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Mutters

Agenda

elften Band

30. Mai 1970

(Mutter scheint sehr nach innen gekehrt zu sein.)

Ich erinnere mich gar nicht mehr an dieses Buch [Gedanken und Aphorismen]. Hast du die letzten gesehen?

(Satprem liest vor)

529 – Das uneingeschränkte Mitgefühl ist die edelste Charaktereigenschaft; keinem lebenden Wesen auch nur das geringste Leid zuzufügen, ist die höchste aller menschlichen Tugenden; aber Gott praktiziert weder das eine noch das andere. Ist deshalb der Mensch edler und besser als der Allesliebende?

528 – Das menschliche Erbarmen entstammt der Unwissenheit und der Schwäche, es ist der Sklave emotioneller Eindrücke. Das göttliche Mitgefühl versteht, unterscheidet und rettet.

Du antwortest:

"Die göttliche Absicht zu verstehen und an ihrer Vollendung zu arbeiten – ist dies nicht das sicherste Mittel, der Menschheit zu helfen?"

Ich frage mich immer, wann er das geschrieben hat...

Wie es scheint, war es am Anfang.

Er war noch... (Geste zwischen zwei Welten).

Irgendwo hat er Pavitra gesagt, er habe seine Auffassung des Universums viermal revidiert. 1

Hast du die deine seither auch geändert?

Ja, und er auch.

Du meinst, er hat sie "dort oben" geändert?

(Mutter lacht,
langes Schweigen)

Hast du dies gesehen? (Mutter zeigt den gedruckten Text ihrer Notiz über die Streitereien im Ashram.) Das galt besonders den Leuten von der Druckerei; deshalb gab ich ihnen dies zum Drucken, ich fand das amüsant... Aber natürlich hat jeder geglaubt, es sei für den Nachbarn bestimmt, nicht für ihn selbst!

Hast du etwas?

Um die "göttliche Absicht", von der du dort sprichst, zu verstehen, hat man den Eindruck, daß, wenn man sich beim Versuch zu verstehen nach oben wendet, man immer eine Art unveränderliche Neutralität antrifft...

(Mutter tritt in eine Kontemplation ein)

(Mit einem Kopfzeichen fragt Mutter Satprem, ob er etwas zu sagen habe. Ebenfalls mit einem Kopfzeichen fragt Satprem Mutter, ob sie etwas zu sagen habe. Lachen.)

(Mutter zieht sich wieder in sich zurück)

Nichts zu sagen? Nichts zu fragen? Nichts zu lesen?...

Kommen wir voran?

(Mutter zieht sich wieder in sich zurück)

(Auf englisch:) Dies kann ewig so weitergehen... Es ist so: Der Eindruck, sich in einem Strom vo`n Kraft zu befinden, der fließt und sich ausbreitet, fließt und sich ausbreitet (Geste einer stetigen Herabkunft auf Mutter und eines Ausstrahlens vom Kopf)... ewig.

(Mutter zieht sich wieder in sich selbst zurück)

Wieviel Uhr ist es?

Fünf vor elf, liebe Mutter.

Wenn es dich nicht langweilt so zu sein...

Aber hör mal! Das tut so gut!

Ja, dann...

(Mutter zieht sich wieder in sich selbst zurück)

 

1 Siehe Gespräche mit Pavitra vom 11. Januar 1926: "Im spirituellen Leben muß man immer bereit sein, jedes System und alle Konstruktionen zu verwerfen. Eine gegebene Form ist nützlich, dann wird sie schädlich. In meinem spirituellen Leben habe ich seit meinem 40. Lebensjahr drei- oder viermal das System, zu dem ich gelangt war, vollkommen bloßgelegt und demontiert."

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