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Mutters

Agenda

dreizehnten Band

22. Juli 1972

Hier ist etwas für dich.

(Mutter tastet in ihrer Nähe und gibt Satprem eine Notiz)

Der Mensch ist die Schöpfung von gestern.

Sri Aurobindo ist gekommen, um die Schöpfung von morgen anzukünden.

Hört es da auf?

Ich schrieb es auf französisch und sagte "die Schöpfung von morgen, die Ankunft des supramentalen Wesens". Wenn ich nicht "supramentales Wesen" sage, werden sie es sonst mit "Übermensch" übersetzen. Es ist die Ankunft des supramentalen Wesens.

Wir stehen gerade auf halbem Wege. Wir sind nicht mehr hier und noch nicht da – der Augenblick, der am meisten...

(kurzes Schweigen)

*
*   *

(Satprem hatte die von Mutter unterschriebene Notiz an SABDA und an "All India Press" geschickt. Wie zu erwarten war, gab es eine sofortige Reaktion, und Satprem wurde beschuldigt "es aufs Geld abzusehen". Mutter hatte vorausgesehen, in welches Wespennest Satprem treten würde, und sie hatte ihm am Vortag einen Brief geschrieben – den er nicht verstanden hatte –, um ihm zu bedeuten, anderswohin zu gehen, in ein anderes Bewußtsein, statt sich mit diesen Schwindlern herumzuschlagen. Das folgende Gespräch ist die traurigste Erinnerung an seine langjährigen Treffen mit Mutter. Es war so schmerzlich, Mutters Müdigkeit zu sehen und trotzdem kämpfen zu müssen, um die Lüge zu entlarven – als würde sie sie nicht kennen! Aber wir berichten hier einen geschichtlichen Ablauf und versuchen, die Tatsachen und Charaktere auf möglichst genaue Weise zu schildern.)

Was habe ich dir geschrieben?

Du hast mir ungerechtfertigte Dinge geschrieben.

Ungerechtfertigte?

Ja.

Das würde mich erstaunen... Das kam nämlich nicht von mir selbst. Was waren denn die ungerechtfertigten Dinge?

Du sagtest, meine Handlung sei verzerrt.

Nein, das habe ich sicher nicht gesagt.

So habe ich es aber verstanden... Danach hast du mir geschrieben [in einem zweiten Brief], daß du mir vertraust...

Aber natürlich!

Nun, wenn du mir vertraust, müßtest du mich verteidigen und mir helfen.

Verteidigen?

Und mir helfen.

Gegen wen verteidigen?

Heute morgen wollte ich dich eigentlich gar nicht sehen. Ich bin gekommen, weil Sujata mich dazu überredet hat. Sie sagte, wenn ich fortginge, würden die weniger guten Elemente bleiben, und diese würden dir nicht helfen. Ich bin aus Pflichtgefühl gekommen.

So verärgert bist du?

Ja, denn ich denke, daß...

Liebst du mich überhaupt nicht?

Aber darum geht es doch nicht! Es geht um ein praktisches Problem.

Ein praktisches Problem?

Ja.

Die praktischen Angelegenheiten sind völlig verwirrt.

Genau darum, liebe Mutter. Wenn du gewissen Personen vertraust, mußt du ihren Worten glauben und nicht nachgeben oder auf andere Leute hören, die dich täuschen.

Aber ich weiß nicht, was du sagen willst, denn... (Mutter legt ihre Stirn in ihre Hände) Ich verstehe nichts mehr.

Ja, ich weiß, daß du diese materiellen Dinge nicht mehr verstehst. Ich habe dir die Situation mehrmals erklärt. Ich habe dir gesagt, daß ich "SABDA&Quot; um Auskünfte gebeten habe.

Aber haben sie sie dir nicht gegeben?

Natürlich nicht.

Aber ich habe es ihnen doch gesagt, ich habe ihnen geschrieben, daß sie sie dir absolut geben müssen.

Ja. Daraufhin schreibt dir M [der Direktor von "All India Press"] einen Brief, und du antwortest ihm: "Ich bin sehr zufrieden mit Ihrer Arbeit." Schlußfolgerung, er sagt sich: "Prima, ich fahre fort wie bisher."

