Sri Aurobindo
Das Göttliche Leben
Buch 1
Kapitel XII. Seins-Seligkeit: Die Lösung
Seligkeit ist der Name
von Jenem. Als die Seligkeit müssen wir Es verehren und nach Ihm suchen.
Kena Upanishad, IV.6.
In diesem Begriff einer unveränderlichen zugrunde
liegenden Seins-Seligkeit, in der alle unsere äußeren oder vordergründigen
Empfindungen ein positives, negatives oder neutrales Spiel sind, Wellen und
Schaumkronen jener unendlichen Tiefe, finden wir die wahre Lösung des Problems,
das wir untersuchen. Das Selbst der Dinge ist ein unendliches, unteilbares Sein.
Die wesenhafte Natur oder Macht dieses Seins ist eine unendliche, unzerstörbare
Kraft von selbst-bewußtem Wesen. Und die wesenhafte Natur oder das Wissen von
sich selbst dieses Selbst-Bewußteins ist wiederum eine unendliche,
unveränderliche Seligkeit des Seienden. In der Formlosigkeit und in allen
Formen, in seinem ewigen Innesein des unendlichen, unteilbaren Seins und in den
vielförmigen Erscheinungen der endlichen Zerteilung bewahrt sich dieses
Selbst-Sein ständig seine Selbst-Seligkeit. Wie unsere Seele in der scheinbaren
Unbewußtheit der Materie, sobald sie aus ihrer Gebundenheit an ihre eigene
oberflächliche Gewohnheit und die besondere Art von selbstbewußtem Dasein
hinauswächst, jene unendliche Bewußte Kraft entdeckt, die beständig, unbeweglich
brütet, so entdeckt sie immer mehr in der scheinbaren Nicht-Empfindsamkeit der
Materie eine unendliche, bewußte Seligkeit, unerschütterlich, ekstatisch,
allumfassend, und kann sich auf sie einstimmen. Diese Seligkeit ist ihre eigene
Seligkeit, und dieses Selbst ist ihr eigenes Selbst in allen Wesen. Aber für
unsere gewöhnliche Anschauung vom Selbst und von den Dingen, die nur auf den
Oberflächen wach ist und sich dort bewegt, bleibt sie verborgen, tief,
unterbewußt. Wie diese Seligkeit allen Formen innewohnt, ist sie in allen
Erfahrungen, ob erfreulich, schmerzlich oder neutral. Verborgen, tief,
unterbewußt ist sie dort auch das, was es den Dingen möglich macht und sie
zwingt, im Dasein zu verbleiben. Sie ist der Grund für jenes
Sich-ans-Dasein-Klammern, für jenen alles beherrschenden Willen-zum-Sein, der,
ins Vitale übersetzt, zum Selbst-Erhaltungstrieb wird, im
Physischen zur Unzerstörbarkeit der Materie, im Mental zum Empfinden der
Unsterblichkeit. Sie begleitet das geformte Dasein durch alle Phasen seiner
Selbst-Entwicklung. Selbst der gelegentliche Impuls zur Selbst-Zerstörung ist
nur eine umgekehrte Ausdrucksform von ihr, ein Hingezogenwerden zu einem anderen
Seins-Zustand und die daraus folgende Flucht aus dem jetzigen Seins-Zustand.
Seligkeit ist Sein, Seligkeit ist das Geheimnis der Schöpfung, Seligkeit ist der
Ursprung der Geburt, Seligkeit ist der Grund, im Dasein zu verbleiben, Seligkeit
ist das Ende der Geburt und jenes, in das sich die Schöpfung wieder auflöst. Die
Upanishad sagt: “Aus ananda sind alle Wesen geboren, durch ananda
bleiben sie im Sein und wachsen, zu ananda gehen sie fort.”
Wenn wir diese drei Aspekte wesenhaften Seins betrachten, die in Wirklichkeit eins, in unserem mentalen Schauen drei-einig und nur in der Erscheinung als die Phänomene des zerteilten Bewußtseins voneinander trennbar sind, können wir die auseinandergehenden Formeln der alten Philosophie an ihren richtigen Platz stellen, so daß sie sich vereinigen, eins werden und ihren uralten Streit beenden. Wenn wir das Welt-Dasein nur in seinen äußeren Erscheinungsformen betrachten, nur in seiner Beziehung zum reinen, unendlichen, unteilbaren, unveränderlichen Sein, sind wir berechtigt, es als maya anzusehen, zu beschreiben und zu realisieren. Im ursprünglichen Sinn bedeutet maya ein allumfassendes und aufnehmendes Bewußtsein, das die Dinge umgreifen, messen und begrenzen und darum Gestaltungen bilden kann. Maya legt die Umrisse fest und mißt aus, prägt Formen im Formlosen, versieht sie mit psychischen Fähigkeiten, scheint das Unerkennbare erkennbar zu machen, erkennt geometrische Gesetze, mit denen es das Unbegrenzte meßbar zu machen scheint. Später verlor dies Wort seine ursprüngliche Bedeutung von Erkenntnis, Geschicklichkeit und Intelligenz und bekam die abwertende Bedeutung von List, Trug, Illusion. In der Gestalt von Verführung oder Illusion wird maya dann von den philosophischen Systemen verwendet.
