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Mutters

Agenda

dreizehnten Band

15. Januar 1972

(Mutter gibt Satprem ihre letzten Notizen.)

Hast du all diese Papiere?... Ich hatte eine Botschaft gegeben [1966]: Let us serve the Truth! [Laßt uns der Wahrheit dienen!], und man fragte mich: (kindlicher Tonfall) "Was ist denn die Wahrheit?" Ich antwortete:

Stellt euch in den Dienst der Wahrheit, und ihr werdet die Wahrheit kennen.

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Ist es möglich, in sich selbst die Fähigkeit des Heilens zu entwickeln?

Indem man sich bewußt mit der göttlichen Kraft vereinigt, ist im Prinzip alles möglich. Aber es muß ein Prozeß gefunden werden, und das hängt vom Einzelfall und von den Individuen ab.

Die erste Bedingung ist, eine physische Natur zu haben, die eher Energien von sich gibt, als daß sie von anderen zehrt.

Die zweite unerläßliche Bedingung ist, die Energien von oben herabziehen zu können, von der unerschöpflichen unpersönlichen Quelle.

12.1.1972

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Aufrichtigkeit, Demut, Ausdauer und ein unstillbarer Durst nach Fortschritt sind wesentlich für ein glückliches und wirkungsvolles Leben. Und vor allem muß man überzeugt sein, daß die Möglichkeiten des Fortschritts grenzenlos sind. Fortschritt bedeutet Jugend; man kann mit hundert Jahren jung sein.

14.1.1972

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Ich möchte dir ein physisches Problem unterbreiten.

Ach?

Es geht darum zu wissen, ob ich mich einer Operation unterziehen soll oder nicht.

Weshalb eine Operation?

Mein ganzes rechtes Bein ist geschädigt – alle Venen sind verhärtet.

Oh!

Das ist die Folge der Operation, der ich mich vor fünf Jahren unterzogen habe. Vor fünf oder sechs Jahren operierte man mich hier im Krankenhaus, man öffnete mir den Bauch...

(Mutter lacht)

Und für fünf oder sechs Tage ernährte man mich durch die Venen...

Oh! Sie haben sie beschädigt.

Ja, völlig. Seitdem hat es sich verschlimmert.

Und jetzt wollen sie wieder operieren?

Es besteht die Möglichkeit, eine Bandage zu tragen, aber Dr. Sanyal sagt, daß die Bandage wohl nicht viel nützt und es sich weiter verschlimmern wird... Aber das wäre eine radikale Operation, verstehst du: man öffnet das Bein von unten bis oben und reißt die Venen heraus.

Und dann?

Man läßt nur die Hauptvene. Alle anderen Venen reißt man heraus.

Oh! Sie werden dein Bein vielleicht lähmen...

Mit den Bandagen kannst du wenigstens laufen. Ich rate dir zur Bandage, ich bin nicht für diese...

Ja, das ist radikal.

Wenn du die Kraft herbeirufen könntest...

Nimm die Bandage! Ich selbst trage seit Monaten eine Bandage. Lege die Bandage an, und dann konzentriere dich! Beim Einschlafen und beim Aufwachen konzentrierst du dich und rufst die Kraft dort herab. Und dann... Ich habe Vertrauen, daß dies sehr viel besser ist – viel besser.

Ja, liebe Mutter.

Ich bin nicht für diese Dinge.

Nein, tue es nicht!

Ich halte nicht viel davon.

Nein, nein, es ist besser, etwas zu hinken, als zu...

Wenn du die Kraft konzentrierst... Gib dein Bein dem Göttlichen hin! Morgens und abends, (lachend) darauf vertraue ich mehr.

Ja, liebe Mutter... In mir sind so viele dunkle Stellen, die nicht fortgehen wollen. Man bietet sie dar, aber sie bleiben beharrlich.

Nein. Jedenfalls kannst du das tun, was ich dir sagte.

(Schweigen,
Sujata nähert sich Mutter)

(Sujata:) Liebe Mutter, er ist immer sehr deprimiert, er sagt immer, daß viel Dunkles in ihm stecke, aber ich fühle, daß sogar unsere Dunkelheiten Teil unserer Natur sind, und wir wurden vom Göttlichen gebaut, also ist es Seine Aufgabe, uns zu ändern, oder nicht, Mutter?

(Mutter lacht) Man muß sich allerdings ändern wollen.

(Sujata:) Ja, liebe Mutter, man will. Aber warum soll man sich Sorgen machen, wenn es sich nicht sofort ändert?

Was ich ihm sage, ist, zu wollen – morgens und abends. Wenn du in deinem Bett bist, einen Augenblick konzentriert verweilen (lachend) mit so viel Vertrauen, wie du nur kannst.

(Satprem, hustend:) Ja, liebe Mutter.

Du hustest?

Ich weiß nicht, ich hab Staub in der Kehle.

Das ist das Dunkle, das herauskommt!

Käme es bloß wirklich heraus...

(Mutter lacht) Es kommt heraus!

Ich habe das Gefühl, daß die Geschichte mit meinem Bein symbolisch ist.

