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Mutters

Agenda

elften Band

1. August 1970

(Mutter gibt Satprem die Botschaft für den 15. August:)

"Und selbst der Körper wird sich des Gottes erinnern."

Savitri, XI.1, S. 721

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(Dann übersetzt sie ein weiteres Zitat von Sri Aurobindo:)

"Die Leiden, denen wir auf dem Weg begegnen, wie auch immer sie beschaffen sein mögen, sind kein zu hoher Preis für den Sieg, der errungen werden soll, und wenn wir sie im wahren Geist hinnehmen, können sie sogar zu Mitteln werden, den Sieg herbeizuführen."

Letters on Yoga, XXIV.1636

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Etwas später

Wir haben einige Broschüren zusammengestellt: On India ("Über Indien"), und fünf Karten mit Zitaten.

(Mutter zeigt Satprem die Texte)

Angeblich hast du gesagt, die chinesische Bedrohung gegen Indien sei "unvermeidlich"...

Nein, das habe ich nicht gesagt... Wer behauptet das?

Diese Worte werden P.B. zugeschrieben. Du weißt, wie die Dinge entstellt werden...

Ja, völlig entstellt. Ich habe gesagt, es sei "ernst". Denn sie sind nicht bewußt: die Regierung ist sich der Gefahr gar nicht bewußt. Ich ließ sie warnen. Aber ich habe nicht gesagt, es sei "unvermeidlich"; ich sagte, es sei "gefährlich" – wäre es unvermeidlich, hätte ich nichts unternommen.

Du weißt, daß in Kalkutta alle Mauern mit Slogans beklebt sind: The chairman of China is our chairman ("der Präsident Chinas ist unser Präsident"). So ist die Atmosphäre. Ein Herr, ich glaube, der Leiter der dortigen Universität 1 oder ein Beamter des Bildungsministeriums, kam hierher, um uns zu bitten, nach Bengalen zu kommen und etwas zu unternehmen – ich sah ihn. Offenbar hat er eine Heidenangst... Er bat uns, etwas zu unternehmen. Wir sind fast offiziell dorthin berufen worden.

Die Reaktion in Orissa ist ausgezeichnet.

Aber es gibt... Ich glaube, der Premierminister 2 oder ein Minister von Madras reiste nach Frankreich, denn dort wurde ein tamilischer Kongreß abgehalten. Er traf unseren Freund Z 3 und sagte ihm, er und die ganze Regierung in Madras seien "sehr reserviert gegenüber dem Ashram", weil wir Bengalen seien... (ich erinnere mich nicht mehr – völlig idiotisch), und was wir sagten, "sei nicht wahr". Kurz, so idiotische Dinge, daß ich mich nicht mehr erinnern kann. Das ist die öffentliche Haltung. Er sagte: "Lieber hätten wir Fremde hier als Bengalen, dann würden wir uns sicherer fühlen." – Eben einfach dumm.

Wir sind in einer seltsamen Situation: die ganze Bewegung gegen die Regierung in Indien will nicht, daß uns von der Regierung geholfen wird; die Regierung der einen Provinz will nicht, daß wir die Freunde der anderen Provinz sind... Um ihnen zu gefallen, müßten wir so dumm wie sie sein.

Ich weiß nicht, was P.B. sagt, aber er las mir etwas vor, das er geschrieben hatte und das gut war. Er sagte, die Gefahr sei ernst – und das stimmt... Aber etwas war bemerkenswert: Zum Beispiel schrieben mir Jugendliche von dieser pro-chinesischen Bewegung 4, die die Chinesen haben wollen, um mich zu fragen, ob dies gut sei und ob man so sein solle, und... "wir werden tun, was Sie sagen". Das beweist jedenfalls, daß der Einfluß stark ist... Es gibt Anzeichen... Es besteht Hoffnung... Nein, es ist nicht unvermeidlich. Es ist gefährlich, aber nicht unvermeidlich.

Untereinander verhalten sie sich schlimmer als Gauner. Solch kleinliche Streitereien, was die Arbeit wesentlich erschwert!