Welt ist maya. Weit ist nicht unwirklich in dem
Sinne, daß sie nicht ein gewisses Sein hätte. Denn wenn sie auch nur ein Traum
des Selbsts wäre, würde sie noch sein, in Ihm als ein Traum, wirklich für Es in
der Gegenwart, wenn auch letztlich unwirklich. Wir sollten von der Welt nicht
sagen, sie sei unwirklich in dem Sinn, daß sie nicht eine gewisse ewige Existenz
besitzt. Obwohl sich bestimmte Welten und bestimmte Formen
vielleicht (oder wirklich) physisch auflösen und mental aus dem Bewußtsein der
Manifestation in die Nicht-Manifestation zurückkehren, sind doch die Form als
solche und die Welt als solche ewig. Unvermeidlich kehren sie aus der
Nicht-Manifestation wieder in die Manifestation zurück. Wenn sie auch keine
ewige Dauer besitzen, so haben sie doch eine ewige Wiederkehr, eine ewige
Unveränderlichkeit in ihrer Summe und in ihrer Grundlage, neben einer ewigen
Veränderlichkeit in Aspekt und Erscheinung. Auch haben wir keinerlei Sicherheit
für die Annahme, daß es je in der Zeit eine Periode gab oder geben wird, da sich
keine Form von Universum und kein Spiel des Seienden vor sich selbst im ewigen
Bewußten Wesen abspielt. Wir haben nur eine intuitive Auffassung dessen, daß die
Welt, die wir kennen, aus Jenem in die Erscheinung treten kann und tritt und
ständig in Es zurückkehrt.
Dennoch ist die Welt maya, weil sie nicht die wesenhafte Wahrheit des unendlichen Seins ist, sondern nur eine Schöpfung des seines Selbsts bewußten Wesens, – keine Schöpfung im Leeren, keine Schöpfung im Nichts und aus dem Nichts, vielmehr in der ewigen Wahrheit und aus der ewigen Wahrheit jenes Selbst-Wesens. Ihr Gefäß, Ursprung und Stoff sind das wesenhafte wirkliche Sein; ihre Formen sind veränderliche Gestaltungen von Jenem, zu Seiner eigenen bewußten Wahrnehmung, durch Seine eigene schöpferische bewußte Kraft determiniert. Sie sind befähigt zur Manifestation, zur Nicht-Manifestation und auch zur Anders-Manifestation. Wenn wir wollen, können wir sie deshalb Illusionen des unendlichen Bewußtseins nennen und damit kühn einen Schatten unseres eigenen mentalen Empfindens, dem Irrtum und der Unfähigkeit unterworfen zu sein, auf jenes zurückwerfen, das größer ist als das Mental und erhaben ist über unser Unterworfensein unter Irrtum und Illusion. Da wir aber sehen, daß das Essentielle und die Substanz des Seins keine Lüge sind und daß alle Irrtümer und Entstellungen unseres zerteilten Bewußtseins doch irgendeine Wahrheit des unteilbaren, seines Selbsts bewußten Seins darstellen, können wir nur sagen: Die Welt ist nicht wesenhafte Wahrheit von Jenem, doch phänomenale Wahrheit aus Seiner freien Vielfalt und unendlichen Veränderlichkeit an Seiner Außenseite, sie ist nicht Wahrheit Seiner fundamentalen, unveränderlichen Einheit.
Wenn wir andererseits Welt-Dasein nur in seiner
Beziehung zum Bewußtsein und zur Kraft des Bewußtseins betrachten, können wir es
ansehen, beschreiben und realisieren als eine Bewegung von Kraft, die einem geheimen Willen oder sonstigem Zwang gehorcht, der ihm gerade
durch die Existenz des Bewußtseins auferlegt wird, das es besitzt und
betrachtet. Dann ist Welt-Dasein ein Spiel von prakriti, der exekutiven
Kraft, um purusha Genüge zu tun, dem Bewußten Wesen, das ihr zuschaut und
sich an ihr freut. Oder Welt-Dasein ist das Spiel von purusha, der sich
in den Bewegungen der Kraft widerspiegelt und sich mit ihnen identifiziert. Welt
ist dann das Spiel der Mutter der Dinge, die dazu gedrängt ist, Sich Selbst ewig
in die unendlichen Formen auszuprägen, und ewig danach strebt, Erfahrungen zu
verströmen.
