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SRI AUROBINDO

Briefe über den Yoga

Band 3

Die dreifache Umwandlung: die Seelische – die Spirituelle – die Supramentale

 I  II III IV V

I.

Die grundlegenden Verwirklichungen dieses Yoga sind:

1. Die seelische Wandlung, so dass eine volle Weihung zum Leitmotiv des Herzens werden kann, die das Denken, Leben und Tun in fortwährender Einung mit der Mutter und in ihrer Gegenwart lenkt.

2. Die Herabkunft von Frieden, Macht und Licht usw. des Höheren Bewusstseins durch den Kopf und das Herz in das ganze Wesen, bis sie die eigentlichen Zeilen des Körpers erfassen.

3. Die Wahrnehmung des Einen und Göttlichen, unbegrenzt überall, der Mutter überall – und in diesem unendlichen Bewusstsein zu leben.

*

Du kennst die drei Dinge, auf denen sich die Verwirklichung gründen muss:

1. das Aufsteigen zu einem Ort oberhalb des Mentals und das Sich-Öffnen in das kosmische Bewusstsein;

2. das seelische Sich-Öffnen;

3. die Herabkunft des höheren Bewusstseins mit seinem Frieden, seinem Licht, seiner Kraft, seinem Wissen und Ananda usw. in alle Ebenen des Wesens bis hinab in das äußerste Physische.

All das muss durch das Wirken der Kraft der Mutter geschehen, unterstützt durch dein Streben, deine Weihung, deine Hingabe.

Das ist der Pfad. Das übrige ist eine Frage der Entwicklung dieser Dinge, wofür du den Glauben an das Wirken der Mutter brauchst.

*

Wenn man vom göttlichen Funken spricht, denkt man eher an die Seele als Teil des Göttlichen, der von oben in die Schöpfung herabgekommen ist, als an etwas, das sich vom Kosmos getrennt hat. Es ist die [menschliche] Natur, die sich aus den kosmischen Kräften geformt hat – das Mental aus dem kosmischen Mental, das Leben aus dem kosmischen Leben, der Körper aus der kosmischen Materie.

Für die Seele gibt es drei Verwirklichungen: 1. die Verwirklichung des seelischen Wesens und Bewusstseins als dem göttlichen Element in der Evolution; 2. die Verwirklichung des kosmischen Selbstes, das eins in allen ist; 3. die Verwirklichung des Höchsten Göttlichen – von dem sowohl das Einzelwesen als auch der Kosmos stammen – und des Einzelwesens (Jivatman) als einem ewigen Teil des Göttlichen.

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Das Physische ist natürlich die Grundlage – die des Obermentals liegt zwischen den beiden Hemisphären. Die niedere Hemisphäre enthält das gesamte Mental einschließlich seiner höheren Ebenen, das Vital und das Physische. Die obere Hemisphäre enthält den Göttlichen Sat-Chit-Ananda [Dasein-Bewusstsein-Seligkeit] mit dem Supramental als seinem Instrument des Selbst-Ausdrucks. Das Obermental befindet sich zuoberst der niederen Hemisphäre und ist die Verbindungs- oder Übergangsebene zwischen den beiden [Hemisphären].

Das seelische Wesen ist hinter dem Herzen und stützt Mental, Leben und Körper. Bei der seelischen Umwandlung gibt es drei hauptsächliche Elemente: 1. Das Sich-Öffnen des okkulten inneren Mentals, inneren Vitals, inneren Physischen, so dass man sich all dessen bewusst wird, was hinter dem Mental, Leben und Körper der Oberfläche liegt. 2. Das Sich-Öffnen des seelischen Wesens oder der Seele, wodurch sie hervortritt und Mental, Leben und Körper lenkt und alles dem Göttlichen zuwendet. 3. Das Sich-Öffnen des ganzen niederen Wesens gegenüber der spirituellen Wahrheit – das letztere kann der seelisch-spirituelle Teil der Wandlung genannt werden. Es ist durchaus möglich, dass man durch die seelische Umwandlung über das Individuelle hinaus in das Kosmische gelangt. Selbst das okkulte Sich-Öffnen errichtet eine Verbindung mit dem kosmischen Mental, dem kosmischen Vital, dem kosmischen Physischen. Die Seele verwirklicht den Kontakt mit dem All-Sein, das Einssein des Selbstes, die universale Liebe und andere Dinge, die zum kosmischen Bewusstsein führen.

Aber all das ist ein Ergebnis des Sich-Öffnens gegenüber dem Spirituellen über uns und wird durch eine Infiltration oder Reflexion des spirituellen Lichts und der spirituellen Wahrheit in Mental, Leben und Körper herbeigeführt. Die eigentliche spirituelle Umwandlung beginnt oder wird möglich, wenn man sich über das Mental erhebt, dort lebt und alles von oben lenkt. Selbst während der seelischen Umwandlung kann man sich durch eine Art Ansteigen des mentalen, vitalen und physischen Wesens nach oben erheben und von dort zurückkehren, doch lebt man damit noch nicht oben im Gipfel-Bewusstsein, wo das Obermental seine Stätte hat und die anderen Ebenen, die über dem menschlichen Mental liegen.

Die supramentale Umwandlung kann erst dann stattfinden, wenn das Lid zwischen den niedrigeren und höheren Hemisphären oder Daseins-Hälften beseitigt ist und das Supramental statt des Obermentals die lenkende Macht im Dasein wird – doch hiervon kann jetzt noch keine Rede sein.

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Zwischen Durchseelung und Spiritualisierung besteht ein Unterschied. Die spirituelle Wandlung ist jene, die von oben herabkommt; die seelische Wandlung ist jene, die von innen kommt, wobei die Seele das Mental, Vital und Physische beherrscht.

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Durchseelung bedeutet Wandlung der niedrigeren Natur; sie bringt die rechte Schau in das Mental, den rechten Impuls und das rechte Fühlen in das Vital und die rechte Bewegung und Gewohnheit in das Physische – alles dem Göttlichen zugewandt, alles auf Liebe, Anbetung und bhakti beruhend – [sie bringt] schließlich das Erkennen und Fühlen, dass die Mutter überall ist, in allem, und auch im Herzen, dass ihre Kraft im Wesen wirkt, sowie Glauben, Weihung, Hingabe.

Die spirituelle Wandlung ist die gesicherte Herabkunft des Friedens, des Lichtes, des Wissens, der Macht, der Seligkeit von oben, das Wahrnehmen des Selbstes und Göttlichen sowie eines höheren kosmischen Bewusstseins und die Wandlung des ganzen Bewusstseins in dieses [kosmische Bewusstsein].

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Beide Gefühle sind richtig – sie weisen auf die beiden Erfordernisse der Sadhana hin. Das eine besteht darin, sich nach innen zu wenden und voll die Verbindung zwischen dem seelischen Wesen und der äußeren Natur herzustellen. Das andere ist, sich nach oben für den Göttlichen Frieden zu öffnen, die Kraft, das Licht, den Ananda, sich in sie zu erheben und sie in die Natur und den Körper herabzubringen. Keine dieser beiden Bewegungen, weder die seelische noch die spirituelle, ist ohne die andere vollkommen. Wenn das spirituelle Aufsteigen und Herabkommen nicht vollzogen wird, kann die spirituelle Umwandlung der Natur nicht stattfinden; wenn die Seele sich nicht voll öffnet und die Verbindung mit ihr nicht hergestellt wird, kann die Umwandlung nicht vollständig sein.