Nein, ich habe ihm mitgeteilt, er müsse... Hat André dir das nicht gesagt?

Aber genau das hat André mir gesagt! André teilte mir mit: "Mutter ließ M wissen: Ich bin sehr zufrieden mit Ihrer Arbeit." Demnach ist alles gut!

Das ist ja ungeheuerlich!

Aber ja! Verstehst du, in der wesentlichen Wahrheit gibt es keinen Zweifel, ich stehe für alle Ewigkeit zu dir. Gut. Wenn ich in der Materie bin, muß ich aber nach den Gesetzen der Materie kämpfen, mit der Wahrheit, die ich besitzen kann. Auf dieser Ebene habe ich eine Lüge gesehen, und ich kämpfe gegen diese Lüge, und ich erbitte deine Hilfe gegen diese Lüge... Sonst muß man sich völlig aus der Aktion zurückziehen.

Aber ich kenne die Lüge. Ich habe es M gesagt. Das ist mir völlig unverständlich, denn ich habe M nicht nur gesagt, daß er nicht so handeln soll, sondern auch, was er tun solle. Ich verstehe nichts mehr... Was ist los...? Da ist etwas schief gegangen.

Ja, diese Leute haben die große Fähigkeit, alles zu verwirren. Darin liegt ihre Macht: sie verwirren alles.

M vertraue ich überhaupt nicht. Ich glaube überhaupt nicht, was er mir sagt. Ich habe ihm das mitgeteilt... Man entstellt also, was ich gesagt habe?... Nein, ich verstehe wirklich nichts mehr. Ich habe das nicht nur M gesagt, sondern auch... wie heißt er?

B ["Sabda"].

B, ja. Und B sagte, daß ich völlig recht habe. Worin liegt also die Verwirrung 1?

Ja?

(Schweigen)

Was ich dir geschrieben habe...

Willst du mir wohl noch einmal vorlesen, was ich dir geschrieben habe?... Ich spreche das nicht gern aus, aber um die Wahrheit zu sagen, war es Sri Aurobindo, der kam und mir auftrug, dir das mitzuteilen. Es mußte ein Grund dafür vorliegen, mein Kind.

Ja. Du hast mir folgendes gesagt:

Der individuelle Mensch, was immer auch sein Wert ist, ist nur ein Punkt im Universum...

Ja, sicher.

Das war es.

Und dann?

...Er beginnt erst dann, wirklich zu existieren, wenn sein Bewußtsein durch die Vereinigung mit dem Göttlichen universell wird...

Das ist vollkommen richtig.

Wir beginnen erst dann, wirklich zu existieren, wenn wir das Göttliche durch uns wirken lassen.

Das ist vollkommen wahr.

...ohne daß irgendeine Unwissenheit Sein Handeln entstellt.

Ja, das ist vollkommen richtig.

Ja, wenn du mir dies schickst, fasse ich das so auf, daß ich Seine Aktion entstelle.

Nein, mein Kind.

Was soll es denn bedeuten, liebe Mutter?

Das ist es nicht. Es soll heißen... Oh, es war so klar, als er mir das sagte... Es war gar keine individuelle Frage sondern eine allgemeine Sichtweise – daß die Dinge nicht so sind, wie sie erscheinen, daß dahinter... (Mutter nimmt ihre Stirn in die Hände). Ich weiß nicht mehr, mein Kind.

Ich weiß, als es kam, geschah dies im Gegenteil, um dir zu sagen, man solle den Irrtümern der anderen keine Aufmerksamkeit schenken, denn... man muß die Dinge in allgemeiner Hinsicht sehen, als GANZES. Darum ging es. Ich hatte den Eindruck, daß dies die letzte Bewegung sei, die dich in der Vision aufsteigen ließe, eben in diese ganzheitliche Vision. Als ich das schrieb, war mein Eindruck, daß du bereit seiest, diese allgemeine Vision zu erlangen, und daß es notwendig war, dir das zu sagen, damit du auch deine äußere Zustimmung gäbest. Als man mir sagte, du seiest aufgebracht [über Mutters Brief], verstand ich nicht – ich verstand nicht. Es war im Gegenteil der Eindruck, der Moment sei für dich gekommen, über alle menschlichen Auffassungen hinauszusteigen und die Schöpfung und alle Ereignisse zu sehen – ALLE Ereignisse –, sie im großen Plan zu sehen, im unermeßlichen göttlichen Plan.