Betrachten wir dann wieder das Welt-Dasein in seiner Beziehung zur Selbst-Seligkeit des ewig seienden Wesens, können wir es ansehen, beschreiben und erkennen als lila. Die Seele der Dinge, ewig jung, dauernd unerschöpflich, Sich Selbst in Sich Selbst erschaffend und immer neu erschaffend aus reiner Wonne an dieser Selbst-Schöpfung, an dieser Selbst-Darstellung: das ist lila, das Spiel, die Freude des Kindes, die Freude des Dichters, die Freude des Schauspielers, die Freude des Technikers, – Er Selbst ist das Spiel, Er Selbst der Spieler, Er Selbst das Spielfeld. Diese drei allgemeinen Begriffe des Spiels des Seins in seiner Beziehung zum ewigen und beständigen, unveränderlichen saccidananda, die von den drei Auffassungen von maya, prakriti und lila ausgehen und sich in unseren philosophischen Systemen als einander widersprechende Philosophien darstellen, sind in Wirklichkeit voll miteinander vereinbar, einander ergänzend und in ihrer Totalität notwendig für integrale Anschauung des Lebens und der Welt. Die Welt, von der wir ein Teil sind, ist in ihrer offensichtlichsten Erscheinung eine Bewegung von Kraft. Wenn wir aber durch die Erscheinungen dieser Kraft hindurchdringen, erweist sie sich als ein ständiger und doch ewig veränderlicher Rhythmus von schöpferischem Bewußtsein, das in sich phänomenale Wahrheiten seines eigenen unendlichen, ewigen Wesens emporsteigen läßt und nach außen projiziert. Dieser Rhythmus ist seinem Wesen, seiner Ursache und seinem Zweck nach ein Spiel unendlicher Seligkeit des Seins, die sich in ihren eigenen unzählbaren Selbst-Darstellungen stets betätigt. Diese dreifache oder dreieinige Schau muß der Ausgangspunkt für unser ganzes Verstehen des Universums sein.
Da nun also die Wurzel der ganzen Sache ewige und
unveränderliche Seligkeit des Seins ist, die in unendliche, veränderliche
Seligkeit des Werdens ausströmt, müssen wir ein einziges, unteilbares, bewußtes
Wesen hinter all unseren Erfahrungen begreifen, das sie durch seine unveränderliche Seligkeit trägt und erhält und das durch
seine Bewegung die Variationen von Lust, Schmerz und neutraler Indifferenz in
unserem empfindenden Dasein bewirkt. Jenes ist unser wirkliches Selbst. Da das
mentale Wesen der dreifachen Vibration unterworfen ist, kann es nur eine
Repräsentation unseres wahren Selbsts sein, das für die Zwecke dieser sinnlichen
Erfahrung der Dinge herausgestellt wurde, die der erste Rhythmus unseres
zerteilten Bewußtseins in seiner Antwort und Reaktion auf die vielfältigen
Kontakte des Universums ist, eine unvollkommene Reaktion, ein verworrener und
unharmonischer Rhythmus. Er soll nur das volle einheitliche Spiel des bewußten
Wesens in uns vorbereiten und präludieren (vorspielen), ist noch nicht die wahre
und vollkommene Symphonie, die uns einmal geschenkt werden soll, sobald wir uns
in den Einklang des Gefühls mit dem Einen in allen Variationen eingefügt haben
und in die gesamte absolute universale Harmoniefülle einstimmen können.
Wenn diese Betrachtung richtig ist, drängen sich uns
unvermeidlich Folgerungen auf. Zunächst kann, da wir in unseren Tiefen selbst
jener Eine, in der Wirklichkeit unseres Wesens das unteilbare All-Bewußtsein und
darum auch die unveränderliche All-Seligkeit sind, die Anordnung unserer
sinnlichen Erfahrung in den drei Vibrationen von Schmerz, Lust und Indifferenz
nur eine vordergründige Anlage sein, die durch jenen begrenzten Teil von uns
erschaffen wurde, der ganz oben in unserem Wachbewußtsein zutage tritt. Dahinter
muß in uns etwas sein – viel weiter, tiefer und wahrer als das oberflächliche
Bewußtsein –, das unparteiisch in all unseren Erlebnissen seine Seligkeit
findet. Diese Seligkeit fördert und erhält insgeheim das vordergründige mentale
Wesen und gibt ihm die Kraft, in allen Mühen, Leiden und Heimsuchungen der
turbulenten Bewegung des Werdens durchzuhalten. Was wir unser Ich nennen, ist
nur ein zitternder Strahl an der Oberfläche. Dahinter liegt das ganze
unermeßliche Unterbewußte, das unermeßliche Überbewußte, das sich all diese
Erfahrungen des äußeren Menschen zunutze macht und sie seinem äußeren Selbst
auferlegt, das es wie einen lichtempfindlichen Film den Kontakten der Welt
aussetzt. Das wahre Selbst bleibt verhüllt. Es empfängt diese Kontakte und
assimiliert sie in die Werte einer wahreren, tieferen, beherrschenden und
schöpferischen Erfahrung. Aus seinen Tiefen sendet es sie an die Oberfläche
zurück in Formen von Stärke, Charakter, Wissen, Impuls zum Handeln, deren
Wurzeln für uns deshalb geheimnisvoll sind, weil unser Mental sich nur unsicher zitternd an der Oberfläche bewegt und noch nicht gelernt hat, sich zu
konzentrieren und in den Tiefen zu leben.