Eine Unvereinbarkeit zwischen den beiden Bewegungen besteht nicht; einige beginnen zuerst mit der seelischen, andere mit der spirituellen, wiederum andere verfolgen beides gleichzeitig. Der beste Weg ist, nach beiden zu streben und es die Kraft der Mutter gemäß dem Erfordernis und der Neigung der Natur ausarbeiten zu lassen.

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Wenn durch die Entwicklung eines höheren Bewusstseins nicht Dinge zuwege gebracht würden, von denen das Mental früher nichts wusste, hätte sie nicht viel Wert. Das Einswerden der Seele mit den höheren Kräften und Tätigkeiten des Bewusstseins ist zu der einen oder anderen Zeit für die Sadhana unerlässlich.

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Von den beiden erforderlichen Umwandlungen ist die seelische die erste – wenn die seelische Umwandlung in dir stattgefunden hat, erleichtert das unendlich die andere, das heißt die Umwandlung des gewöhnlichen menschlichen in das höhere spirituelle Bewusstsein – andernfalls wird man voraussichtlich entweder eine schleppende und langweilige oder eine aufregende, aber gefährliche Reise haben ...

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Ich habe niemals von einer „Umwandlung der Seele“ gesprochen; ich habe immer über eine „seelische Umwandlung“ der Natur geschrieben, was etwas völlig anderes ist. Ich habe es manchmal als eine Durchseelung der Natur bezeichnet. Die Seele ist in der Evolution, sie ist ein Teil des menschlichen Wesens, sein göttlicher Teil – eine Durchseelung wird dich also nicht über die gegenwärtige Evolution hinausführen; sie wird aber das Wesen bereit machen, auf alles, was von der Göttlichen oder Höheren Natur kommt, zu reagieren, und abgeneigt gegen eine Reaktion auf den asura, rakshasa, pisacha oder das Tier im Menschen, oder irgendeinen Widerstand der niederen Natur, welcher der göttliche Wandlung im Wege ist.

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Ich habe den Bericht über deine Sadhana gelesen. Ich glaube, es gibt dazu nichts zu sagen – denn er ist in Ordnung –, außer dass es das Wichtigste für dich ist, das seelische Feuer im Herzen zu entwickeln sowie das Streben nach dem Hervortreten des seelischen Wesens als Lenker der Sadhana. Wenn das geschehen ist, wird dir die Seele die „verborgenen Ego-Knoten“, von denen du sprichst, aufzeigen und sie lösen oder im seelischen Feuer verbrennen. Diese seelische Entwicklung und die seelische Wandlung von Mental, Vital und physischem Bewusstsein sind von höchster Wichtigkeit, da hierdurch die Herabkunft des höheren Bewusstseins und die spirituelle Umwandlung, ohne welche die supramentale immer in weiter Ferne bleiben muss, sicher und einfach werden. Mächte usw. haben ihren Platz, aber einen sehr untergeordneten, solange dies nicht geschehen ist.

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In der Sadhana ist alles gefährlich oder kann es sein, außer der seelischen Wandlung.

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Die Seele, das seelische Wesen, steht in unmittelbarer Fühlungnahme mit der göttlichen Wahrheit, sie ist im Menschen aber durch das Mental, das vitale Wesen und die physische Natur verhüllt. Man mag den Yoga ausüben und Erleuchtungen im Mental und Verstand erlangen; man mag Macht erringen und in allen Arten von vitalen Erfahrungen schwelgen; man mag sogar erstaunliche physische siddhis erlangen; wenn sich aber die wahre Seelenmacht im Hintergrund nicht offenbart, wenn die seelische Natur nicht in den Vordergrund tritt, ist nichts Wahres geschehen. In diesem Yoga ist es das seelische Wesen, welches die übrige Natur dem wahren supramentalen Licht und schließlich dem höchsten Ananda öffnet. Das Mental kann sich aus eigener Kraft gegenüber seinen höheren Bereichen öffnen; es kann sich zum Schweigen bringen und in das Unpersönliche weiten; es kann sich auch in einer Art statischer Befreiung oder nirvana selbst spiritualisieren; aber das Supramental vermag in einem nur spiritualisierten Mental keine ausreichende Grundlage zu finden. Wenn die innerste Seele erwacht ist, wenn eine neue Geburt aus dem rein mentalen, vitalen und physischen in das seelische Bewusstsein stattfindet – dann kann dieser Yoga getan werden; andernfalls (durch die reine Macht des Mentals oder irgendeines anderen Teils) ist es unmöglich ... Wenn man die seelische Neugeburt zurückweist, wenn aufgrund von Verhaftetsein mit intellektuellem Wissen oder mentalen Ideen oder irgendeinem vitalen Begehren eine Weigerung besteht, das Kind zu werden, das neu aus der Mutter geboren wird, dann wird die Sadhana fehlschlagen.

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Das seelische Wesen ist immer vorhanden, wird aber nicht gefühlt, da es vom Mental und Vital verdeckt ist; wenn es nicht länger verborgen ist, sagt man, es sei erwacht. Sobald es erwacht ist, beginnt es, das übrige Wesen zu ergreifen, zu beeinflussen und zu wandeln, so dass alles zum wahren Ausdruck der inneren Seele werden kann. Diese Veränderung wird die innere Wandlung genannt. Es kann keine Wandlung ohne das Erwachen des seelischen Wesens geben.

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Als ich den Ausdruck „das Sich-Öffnen der Seele“ gebrauchte, dachte ich nicht an ein gewöhnliches seelisches Sich-Öffnen, das eine bestimmte Menge seelische (im Gegensatz zur vitalen) Liebe und bhakti hervorbringt, sondern an das, was als Hervortreten der Seele bezeichnet wird. Wenn dies geschieht, ist man sich des seelischen Wesens mit seinem einfachen, spontanen Selbst-Geben bewusst und empfindet seine zunehmende unmittelbare Kontrolle (nicht nur einen verhüllten oder halbverhüllten Einfluss) über Mental, Vital und das Physische. Vor allem ist das seelische Unterscheidungsvermögen vorhanden, das die Gedanken, emotionalen Bewegungen, vitalen Triebe und physischen Gewohnheiten sofort durchleuchtet und dort nichts im Dunkeln lässt sowie die falschen durch die rechten Bewegungen ersetzt. Das ist es, was schwierig und selten ist, denn meist ist das Unterscheidungsvermögen mental, und es ist das Mental, das alles zu regeln versucht. In jenem Fall ist es die Herabkunft des höheren Bewusstseins durch das Mental, wodurch die Seele geöffnet wird, und nicht das direkte seelische Sich-Öffnen.