So war mein Eindruck.

Ja, aber was soll man dann tun? Entweder zieht man sich in dieses Bewußtsein zurück, man versucht dieses Bewußtsein zu erlangen und läßt den materiellen Weltereignissen ihren Lauf, wie das mit den lügnerischen Elementen möglich ist; oder...

Ich werde jetzt selbst an diesen Punkt gedrängt.

Was soll ich also tun? Soll das heißen: ich überlasse der Lüge das Feld?

Welcher Lüge? Ich weiß, was ich M und B sagte; ich sagte ihnen (und besonders M), daß es nicht angehe, so zu handeln, und das ließ ich ihn wissen. Ich sagte ihm, daß er bei allem, was deine Bücher betrifft, nichts entscheiden solle, ohne dich zu fragen... Nun verstehe ich nichts mehr.

Ja.

Da ist etwas, das ich nicht verstehe. Ich habe ihm das auf sehr deutliche Weise klargemacht. Was hat André dir denn gesagt? Hat er dir das nicht gesagt?

Nein. Aber André erzählt keine Geschichten, André spricht die Wahrheit. André steht nicht auf Seiten dieser Banditen, nicht wahr! Weder André noch ich erzählen Lügen.

Er mag es nicht verstanden haben. Willst du, daß wir André rufen und uns das ansehen?

André zu rufen, ist sehr gut, liebe Mutter, aber es bleibt auf der Ebene der Worte. Diesen Leuten hat man von deiner Seite ausgerichtet – André hat ihnen in deinem Namen gesagt –, daß sie gewisse Abrechnungen geben müßten, aber sie rühren sich nicht. Sie tun nichts. Sie gehorchen nicht.

Haben sie heute nichts unternommen?

Nein, sie haben nichts getan. Und insbesondere bei Sri Aurobindos Büchern täuschen sie dich. Sie rühren sich nicht, sie tun nichts. Sie weigern sich, die geringste Auskunft über ihr Handeln zu geben – was haben diese Leute zu VERBERGEN? Solange man mit ihnen spricht, bleibt es in der Luft. Welche Aktion kann sie überzeugen?

(Schweigen)

Jedenfalls weiß ich, daß es Sri Aurobindo war, der auf der Notwendigkeit bestand, diesen Bewußtseinszustand zu erlangen, und daß du bereit seiest, ihn zu haben. Das sagte er mir, als ich diesen Brief schrieb.

Soll ich mich denn aus der Aktion zurückziehen?

Was verstehst du darunter, "dich aus der Aktion zurückziehen"?

Nun, die Dinge laufen lassen, nichts mehr tun. Wirklich nichts mehr tun, bis das Bewußtsein tatsächlich in diesem Zustand ist.

Nein...

Man schließt sich ein, geht in den Himalaya und rührt sich nicht mehr.

"Tun"... es gibt viele Bereiche des "Tuns".

Vielleicht... (Mutter nimmt ihren Kopf in die Hände).

Ich ermüde dich, liebe Mutter, und das tut mir sehr leid.

Man "tut" in einem höheren Bereich. Sri Aurobindo bestand darauf, er sagte, du seiest bereit, das Bewußtsein des Übermenschen zu haben – nicht des "Übermenschen": des Supramentals, das supramentale Bewußtsein. Genau das wollte er dir geben. Er wollte... er bestand darauf, daß du dich nur DAMIT beschäftigst, weil du dazu fähig bist. Da ist die Anzahl SEHR gering, und deshalb müssen alle, die dazu fähig sind, es auch tun. So sah ich es.

Ich verstehe.

So habe ich es verstanden, so habe ich es dir geschrieben...

Gut, ich verstehe, was du sagen willst.

Daß alle Beschäftigungen, die vom anderen Bewußtsein kommen, vom alten menschlichen Bewußtsein, so erleuchtet es auch sein mag, im Moment auf der Seite gelassen werden sollen, um vollkommen in dieses andere Bewußtsein einzutauchen. Das ist alles. Das ist alles, was ich getan habe.

Ja, das verstehe ich.