In unserem gewöhnlichen Leben ist diese Wahrheit vor uns verborgen, oder sie taucht nur gelegentlich flüchtig vor unserem Blick auf oder wird unvollkommen erfaßt und begriffen. Wenn wir es aber lernen, in unserem Innern zu leben, erwachen wir unfehlbar zur Erkenntnis dieser Gegenwart in uns, die unser wirklicheres Selbst ist: eine tiefe, stille, frohe und machtvolle Gegenwart, deren Meister nicht die Welt ist, eine Gegenwart, die, wenn sie nicht der Herr Selbst, dann doch die Strahlung des Herrn in unserem Innern ist. Wir werden ihrer inne, da sie unser äußerlich erscheinendes und vordergründiges Selbst fördert und ihm hilft, seiner Lust und seinen Schmerzen zulächelt, als sei es der Irrtum und die Leidenschaft eines kleinen Kindes. Und wenn wir zurücktreten können in uns selbst und uns identifizieren, nicht mit unserer oberflächlichen Erfahrung, sondern mit dem strahlenden Lichtkreis des Göttlichen Wesens, vermögen wir den Kontakten der Welt gegenüber in dieser Haltung zu leben. Indem wir in unserem ganzen Bewußtsein hinter den Erfahrungen von Lust und Schmerz des Körpers, des vitalen Wesens und des Mentals zurückstehen können, besitzen wir sie zwar als Erfahrungen, ihre Natur kann aber, oberflächlich wie sie ist, unsern Kern und wahres Wesen nicht berühren oder beeindrucken. Nach den höchst ausdrucksvollen Begriffen des Sanskrit gibt es ein anandamaya hinter dem manomaya, ein unermeßliches Seligkeits-Selbst hinter dem begrenzten mentalen Selbst. Letzteres ist nur ein Schattenbild und ein entstellter Reflex des ersteren. Die Wahrheit unserer selbst liegt in unserem Inneren und nicht an der Oberfläche.
Wiederum kann diese dreifache Vibration von Lust, Schmerz und Indifferenz deshalb in sich keine Absolutheit, keine Notwendigkeit besitzen, weil sie vordergründig, Anordnung und Ergebnis unserer unvollkommenen Evolution ist. Es gibt für uns keinen wirklichen Zwang, einen besonderen Kontakt mit einer besonderen Reaktion von Lust, Schmerz oder neutralem Empfinden zu beantworten. Es gibt nur einen Zwang der Gewohnheit. Bei einem besonderen Kontakt fühlen wir Lust oder Schmerz, weil unsere Natur diese Gewohnheit gebildet und weil der Empfänger diese ständige Beziehung zwischen sich und diesem Kontakt festgelegt hat. Es liegt durchaus innerhalb unserer Macht, mit der entgegengesetzten Reaktion zu antworten, mit Lust, wo wir uns an Schmerz gewöhnt hatten, mit Schmerz, wo wir gewöhnlich mit Lust reagierten.
Ebenso liegt es aber
auch innerhalb unserer Kompetenz, unser äußeres Wesen daran zu gewöhnen, daß es,
statt der mechanischen Reaktionen von Lust, Schmerz oder Indifferenz, jene freie
Antwort unveränderlicher Seligkeit erteilt, die die ständige Erfahrung des
wahren, weiten Seligkeits-Selbsts in unserem Innern ist. Das ist ein noch
größerer Sieg und ein noch tieferer, vollständigerer Besitz unseres Selbsts, als
wenn wir die gewohnten Reaktionen unserer Außenseite nur froh und unbeteiligt in
den Tiefen aufnehmen. Diese Haltung ist nicht mehr nur reines Akzeptieren, ohne
unterworfen zu sein, freie Zustimmung zu unvollkommenen Werten der Erfahrung,
sondern sie gibt uns die Kraft, Unvollkommenes in Vollkommenes, falsche in wahre
Werte umzuwandeln; die ständige aber wahrhaftige Seligkeit des Geistes in den
Dingen übernimmt den Platz jener Dualitäten, die vom mentalen Wesen erfahren
werden.
In den Dingen des Mentals kann man unschwer diese rein
gewohnheitsmäßige Relativität der Reaktionen von Lust und Schmerz wahrnehmen.
