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Mutters

Agenda

zwölften Band

1. Mai 1971

(Das Gespräch beginnt mit mehr als einer Stunde Verspätung)

Eine Lawine...

Was hast du mir zu sagen?

Nichts Besonderes, liebe Mutter.

Ich auch nicht... Ich habe es nur mit Leuten zu tun, die sich streiten.

Nun... Vielleicht wird sich das richten.

Ich habe viele Botschaften geschickt... (Mutter sucht in ihren Papieren). Ein Minister kam 1, bei dem vierhunderttausend Arbeiter streiken; sie schrieben mir, ich solle ihn ersuchen, Mitleid mit den armen Leuten zu haben (Gott weiß! ich kenne die Geschichte nicht), aber der Herr kam, gab mir Blumen, nahm meine Blume und brachte sich sofort in Sicherheit. Ich hatte keine Gelegenheit, etwas auszurichten.

Ich wollte ihm dies sagen:

(Mutter zeigt ein Stück Papier)

Das meiste Leiden ist auf menschliche Unwissenheit zurückzuführen.

Wir müssen Mitleid haben und ihnen helfen.

Aber ich hatte keine Gelegenheit, ihm das zu sagen. Er erschien mir wie ein Herr... (Geste wie aus Eisen). Ich weiß nicht, was vor sich geht, aber es ist überall so.

Ja, überall. Man hat wirklich den Eindruck, daß die Welt in Aufruhr ist 2 .

Oh, ja.

Und die Individuen auch.

(Schweigen)

Seit heute morgen ist es so: Streiks und... Die Schule in Delhi ist geschlossen 3... Der Eindruck, man müsse die Ordnung wiederherstellen, und zwar MIT HILFE DERER, DIE DIE STÖRUNG VERURSACHT HABEN. Das kam sehr stark in mir auf. Genau das versuche ich in Delhi zu bewirken: mit Hilfe des Mannes, der den Streik der Lehrer verursachte. Als er zu mir kam, sagte ich ihm das (seine Verweisung aus der Schule hatte die ganze Geschichte auslöst): "Ich setze Sie wieder in der Schule ein, damit Sie die Ordnung wiederherstellen können." Er akzeptierte das. Ich glaube, man kann es versuchen. Heute ist er abgereist.

(Text von Mutters Botschaft an die Lehrer)

Wir (menschlichen Wesen) leben nicht zur Befriedigung unserer Egos; wir leben, um Gottes Willen zu erfüllen. Um fähig zu sein, Gottes Willen zu empfangen und zu erkennen, müssen wir jedoch frei von Begierden und Vorlieben sein. Sonst halten wir fälschlicherweise unsere beschränkten Ideen und Prinzipien für Gottes Willen.

Im weiten Frieden einer absoluten und ergebenen Aufrichtigkeit, frei von festgelegten Ideen und Vorlieben, können wir die erforderlichen Bedingungen verwirklichen, um Gottes Willen zu erkennen und ihn dann mit einer furchtlosen Disziplin auszuführen.

30.4.1971

Genau das muß getan werden. Anstatt der Grundlage eines gewöhnlichen guten Willens und aller moralischen und sozialen Regeln – all das, brrm! weg damit –, man muß darüber hinaussteigen; der göttliche Wille und die göttliche Harmonie sind nötig, und genau das wollen wir. Allen, die gegen die gewöhnliche Ordnung der Dinge und die gewöhnlichen sozialen Konventionen revoltieren, sage ich: "Beweist, daß ihr mit einem höheren Bewußtsein und einer wahreren Wahrheit in Beziehung steht!"

Der Augenblick ist gekommen, um zu handeln... (Geste eines Sprungs darüber hinaus)

Was die Macht der Organisation betrifft, ist dies eine außerordentliche Macht, die gekommen ist – ich habe das Gefühl, indem ich so mache (Mutter schließt ruhig ihre Hand), kann ich die Dinge zerschlagen. Erstaunlich. Wenn diese Macht in den Dienst einer höheren Ordnung des wahren Bewußtseins gestellt wird, kann etwas erreicht werden.

Man muß... einen Sprung nach oben tun.

Alle Leute, die die Ordnung wiederherstellen wollen, ziehen die Dinge zurück zu all diesen alten Ideen – deshalb haben sie keinen Erfolg. Schluß damit! Das ist vorbei. Wir steigen auf. Nur jene, die fähig sind aufzusteigen, können etwas tun.

(langes Schweigen)

Hast du nichts? Nichts zu fragen?

Nein, liebe Mutter.

Geht alles gut?

Ja, liebe Mutter... Ich weiß nicht recht, in welche Richtung ich gehe.

Es gibt nur eine Richtung: zum Göttlichen. Und wie du weißt, bedeutet das ebenso sehr nach innen wie nach außen und nach oben wie nach unten. Es ist überall. In der Welt, wie sie ist, muß man das Göttliche finden und sich an Ihm festhalten – an Ihm allein, es gibt kein anderes Mittel. Es ist nicht hier oder da, sondern überall, aber...

(Mutter tritt in Trance; während sie Satprems Hände in ihrer Rechten hält, bleibt ihre linke Hand nach oben gewendet, dann senkt sich ihr Arm langsam.)

 

1 Aus der Provinz Andhra Pradesh.

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2 Satprem dachte insbesondere an die Studenten von Ceylon, die man gerade auf brutalste Art niedermetzelte, während sich die gesamte Welt schweigend und zustimmend verhielt (einschließlich Indien).

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3 Die Schule des Sri Aurobindo Ashrams in Delhi (bekannt unter dem Namen "Mutters Schule") wurde von Mutter geschlossen infolge eines Streiks der Lehrer, die gegen die Entlassung eines der ihren protestierten.

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