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Mutters

Agenda

zwölften Band

27. November 1971

Geht es dir gut?

So einigermaßen.

Einigermaßen...

Ich habe Notizen, die für den Februar verwendet werden können – Dinge, die ich gesagt habe.

(Mutter reicht Satprem ein erstes Papier)

"Ein Sieg über die niedere Natur wird eine größere und dauerhaftere Freude geben als jeder äußere Erfolg."

Und dann dies (Mutter reicht einen anderen Zettel). Das ist eine Erfahrung, die ich gestern hatte... (Mutter lächelt mit geschlossenen Augen) Plötzlich sah ich: Ich sah die Welt auf andere Weise. Einen Augenblick sah ich ..., wie das Göttliche die Welt sieht, verstehst du? Es gab keine menschliche Sicht mehr. Ich sah etwas so Wunderbares... Das läßt sich nicht beschreiben, so wunderbar ist es. Dann kam langsam das menschliche Bewußtsein zurück und... oh! (Mutter nimmt ihre Stirn zwischen ihre Hände)

"Gott hat eine gleiche Liebe für alle menschlichen Wesen, aber die Finsternis des Bewußtseins der meisten Menschen hindert sie daran, diese göttliche Liebe zu erkennen ..."

Das hatte ich gesagt, und dann kam die Erfahrung, diese Erfahrung, von der ich dir gerade erzählt habe:

"... Die Wahrheit ist wunderbar. Nur in unserem Bewußtsein wird sie entstellt."

Ja, als ob plötzlich... Während einiger Augenblicke sah ich die Welt, wie das Göttliche sie sieht. Es ist... Worte versagen, man kann es nicht sagen. Da verstand ich. Alles wurde klar-klar-klar...

Ich hatte dir gesagt, das Göttliche wolle, daß das individuelle Bewußtsein die Erfahrung des Göttlichen erlange, und so war es. So war es: Das individuelle Bewußtsein (dessen ich mir bewußt wurde) sah die Welt... Plötzlich wurde die Welt das, was sie für das Göttliche ist... Unbeschreiblich.

Natürlich muß dies mit dem Bewußtsein beginnen; danach werden die Dinge allmählich so werden, das heißt, sie werden sich ihrer selbst bewußt werden, wie es das Göttliche Bewußtsein tut.

Geht es besser, mein Kind?

Ein wenig, liebe Mutter.

Hast du eine Erkältung?... Willst du ruhig bleiben, oder ermüdet dich das?

Nein, nein, das ermüdet mich nicht; dir zuzuhören ermüdet mich bestimmt nicht!

*
*   *

(Etwas später liest Satprem einige Briefe Sri Aurobindos vor, darunter den folgenden:)

[Frage:] Jemand sagte X, daß Sri Aurobindo die russische Revolution durch Lenin bewirkt habe. X sagte zu Y, die Leute hier seien zu leichtgläubig und glaubten solche Dinge. Y sagte, wenn es möglich sei, gefährliche Krankheiten des Körpers durch yogische Kräfte zu heilen, warum sollte es dann nicht möglich sein, auf den Geist einer anderen Person einzuwirken und ungeheure vitale Kräfte in sie zu gießen, die ein Ergebnis wie die russische Revolution herbeiführen könnten?

[Antwort:] Die Äußerung X gegenüber ist nicht ganz richtig; sie rückt die Dinge in eine allzu physische Form. Eine spirituelle und okkulte Funktion stellt Kräfte zur Verfügung und kann über jene wachen, die an einem Weltereignis beteiligt sind, aber wenn man es so ausdrückt, macht man die tatsächlichen Mitwirkenden zu sehr zu Automaten, was sie nicht sind.

25. Januar 1937
Sri Aurobindo
On Himself, XXVI.388 1

Jedenfalls leugnet Sri Aurobindo nicht, daß er etwas getan hat.

Nein. (Mutter lacht)

Willst du ein bißchen ruhig bleiben?

Ja, aber ich wollte dich etwas fragen. Durch Sujata hast du mich gebeten, etwas für das indische Radio zu schreiben.

Ja, sie baten darum. Sie möchten es auf französisch haben. Hier kann niemand französisch schreiben.

Was möchtest du, daß ich schreibe?

Ich erinnere mich nicht mehr, um was sie gebeten haben.

Sie drückten den Wunsch aus, daß man über "Sri Aurobindo und die Brüderlichkeit oder die menschliche Einheit" spreche.

Das sagten sie.

Willst du das?

Ja... Das ist nicht für Pondicherry: Sie wollen es nach Delhi schicken. Delhi wird es in alle französisch sprechenden Länder senden, überall in der Welt. Das wird eine weltweite Botschaft für Sri Aurobindos Jahrhundertfeier sein. Sie wollen es überall senden – überall, wo man französisch spricht.

Glaubst du nicht, daß es in dem Fall interessanter wäre, ein allgemeineres Thema zu nehmen: über das zu sprechen, was Sri Aurobindo repräsentiert.

Ich glaube, das kannst du tun – sie waren nicht sehr explizit. Sagten sie, wie lang es sein soll?

Zehn Minuten.

Zehn Minuten ist nichts.

Das ist lange! Zehn Minuten sind viel!

Ja, es ist besser, so etwas zu nehmen – ein Thema, das die gesamte Welt interessiert.

Im Grunde wäre es gut zu sagen: "Sri Aurobindo kam, um der Welt zu sagen, welch wunderschöne Zukunft sich realisieren soll." Und das dann ausführen.

"Er kam, um nicht bloß eine Hoffnung zu geben sondern die Gewißheit der Pracht, auf die sich die Welt zubewegt ..." Das bestätigen alle Erfahrungen, die ich in letzter Zeit hatte. Und ich sehe Sri Aurobindos Briefe: eben das sagt er. "Die Welt ist kein Unglücksfall; sie ist ein Wunder, das sich auf seinen Ausdruck hinbewegt."

Und dann Zitate Sri Aurobindos zu diesem Thema bringen. Ich glaube, dies braucht die Welt jetzt am dringendsten: ein Wort, das ihr eine Vorstellung dessen gibt, was zu realisieren ist – und was sich realisieren wird. Und in jedem den Wunsch erwecken, mitzuarbeiten.

Selbst verstehen und es an die anderen weitergeben.

Die Welt braucht die Gewißheit der Schönheit – der zukünftigen Schönheit. Und Sri Aurobindo gab dafür die Zusicherung.

Etwas in der Art.

Sie ließen mich darum bitten. Ich schaute und sah nur dich, der das sagen könnte – sie möchten, daß es gesprochen wird. Hast du gehört, wie du für mich gesprochen hast [die letzte Botschaft im Radio]?

Ja.

Das war sehr gut. Es war sehr klar, deshalb dachte ich, du könntest das tun.

Gut, ich werde das tun und es dir vorlesen.

Wenn es dich ermüdet, dann sag es mir.

Nein, nein, liebe Mutter! Ich fühle mich sehr wohl.

Möchtest du es nicht bequemer haben?

Ich habe es sehr bequem!

(Meditation)

Mein Kind!

 

1 Siehe auch die deutsche Übersetzung: Sri Aurobindo Über Sich Selbst, Verlag Hinder + Deelmann.

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