Dagegen ist das nervliche Wesen in uns an eine gewisse feste Geltung in diesen
Beziehungen und an einen falschen Eindruck ihrer Absolutheit gewöhnt. Für es
sind Sieg, Erfolg, Ehre, Glück aller Art an sich selbst absolut erfreuliche
Dinge, die genauso Freude hervorrufen müssen, wie Zucker süß schmecken muß.
Dagegen sind für es Niederlage, Versagen, Enttäuschung, Schande, Unglück aller
Art an sich absolut unerfreuliche Dinge, die ebenso sicher Kummer hervorrufen
müssen, wie die Wermutwurzel bitter schmecken muß. Diese Reaktionen zu
verändern, bedeutet für unser Nervensystem ein Abweichen von der faktischen
Wirklichkeit, ist unnormal und krankhaft. Das nervliche Wesen ist an die
Gewohnheit versklavt. Es ist an sich ein von der Natur dazu bestimmtes Mittel,
in Beziehungen des Menschen zum Leben Konstanz der Reaktion, Gleichheit der
Erfahrung und ein feststehendes Schema zu bringen. Das mentale Wesen dagegen ist
frei. Es ist das von der Natur zu Elastizität und Variation, Wechsel und
Fortschritt bestimmte Mittel. Der Mensch als mentales Wesen ist nur solange
unterworfen, als er sich dafür entscheidet, unterworfen zu bleiben, lieber in
der einen mentalen Gewohnheit als einer anderen zu verharren. Er ist unfrei,
solange er sich von seinem nervlichen Instrument beherrschen läßt. Das mentale
Wesen ist absolut nicht gezwungen, über Niederlage, Schande und Verlust Kummer
zu empfinden. Diesen wie allen Dingen kann es mit vollkommener Gleichgültigkeit
gegenübertreten. Es kann ihnen sogar mit vollkommener
Freude begegnen. Darum erkennt der Mensch, daß seine Freiheit um so größer wird,
je mehr er sich weigert, sich von Nerven und Körper beherrschen zu lassen, je
mehr er sich aus seiner Verstrickung in seine physischen und vitalen Schichten
zurückzieht. Er wird zum Meister seiner eigenen Reaktionen auf die Berührungen
der Welt, bleibt nicht länger Sklave äußerer Einwirkungen.
Bei Lust und Schmerz des physischen Wesens ist es
schwieriger, diese universale Wahrheit anzuwenden. Denn hier ist der eigentliche
Bereich der Nerven und des Körpers, Zentrum und Sitz dessen in uns, was seiner
Natur nach von äußerem Kontakt und Druck beherrscht wird. Aber selbst hier haben
wir einen flüchtigen Anblick der Wahrheit. Wir sehen sie in der Tatsache, daß,
je nach Gewohnheit, dieselbe physische Berührung erfreulich oder schmerzlich
sein kann, nicht nur für verschiedene Individuen, sondern auch für denselben
Menschen unter verschiedenen Umständen oder auf verschiedenen Stufen seiner
Entwicklung. Wir sehen diese Wahrheit in der Tatsache, daß Menschen in Zeiten
großer Erregung oder eines hohen Enthusiasmus physisch gegen Schmerz
gleichgültig oder seiner unbewußt bleiben, während dieselben Einwirkungen ihnen
unter gewöhnlichen Umständen harte Qualen oder Leiden verursachen würden. In
vielen Fällen kehrt erst dann das Empfinden von Leiden zurück, wenn es den
Nerven gelungen ist, sich wieder zu behaupten und das Mental an seine
gewohnheitsmäßige Verpflichtung zum Leiden zu erinnern. Aber diese Rückkehr zum
üblichen Zwang ist nicht unvermeidlich, sie ist nur gewohnheitsmäßig. Wir sehen,
daß man bei Hypnose der hypnotisierten Person nicht nur erfolgreich verbieten
kann, den Schmerz einer Wunde oder eines Stiches zu fühlen, solange sie im
abnormen Zustand ist, sondern sie auch mit gleichem Erfolg daran hindern kann,
nach dem Erwachen wieder zu ihrer gewohnten Reaktion des Leidens zurückzukehren.
Der Grund für dieses Phänomen ist ganz einfach: Der Hypnotiseur schaltet das
gewöhnliche wache Bewußtsein aus, das der Sklave der nervlichen Gewohnheiten
ist, und kann nun an das subliminale mentale Wesen in den Tiefen appellieren, an
das innere mentale Wesen, das – sofern der Mensch es will – der eigentliche Herr
über Nerven und Körper ist. Diese Freiheit, die durch Hypnose rasch in abnormer
Weise, ohne daß man im Besitz seiner selbst ist, durch fremden Willen, bewirkt
wird, kann man ebenso gut auf normale Weise gewinnen: allmählich, durch
wirkliche Bemeisterung seiner selbst, durch eigenen Willen, so daß man teilweise
oder vollständig einen Sieg des mentalen Wesens
über die gewohnheitsmäßigen nervlichen Reaktionen des Körpers erringen kann.