Ich habe diesen Leuten gesagt, was ich wußte, und ich habe ihnen klargemacht, daß sie Unrecht haben und anders handeln müssen. Was kann ich mehr tun?

Ja.

(Schweigen)

Worum hattest du sie gebeten?

Höre, liebe Mutter, wenn ich diese Fragen (die mich sehr stören) fallen lassen soll, willst du, daß Sujata sich darum kümmert? Und daß Sujata morgen, wenn M zu dir kommt, anwesend ist? Du gibst M Anweisungen vor Sujata, und Sujata verfolgt die Angelegenheit. Ich selbst kümmere mich nicht mehr darum.

Nein, das Unglück ist, daß ich ihm nicht selbst die Anweisungen erteile, ich habe sie durch André gegeben. Vielleicht hat er es nicht verstanden?

Wenn dann morgen M vor dir steht, Sujata anwesend ist und du ihm Anweisungen gibst, kann Sujata das weiter verfolgen. Oder wenn du willst, können André, Sujata und M, alle drei da sein...

(Mutter nimmt ihren Kopf in die Hände)

Ich entschuldige mich, Mutter, aber es muß einfach geregelt sein, nicht nur für mich, sondern für Sri Aurobindos Werke... denn André sagt nichts, aber ihm geht es wie mir, er leidet. Er leidet unter dieser Situation. Denn er sieht, wie diese Leute dich betrügen, wie sie alles entstellen und nichts getan wird.

André hat also nichts gesagt?

Aber liebe Mutter, "sagen" genügt nicht! Wenn sie bei dir sind – André, M und sagen wir Sujata, alle drei – und wenn du klare Instruktionen gibst, wird er handeln müssen, die Sache wird erledigt sein 2 .

Aber was für Instruktionen, in Bezug auf was?

In Bezug darauf, eine Abrechnung darüber abzuliefern, was sie mit Sri Aurobindos und Satprems Büchern machen.

Geben sie denn keine Abrechnung darüber?

Es geht nicht um finanzielle Abrechnungen, sondern darum, was sie tun, wieviele Exemplare sie verkaufen...

Oh!

Es geht hier gar nicht um das Finanzielle, sondern nur darum, wieviele Exemplare sie in Indien und im Ausland verkaufen. Das ist alles.

Oh!

Wir fragen nicht nach den Finanzen. Das ist ein Mittel, genau zu wissen und zu kontrollieren, was sie tun. Sie müssen dir sagen: wir haben so und so viele Exemplare von Sri Aurobindo in der Schweiz und in Deutschland verkauft.

Ich weiß, daß sie das nicht tun.

Darum geht es ja!... Dies wäre das Mittel, sie zu kontrollieren.

Ja.

Genau das möchte ich für meine Bücher – es geht nicht um die Finanzen.

Darin besteht also die Verwirrung, denn nach dem, was André mir sagte, dachte ich, daß es ums Geld ginge.

Das Geld ist uns egal. Allen ist es egal – außer ihnen.

Oh!... André selbst hat nicht verstanden. Oder ich habe nicht verstanden, was er mir gesagt hat.

(in diesem Moment kommt die Assistentin aus dem Badezimmer, um M zu verteidigen und zu sagen, daß er all sein Geld Mutter abliefere: auf allen Ebenen war die Mafia zugegen)

Es geht ja nicht ums Geld, überhaupt nicht, als interessierten André oder ich uns fürs Geld. Das ist uns völlig egal, aber uns interessiert zu wissen, was sie TUN.

Ja, natürlich! Aber sie müßten mir wenigstens eine genaue Abrechnung geben.

Davor hüten sie sich.

Ich sehe, daß sie sich davor hüten. Ach, jetzt verstehe ich.

Deshalb reagieren sie so heftig, wenn ich sie um Auskünfte bitte, denn sie fühlen, daß jemand ihre Machenschaften aufdecken wird.

Oh!... Weißt du, ich habe große Mühe zu sprechen...

Ja, ich verstehe, und es ist mir sehr unangenehm...

...Wenn ich im Moment, wo M da ist, nicht sprechen könnte, wäre das dumm.

(Schweigen)

Hör zu, willst du mir einen Gefallen tun?

Aber sicher, liebe Mutter, ich möchte, daß die Wahrheit triumphiert.

