiner Funktionsweise. Im Augenblick ist es noch schwierig zu erklären... Weißt du, die Vorstellung, man befände sich im Zentrum und die Dinge kämen auf einen zu und alles stünde mit diesem egozentrischen Zentrum in Verbindung... dies ist eine alte Sache, die seit langem vorbei ist. Aber da waren noch...

(Schweigen)

Diese Formulierung ist nicht ganz zutreffend, aber es ist ungefähr so, als seien alle Zellen in Kontakt mit etwas, das über ihnen steht, sogar räumlich, das aber auf sie den Eindruck macht, als sei es ihr Zentrum. Jedoch ein Zentrum ..., das nicht so ist (Mutter vollzieht eine auf sich selbst gerichtete Geste), und es ist auch nicht... (wie soll ich sagen?) lokalisiert; es ist... weder hier (im Körper) noch darüber noch... Es ist nicht lokalisiert. Dennoch haben die Zellen den Eindruck, als würde die Kraft – die Bewegkraft oder Willenskraft –, die "davon" ausgeht, sich ausbreiten (sich nach unten ausbreitende Geste), um in den Körper zu gelangen. Und... (das ist interessant) der Körper hat den Eindruck, DIREKTER "damit" verbunden zu sein und daß das, durch ihn, die anderen, die Umgebung beeinflußt – aber es sind nicht "die anderen", sondern... Manchmal kam es ihm sogar so vor, als stünden ihm manche dieser Dinge (die "anderen", sein Umfeld) näher als andere. Dies ist sehr schwierig zu sagen... Aber es ist spontan. Das Schwierige daran ist, daß ich, um es auszudrücken, anfangen muß zu denken, wo es doch spontan ist: es ist eine Empfindung, kein Gedanke.

Nachts, wenn ich allein bin, gibt es zum Beispiel Augenblicke, in denen sich irgendwo (in der "Umgebung") der Eindruck einer Störung oder Angst bemerkbar macht, und die einzige Abhilfe für den Körper (er fühlt genau, daß es von außen kommt – aber "außen" ist nicht das richtige Wort, es kommt eher aus einer Entfernung... ich weiß nicht, wie ich sagen soll), sein einziger Ausweg ist dann, sich in dieses leuchtende Zentrum zu stürzen – das bedeutet nicht, etwas an sich "heranzuziehen", sondern... sich da hineinzustürzen.

(Mutter vertieft sich in eine lange Kontemplation,
dann lächelt sie)

Neben dir, aber ganz... (wie soll ich sagen?) sehr deutlich sichtbar und sehr klar, war das, was du in deinem früheren Leben warst. Ein Kopf, ich hätte ihn zeichnen können... Ein rasierter Schädel, groß, ein sehr breiter Kopf mit einem etwas langen Kinn und einer feinen Nase. Und dennoch warst du das ganz und gar. Merkwürdig.

Aber eine Hautfarbe... eine sehr helle indische Hautfarbe (d.h. ganz ohne rosa Farbton), große Augen, ungefähr 25, 30 Jahre alt. Der Kopf war etwas größer als deiner (nur ein klein wenig, nicht viel). Aber dir SEHR NAHE, ich will damit sagen, sehr eins mit dir... Eine sehr hohe Stirn. Und der Kopf... birnenförmig.

Er meditierte, und auf einmal schaute er mich an: der Blick war ganz leuchtend... Als sei er so nahe – weißt du, ich war innerlich nicht weit weg, sondern gleich hier. Merkwürdig.

Hast du nichts gefühlt?

Ich hatte jedoch den Eindruck, daß dies nichts Neues ist, sondern als sei er ständig hier.

Das ist amüsant. Es war beinahe, als hätte ich ihn mit meinen physischen Augen gesehen.

Der Kopf war etwas größer als deiner – nicht viel, nur ein klein wenig.

Und er sieht dir ähnlich. (Mutter lacht) Eine breite Stirn.

Er scheint sich ständig hier aufzuhalten, er war nicht zu Besuch gekommen, sondern war hier seßhaft.

Welche Art von Hilfe bringt er?

Er ist ein Wesen, das einen sehr intensiven Yoga betrieben hat. Es ging dabei um die Verbindung mit den höheren Bewußtseinsebenen. Aber... er muß extrem asketisch gewesen sein... Das (die Materie) interessierte ihn nicht: er war ausschließlich auf das Bewußtsein ausgerichtet – sehr, sehr konzentriert.

Meine Schwierigkeit, die Kräfte oder Einflüsse zu erkennen, besteht darin, daß sich in mir alles als eine Intensität von Kraft ausdrückt, so daß ich nichts unterscheiden kann, verstehst du, es ist immer "eine Kraft", eine Intensität.

Ja, die seine muß SEHR intensiv sein!

Er lächelte. Er lächelte, als befände er sich in einer sehr glücklichen Erfahrung. Aber GANZ IM INNERN. Wahrscheinlich ohne großes Interesse am Äußeren.

Er muß ein Sannyasin gewesen sein. Auch war er fast nackt, er trug nur ein kleines Tuch, das man sah, ein orangefarbenes Tuch... Er hatte eine sehr helle indische Hautfarbe.

Und einen Augenblick lang sah er mich an: die Augen waren sehr schön, der Blick war sehr schön.

Eine sehr intensive Aspiration.

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