Schmerz des Mentals und Körpers ist ein Kunstgriff der Natur, das heißt der Kraft in ihren Werken, der einem bestimmten vorübergehenden Zweck in ihrer Evolution nach oben dienen soll. Vom Standpunkt des Individuums aus ist die Welt ein Spiel, ein komplexes Aufeinanderprallen vielfältiger Kräfte. Inmitten dieses komplexen Spiels steht der einzelne Mensch als ein beschränkt konstruiertes Wesen mit einer begrenzten Menge an Kraft. Er ist zahllosen Schocks ausgesetzt, die ihn verwunden, verkrüppeln, zerbrechen oder sogar die Struktur dessen, was er sein Ich nennt, völlig zersetzen oder auflösen können. Seiner Natur nach ist Schmerz ein nervliches und physisches Zurückschrecken vor einer gefährlichen und schädlichen Berührung. Er ist ein Teil dessen, was die Upanishad jugupsa nennt, das Zurückscheuen des begrenzten Wesens vor dem, was nicht es selbst ist, was nicht in Sympathie und Harmonie mit ihm steht. Er ist sein Impuls der Selbstverteidigung gegen “andere”. Von diesem Gesichtspunkt aus ist er ein Hinweis der Natur auf das, was vermieden werden oder, wenn es nicht erfolgreich vermieden werden kann, wieder in Ordnung gebracht werden soll. In der rein physischen Welt kommt der Schmerz nicht vor, solange das Leben nicht in sie eintritt. Bis dahin reichen die mechanischen Methoden aus. Die Aufgabe des Schmerzes beginnt, wenn das Leben mit seiner Gebrechlichkeit und unvollkommenen Herrschaft über die Materie auftritt. Er wächst mit dem Wachsen des Mentals im Leben. Seine Funktion dauert solange, wie das Mental in Leben und Körper, die es verwendet, gefesselt ist, von ihnen abhängt, um Erkenntnis zu gewinnen und sie zum Handeln zu verwenden, und ihren Beschränkungen, ichhaften Impulsen und Zielen unterworfen ist, die aus diesen Beschränkungen entstehen. Wenn und sobald das Mental im Menschen fähig wird, frei, ich frei zu werden und in Harmonie zu kommen mit allen anderen Wesen und mit dem Spiel der universalen Kräfte, vermindern sich Nutzen und Dienst des Leidens. Seine Daseinsberechtigung muß schließlich aufhören, und es kann nur noch als Atavismus der Natur fortdauern, als eine Gewohnheit, die ihre Nützlichkeit überlebt hat – ein Weiterbestehen des Niederen in der noch unvollkommenen Organisation des Höheren. Das Leiden zuletzt völlig auszuschalten, muß wesentliches Ziel sein bei dem vom Schicksal bestimmten Sieg der Seele über ihre Unterwerfung unter die Materie und über die egoistische Einschränkung im Mental.
Diese Ausschaltung ist
möglich, weil Schmerz und Lust an sich Strömungen der Seins-Seligkeit sind, die
eine unvollkommen, die andere übertrieben. Der Grund für diese Unvollkommenheit
und Übertriebenheit liegt in der Selbst-Zerteilung des menschlichen Wesens in
seinem Bewußtsein durch das Abgrenzen und Einschränken von maya. Die
Folge davon ist, daß das Individuum die Kontakte nicht universal aufnimmt,
sondern ichhaft und stückweise. Für die universale Seele enthalten alle Dinge
und alle Kontakte der Dinge in sich eine Essenz von Seligkeit, die am besten
durch den Sanskrit-Begriff der Ästhetik als rasa beschrieben wird; das bedeutet
zugleich den Saft oder die Essenz einer Sache und ihren Geschmack. Weil wir
nicht das Wesenhafte einer Sache bei ihrem Kontakt mit uns suchen, sondern nur
auf die Art ihrer Einwirkung schauen, auf unsere Begierden und Befürchtungen,
unser vielfaches Verlangen und angstvolles Zurückschrecken, nimmt rasa
die Formen von Kummer und Schmerz, einer unvollkommenen, vorübergehenden Lust
oder der Gleichgültigkeit an, rein wegen unserer Unfähigkeit, die Essenz der
Dinge zu erfassen. Wenn wir in Mental und Herz vollkommen ohne ichhafte
Interessen sein und dieses Losgelöstsein unserem nervlichen Wesen auferlegen
könnten, wäre die immer stärkere Ausschaltung dieser unvollkommenen und