Hole André, und bring ihn hierher!

(Satprem holt André: sie kommen zusammen zurück)

Aha! (Zu André:) Was wirst du jetzt sagen?... Ich verstehe nichts mehr! (André lacht)

(André:) Nein, Satprem möchte wissen, was mit seinen Büchern geschieht...

Ja, er hat recht.

Gut. Und bei der gleichen Gelegenheit wäre es gut, wenn wir wüßten – wenn jemand im Ashram wüßte –, was M mit Sri Aurobindos Werken anstellt.

Ja, genau.

Im Moment wissen wir gar nichts. Sie drucken Sachen. SABDA versucht an allen Ecken und Enden zu verkaufen – sie haben ausgezeichnete Verkaufsmethoden, aber wir haben keine Ahnung, wie diese beschaffen sind. Wir wissen nicht, was vor sich geht. Ich gehe noch weiter: ich konnte seit zwei Jahren nicht erfahren, welche Korrekturen an den Negativfilmen, d.h. für die Offset-Auflage der Centenary Edition [Jahrhundertausgabe von Sri Aurobindos Werken] vorgenommen wurden.

Wurden Korrekturen gemacht?

Es gab Korrekturen. Ich weiß, daß welche vorgenommen wurden, denn M hat mir das gesagt. Ich bat ihn, mir eine Liste zuzustellen...

Welche Korrekturen? Wer hat Korrekturen vorgenommen?

Ein Mann bei ihnen machte Korrekturen.

Das ist doch unglaublich! Unter dem Vorwand, daß ich nicht mehr sehen kann, zeigt man es mir nicht einmal. Man macht Änderungen, ohne es mir zu sagen.

Ich weiß nicht, ob sie umfangreich sind oder nicht, ich weiß überhaupt nichts.

Aber es geht gar nicht darum, ob sie "umfangreich" sind – sie DÜRFEN keine Korrekturen vornehmen, ohne mich zu fragen.

Ja...

Nun... Was sollen wir also tun?

(Satprem:) Ja, Mutter, du mußt absolut eine Kontrolle über diese Leute haben. Mir scheint, das beste wäre, B [Sabda], M und André zu rufen, und daß André die notwendigen Punkte schwarz auf weiß zu Papier bringt.

Aber André ist nicht kämpferisch veranlagt.

(André:) Doch, Mutter! [Lachen] Ich bin überzeugt. Nur...

Nein. Ich sagte nicht "überzeugt", ich sagte "kämpferisch".

Kämpferisch? Ach, nein, ich bin überhaupt nicht kämpferisch veranlagt, Mutter.

Nein. Das sage ich ja gerade.

Ich bin überhaupt nicht kämpferisch, denn... ich versuche, ihren Standpunkt zu sehen, und dann weiß ich nicht mehr, wer recht hat.

Ja. (Lachen) Genau so ist es.

(Satprem:) Die wesentlichen Punkte, über die sie Auskunft geben müssen, sind ihre Produktion und ihre Verteilung. Das ist alles.

(André:) Ja, richtig.

Natürlich! Aber ich bitte sie ja darum. Sie sagen, daß ich nicht mehr sehen kann... Das ist wahr, ich sehe nicht mehr – ich sehe zwar noch, aber nur noch eingeschränkt. Das ist interessant. (Ich wünsche es niemandem, denn wenn die Leute so sehen würden...) Ich sehe die Dinge und ihre Wahrheit aus supramentaler Sicht. Das ist äußerst interessant. Ich höre Geräusche, die sie nicht hören, weil diese Geräusche eine supramentale Wirklichkeit haben. Ich sehe... Leute sprechen mit mir, und gleichzeitig sehe ich, nicht was sie denken (das ist eine alte Sache), aber das, was in supramentaler Hinsicht wahr ist. Ständig ist es so. Beides zusammen. Und da mein Körper nicht mehr dieselbe... (wie soll ich sagen?)... ich habe eine Kraft, aber die alte Art von Energie ist verschwunden, doch diejenige, die jetzt kommt, ist sehr viel stärker – aber ich spreche nicht gern darüber. Wenn ich das sage, könnte das wie Prahlerei klingen. Ich sage euch das jetzt nur, um mich zu erklären.

