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Mutters

Agenda

elften Band

14. November 1970

Was gibt es Neues?

Mein Buch ist fertig.

Oh... Gut! Das ist wirklich gut.

Wieviele Kapitel haben wir noch zu lesen?

Wir sind halb durch: ich lese dir gerade das achte Kapitel vor, und es gibt sechzehn.

Das wird bis in den Januar gehen.

Willst du denn alles hören?

Ja, sicher! (Mutter lacht)

(Satprem liest das Ende von Kapitel 8 vor: "Wandel der Sicht". Nach der Lektüre verharrt Mutter lange wie in tiefer Meditation versunken.)

Das versetzt mich immer anderswohin – eigenartig – wie in ein... neues Land. Jedesmal passiert mir das.

(Schweigen)

Glaubst du, die Übersetzer können dies erfassen?

(Schweigen)

Es ist still (weite Geste), leuchtend – großartig, weißt du!

(Schweigen)

Wer übersetzt es ins Englische?

Das ist T.

Übersetzt sie es gut?

Ja, sie erfaßt den Rhythmus, die Schwingung. Ins Italienische übersetzt es N.

Wir bräuchten jemand, der...

(Mutter versinkt)

Das war sehr kurz.

(Mutter schaut lange, lächelt dann plötzlich und versinkt wieder)

Wie spät ist es? Gibt es nichts zu tun?

Nein, liebe Mutter... Sagst du nichts?

(nach einem Schweigen)

Ich sah etwas recht Merkwürdiges... Die Geschichte betrifft die Tochter eines Mannes, der ein großes Kino besitzt (ein reicher Mann). Ich weiß nicht, was passiert war, es ging ihr gut, aber nach der Geburt ihres Kindes starb sie im Krankenhaus. Man erfuhr nie warum. Das geschah vor einem Jahr, und ich hatte es vergessen. Das Kind – ein Junge – war jetzt also ein Jahr alt, und man brachte es zu mir. Aber ich erinnerte mich nicht mehr an die ganze Geschichte, daß die Mutter gestorben war usw. Ich wußte von nichts. Als der Junge kam, hatte ich den Eindruck, es sei ein Mädchen. Ich schaute. Nachher sagte man mir, was geschehen war. In diesem Kind ist ganz deutlich das Vital seiner Mutter – es ist sehr präzise erhalten geblieben. Es war da und manifestierte sich durch den Körper des Kindes – das Vital seiner Mutter mit ihrem ganzen Bewußtsein. Das ist eigenartig. Ich erfuhr die Geschichte der Mutter erst später. Ich sah dieses sehr bewußte weibliche Vital und fragte mich: "Was ist denn das?" Dann erklärte man mir: "Ja, das ist das Kind, dessen Mutter bei seiner Geburt starb." Da verstand ich. Das Vital ist im Kind geblieben, das zur Welt kam.

Merkwürdig!

(Schweigen)

Wenn die Eltern nur wüßten, wie sie sich verhalten sollten, dann könnten sie... Dieses Kind könnte absolut bemerkenswert sein: mit einem voll bewußten Vital.

Man bringt mir jetzt all die in Auroville geborenen Kinder, und ich sehe da... erstaunliche Dinge. Einige – nicht viele, ein oder zwei – ähneln kleinen Tieren, sie haben nichts: sie sind sehr nett, aber wie ein kleines Tier. Doch die meisten haben ein bewußtes Wesen. Leider behandeln die Eltern sie auf eine wirklich dumme Art, weil sie nichts wissen, nichts verstehen.

Heute sah ich wieder eines von ihnen (winzige Geste): Es ist nur wenige Tage alt – so groß –, und ich sah das darin enthaltene Bewußtsein, ganz wunderbar!

Sie behandeln es aber wie ein kleines Tier – und es kann sich gar nicht wehren.

(Schweigen)

Werden diese Kleinen die Zwischenwesen sein?... Ich weiß es nicht.

(langes Schweigen)

Du sagst nichts über dich selbst, liebe Mutter.

Nein, nichts zu sagen.

Nichts zu sagen.

(Mutter schüttelt den Kopf und schaut weiterhin)

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