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Mutters

Agenda

elften Band

1. Juli 1970

(Satprem liest Mutter das vorhergehende Gespräch vom 27. Juni vor – "eine winzige Verschiebung des Bewußtseins". Mutter wollte diesen Text für die "Notizen auf dem Weg" verwenden.)

Ist das alles? Mehr habe ich nicht gesagt?... Ich hatte den Eindruck, etwas Interessantes gesagt zu haben... Dies ist nicht sehr interessant.

Doch, da steckt viel drin!

Da ist immer so viel MEHR als das, was sich lesen läßt.

Ich hatte wirklich den Eindruck, etwas gesagt zu haben, und jetzt erscheint es mir wie nichts.

Laut vorgelesen kommt nicht so viel rüber, aber wenn man es für sich selbst liest und ein wenig mehr eindringt, fühlt man deutlich...

Ja, DU. Aber auf einen, der so wie du liest, kommen tausend, die rein oberflächlich lesen.

Nicht alle!

Nun... das macht nichts.

*
*   *

Etwas später

Ich hatte eine Erfahrung, die mir interessant erschien, weil es das erste Mal war. Gestern oder vorgestern war R hier, sie kniete genau vor mir, und ich sah ihr psychisches Wesen, das sie überragte (ungefähr um 20 cm). Dies war das erste Mal. Ihr physisches Wesen war klein, und ihr psychisches Wesen so groß. Es war ein geschlechtsloses Wesen: weder Mann noch Frau. Möglicherweise ist es immer so, ich weiß es nicht, aber in diesem Fall bemerkte ich es sehr deutlich. Da sagte ich mir: "Das PSYCHISCHE Wesen wird sich materialisieren und zum supramentalen Wesen werden!"

Ich sah, daß es so war. Es hatte gewisse Besonderheiten, aber sie waren nicht sehr ausgeprägt, und es war eindeutig ein Wesen, das weder Mann noch Frau war und Merkmale beider vereinte. Es war größer als sie und überragte sie überall um etwa so viel (Geste von ca. 20 cm über den physischen Körper hinaus). Es hatte diese Farbe... würde sie sehr materiell, wäre es die Farbe Aurovilles [orange]. Etwas gedämpfter, wie hinter einem Schleier, und nicht von absoluter Präzision, aber es war diese Farbe. Es hatte auch Haare, aber... Es war anders.

Ein andermal werde ich es vielleicht genauer sehen.

Dies interessierte mich sehr, denn es war, als sagte mir dieses Wesen: "Du suchst die ganze Zeit, wie das supramentale Wesen sein wird – hier ist es!" Und es war da – ihr psychisches Wesen.

Jetzt verstehe ich. Ich verstehe: Das psychische Wesen materialisiert sich... und dies gibt der Evolution eine Kontinuität.

Diese Schöpfung erweckt ganz den Eindruck, als geschähe nichts willkürlich, als stecke eine Art göttliche Logik dahinter, die nicht unserer menschlichen Logik entspricht, sondern ihr sehr überlegen ist. Diese Logik existiert jedoch, und sie war völlig befriedigt, als ich das sah.

Seltsamerweise war R auch da, als ich diese Erfahrung des supramentalen Lichtes hatte, das in mich drang, ohne einen Schatten zu werfen 1 . R hat etwas in der Art, ich weiß nicht... Und diesmal ist es wirklich interessant. Es war ganz ruhig da und sagte mir: "Du suchst immer... Hier ist es!"

Damit verstand ich, warum das Mental und das Vital dieses Körpers weggeschickt wurden und das psychische Wesen dablieb (natürlich dirigierte es schon vorher alle Bewegungen, somit war es nichts Neues, aber nun gab es keine Schwierigkeiten mehr: alle diese Komplikationen, die vom Vital und Mental herrühren, die ihre Eindrücke, ihre Tendenzen hinzufügen, waren verschwunden). Da verstand ich: "Ach! So ist das: Dieses psychische Wesen soll zum supramentalen Wesen werden."

Ich hatte mich nie darum gekümmert, zu wissen, wie es aussehen würde. Und als ich das sah, verstand ich. Ich sehe es immer noch, die Erinnerung ist geblieben: seine Haare waren fast rot, seltsam (aber nicht wie die roten Haare bei Menschen). Und so ein Ausdruck! Ein so feiner und leicht ironischer Ausdruck... oh, außerordentlich!

Verstehst du, meine Augen waren offen, es war eine fast materielle Sicht.

So versteht man. Plötzlich sind alle Fragen verschwunden, alles ist sehr klar und einfach geworden.

(Schweigen)

Und das Psychische ist genau das, was überlebt. Wenn sich das materialisiert, bedeutet dies die Aufhebung des Todes. Aber "Aufhebung"... nur das, was nicht der Wahrheit entspricht, verschwindet: alles, was sich nicht im Bildnis des Psychischen transformieren und Teil des Psychischen werden kann.

Das ist wirklich interessant.

*
*   *

Haben wir Zeit, Savitri zu übersetzen?

Ja, liebe Mutter. In den letzten Zeilen sagt Savitri:

Laß jene, die gebunden sind an Körper und Mental,

diese Fesseln wegreißen und in die weiße Ruhe entfliehen.

Hier spricht Savitri?

Ja, der Tod hatte ihr gesagt, daß man seinen Körper verlassen müsse, um die Höhen Gottes zu finden...

(Mutter setzt die Übersetzung fort)

Doch wie soll ich in dem endlosen Frieden Ruhe suchen,

die ich der mächtigen Mutter gewalttätige Kraft behause

und ihre Schau hierher gewandt habe, um diese rätselhafte Welt zu lesen,

ihren Willen gemildert habe in der Glut der Weisheitssonne

und dem flammenden Schweigen ihres Liebesherzens?

Gewiß, die Welt ist ein spirituelles Paradox,

erfunden von einem Bedürfnis im Unsichtbaren,

nur eine armselige Übertragung in die Sinne des Geschöpfes

von Jenem, das für immer weit hinausragt über Sprache und Idee,

nur ein Symbol dessen, das man niemals symbolisieren kann,

eine fehlerhaft ausgesprochene Sprache, falsch geschrieben, doch wahr. 2

Savitri, Buch X, Canto 4, S. 661f.

Gibt es noch mehr?

Ja, es geht weiter.

 

1 Siehe Agenda Bd. 10 vom 16. April 1969 und vom 3. Juni 1969.

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2 But how shall I seek rest in endless peace

Who house the mighty Mother's violent force,

Her vision turned to read the enigmaed world,

Her will tempered in the blaze of Wisdom's sun

And the flaming silence of her heart of love?

The world is a spiritual paradox Invented by a need in the Unseen,

A poor translation to the creature's sense

Of That which for ever exceeds idea and speech,

A symbol of what can never be symbolised,

A language mispronounced, misspelt, yet true.

(Savitri, X.4, S. 647-8)

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