Mutters
Agenda
zwölften Band
(Zunächst sagt Mutter Satprem, daß der Aufsatz über "Sri Aurobindo und Bangladesh" ins Hindi übersetzt und nach Delhi geschickt worden ist)
Ein Ansturm gegnerischer Kräfte hat eingesetzt. Ein wütender Ansturm. Aber allmählich beginnt eine Antwort zu kommen – es ist erst ein ganz kleiner Beginn. In jedem war es wie ein Orkan, und es ist noch nicht völlig vorbei. Alles, was man besiegt und zurückgedrängt glaubte, stürzt wieder hervor – bei Leuten, von denen man es am wenigsten erwartete – unter allen Formen, aber vor allem, was den Charakter betrifft, oh!... Zweifel, Aufruhr, all das...
(Schweigen)
Man bat mich um eine Botschaft für ganz Indien [anläßlich der Bangladesh-Krise]. Ich habe sie gegeben.
(Mutter reicht den Text)
Supreme Lord, Eternal Truth
Let us obey Thee alone
and live according to
Truth.
Höchster Herr, ewige Wahrheit
Laß uns Dir allein gehorchen
und der Wahrheit entsprechend leben.
Ein schrecklicher Ansturm von Lüge. Als würden alle lügen, selbst Leute, von denen man es am wenigsten erwartet – überall-überall-überall. Für mich war es höchst lebendig (Mutter macht eine Geste des Sehens), einfach schrecklich! Das kannst du dir nicht vorstellen... Eine kleine Verdrehung nach rechts, eine kleine Verdrehung nach links – überhaupt nichts Gerades mehr. Da sagte sich der Körper: "Wo ist deine eigene Lüge?" Er betrachtete sich. Und er sah diese alte Geschichte: "Man darf den Herrn nur bei wichtigen Angelegenheiten rufen ..." (lachend) "Du kannst nicht hoffen, ständig mit Ihm zu sein." Da erhielt er einen kräftigen Klaps.
Es war nicht aggressiv, es hatte den Anschein von Demut – er bekam eine kräftige Ohrfeige.
Ein verbissener Andrang unangenehmer Dinge – mehr als unangenehm: richtig gemein, schlecht und destruktiv. Ein wütender Ansturm, bis er verstand. Dann kam dieses Gefühl in den ganzen Körper, in alle Zellen, überall, ständig (es ging so weit, daß ich beim Essen nicht schlucken konnte), bis alles versteht: "Ich existiere nur durch das Göttliche, ich kann nur durch das Göttliche weiterbestehen... und ich kann nur ich selbst sein, indem ich das Göttliche bin." Danach ging es besser. Jetzt hat der Körper verstanden.
(langes Schweigen)
Hast du nichts zu fragen? Nichts zu sagen?
Ich habe den Eindruck, daß ein böses Schicksal auf mir lastet.
Nein, das ist nicht wahr! Das ist Teil der Lüge, das ist diese Lüge – es ist ein Teil der Lüge. Ich hatte das gesehen, ich sah sie; ich versuchte das zu entfernen, es ist mir nicht gelungen... Es ist kein böses Schicksal, das ist Unsinn! Eine völlige Lüge. Das ist nicht wahr – überhaupt nicht.
Da hast du gerade ein Beispiel: das ist überall so (Mutter deutet Krallen an). Ich selbst habe den Eindruck, kleine Teufel mit gekrümmten Händen zu sehen, die sich an alle ankrallen wollen.
Das ist nicht wahr – im Gegenteil! Im Gegenteil, die Linie, die ich in letzter Zeit für dich gesehen hatte, ist vielmehr ein Zunehmen des positiven Einflusses auf die Leute durch Ideen und etwas (ich sprach davon), das sich ausbreitet, das überall seine Arbeit verrichten wird. Aber das will der Teufel natürlich nicht, deshalb versucht er... (Geste gekrümmter Finger) Ach! Du mußt ihm ins Gesicht lachen – ihm die Zunge herausstrecken wie ein schlecht erzogenes Kind.
(langes Schweigen)
Jedenfalls werden wir ziemlich geschüttelt.
Oh!... ich sage dir, es ist ein massiver Angriff – aber das macht nichts. Man muß höher gehen und dann... (Geste eines von oben Betrachtens).
Was ich dir sagte, ist die Wahrheit und das EINZIGE Heilmittel:
nur für das Göttliche existieren
nur durch das Göttliche existieren
nur im Dienst für das Göttliche existieren
nur existieren... indem man göttlich wird.
Voilà.
Da gibt es kein "du", da heißt es nicht "man muß warten", und "es wird zu seiner Zeit kommen", da gibt es nicht... alle diese sehr vernünftigen Dinge gibt es nicht mehr – es ist Das (Mutter schlägt ihre Faust nieder) wie eine Schwertklinge. Es ist Das ALLEN HINDERNISSEN ZUM TROTZ. Das Göttliche. Allein das Göttliche. Der ganze Haufen von Böswilligkeit und Aufruhr und von... all das (Mutter hebt einen unerschütterlichen Finger) muß weggefegt werden.
Nur das Ego sagt, daß wir durch Das untergehen oder zerstört werden – Herr Ego versucht sich als das wahre Wesen auszugeben.
Aber der Körper hat gelernt, daß er auch ohne Ego das ist, was er ist, denn er ist es durch den göttlichen Willen und überhaupt nicht durch das Ego – wir existieren durch den göttlichen Willen und nicht durch das Ego. Das Ego war ein Mittel – in einer Zeit, die Jahrhunderte zurückliegt. Vor Jahrhunderten galt das noch. Jetzt taugt es nichts mehr, seine Zeit ist abgelaufen. Es hatte seine Zeit, es war von Nutzen – das ist vorbei, vorbei, es ist dort unten. Jetzt... (Mutter schlägt ihre Faust nieder): das Bewußtsein ist das Göttliche; die Macht ist das Göttliche; die Handlung ist das Göttliche; die Individualität ist das Göttliche.
Und dieser Körper hat sehr gut verstanden und gefühlt, er hat "realisiert", wie man auf englisch sagt, realized, understood, daß dieses Gefühl, eine abgetrennte Persönlichkeit zu sein, VOLLKOMMEN nutzlos ist, vollkommen nutzlos, überhaupt nicht unentbehrlich für seine Existenz, es ist völlig nutzlos. Er besteht durch eine andere Macht und einen anderen Willen, der nicht individuell ist, der nicht persönlich ist: das ist der göttliche Wille. Er wird erst dann sein, was er sein soll, wenn er fühlen wird, daß kein Unterschied zwischen ihm und dem Göttlichen besteht. Das ist alles.
Alles Übrige ist Lüge-Lüge-Lüge – eine Lüge, die verschwinden muß. Es gibt nur EINE Wirklichkeit, es gibt nur EIN Leben, es gibt nur EIN Bewußtsein (Mutter schlägt ihre Faust nieder): das Göttliche.
(Mutter betrachtet Satprem mit großer Intensität,
Satprem legt seine Stirn auf Mutters Schoß)