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Mutters

Agenda

zwölften Band

30. Juni 1971

Es herrscht eine schreckliche Konfusion; alle streiten sich... Vorher waren sich wenigstens Indira und N.S. einig, jetzt... Indira ließ mir durch den Gouverneur mitteilen, daß ich, wenn ich ihr etwas zu sagen hätte, es durch ihn tun solle – ich habe nichts zu sagen.

Man erhält Briefe von überall mit dem "wahren Wissen" dessen, was man Sri Aurobindo zufolge tun müsse, und dann... Eine solche Vermischung, die Dinge sind unglaublich verflochten, ach!...

Es ist eine Lüge, die sich in einen Mantel der Wahrheit hüllt, um glaubhaft zu erscheinen.

Jetzt verstehen sich die beiden nicht mehr, denn Indira sagt, daß ich ihr dies gesagt habe, und N.S. sagt: "Nein, Mutter hat jenes gesagt." Voilà 1 .

Dann mußt du einfach selber sagen, was du gesagt hast!

Ja, aber sie interpretieren es auf ihre Art...

Auf der einen Seite sagt man, der Krieg stehe vor der Tür; auf der anderen heißt es, der Krieg sei unnütz – all dies gestützt auf das, was ich gesagt haben soll.

Nun, ja...

Warum schickst du Indira nicht meinen Artikel [über Bangladesh]?

Aber ich glaube, man hat ihn ihr gegeben.

Das würde mich sehr erstaunen... Laß ihn doch durch J [den Gouverneur] schicken!

(nach einem Schweigen schüttelt Mutter den Kopf)

Sie haben den Augenblick verpaßt. Sie haben die Chance verloren.

Ja, das denke ich auch.

(langes Schweigen)

Stell dir vor, zusammen mit den Flüchtlingen sind Agenten von Pakistan nach Indien gekommen, die die Brunnen und Flüsse vergiften. Man hat sie auf frischer Tat erwischt. Schrecklich...

Aber die Inder bekommen das, was sie verdienen. Sie wollen wie weise kleine Heilige sein, nicht eingreifen und nichts unternehmen. Als Resultat gibt es Millionen Flüchtlinge, man vergiftet ihre Brunnen, und alles ist nur schlimmer geworden. Sie wollen keinen Krieg führen, verstehst du!

(Mutter geht lange in sich)

Es scheint, das Parlament ist für den Krieg – das Parlament will Krieg, und die Regierung nicht.

Ja.

(Mutter geht in sich)

Aber eine Krankheit hat die ganze Welt erfaßt. Eine Amerikanerin kam hierher und sollte wiederkommen. Sie wurde nachts erstochen, auf ihrem Nachhauseweg in New York. Scheinbar kann man abends in New York nicht mehr ausgehen, wenn man nicht mindestens zu dritt oder viert ist... Die Welt ist verrückt geworden – überall.

 

1 Und was haben Mutters "Abgesandte" dem einen und dem anderen zugetragen?

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