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Mutters

Agenda

zwölften Band

30. Januar 1971

(Mutter geht es erneut nicht gut. Sie empfängt uns mit einer Stunde Verspätung. Zunächst empfängt sie Satprems Mutter für ein paar Minuten.)

Wie finden Sie ihn?

(Satprems Mutter, wie ein bretonischer Felsen:) Gut.

Er hat ein wunderbares Buch geschrieben. Ich zähle auf das Buch, um die Welt zu revolutionieren... Sie können stolz auf Ihren Sohn sein.

(Satprems Mutter lächelt und verläßt das Zimmer)

Hast du das Buch mitgebracht?

Willst du, daß ich dir heute morgen vorlese?

Ja, genau darauf warte ich!

Bist du nicht zu müde?

Oh, das ermüdet mich nicht. Von da kommt die Ermüdung nicht.

Was ermüdet dich denn im Augenblick?

Der Körper hat begonnen, nicht mehr auf die alte Weise funktionieren zu wollen, wie soll man dann essen?... Das Essen hat überhaupt keine Anziehungskraft mehr – überhaupt nicht. Es erscheint idiotisch, und dennoch "muß" man es einnehmen. Die Ärzte wollen, daß es wie gewohnt funktioniert – das ist unmöglich. Dies versetzt mich in einen Zustand... es schafft einen Konflikt in der Natur.

Die Dinge gehen zu schnell voran, und gleichzeitig ist da der Widerstand der alten Natur – von den Ärzten und den Gewohnheiten noch bestärkt.

In manchen Momenten... (Geste, hin- und hergerissen zu werden)

All das ist doch ein Symbol für etwas anderes.

(Mutter lacht) Sicher!... Es ist das Symbol für alles, was sich in der Natur der Transformation widersetzt.

Die ganze Welt!

Ich verstehe auch gut, daß es zu erschreckend für die Leute wäre, wenn die Transformation schlagartig käme.

Ja...

Sie sagen zum Beispiel, daß meine Leiden von der Tatsache herrühren, daß ich nicht genug esse – nach dem alten System ist das wahr; deshalb möchten sie, daß ich mehr esse, während ich persönlich fühle, daß es der Arbeit zuwiderläuft, wenn ich mehr esse.

Das Essen ist auch schwierig... Es ist von keinerlei Interesse mehr – es erscheint mir unnütz, und trotzdem sehe ich, daß ich das alte System zu schnell aus dem Gleichgewicht bringe, wenn ich nichts esse. Deshalb... (Geste eines Hin- und Hergerissenseins zwischen zwei Dingen)

Ach, lies mir vor, das ist interessanter!

(Satprem liest die Fortsetzung der "Soziologie des Übermenschen", insbesondere zitiert er im Laufe des Textes den folgenden Abschnitt von Sri Aurobindo über die Propaganda:)

Ich glaube nicht an Werbung, außer für Bücher, und nicht an Propaganda, außer für Politik und Arzneimittel. Für ernsthafte Arbeit ist das Gift. Es bedeutet entweder Sensation oder großes Aufsehen – und beide Dinge erschöpfen die Sache, die sie auf ihrer Schaumkrone tragen, und lassen sie leblos und zerschellt an der Küste von nirgendwo –, oder es bedeutet eine Bewegung. Eine Bewegung im Falle einer Arbeit wie der meinen bedeutet die Gründung einer Schule, einer Sekte oder eines anderen verdammten Unsinns. Es bedeutet, daß Hunderte und Tausende nutzloser Leute sich anschließen, das Werk korrumpieren oder es auf eine pompöse Farce reduzieren, von der sich die Wahrheit, die herabkam, in Verborgenheit und Stille zurückzieht. Dies geschah mit den "Religionen" und ist die Ursache für ihr Versagen.

2.10.1934
On Himself, XXVI.375

Diesen Absatz müßte man kopieren und in Auroville aufhängen. UNBEDINGT. Sie haben alle diese falsche Vorstellung von Werbung und Propaganda. Man muß es in Großbuchstaben aufschreiben. Als Titel: "Sri Aurobindo sagte", dann das Zitat setzen und es nach Auroville schicken.

Sag ihnen, daß ich es ihnen schicke.

(nach der Lektüre)

Ist das alles?

Dies ist die Hälfte des Kapitels.

Schade... Ich könnte stundenlang zuhören, es ist wirklich sehr gut.

Gibt es noch mehr?

Ungefähr zehn Seiten.

Das wird für das nächste Mal sein.

Du machst mir wirklich Freude damit.

Oh, liebe Mutter, du bist es, die mir alles gibt.

Wir müssen uns um die Übersetzung kümmern. Ja, ich möchte unbedingt... etwas sagt mir (Geste nach oben), daß es ins Russische übersetzt werden muß.

Sie sind durch eine Erfahrung gegangen und haben ihre Möglichkeit erschöpft, sie sehen, daß es zu nichts führt. Leider wenden sie sich wieder der Vergangenheit zu – jetzt wäre der richtige Augenblick, ihnen das zu geben.

Wenn es in ein sehr gutes Russisch übersetzt würde... Das Land müßte damit überschwemmt werden. Jetzt ist genau der Augenblick, wo sie etwas brauchen. Sie haben den Glauben an das verloren, was sie gefunden zu haben glaubten.

Das kommt sehr beharrlich: "Ins Russische, es muß ins Russische übersetzt werden."

Kennen wir einen Russen?

Hier ist S – möchtest du, daß ich mit ihr spreche?

Sie kann kein Russisch.

Nein, aber vielleicht kennt sie Russen?

Du könntest sie fragen. Du könntest ihr sagen, daß mir viel daran liegt, daß das Buch ins Russische übersetzt wird von jemandem, der gut schreibt, in einem lebendigen Stil – nicht etwas Trockenes und Verstaubtes: Jemand, der einen lebendigen und anziehenden Stil hat. Wir kümmern uns darum, es irgendwo drucken zu lassen.

Ich werde mit S sprechen.

(Schweigen)

Das hat mir gut getan.

Oh, liebe Mutter, du bist es, die uns gut tut!

in French

in English