übertriebenen Formen von rasa möglich und der wahre wesenhafte Geschmack
der unveränderlichen Seins-Seligkeit mit all ihren Variationen für uns
erreichbar. Wir gewinnen etwas von dieser Befähigung zur variablen aber
universalen Freude bei der ästhetischen Aufnahme von Dingen, die uns durch die
Bildenden Künste und die Poesie dargestellt werden. Dort können wir rasa,
den Geschmack, auch des Leidvollen, Schrecklichen, selbst des Furchtbaren und
Abstoßenden genießen. (In der Sanskrit-Rhetorik heißen die Begriffe dieses
rasa: karuna, bhayanaka und bibhatsa.) Der Grund dafür ist,
daß wir losgelöst, ohne ichhaftes Interesse sind, nicht an uns selbst oder
unsere Selbst-Verteidigung, jugupsa, denken, sondern nur an die Sache und
an ihr Wesen. Sicher ist ein solches ästhetisches Empfangen der Kontakte kein
genaues Bild und auch keine Widerspiegelung der Reinen Seligkeit, die
supra-mental und supra-ästhetisch ist. Letztere würde Kummer, Angst, Schrecken
und Abscheu zusammen mit ihren Ursachen beseitigen, während erstere sie noch
bestehen läßt; aber sie stellt partiell und unvollkommen eine der Stufen der
progressiven Seligkeit der Universalen Seele in ihrer Manifestation in den
Dingen dar und führt uns in dieser einen Schicht unserer Natur hin zu jener
Losgelöstheit vom
ichhaften Empfinden und zu
jener universalen Haltung, durch die die Eine Seele dort Harmonie und Schönheit
schaut, wo wir zerteilten Wesen eher Chaos und Zwietracht erfahren. Unsere
vollständige Befreiung kann aber erst durch eine ähnliche Befreiung in allen
unseren Schichten kommen, ist die universale Empfindung des Schönen, der
universale Stand in der Erkenntnis, die universale Losgelöstheit von allen
Dingen und dennoch eine Sympathie mit allen in unserem nervlichen und
emotionalen Wesen.
Die Natur des Leidens besteht darin, daß die Bewußte Kraft in uns versagt, die Schocks des Daseins auszuhalten, deshalb zurückschreckt und sich zusammenzieht; darum liegt an seiner Wurzel eine Unausgeglichenheit zwischen der Kraft, die aufnimmt, und der Kraft, die das Aufgenommene im Besitz hält. Die Ursache ist unser Selbst-Eingeschränktsein durch Ichhaftigkeit als Folge der Unkenntnis unseres Selbsts, des saccidananda. Darum muß zur Ausschaltung des Leidens zuerst titiksa das jugupsa ersetzen: daß wir allen Schocks des Daseins standhalten, sie ertragen und überwinden, statt vor ihnen zurückzuschrecken und uns in uns zusammenzuziehen. Durch dieses Ertragen und Überwinden kommen wir weiter zur Gelassenheit, die entweder gelassene Indifferenz allen Kontakten gegenüber sein mag oder gelassene Freude in allen Kontakten. Diese Gelassenheit muß eine feste Grundlage dadurch bekommen, daß das saccidananda-Bewußtsein, das die All-Seligkeit ist, das Ich-Bewußtsein ersetzt, das Freude und Leid empfindet. Das saccidananda-Bewußtsein kann dabei dem Universum gegenüber transzendent und erhaben sein. Zu diesem Zustand einer entrückten Seligkeit führt der Pfad gleichmütiger Indifferenz, der Pfad des Asketen. Oder das saccidananda-Bewußtsein mag gleichzeitig transzendent und universal sein. Zu diesem Zustand gegenwärtiger und all-umfassender Seligkeit führt der Pfad der Unterwerfung und Hingabe des Ichs an das Universale und der Besitz einer alles durchdringenden gelassenen Freude. Das ist der Pfad der Weisen der alten Zeit, der Kenner des Veda. Aber das erste unmittelbare und natürliche Ergebnis der Selbst-Disziplin der Seele ist Neutralität gegenüber den unvollkommenen Einwirkungen von Lust und den übertriebenen Einwirkungen von Schmerz. Wandlung zur gelassenen Freude kann gewöhnlich erst danach kommen. Die unmittelbare Transformation der dreifachen Vibration in ananda ist möglich, aber für das menschliche Wesen weniger leicht.
