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Mutters

Agenda

dreizehnten Band

29. Juli 1972

Was ich dir das letzte Mal sagte, möchte ich nicht veröffentlicht haben – in der Agenda schon. Was die Leute in meiner Umgebung betrifft.

Ja, ja, liebe Mutter, sicherlich, all das bleibt strikt in der "Agenda".

Alles Persönliche ist für die Agenda bestimmt.

Ja, ja, sicher.

(Mutter löst die Blumengirlande von ihrem Handgelenk)

Magst du Geduld?

Ich weiß nicht, ob ich sie mag, aber sie ist nützlich.

(Mutter lacht und gibt eine Girlande von ihrem Handgelenk)

Ich habe viele! [zwei oder drei Girlanden am Arm] Was hast du mir zu sagen?

Nichts, ich fühle die Umwälzungen, denen wir ausgesetzt sind.

Oh!...

Manchmal hat man den Eindruck, daß etwas ganz und gar Wütendes entfesselt worden ist.

Ja, das ist es. Dies geschieht, um uns zu zeigen, daß wir bereit sein müssen, durch den Tod zu gehen, um ihn zu überwinden. So ist es. Und genau in dem Moment, wo man auf die andere Seite zu kippen droht, geht es plötzlich gut.

Ich glaubte, ich sei die einzige, die da hindurchgehen muß, und ich war froh, es für alle zu tun, aber einige fühlen es – du fühlst es.

Oh, ja, und wie! Es ist... Ich habe den Eindruck, daß etwas ganz Wutentbranntes entfesselt ist.

Ja, so ist es. Und es zeigt einem, wie... Als ginge es nur um einen Unterschied in der Haltung: der Körper kann sich entweder auflösen oder sich transformieren. Und es ist... fast derselbe Vorgang; nur die Haltung unterscheidet sich. Wenn man vollkommen auf das Göttliche vertraut und spürt, bis zu welchem Punkt das Göttliche in allem gegenwärtig ist, und daß man nur im Göttlichen sein will, nur dem Göttlichen angehören will, dann ist alles bestens. Sobald der geringste Unterschied besteht, ist es, als öffnete sich die Tür des Todes.

Ja.

Seltsam.

Ja. Leider bin ich selbst immer noch in dem Stadium, wo mich dieser entfesselte Ansturm buchstäblich wie in eine Wolke einhüllt, ich stecke wie in einem Nebel darin. Im Hintergrund bleibt nur etwas wie eine Erinnerung an die Wahrheit, aber im ersten Augenblick stecke ich voll darin...

Ach!...

Man wird wie in eine dunkle Wolke eingehüllt und... Das ist schrecklich.

Man muß nur... diese göttliche Gegenwart im Innern fühlen, die stärker als alles ist. Man hat den Eindruck, wenn sie wollte, könnten alle Toten auferstehen – so ist es. Und daß es für sie... keinen Unterschied macht 1 .

Mein Körper lernt, immer zu sagen: Was Du willst, was Du willst... (Mutter öffnet die Hände)

Ich ziehe das eine dem anderen nicht vor: Es ist WIRKLICH, was Du willst. Eine Zeitlang hatte ich noch die Hoffnung, daß ich mir dieses "Was Du willst" bewußt bleiben könnte – aber jetzt ist es einfach: Was Du willst (geöffnete Hände)

Deiner bewußt sein.

Deiner bewußt sein.

(Mutter schließt die Augen, die Handflächen nach oben geöffnet, und geht in sich, dann öffnen sich ihre Augen, unermeßlich, reglos)

 

1 Vielleicht genau aus dem Grund, weil es keinen so großen Unterschied zwischen Tod und Leben gibt, wie man glaubt.

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