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Niemand sprach davon, dass es (das Sich-Öffnen der Seele) notwendigerweise von oben geschehen muss. Auf natürliche Weise geschieht es direkt und ist dann höchst wirksam. Wenn aber der direkte Weg als schwierig empfunden wird, wie es bei bestimmten Naturen der Fall ist, beginnt die Wandlung von oben, und das Bewusstsein, das von dort herabkommt, muss das Herz-Zentrum befreien. Je stärker es auf das Herz-Zentrum einwirkt, desto leichter wird die seelische Tätigkeit möglich.

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Sie (die dynamische Herabkunft von oben in das Herz) kann der Seele dazu verhelfen hervorzutreten, was aber nicht immer automatisch geschieht – zumindest schafft sie für die Seele bessere Voraussetzungen.

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Das direkte Sich-Öffnen des seelischen Zentrums ist nur dann einfach, wenn die Egozentrik wesentlich reduziert ist, und auch, wenn eine starke bhakti für die Mutter vorhanden ist. Spirituelle Demut und ein Gefühl der Unterwerfung und Abhängigkeit sind notwendig.

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Mit dem Hervortreten (der Seele) ist einfach dies gemeint: Die Seele ist gewöhnlich tief im Inneren. Sehr wenige Menschen sind sich ihrer Seele bewusst – wenn sie von ihrer Seele sprechen, meinen sie im allgemeinen das vitale-mentale Wesen oder aber die (falsche) Begierden-Seele. Die Seele bleibt im Hintergrund und handelt, wo immer es möglich ist, nur durch das Mental, Vital und Physische. Aus diesem Grund hat das seelische Wesen, außer dort wo es sehr entwickelt ist, nur einen geringen und teilweisen, einen verborgenen und vermischten oder abgeschwächten Einfluss auf das Leben der meisten Menschen. Mit dem Hervortreten ist gemeint, dass es hinter dem Schleier hervortritt, seine Gegenwart auch im täglichen Wachbewusstsein gefühlt wird und sein Einfluss das Mental und Vital und ihre Bewegungen, ja selbst das Physische erfüllt, beherrscht und umwandelt. Man ist sich seiner Seele bewusst, empfindet die Seele als sein wahres Wesen, während das Mental und alles übrige allmählich zu bloßen Instrumenten des Innersten in uns werden.

Auch das innere Mental, Vital und Physische sind verhüllt, wenn auch wesentlich näher an der Oberfläche, und viele ihrer Bewegungen oder Inspirationen dringen im Leben der entwickelten menschlichen Wesen durch den Schleier hindurch (jedoch keinesfalls in ihrer Fülle oder Reinheit) – etwas davon sogar im Leben der gewöhnlichen Menschen. Im Yoga aber werfen auch sie [das innere Mental, Vital und Physische] nach einiger Zeit den Schleier ab, treten in den Vordergrund, und ihr Wirken herrscht im Bewusstsein vor; das äußere [Bewusstsein] aber wird nicht mehr länger als das eigene Selbst empfunden, sondern lediglich als eine Fassade oder sogar als eine Randzone des Wesens.

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Eigentlich möchte ich meinen, dass du inzwischen über das seelische Wesen Bescheid wissen müsstest – dass es sich hinter dem Schleier befindet, und sein Bewusstsein ebenfalls; nur wenig davon gelangt in das Mental, Vital und Physische. Wenn dieses Bewusstsein nicht verborgen ist, wenn du dir deiner Seele (des seelischen Wesens) bewusst bist, wenn ihre Gefühle und ihr Bewusstsein die deinen sind, dann hast du das Bewusstsein des seelischen Wesens erlangt. Die Gefühle und Bestrebungen des seelischen Wesens sind alle der Wahrheit, dem rechten Bewusstsein und dem Göttlichen zugewandt; es ist der einzige Teil [des menschlichen Wesens], der durch die feindlichen Kräfte und ihre Einflüsterungen nicht berührt werden kann.

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Das seelische Wesen tritt bei den meisten Menschen nur langsam hervor, selbst nachdem sie die Sadhana aufgenommen haben. So vieles im Mental und Vital muss sich verändern und wieder anpassen, bevor die Seele gänzlich frei sein kann. Man hat zu warten, bis der notwendige Prozess weit genug gediehen ist und sie ihren unendlich alten Schleier aufreißen und hervortreten kann, um die [menschliche] Natur zu überwachen. Es stimmt, dass nichts sonst dir so viel inneres Glück und innere Freude zu gewähren vermag – der Friede jedoch kann auch durch die mentale und vitale Befreiung oder durch das Wachsen einer starken samatā im Wesen erreicht werden.

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Es gibt keine [festgelegte] Methode dafür (das seelische Wesen hervortreten zu lassen). Es kommt wie andere Dinge auch – du musst danach streben, und es geschieht nur dann, wenn du hinreichend fortgeschritten bist.

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Das seelische Wesen kann sich allein dann voll öffnen, wenn der Sadhak nicht länger vitale Motive mit seiner Sadhana verbindet und fähig ist, sich der Mutter auf einfache und aufrichtige Weise darzubringen. Wenn irgendeine egoistische Neigung oder Unaufrichtigkeit des Beweggrundes besteht, wenn der Yoga unter einem Druck von vitalen Forderungen ausgeübt wird oder – teilweise oder ganz – zur Befriedigung eines spirituellen oder anderen Ehrgeizes, aus Stolz, Eitelkeit oder aus Machthunger, um einer Position willen oder um auf andere Einfluss auszuüben, oder mit dem Impuls, mit Hilfe yogischer Kraft ein vitales Begehren zu befriedigen, dann vermag sich die Seele nicht zu öffnen, oder sie öffnet sich nur teilweise oder zeitweilig und verschließt sich wieder, weil sie durch die vitalen Tätigkeiten verhüllt wird; das seelische Feuer erlischt im erstickenden vitalen Rauch. Das gleiche Unvermögen tritt ein, wenn das Mental die führende Rolle im Yoga übernimmt und die innere Seele in den Hintergrund treten lässt, oder wenn die bhakti oder andere Bewegungen der Sadhana eine mehr vitale als seelische Form annehmen. Reinheit, einfache Aufrichtigkeit und die Fähigkeit zu einer unegoistischen, unvermischten Selbstdarbringung ohne Anspruch oder Forderung sind die Voraussetzung für ein gänzliches Sich-Öffnen des seelischen Wesens.

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Natürlich sind Ego und Vital mit ihren Ansprüchen und Begierden immer das hauptsächliche Hindernis für das Hervortreten der Seele. Denn sie lassen dich um deiner selbst willen leben, handeln und sogar die Sadhana ausüben – Durchseelung aber bedeutet, um des Göttlichen willen zu leben, zu handeln und die Sadhana auszuüben.

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Wenn das Begehren zurückgewiesen ist und nicht länger das Denken, Fühlen oder Tätigsein beherrscht, wenn ein stetiges Streben nach einem vollkommenen, aufrichtigen Selbstgeben besteht, öffnet sich die Seele nach einer gewissen Zeit meist von selbst.

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Um die Seele hervortreten zu lassen, muss man sich von Selbstsucht und Verlangen (die Grundlage der vitalen Gefühle) befreien – sie zumindest niemals akzeptieren.