Eine solche Betrachtung
des Universums ergibt sich also aus der integralen bejahenden Erkenntnis des
Vedanta. Ein unendliches, unteilbares Sein, all-wonnevoll in seiner reinen
Selbst-Bewußtheit, tritt aus seiner fundamentalen Reinheit in das vielartige
Spiel der Kraft, die Bewußtsein ist, in die Bewegung von prakriti, die
das Spiel von maya ist. Die Seligkeit seines Seins ist zuerst im Selbst
gesammelt, ganz absorbiert und unterbewußt in der Basis des physischen
Universums. Dann tritt sie in einer großen Masse neutraler Bewegung hervor, die
aber noch nicht das ist, was wir mit Empfindung bezeichnen. Sie kommt weiter
heraus mit dem Wachsen des Mentals und des Ichs in der dreifachen Vibration von
Schmerz, Lust und Indifferenz, die der Eingrenzung der Bewußtseins-Kraft in die
Form entspringt und der Tatsache, daß sie den Schocks der universalen Kraft
ausgesetzt ist, die sie als fremdes Element und Disharmonie empfindet gegenüber
ihrem eigenen Maß und Standard. Zuletzt tritt saccidananda voll und
bewußt in seinen Schöpfungen hervor durch Universalität, Gelassenheit, den
Besitz des Selbsts und den Sieg über die Natur. Dieses ist der Lauf und die
Bewegung der Welt.
Wenn man also fragt, warum das Eine Sein in einer
solchen Bewegung Freude finden sollte, liegt die Antwort in der Tatsache, daß
Seiner Unendlichkeit alle Möglichkeiten eingeboren sind und daß die
Seins-Seligkeit – und zwar in ihrem veränderlichen Werden, nicht nur in ihrem
unveränderlichen Sein – genau im Bereich der verschiedengestaltigen
Verwirklichungen seiner Möglichkeiten liegt. Die Möglichkeit, die hier im
Universum, von dem wir ein Teil sind, herausgearbeitet wird, fängt damit an, daß
sich saccidananda in dem verbirgt, was als sein eigenes Gegenteil
erscheint, und daß es sich selbst gerade inmitten der Begriffe des ihm
Entgegengesetzten finden muß. Unendliches Sein verliert sich an die Erscheinung
des Nicht-Seienden und tritt daraus hervor in der Erscheinung einer endlichen
Seele. Unendliches Bewußtsein verliert sich selbst an die Erscheinung einer
unermeßlichen indeterminierten Unbewußtheit und tritt in der Erscheinung eines
oberflächlichen begrenzten Bewußtseins wieder hervor. Unendliche sich selbst
erhaltende Kraft verliert sich in die Erscheinung eines Chaos von Atomen und
tritt in der Erscheinung einer unsicheren Gleichgewichtslage einer Welt wieder
hervor. Unendliche Seligkeit verliert sich selbst an die Erscheinung einer
empfindungslosen Materie und tritt wieder hervor in der Erscheinung eines
disharmonischen Rhythmus von abwechselndem Schmerz, Lust und neutralem Fühlen, von Liebe, Haß und Indifferenz. Unendliche
Einheit verliert sich selbst in die Erscheinung eines vielfältigen Chaos und
taucht in einer Disharmonie von Kräften und Wesen wieder auf, die eine Einheit
dadurch wiederzugewinnen suchen, daß sie einander in Besitz nehmen, zerstören
und verschlingen wollen. In einer solchen Schöpfung muß das wirkliche
saccidananda hervortreten. Der Mensch, das individuelle Wesen, muß zu einem
universalen Wesen werden und als solches leben. Sein beschränktes mentales
Bewußtsein muß sich zu der überbewußten Einheit ausweiten, in der jeder einzelne
alle umschließt. Sein enges Herz muß die unendliche Umarmung lernen. Es muß
seine Gelüste und Zwiespältigkeiten durch universale Liebe ersetzen. Sein
eingeengtes mentales Wesen soll dem ganzen Schock des Universums gewachsen sein
und darin die universale Seligkeit empfinden können. Sogar sein physisches Wesen
soll von sich wissen, daß es keine abgesonderte Gestaltung, sondern eins ist mit
dem ganzen Strom jener unteilbaren Kraft, die in allen Dingen ist, und daß es
diese in sich trägt und nährt. Seine ganze Natur soll im Individuum die Einheit,
Harmonie und das Eins-in-allen-Sein der Höchsten Seins-Bewußtseins-Seligkeit
immer neu darstellen.
Mitten in diesem ganzen Spiel ist die geheime Wirklichkeit immer die eine und selbe Seins-Seligkeit. Sie ist dieselbe in der Seligkeit des unterbewußten Schlafs, bevor das Individuum hervortritt, in der Seligkeit des Widerstreits und all der Spielarten, Schicksalsschläge, Übertreibungen, Wandlungen, Umkehrungen des Bemühens, sich im Gewirr des halb-bewußten Traums zurechtzufinden, dessen Mittelpunkt das Individuum ist. Sie ist dieselbe in der Seligkeit des ewigen überbewußten Selbst-Besitzes, zu der der Mensch erwachen und dort eins werden soll mit dem unteilbaren saccidananda. Das ist das Spiel des Einen, des Herrn, des Alls, wie es sich unserer befreiten und erleuchteten Erkenntnis von dem es empfangenden Standpunkt dieses materiellen Universums her offenbart.