Ich bin nicht mehr das eine und noch nicht das andere; ich stehe auf halbem Weg – das ist schwierig. Trotzdem bin ich in der Lage zu kontrollieren, was die Leute tun... Jedenfalls sind sie nicht berechtigt, mit Sri Aurobindos Werken zu tun, was ihnen beliebt. Und was Satprems Werke betrifft, hatte ich gesagt, daß er mir diese persönlich anvertraut hat.

(Satprem:) Ja 3 .

Und daß ich die Kontrolle darüber habe; und wenn ich die "Kontrolle" habe, soll das nicht heißen, daß sie tun können, was sie wollen.

(André:) Ja, so ist es, Mutter... ich sage dir offen, was mich stört. Mich stört, daß ich zum Beispiel aus Erfahrung weiß, daß du immer recht hast, denn du siehst die Dinge immer von einer höheren Ebene aus als wir. Aus Erfahrung weiß ich, daß selbst dann, wenn du etwas sagst und ich den Eindruck habe,...

(Mutter lacht)

... es stimme nicht mit dem überein, was ich denke, daß du selbst dann recht hast. Deshalb zögere ich, "kämpferisch" zu sein.

Aber du verstehst nicht: Ich "denke" nicht, mein Kind.

Das ist es eben, Mutter.

Genau.

(Satprem zu Mutter:) Ja, aber du bedienst dich menschlicher Instrumente für diese Dinge...

Ja, ja.

Und da gibt es Instrumente wie André, die aufrichtig sind und etwas für dich tun können.

Du siehst selber, er sagt, daß er nicht kämpferisch sei.

(Satprem:) Ja, so ist es. [allgemeines Gelächter]

Voilà.

(André:) Nein, wenn M dir sagt (und ich glaube, er ist vollkommen aufrichtig in dieser Hinsicht), daß er unglücklich ist, daß alle sich gegen ihn wenden, daß man ihm von allen Seiten Schwierigkeiten bereitet...

Oh, M ist in einem Zustand... Er ist so (Geste, wie ein Lappen)

Eben darum! Da zögert man, kämpferisch mit ihm zu sein.

Das ist doch kein Grund, daß er sich... Es wäre besser, ihm das offen zu sagen. Man muß genau wissen, was man von ihm will.

(Satprem:) So ist es.

Und es schriftlich festsetzen. Und ich werde ihm sagen, daß ich Wert darauf lege, im Bilde zu sein.

(Satprem:) Ja, wir müssen es kurz und bündig schriftlich formulieren.

(André zu Satprem:) Ja, was Sie für Ihre Bücher getan haben, war sehr gut.

Wenn er es dann nicht tut, setzt er sich selbst ins Unrecht – aber ich glaube, er wird es tun.

(zu André:) Verstehst du nicht?

(André, ohne große Begeisterung:) Also gut, ich werde ein kurzes Schriftstück aufsetzen und es mit dir besprechen.

(Satprem:) Dieselbe Forderung gilt für Sri Aurobindos Bücher: Sie müssen Rechenschaft ablegen über ihre Produktion, ihre Verteilung, die Neuauflagen, usw.

Ja, das ist richtig.

(André:) Und sie sollen dir einen schriftlichen Rechenschaftsbericht darüber ablegen, damit nicht...

Ja, keine Worte.

(André:) Es muß ein schriftlicher Rechenschaftsbericht sein, denn alles, was er tut, ist mündlich.

Ja, ich verlange einen schriftlichen Bericht. Ich bitte ihn, die Dinge genau und im Detail darzulegen. Ein wahrheitsgetreuer und vollständiger Rechenschaftsbericht darüber, was sie tun.

(Satprem:) M und SABDA, die beiden.

Ja.

(André:) Es ist übrigens hauptsächlich SABDA, der am meisten...

Ja, SABDA ist...

(Satprem:) Dort liegt die Lüge.

SABDA ist viel schwieriger.

(Satprem:) Ja.

Bs Mental ist so geworden ... (Geste eines Verdrehtseins)

(André:) Dort ist es am schwierigsten, denn dort... (wie soll ich sagen?) verheimlichen sie am meisten.

Ihr müßt es sehr klar schriftlich niederlegen, und ich werde es unterschreiben. Auch muß ich selber einen Satz schreiben, damit es nicht bloß wie eine Unterschrift aussieht.