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Es (das Hervorströmen von Liebe und Freude aus dem Herz-Zentrum) kann nur dann in großem Umfang missbraucht werden, wenn ein kraftvolles und ungestümes vitales Ego vorhanden ist, das nicht daran gewöhnt ist, sich korrigieren zu lassen, oder aber durch ein Vital voller kāmavāsanā [ein unterbewusstes Einwirken von Lust oder einem anderen Begehren]. In geringem Umfang kann es von kleinlichem Eigennutz missbraucht werden, von Eitelkeit, Ehrgeiz und den Forderungen des niederen Vitals, die sich darauf gründen. Wenn du auf der Hut bist vor diesen Dingen, besteht keine Gefahr des Missbrauchs. Sobald die Seele das seelische Unterscheidungsvermögen und die Liebe hervortreten lässt, besteht keine Gefahr, denn das Licht des seelischen Unterscheidungsvermögens weist sofort jede Vermengung und jeden Missbrauch zurück.

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Ein beständiges und aufrichtiges Streben und der Wille, sich allein dem Göttlichen zuzuwenden, sind das beste Mittel, um die Seele hervortreten zu lassen.

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Sie (die Seele) tritt von selbst hervor, entweder durch beharrliche Liebe und beharrliches Streben oder bei genügender Vorbereitung von Mental und Vital durch die Herabkunft von oben und das Wirken der [Göttlichen] Kraft.

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Wenn der Wille zur Hingabe im zentralen Wesen vorhanden ist, kann die Seele hervortreten.

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Das zentrale Wesen befindet sich oberhalb des adhars; die meisten Menschen sind sich ihres zentralen Wesens nicht bewusst (jivatma) – sie sind sich nur ihres Egos bewusst.

Das Psychische ist die Seele, sie ist der Teil des Göttlichen, der Mental und Körper in der Evolution stützt. Die Seele empfängt die Göttliche Hilfe unmittelbar vom Göttlichen.

Das zentrale Wesen ist jenes, von dem alle anderen abhängen. Wenn es sich überantwortet, das heißt, wenn es seine gesonderte Erfüllung zurückweist, um ein Instrument [nur] des Göttlichen zu sein, dann fällt dem Mental, Vital und dem Physischen die Überantwortung leichter.

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Es hat nichts mit günstigen Umständen zu tun. Sobald der Wille des zentralen Wesens auf die Einung mit dem Göttlichen ausgerichtet ist, verzichtet es auf seine gesonderte Erfüllung.

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Es (das seelische Wesen) muss bewusst und mit immer mehr Wissen die Hingabe vollziehen. Die Seele sehnt sich nach dem Göttlichen oder reagiert auf göttliche Dinge, sie ist im Prinzip hingegeben, muss aber ihre Hingabe im einzelnen entwickeln und dadurch die Hingabe des ganzen Wesens herbeiführen.

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Nichts Vergangenes oder Gegenwärtiges kann die Seele daran hindern hervorzutreten, wenn der wahre Wille vorhanden ist, sich von diesen Dingen zu befreien und im seelischen und spirituellen Bewusstsein zu leben.

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Deine erste Erfahrung war die des Sich-Öffnens der Seele; du hast das seelische Wesen, sein Streben, seine Erfahrungen und im Vordergrund das äußere Wesen als zwei getrennte Teile deines Bewusstseins wahrgenommen. Du warst nicht fähig, diese Erfahrung zu bewahren, weil das ungeläuterte Vital dich in das gewöhnliche, äußere Bewusstsein hinauszog. Später gelangtest du zurück in die Seele und warst gleichzeitig fähig, deine gewöhnliche vitale Natur zu erkennen, ihre Mängel wahrzunehmen und durch die Macht der Seele für ihre Läuterung zu arbeiten. Ich schrieb dir anfangs, dass dies der Weg sei; denn wenn die Seele erwacht ist und sich im Vordergrund befindet, wird es einfach, sich der Dinge, die in der äußeren Natur verändert werden müssen, bewusst zu bleiben – und dann ist es auch verhältnismäßig einfach, sie zu ändern. Wenn aber die Seele verhüllt wird und sich in den Hintergrund zurückzieht, ist es für die sich selbst überlassene äußere Natur schwierig, sich ihrer eigenen falschen Bewegungen bewusst zu bleiben, und es gelingt ihr auch mit großer Anstrengung nicht, sich von ihnen zu befreien. Du hast selbst gesehen, wie in der Essensangelegenheit, dass mit einer aktiven und erwachten Seele, die rechte Einstellung auf natürliche Weise kommt und jede Schwierigkeit, welcher Art auch immer, sich bald verringert oder sogar verschwindet.

Ich erklärte dir damals auch, dass es einen dritten Teil der Natur gibt, das innere Wesen (das innere Mental, das innere Vital, das innere Physische), das du noch nicht wahrgenommen hättest, das sich aber auch zu seiner Zeit öffnen müsste. Das ist es, was bei deiner letzten Erfahrung geschah. Was du als einen Teil von dir empfandest – deiner selbst, aber nicht deines physischen Selbstes –, was sich erhob, um dem höheren Bewusstsein oben zu begegnen, war dieses innere Wesen; es war dein (inneres) höheres vitales Wesen, das sich auf diese Weise erhob, um sich mit dem höchsten Selbst über dir zu verbinden; es war hierzu fähig, weil die Arbeit der Läuterung in der äußeren vitalen Natur ernsthaft begonnen hatte. Jedes Mal wenn eine Läuterung der äußeren Natur stattfindet, wird es dem inneren Wesen eher möglich, sich zu enthüllen, frei zu werden und sich dem höheren Bewusstsein zu öffnen.

Wenn das geschieht, finden verschiedene andere Dinge gleichzeitig statt. Erstens, man wird sich des schweigenden Selbstes über sich bewusst – frei, weit, ohne Grenzen, rein und nicht beeinträchtigt durch die mentalen, vitalen und physischen Bewegungen, frei von Ego und begrenzter Persönlichkeit – das ist es, was du in deinem Brief beschrieben hast Zweitens, durch dieses Schweigen und diese Freiheit des Selbstes kommt die Göttliche Macht herab und beginnt im adhara zu wirken. Das ist es, was du als Druck empfandest; dass sie durch den Scheitelpunkt des Kopfes, die Stirn, durch Augen und Nase kam, hatte die Bedeutung, dass sie auf die Öffnung der mentalen Zentren im inneren mentalen Wesen hinarbeitete – besonders der beiden höheren Zentren des Willens und Denkens und der inneren Schau. Diese beiden Zentren werden als der tausendblättrige Lotos und zwischen den Augenbrauen als ājñā cakra bezeichnet. Drittens, durch dieses Wirken werden die inneren Teile des Wesens geöffnet und befreit; du wirst frei von den Begrenzungen des gewöhnlichen persönlichen Mentals, Vitals und Physischen und gewahrst ein umfassenderes Bewusstsein, in welchem du für die erforderliche Umwandlung eher fähig bist. Aber das ist notwendigerweise eine Frage der Zeit und eines langen Arbeitens, und du bist gerade im Begriff, die ersten Schritte auf diesem Weg zu tun.