Ja, ja.

In mir sind zwei Wesen.

Ja.

Ich sehe den "anderen" übrigens immer klarer. Aber man hat den Eindruck eines Wesens, das eine Existenz für sich hat, das vollkommen unabhängig ist...

Ach!...

Und man weiß nicht, wie es sich beeinflussen läßt.

(Schweigen)

In uns stecken wirklich zwei Wesen.

Ja, das habe ich bemerkt. Aber das macht nichts. Dadurch wird es ein bißchen schwieriger, das ist alles.

Ja, es ist schwierig.

(Schweigen)

Ich weiß nicht, was auf dieses andere Wesen einwirken könnte... Ich weiß nicht, womit es sich überzeugen läßt.

(Schweigen)

Deshalb sage ich: Biete dieses Wesen dem Göttlichen dar! Du, der du weißt (der Teil, der weiß), biete es dar... Es macht nichts, wenn der andere meckert – beachte ihn nicht! Biete es dem Göttlichen dar, BEHARRLICH, morgens und abends, morgens und abends ..., indem du dein Bein als Symbol nimmst. Wir werden sehen.

Wir werden sehen.

Gut, liebe Mutter.

Das ist das einzige Mittel.

Das Göttliche weiß.

Ja.

Es weiß, was zu tun ist.

Gib Ihm diesen Teil hin! Selbst, wenn der "andere" schimpft, selbst, wenn er nicht glaubt – das ist bedeutungslos, du gibst ihn trotzdem hin – verstehst du?

(Schweigen)

Tatsächlich findet eine GROSSE Veränderung statt.

??!!

Eine große Veränderung geht vor sich. Aber dies sind seine letzten Anstrengungen, um zu bleiben, was er ist. Und da steckt er eben alles hinein, was er kann – man muß mehr als er tun, einen Druck ausüben. Und die einzige Weise ist diese: "Hier, nimm es!" Gib dieses Wesen dem Göttlichen hin! Sag Ihm: "Hier, ich gebe es Dir (lachend), ich will es nicht mehr haben, nimm Du es!" Auf diese Art.

Aber findest du, daß es sich ändert?

Ja – ja, oh, ja! Eine große Änderung ist eingetreten. Eine große Änderung. Nur ist es... es ist offensichtlicher geworden, als ob der Widerstand (Mutter ballt ihre Faust) sich noch mehr konkretisiert hätte, um sich zu widersetzen. Man muß beharrlicher sein. Zäher. Ich sage dir, biete dieses Wesen dar; du bist dir seiner bewußt, biete es morgens und abends dem Göttlichen dar: "Tue damit, was du willst ..." Verstehst du?... Durch dein Bein.

Ja.

Es wird uns gelingen.

Ja, liebe Mutter, ja.

(Konzentration)

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*   *

(Etwas später hört sich Mutter Auszüge aus der Agenda vom 18. Dezember 1971 für das nächste Bulletin an, wo sie sagt: "Man hat in jeder Minute den Eindruck, man könne sterben oder ewig leben.")

Diese Erfahrung wird immer beständiger. Es wurde... mal ist es das eine, mal das andere (bei den praktischen Dingen des Lebens: Essen, Gehen usw.). Es hat sich zugespitzt. Und gleichzeitig das Wissen (Mutter hebt einen Zeigefinger): "Der Augenblick ist gekommen, den Sieg zu erringen." So kommt es vom Psychischen, so kommt es von oben. "Halte durch... der Augenblick ist gekommen, den Sieg zu erringen."

Das ist wirklich interessant.

Die Erfahrung eines Schmerzes (eines physischen Schmerzes), der fast unüberwindlich wird, und dann geschieht etwas... die Hingabe, die Hingabe seiner selbst... nicht wahr: als ob allein das Göttliche existierte. Damit verschwindet der Schmerz auf wundersame Weise.

Aber in der nächsten Sekunde kann er wiederkommen. Das ist es nicht... Mein Körper ist dabei, den Vorgang zu leben.

Und nur wenn ich reglos bin, gleichsam in einer Kontemplation der Zellen ..., dann ist es großartig. Die Zeit existiert nicht mehr, alles... alles wird umgewandelt in etwas anderes.

(Schweigen)

Das Gebet des Körpers, als er sich bewußt wurde, was geschah, war dieses: "Laß es mich wissen, wenn der Moment der Auflösung gekommen ist, wenn die Notwendigkeit der Auflösung besteht, damit alles diese Auflösung annehmen kann, und nur in diesem Fall!" Aber dann... Oh, es ist seltsam, die Bewußtseinszustände sind stark, klar, deutlich, genau, aber sie lassen sich nicht ausdrücken. Es gibt keine Worte.

An einem Tag ist es dieses Detail, an einem anderen Tag ein anderes.

(Schweigen)

Laß dich lieber nicht operieren!

Ja, liebe Mutter.

Biete dein Bein dem Göttlichen dar, Tag und Nacht! (Mutter lacht)

(Satprem legt seinen Kopf auf Mutters Knie)

Du mußt gesund werden können.

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