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Mutters

Agenda

zwölften Band

25. August 1971

(Mutter scheint Satprem lange zu "betrachten".  Ihr linkes Auge ist wieder geschwollen)

Was hast du zu sagen?

Siehst du etwas?

Bei mir gibt es nichts.

(Mutter geht für vierzig Minuten in sich)

Hast du nichts zu sagen?

Was absorbiert dich so? 1

(nach einem Schweigen)

Ständig, ständig ist da der "Gedanke" an das Göttliche, aber... wie eine Art Durst, zu sein und zu verstehen. Alle mentalen Auffassungen erscheinen mir künstlich... In manchen Fällen ist es eine schreckliche Angst; in anderen Fällen ist es ein vollkommener Friede.

(langes Schweigen)

Merkwürdig, in manchen Fällen habe ich das Gefühl, daß der Tod eine viel kleinere Veränderung bedeutet, als man glaubt, und in anderen Fällen ist er etwas völlig Unverständliches... Seltsamerweise ist es wie zwei Extreme: einmal macht er kaum einen Unterschied; ein andermal ist er eine... etwas... Was bedeutet das, der Tod?

Ich will lieber nicht sprechen, denn... Dies ist gar nicht mentalisiert, es hat also keine...

(Schweigen)

Ich sagte dir, daß ich nachts Tätigkeiten nachgehe (ich habe nicht das Gefühl zu schlafen, aber der Körper ruht tief). Dort sind lebende Leute und solche, die wir gewöhnlich als "Tote" bezeichnen – sie sind absolut gleich, außer daß die Lebenden noch egoistische Reaktionen zu haben scheinen und die anderen nicht. Aber es ist... (fließende Geste)... Was für uns wirklich ist, existiert dort nicht mehr. Das ist sehr konkret.

Ich bin in einem Zustand, wo man nichts weiß.

Meine einzige Zuflucht ist, mich gleichsam an das Göttliche zu schmiegen. Als ob...

Du sein, das ist alles. Mach mit mir, was Du willst, das ist alles... Nicht einmal so [mit Worten oder Gedanken], nicht einmal das.

(Schweigen)

Es ist der Übergang von der alten Seinsart, die immer weiter in die Ferne rückt, zum... Göttlichen hin, das alles tut. Sogar das Essen ist sehr schwierig geworden, denn die alte Essensweise erscheint immer ferner, und sie wird durch etwas ersetzt... unaussprechlich. Es ist unaussprechlich. Als befinde man sich auf einem Grat (Geste), und der geringste Fehltritt schleudert einen in den Abgrund.

(Schweigen)

Alles erscheint anders, alle die... alles erscheint anders. Die Beziehungen zu den anderen werden anders, alles verändert seine Natur, aber was? Was?

(langes Schweigen)

Es ist, als befände man sich mit einem Fuß in oder kurz vor... oder in der Schwebe zwischen einer unglaublichen Macht (einer gewaltigen Macht, ich habe Beispiele) und gleichzeitig einer unglaublichen Machtlosigkeit.

Ich möchte lieber nicht sprechen, denn... es ist nicht das. Was man sagt... (Mutter schüttelt den Kopf)

(Schweigen)

Weißt du, als hinge man in der Schwebe zwischen dem Wunderbarsten und dem Abscheulichsten.

(Mutter geht lange in sich)

Ich weiß nicht, wieviel Zeit das erfordern wird...

Ich weiß nicht einmal, worauf ich zugehe – ob ich auf die Transformation zugehe oder auf das Ende. Das Bewußtsein ist da (Geste oberhalb), es ist nicht beeinträchtigt... Aber... ich weiß nicht... ich werde in diesem Körper gehalten (Geste eines Festgehaltenwerdens), als ob man wollte, daß ich in diesem Bewußtsein bleibe. Alle Zellen werden bewußt, aber... Hängt es von der Form ab oder nicht? Ich weiß es nicht.

Ich bin nicht in einem Zustand, wo ich den anderen äußerlich helfen kann.

(Mutter nimmt Satprems Hände)

In manchen Fällen hat der Körper das Gefühl, daß es eine Ewigkeit so weitergehen könnte; in anderen Fällen hat er den Eindruck, daß er sich in jedem beliebigen Augenblick auflösen kann... Und alles-alles geht so.

Nun denn, wir werden sehen.

Die Kraft und die Macht werden immer größer, aber... (ich kann es nicht erklären) es ist überhaupt keine persönliche Macht.

 

1 Zu dieser Stunde liegt eine alte Schülerin, Rani Maitra, die Frau des früheren Rektors der Universität Benares, im Sterben (ohne daß Mutter in ihrem äußeren Bewußtsein etwas weiß).

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