Wenn man sich in das innere Wesen wendet, besteht die Neigung, sich gänzlich zu versenken und das Bewusstsein der äußeren Welt zu verlieren – es ist das, was die Menschen samadhi nennen. Ebenso notwendig ist es aber, zu den gleichen Erfahrungen (des Selbstes, des Wirkens des inneren Bewusstseins usw.) im Wachzustand fähig zu sein. Die beste Regel für dich ist, der vollen Wende nach innen nur dann stattzugeben, wenn du allein bist und eine Störung nicht wahrscheinlich ist, und zu anderen Zeiten dich daran zu gewöhnen, diese Erfahrungen mit dem wachen physischen Bewusstsein zu haben, das an ihnen teilhat oder sie zumindest wahrnimmt.

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Wenn das seelische Wesen erwacht, wirst du dir deiner Seele bewusst; du erkennst dein Selbst. Und du begehst nicht länger den Fehler, dich mit dem mentalen oder vitalen Wesen zu identifizieren. Du verwechselst sie nicht länger mit deiner Seele.

Zweitens, das seelische Wesen, wenn es erwacht ist, gibt dir die wahre bhakti für Gott oder den Guru. Diese bhakti ist durchaus verschieden von der mentalen oder vitalen bhakti.

Man mag mit dem Verstand die intellektuelle Bedeutung eines Menschen oder des Gurus bewundern oder schätzen – es ist aber nur etwas Mentales; es bringt die Sache nicht viel weiter. Natürlich schadet es nichts, auch das zu haben. Doch das allein öffnet noch nicht die Gesamtheit des inneren Wesens; es wird lediglich ein mentaler Kontakt hergestellt.

Die vitale bhakti fordert und fordert. Sie auferlegt ihre eigenen Vorbehalte. Sie gibt sich Gott hin, aber bedingt. Sie sagt zu Gott: „Du bist groß, ich bete dich an, und nun befriedige mir diesen Wunsch oder jenen Ehrgeiz, mache mich groß, mache einen großen Sadhak, einen großen Yogi aus mir, usw.“.

Auch das unerleuchtete Mental gibt sich der Wahrheit hin, stellt aber seine eigenen Bedingungen. Es sagt zur Wahrheit: „Füge dich meinem Urteil und meiner Meinung“, und es verlangt von der Wahrheit, dass sie sich in die dem Mental eigenen Formen pressen lässt.

Auch das vitale Wesen besteht darauf, dass die Wahrheit sich seiner eigenen Kraft-Bewegung anpasst. Das vitale Wesen saugt an der Höheren Macht und zieht und saugt am vitalen Wesen des Gurus.

Die Hingabe von beiden (Mental und Vital) enthält eine arrière pensée (mentalen Vorbehalt).

Das seelische Wesen mit seiner bhakti ist aber anders. Es ist der wahren bhakti fähig, weil es in direkter Verbindung mit der Gottheit im Hintergrund steht. Seelische bhakti stellt keine Forderung und macht keine Vorbehalte. Sie findet Erfüllung in ihrem eigenen Sein. Das seelische Wesen weiß, wie es der Wahrheit in der rechten Weise zu gehorchen hat. Es gibt sich Gott oder dem Guru wahrhaft hin, und weil es sich wahrhaft aufgeben kann, kann es auch wahrhaft empfangen.

Drittens, das seelische Wesen ist traurig, wenn es an die Oberfläche kommt und sieht, wie das mentale oder vitale Wesen einen Narren aus sich macht. Diese Traurigkeit ist verletzte Reinheit.

Wenn das Mental sein eigenes Spiel spielt oder das Vital von seinen eigenen Impulsen fortgerissen wird, ist es das seelische Wesen, welches sagt: „Ich will diese Dinge nicht; wozu bin ich letzten Endes hier? Um der Wahrheit und nicht um dieser Dinge willen bin ich hier.“

Seelische Traurigkeit wiederum unterscheidet sich von mentalem Unbefriedigtsein oder vitaler Traurigkeit oder physischer Niedergeschlagenheit.

Wenn das seelische Wesen stark ist, macht es sich im mentalen oder vitalen Wesen fühlbar, es drängt sie, zwingt sie, sich zu ändern. Wenn es aber schwach ist, nutzen das die anderen (mentalen oder vitalen) Teile aus und ziehen aus der seelischen Traurigkeit ihren eigenen Vorteil.

In einigen Fällen kommt das seelische Wesen an die Oberfläche und verwirrt das mentale oder vitale Wesen und bringt alles in Unordnung. Ist das Mental oder das vitale Wesen aber stärker als das seelische, dann übt es [das seelische Wesen] nur einen gelegentlichen Einfluss aus und zieht sich allmählich zurück. Sein Ruf verhallt in der Wildnis; und das mentale oder vitale Wesen dreht seine eigenen Runden weiter.

Und letztlich lässt sich das seelische Wesen durch äußeren Anschein nicht täuschen. Es lässt sich von der Falschheit nicht verleiten. Es lässt sich durch die Falschheit weder deprimieren noch übertreibt es die Wahrheit. Zum Beispiel, wenn jedermann ringsumher sagt: „Es gibt keinen Gott“, dann weigert sich die Seele, es zu glauben. Sie sagt: „Ich weiß es, und ich weiß es deshalb, weil ich es fühle.“

Und da sie die Sache im Hintergrund kennt, wird sie durch Erscheinungen nicht getäuscht. Sie fühlt sofort die Kraft.

Und außerdem beseitigt das seelische Wesen, wenn es erwacht ist, alle Schlacken aus dem emotionalen Wesen und befreit es von Sentimentalität oder dem niederen Spiel der Emotionalität.

Ihm ist aber nicht die Trockenheit des Mentals oder die Übertriebenheit der vitalen Gefühle eigen. Es gibt jedem Gefühl die richtige Note.

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(Die Anzeichen für ein Hervortreten der Seele:) Eine innerste Liebe, bhakti, Überantwortung, [Bereitschaft] alles zu geben, eine Innenschau, die das spirituell Richtige oder Falsche immer klar erkennt und automatisch das letztere zurückweist – eine Bewegung, durch die alles in dir voll der Mutter geweiht und gewidmet wird.

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Das ist ein Teil der seelischen Erfahrung – der andere ist ein völliges Sich-Selbst-Geben, ein Fehlen von Forderung, ein Vorherrschen des seelischen Wesens, wodurch alles Falsche, Unrichtige, Egoistische, alles, was der Göttlichen Wahrheit, dem Göttlichen Willen, der Göttlichen Reinheit und dem Göttlichen Licht widerspricht, aufgezeigt wird, dahinschwindet, sich in der [menschlichen] Natur nicht behaupten kann. Hand in Hand damit geht das Wachsen der seelischen Eigenschaften, wie Dankbarkeit, Gehorsam, Selbstlosigkeit, Treue gegenüber dem wahren Erkennen, dem wahren Impuls usw., die von der Mutter kommen oder zur Mutter führen. Wenn diese Seite wächst, kann sich auch das andere, die [Göttliche] Gegenwart, die Liebe, die Freude, die Schönheit, entfalten und dauernd vorhanden sein.