(Satprem:) Das kann in wenigen Zeilen gesagt werden.

Ja, es braucht nicht lang zu sein. Ich will, daß Satprem anwesend ist, wenn ich unterschreibe.

(Satprem:) Ach, Mutter, das ist nicht nötig.

Aber ich ziehe es vor.

(Satprem:) Gut! Wie du willst. [Lachen]

Kommt zu einer Einigung, setzt das Schriftstück auf und laßt es mich unterzeichnen, wenn es fertig ist.

(Satprem:) Noch heute abend.

Welcher Tag ist morgen?

(Satprem:) Lieber heute abend, Mutter, es sind nur ein paar Zeilen.

Es ist Andrés Tag, also kommst du auch.

(Satprem:) Na, gut, wir werden alle beide kommen.

(Zu André:) Sagst du ja?

(André resigniert:) Ich sage ja. [Lachen]

(Satprem:) Es wird ein für alle mal geregelt sein.

Aber glaube ja nicht, daß... (sich zu André wendend). Du tust dein Bestes – du hast gesagt, du hättest Angst, gegen mein Denken zu handeln...

(André:) Ja.

Aber mein Kind, du mußt selbst verstehen!...

(Schweigen)

Ich kann es nicht sagen, ihr würdet nicht verstehen. Ich kann es nicht in Worten ausdrücken... Ich weiß, daß sogar die Fehler (was wir "Fehler" nennen) und Schwierigkeiten das Ergebnis der Manifestation des göttlichen Bewußtseins sind, um fortschreitend und durch... (wie soll ich sagen?) durch ein ständiges Transformieren zur zukünftigen Vervollkommnung zu gelangen. Genau das sehe ich. Und deshalb...

(Satprem zu André:)... dürfen wir keine Angst vor Fehlern haben.

(André:) Ja, wir dürfen keine Angst vor Fehlern haben.

Jeder spielt seine Rolle und erfüllt seinen Platz.

(Satprem zu André:) Wir dürfen keine Angst vor unserer Wahrheit haben, André.

Zwei Dinge sind wichtig: So wenig wie möglich das individuelle Ego mit der göttlichen Vision vermischen.

(André:) Das stimmt.

(Schweigen)

Es ist schwierig, ich kann nicht sprechen. Es ist so wunderbar, wenn man es sieht! Aber ich kann nicht sprechen.

Wenn ich wirklich beschreiben könnte, wie es ist, würde ich es sagen... Jetzt noch nicht. Mein Körper hat das Gefühl, als sei er... als sei ich so groß wie die Welt und hielte alles in meinen Armen, so wie eine Mutter ihre Kinder hält – und noch hundertmal besser als das. Aber so ist es, so lebe ich. Ich kann das nicht erklären... Später.

Später.

Gut. Ihr setzt das Schriftstück auf. Bis heute abend.

(Zu André:) Mein Kind, ich WEISS die Wahrheit der Dinge, ich habe nur nicht die Kraft, sie auszudrücken. Ich kann sie nicht aussprechen, weil mir die Ausdrucksmittel fehlen. Aber wir müssen so vorgehen.

(Satprem:) Ja, liebe Mutter, sicherlich.

(André geht hinaus)

Mein Kind 4...

(Mutter küßt Satprem auf die Stirn)

 

1 Die Wahrheit ist wahrscheinlich, daß Mutters Vermittler, André, Angst hatte, die Dinge so zu sagen, wie sie waren.

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2 Was für eine Illusion!...

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3 In einem Brief an Mutter einen Monat zuvor sagte Satprem: "Meine Vergütungen von allen Ländern der Welt wurden dir immer bis auf den letzten Heller übergeben. Ich möchte sicher sein, daß meine Tantiemen in Indien dir direkt und persönlich zukommen, ohne sich in der Masse der Geschäfte zu verlieren...."

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4 Wie zu erwarten war, zeitigte diese Unterredung und das von Mutter unterschriebene Schriftstück keine Ergebnisse, und die Geschäftsleute setzten ihre Machenschaften fort wie zuvor. Das einzige Ergebnis waren heftige Reaktionen, die natürlich auf Mutter zurückfielen... und etwas später auf Satprem.

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