Aber ich habe etwas über die Tibetaner erfahren... Die Tibetaner stehen auf unserer Seite, doch ein tibetanischer Junge kam hier an und erzählte schreckliche Dinge... Sie waren aus ihrem Land geflüchtet und hatten sich nahe der Grenze niedergelassen (sie wohnten in Hütten nahe der Grenze, er mit seinem Vater, seiner Mutter und seinem Großvater). Ein Tibetaner kam und bat um Unterkunft. Sie nahmen ihn auf und beherbergten ihn. Aber nach einer gewissen Zeit (ich weiß nicht, nach wievielen Tagen) kam eine Gruppe anderer Tibetaner, um diesen Mann zu suchen, mit der Behauptung, es sei ein Feind. Diese Tibetaner also (ich persönlich glaubte, sie seien alle "Opfer der Chinesen" – aber sie sind auch die Opfer ihrer eigenen Spaltung): sie kamen und ermordeten den Vater, die Mutter und den Großvater; sie wollten auch den Sohn töten, verfehlten ihn aber: er konnte flüchten und ist nun hier. Unglaubliche Geschichten! Sie sind alle so: sie zanken und streiten sich untereinander – wenn sie so weitermachen, werden sie offensichtlich... sie öffnen allem die Tür.

Die einen sagen mir: "Geben Sie sich nicht mit diesem da ab, denn ..." Die anderen sagen mir: "Halten Sie nicht zu denen da, denn es sind Feinde ..." Voilà!

Unsere Antwort lautet: Wir halten zu allen.

Man fragt sich, was Indien aus seiner politischen Kleingeisterei herausreißen könnte.

Man muß über die Politik hinausgelangen.

Sri Aurobindo sagte ihnen schwarz auf weiß, was zu tun ist.

Ich sagte den Regierungsleuten, die mich besuchten: "Sie haben eine außergewöhnliche Chance. Sri Aurobindos Jahrhundertfeier steht bevor, dies ist eine Gelegenheit und gibt Ihnen eine Art Recht, das voranzutreiben – nützen Sie diese Gelegenheit! Sie haben zwei Jahre, um den negativen Bewegungen entgegenzuarbeiten."

Aber wir dürfen nicht offen zugeben, daß wir ihnen beistehen, denn... das würde eine ganze andere Gruppe verärgern – wir sind mit niemandem. Wir sind nur mit Sri Aurobindo – mit niemand anderem. Alle, die kommen wollen, sind willkommen – wer es auch sei.

Dies (Mutter zeigt auf die Broschüren) ist Teil der Literatur, die wir austeilen, sehr gute Dinge sind darin. Ich habe nicht alles gelesen.

Es ist eine Reihe von Fragen und Antworten über allerlei Probleme: Erziehung, Sprache usw.

Sind es Antworten von Sri Aurobindo?

Ich weiß nicht, es ist nicht unterschrieben. Doch... ich sehe etwas von dir... Nichts ist zitiert, da weiß man nicht, ob es von Sri Aurobindo, von dir oder sonst jemandem ist.

Wir müssen die Idee aus sich heraus wirken lassen; wenn wir die Idee im Namen von jemandem darstellen, den sie nicht mögen, werden sie sich nicht darauf einlassen.

Sie wollten mich in die Situation verwickeln, doch ich lehnte ab. Ich sagte: "Nein, ich will nicht." Ich will mich auf keinen Fall dort einmischen: ich bin keine Inderin, und ich will nicht, daß sie mich nach vorn drängen und dann plötzlich eines Tages sagen: "Eine Fremde mischt sich in unsere Angelegenheiten ein." Ich will nicht, daß irgend jemand behauptet: "Mutter hat dies gesagt... Mutter hat jenes gesagt ..." Nein, danke!

Eine Fremde!...

Ja, so sind sie!

(Schweigen)

Es ist angenehm, so zu sein... (Geste zum Hintergrund). Dennoch sehe ich viele Leute, es kommen immer mehr. Ich kann nicht alle ablehnen.

Genau deshalb wollte ich Monsignore R nichts von mir schicken. Ich will auf keinen Fall, daß man sagen kann: "Oh, da ist eine Frau, die... Mutter, die ..." – Das gibt es nicht! (Mutter lacht)

 

1 P.K. Basu, der Vizerektor der Universität Kalkutta. Er hatte Mutter im Juni einen Besuch abgestattet.

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2 Karunanidhi.

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3 Ein Beamter der indischen Botschaft in Paris.

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4 Die "Naxaliten", eine Gruppe maoistischer Extremisten.

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