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Die Wandlung, die bewirkt, dass das Bewusstsein dem Licht zugewandt bleibt, die die richtige Einstellung spontan, natürlich und bleibend und auch die Zurückweisung spontan werden lässt, das ist die seelische Wandlung. Das heißt, der Mensch lebt gewöhnlich in seinem Vital, dessen Instrument der Körper und dessen Ratgeber und Minister das Mental ist (ausgenommen jene wenigen Menschen, die vorwiegend für die geistigen Dinge leben, aber selbst diese sind in ihren gewöhnlichen Regungen dem Vital unterworfen). Die spirituelle Wandlung beginnt, wenn die Seele anfängt, auf einem vertiefteren Leben zu bestehen, und sie ist vollendet, wenn das seelische Wesen die Grundlage oder der Lenker des Bewusstseins wird und Mental, Vital und Körper von ihm geleitet werden und ihm gehorchen. Wenn das einmal in vollem Umfang geschehen ist, können Zweifel, Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit natürlich nicht mehr aufkommen, obwohl es immer noch Schwierigkeiten geben kann oder gibt. Selbst wenn sie [die Wandlung] nicht voll, sondern nur grundlegend durchgeführt wird, treten diese Dinge nicht mehr auf oder sind rasch vorüberziehende Wolken an der Oberfläche – denn auf dem Grund befindet sich ein Felsen des Rückhalts und der Sicherheit, der, selbst wenn er teilweise verhüllt ist, nicht völlig verschwinden kann.

Meistens jedoch ist das ständige Wiederauftreten von Niedergeschlagenheit und Verzweiflung oder von Zweifel und Aufruhr einer mentalen oder vitalen Gestaltung zuzuschreiben, die das vitale Mental ergreift und beim geringsten provozierenden Anlass – oder auch ohne Anlass – sich im immer gleichen Kreise drehen lässt. Es ist wie eine Krankheit, in die der Körper aus Gewohnheit oder aus Glauben an die Krankheit einwilligt, obwohl er darunter leidet; und wenn sie einmal begonnen hat, nimmt die Krankheit ihren gewohnten Verlauf, es sei denn, sie wird durch eine starke entgegenwirkende Kraft plötzlich beendet. Sobald aber der Körper seine Einwilligung zurückziehen kann, hört die Krankheit sofort oder rasch auf – das war das Geheimnis des Coué-Systems. Auf die gleiche Weise können auch diese wiederholten Anfälle von Niedergeschlagenheit und Verzweiflung bald zum Stillstand gebracht werden, wenn das vitale Mental seine Zustimmung zurückzieht und sich weigert, von den gewohnten Suggestionen und gewohnten Regungen beherrscht zu werden. Hat es aber einmal die Gewohnheit der Zustimmung angenommen, dann ist es für dieses Mental nicht einfach – auch wenn es eine durchaus passive, duldende und zögernde Zustimmung ist –, diese Gewohnheit aufzugeben und aus dem Teufelskreis herauszutreten. Es ist nur dann einfach, wenn sich das Mental weigert, weiterhin den Eingebungen Glauben zu schenken oder die Ideen oder Gefühle, die den Kreislauf in Bewegung setzen, zu akzeptieren.

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Wenn einmal der Zustand eingetreten ist, in welchem den durchziehenden Gedanken kein Glauben mehr geschenkt wird, sie nicht mehr angenommen werden oder ihnen erlaubt wird, das Verhalten zu beherrschen, ist es ein Zeichen dafür, dass das vitale Mental nicht länger regiert – denn es ist eine Eigenart des vitalen Mentals, die Erkenntnis des wahren Mentals immer zu trüben und es [dann] zur Tat zu treiben. Weder das vitale Mental noch das physische Mental sind Dinge, von denen man sich zu befreien hätte, sie müssen aber beruhigt, geläutert, kontrolliert und umgewandelt werden. Das wird dann in vollem Umfang geschehen, wenn das denkende Mental gänzlich bewusst wird und die Seele hervortritt und sowohl das denkende Mental als auch das vitale und physische Wesen lenkt und beherrscht. Dein denkendes Mental wird mehr und mehr bewusst; das geht aus dem hervor, was du schreibst, denn die darin ausgedrückten Wahrnehmungen sind durchaus klarsichtig und genau und weisen ein zunehmend richtiges Verstehen auf. Außerdem ist das, was dich bewusst macht, der wachsende Druck der Seele im Hintergrund, die hervortreten will. Denn was, wie du fühltest, aus dem Hintergrund hervorzukommen versuchte, war die Seele selbst. Die Wahrnehmung von Blumen und Duft, von Kühle und Frieden ist immer ein sicheres Zeichen dafür, dass die Seele aktiv wird. Sie hat sich in letzter Zeit in dir entwickelt und war lediglich durch den Ansturm des vitalen Mentals verdeckt, das seinen Einfluss oder Platz nicht verlieren wollte. Nachdem nun das vitale Mental ruhig ist, ist es wiederum die Seele, die darauf drängt hervorzutreten und ihren Einfluss auszuüben.

Die später aufkommenden Gedanken über die Fehler in deiner Verhaltensweise gegenüber anderen, die Reue sowie die Einsicht, weshalb du keine vernünftigen Beziehungen mit anderen herstellen konntest, waren das Ergebnis dieses seelischen Hervortretens. Denn wenn die Seele hervortritt oder wenn sie Mental oder Vital stark beeinflusst, beginnt man, seine eigene Natur und Handlungsweise sowie Dinge und andere [Menschen] klar und richtig zu sehen und die richtigen Gefühle zu haben. Es geschah auch unter diesem Druck der Seele, dass, während das Mental zu den rechten Gedanken und Wahrnehmungen kam, das Vital über das Geschehene Reue empfand und um Vergebung bitten wollte. Während aber diese Bereitschaft, um Verzeihung zu bitten, an sich eine richtige Empfindung war, wäre es nicht ganz die weiseste oder beste Handlungsweise gewesen, es wirklich auszuführen. Daher sagte dir die Seele sofort selbst, was zu tun das Wahre sei, nämlich stattdessen von der Mutter Vergebung zu erbitten. Nachdem das Notwendige in Mental und Vital geschehen war, klärte die Seele das ganze Bewusstsein und brachte die ihr eigene Ruhe; den ihr eigenen Frieden zurück. Ich erkläre dir das alles, damit du zu verstehen beginnst, wie diese Dinge innerlich wirken und was mit der Seele, ihrer Tätigkeit und ihrem Einfluss gemeint ist.

Die Vision, die du von der anderen, der leuchtenden, friedvollen und schönen Welt hattest, war eine Art symbolisches Bild des wahren physischen Bewusstseins und der Welt, in welcher es lebt – des physischen Bewusstseins, wenn es unmittelbar unter der Kontrolle der Seele steht, und der Charakter der Welt, welche es für sich schaffen will.

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Ich vermute, dass es dein seelisches Wesen ist, das in den Vordergrund trat, oder aber es ist das wahre vitale Wesen in dir, das hervortreten konnte, weil du die seelische Haltung eingenommen hattest. Wenn das seelische Wesen hervortritt, findet ein automatisches Erkennen des Wahren und Unwahren statt, des Göttlichen und Ungöttlichen, des spirituell Rechten und Unrechten der Dinge, und die unwahren vitalen und mentalen Bewegungen und Angriffe werden sofort aufgedeckt und lassen nach, ohne etwas ausrichten zu können; allmählich füllen sich sowohl das Vital und Physische als auch das Mental mit dem Licht, der Wahrheit, dem sicheren Gefühl und der Reinheit der Seele, und derartig heftige Anfälle, wie du sie hast, sind nicht mehr möglich. Tritt [hingegen] das wahre vitale Wesen hervor, dann ist es etwas Weites, Starkes und Stilles, ein standhafter, machtvoller Streiter für das Göttliche und die Wahrheit, der alle Feinde abwehrt, wahre Stärke und Kraft [in das Wesen] bringt und das Vital dem größeren Bewusstsein über uns öffnet. Man muss abwarten, welches der beiden es ist, das du innerlich fühlst.

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Es ist das seelische Wesen in dir, das hervorgetreten ist; und wenn das seelische Wesen hervortritt, ist alles Glücklichkeit und die richtige Haltung und Betrachtungsweise der Dinge stellen sich ein. Es ist natürlich in gewissem Sinn das gleiche Ich, das verschiedene Teile seiner selbst hervortreten lässt. Wenn aber diese verschiedenen Teile alle unter der Kontrolle der Seele stehen und durch sie der Aufnahme des höheren Bewusstseins zugewandt werden, dann beginnt die Harmonisierung aller Teile und ihre progressive Umformung in die Natur des höheren Bewusstseins, wodurch sie an Frieden, Licht, Kraft, Liebe, Wissen und Ananda wachsen – das ist es, was wir die Umwandlung nennen.

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Das Wirken des seelischen Wesens, nicht das [seelische] Wesen selbst, wird mit den mentalen, vitalen und physischen Unzulänglichkeiten vermengt, da es diese benutzen muss, um das wenige auszudrücken, was von dem wahren seelischen Gefühl durch den Schleier dringt. Durch das Streben des Herzens nach dem Göttlichen wird das seelische Wesen frei von diesen Unzulänglichkeiten.

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Wenn dein Gefühl das der [Göttlichen] Gegenwart ist, dann lebst du im Bewusstsein des seelischen Zentrums. Mentales Denken ist gut, weil es dorthin führt, es ist aber als solches nicht jenes Leben im seelischen Zentrum.

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Es ist gut. Es bedeutet, dass die Seele wieder hervorgetreten ist. Wenn sich die Seele im Vordergrund befindet, wird die Sadhana selbstverständlich und einfach, und es ist nur eine Frage der Zeit und natürlichen Entwicklung. Wenn das Mental oder das Vital oder das physische Bewusstsein überwiegt, ist die Sadhana eine tapasya und ein Kampf.

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Was du fühlst, ist das wahre seelische Sich-Öffnen, und du solltest immer danach streben und andere Dinge zurückweisen, bis es zur normalen Grundlage deines Bewusstseins wird. Ist das einmal vorhanden, kannst du damit von oben eine Stärke herabrufen, die das Vital kraftvoll machen und die Schwäche beseitigen wird. Deine Sadhana ist noch zu mental und daher schwierig und langsam; durch das seelische Sich-Öffnen ist ein befriedigenderer und schnellerer Fortschritt möglich.

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Du beschreibst das Tun des gewöhnlichen Daseins, nicht das des Yoga. Yoga ist ein Suchen (nicht ein mentales Forschen) und nicht ein Experimentieren mit Gegensätzen und Widersprüchen. Es ist das Mental, welches das tut und welches analysiert. Die Seele forscht nicht, noch analysiert oder experimentiert sie – sie sucht, fühlt, erfährt.

Das einzige Körnchen Wahrheit in deiner Behauptung ist, dass der Yoga sehr oft aus einer Folge von Auf und Ab besteht, bis du eine gewisse Höhe erreicht hast. Der Grund hierfür ist jedoch ein ganz anderer, und es hat nichts mit den Launen der Seele zu tun. Im Gegenteil, wenn das seelische Wesen hervortritt und Meister wird, beginnt eine im wesentlichen ruhige Tätigkeit, und obwohl es noch Schwierigkeiten und Wellenbewegungen gibt, sind diese nicht länger von jähem oder dramatischem Charakter.

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Die Seele an sich enthält die größtmögliche Stärke, doch bleibt das meiste davon hinter dem Schleier und nur das, was in der [menschlichen] Natur in Erscheinung tritt, ist von Bedeutung. In einigen Menschen ist das seelische Element stark, in anderen schwach; in manchen Menschen ist das Mental der stärkste Teil und hat die Oberhand, in anderen ist es das Vital, das lenkt oder antreibt. Durch die Sadhana aber kann das seelische Wesen mehr und mehr hervortreten, bis es dominiert und das übrige lenkt. Wenn es bereits die Führung übernommen hätte, wären die Kämpfe und Schwierigkeiten des Mentals und Vitals keinesfalls ernsthaft; denn jeder Mensch würde im Licht der Seele die Wahrheit erkennen und fühlen und ihr immer mehr folgen.

Deine Erfahrung der Weite mit vielen sich öffnenden Wegen war ein Bild des höheren Bewusstseins, in dem alle Bewegungen des Wesens offen, wahr und glücklich sind – die Unwissenheit und Unfähigkeit der niederen Natur hören auf. Das ist es, was das Licht von oben bringt.

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Wenn die Seele als hauptsächliche Macht handelt, dann durch ein sicheres Gefühl und einen inneren seelischen Sinn, die die Falschheit zurückweisen. Die mentalen Bereiche über dem Mental [höheres Mental, erleuchtetes Mental usw.] hingegen wirken nicht auf diese Weise – dort sind es Unterscheidung und Wille, die handeln, und ihre Tätigkeit ist umfassender, doch sozusagen weniger sicher und weniger automatisch.

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Wenn du am Scheitelpunkt des Kopfes konzentriert bist, bedeutet es, dass sich das mentale Wesen dort mit dem höheren Bewusstsein verbindet und nicht viel Widerstand oder gar keiner vorhanden ist. Der andere Ort weist auf die Verbindung des seelischen Wesens mit dem höheren Bewusstsein hin, daher auch das größere Schweigen, weil sich die Seele tiefer im Inneren befindet als das mentale Wesen; aber hier findet auch der Versuch statt, über die Seele das übrige niedrigere Bewusstsein mit dem höheren zu verbinden – und es ist dort, wo ein Widerstand vorhanden ist. Die mentale Verbindung beeinflusst weder das Vital noch das Physische, daher sind sie vorläufig ruhig oder können ruhig bleiben – die seelische Verbindung hingegen setzt sie unter Druck, worauf die erste Reaktion das Gefühl der Ermüdung ist und die letzte ein Aufruhr sein kann. Doch die seelische Verbindung, wenn sie wirksam ist, ist für die Wandlung des gesamten Wesens ungleich machtvoller.

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Die Seele ist der Betrachter, der Erhalter, der Erfahrende – Meister hingegen ist sie nur theoretisch; in Wirklichkeit ist sie so lange nicht Meister, anīśa, wie sie der Unwissenheit zustimmt. Denn das ist eine allgemeine Zustimmung, die miteinbezieht, dass die Prakriti mit dem Purusha umhertanzt und mit ihm ganz und gar das tut, was sie will. Wenn er die Oberhand zurückgewinnen, die Theorie zur Praxis machen will, bedarf er einer großen Menge von tapasya.

Die Seele ist immer verhüllt gewesen, hat dem Spiel des Mentals, des Physischen und Vitals zugestimmt und über sie alles auf die unwissende mentale, vitale und physische Weise erfahren. Es kann also nicht sein, dass diese [Mental, Vital, das Physische] sich sofort ändern müssen, wenn sich die Seele lediglich die Mühe nimmt, zu flüstern oder zu sagen: „Lass es Licht werden“. Sie haben eine ungeheuer negierende Macht und können sich weigern, und tun es unverhohlen. Das Mental widersetzt sich mit eigensinniger Beharrlichkeit im Argumentieren und einem immerwährenden Durcheinander von Ideen, das Vital mit ungestümer Böswilligkeit, die durch die entwaffnenden Begründungen des Mentals, das auf seiner Seite steht, unterstützt werden, das Physische widersetzt sich mit hartnäckiger Trägheit und einem unbedingten Festhalten an alter Gewohnheit, und nach ihnen kommt die allgemeine Natur ins Spiel und sagt: „Was, so leicht willst du mich loswerden? Nicht dass ich wüsste“, und sie bedrängt dich und wirft die alte Natur wieder und wieder, so lange sie kann, auf dich zurück. Und dennoch behauptest du, es sei die Seele, die diesen ganzen „Spaß“ will und lachend und tanzend umhergeht, um mehr davon zu bekommen.

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Es gibt immer einen Teil des Vitals, des Mentals, des Körpers, der durch die Seele beeinflusst wird oder werden kann; sie können der seelisch-mentale, der seelisch-vitale, der seelisch-physische Teil genannt werden. Entsprechend der Persönlichkeit oder dem Grad der Entwicklung jedes Menschen kann dieser Teil klein oder groß sein, schwach oder stark, verdeckt und untätig oder hervortretend und in Tätigkeit. Ist er tätig, dann werden die seelischen Motive oder Ziele durch die Bewegungen des Mentals, Vitals oder des Physischen akzeptiert, sie nehmen am Wesen der Seele teil oder folgen ihren Zielen, jedoch mit einer Modifikation in der Art, wie sie für das Mental, Vital oder Physische typisch ist. Das seelische Vital sucht das Göttliche, doch ist in seinem Selbst-Geben Forderung, Begehren und vitale Spannung enthalten. Die Seele hat das nicht, denn der Seele ist stattdessen reines Selbst-Geben, Streben und die Intensität des seelischen Feuers eigen. Das seelische Vital ist Schmerz und Leiden unterworfen, was es in der Seele nicht gibt.

Der Atman ist nicht das gleiche wie die Seele – Atman ist das Selbst, das eins in allen ist, still, weit, immer im Frieden, immer frei. Das seelische Wesen ist die Seele im Inneren, die das Leben erfährt und sich entwickelt mit einem sich entfaltenden Mental, Leben und Körper. Die Seele leidet nicht wie das Vital oder der Körper, sie kennt weder Schmerz noch Qual noch Verzweiflung; sie kennt aber den seelischen Kummer, der sich von diesen Dingen unterscheidet. Es ist eine Art ruhiger, süßer Traurigkeit des Sehnens, die sie empfindet, wenn sich die Dinge gegen das Göttliche richten, wenn Finsternis und Hindernisse zu schwer sind, wenn Mental, Vital und das Physische anderen Dingen nachlaufen, wenn die Verderbtheit, Falschheit und Dunkelheit zu stark für das Licht zu sein scheinen. Es ist nicht Verzweiflung – aber sie fühlt, dass diese Dinge nicht sein sollten, und das seelische Sehnen, dass sie sich ändern, wird so stark, dass es als etwas wie Traurigkeit empfunden wird.

Was das anbelangt, dass sich die Seele nicht im Vordergrund befindet, wäre zu sagen, dass nicht alles auf einmal zuwege gebracht werden kann – die anderen Teile des Wesens müssen für die Wandlung erst vorbereitet, und der Schleier dazwischen [zwischen der Seele und den anderen Wesensteilen] muss dünner und dünner werden. Aus diesem Grund finden Erfahrungen statt, die sowohl auf das innere Mental, Vital und Physische als auch auf die äußere Natur einwirken.

Deine Vision stellte den Weg zum Ziel dar. Shiva auf dem Weg bedeutet die Macht, die das Licht ausströmt, die aber auch den Sadhak prüft, ob er für den weiteren Fortschritt reif ist. Wenn er ihn [die Prüfung] bestehen lässt, findet ein Ansturm von neuen und höheren Erfahrungen statt, der Marsch und das Fortschreiten der göttlichen Kräfte, der Götter und ihrer Mächte, die Umwandlung der Natur in ein höheres Bewusstsein. Es waren diese Mächte, die du in deiner Vision vorüberziehen sahst.

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Die Teilung des Wesens, die du erwähnst, ist ein notwendiges Stadium in der yogischen Entwicklung und Erfahrung. Man fühlt, dass ein doppeltes Wesen vorhanden ist, das innere, seelische, welches das wahre ist, und das andere, das äußere menschliche Wesen, das als Werkzeug für das äußere Leben dient. Im inneren, seelischen Wesen zu leben, in Einung mit dem Göttlichen, während man äußere Arbeit verrichtet, wie du es empfindest, ist die erste Phase im Karmayoga. Diese Erfahrungen sind in Ordnung; sie sind unerlässlich und normal in diesem Stadium.

Wenn du keine Brücke zwischen den beiden [dem seelischen und dem äußeren Wesen] fühlst, dann deshalb, weil du dir dessen, was die beiden verbindet, nicht bewusst bist. Es gibt ein inneres Mental, ein inneres Vital, ein inneres Physisches, welche die Seele mit dem äußeren Wesen verbinden. Doch brauchst du dir darüber gegenwärtig keine Sorgen zu machen.

Wichtig ist, das zu bewahren, was du hast, und es wachsen zu lassen und immer im seelischen Wesen, deinem wahren Wesen, zu leben. Die Seele wird zur rechten Zeit erwachen und die ganze übrige Natur dem Göttlichen zuwenden, so dass sich sogar das äußere Wesen in Kontakt mit dem Göttlichen fühlt und vom Göttlichen in allem, was es ist und fühlt und tut, bewegt wird.

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Es war bestimmt eine Erfahrung von großem Wert, eine seelische Erfahrung par excellence. „Ein Gefühl von samtiger Sanftheit im Inneren – eine unsagbare innere Plastizität“ – das ist eine seelische Erfahrung und kann nichts anderes sein. Sie bedeutet eine Veränderung in der Bewusstseins-Substanz, besonders im vital-emotionellen Teil; und wenn eine derartige Veränderung verlängert oder bis zu ihrem Andauern wiederholt wird, bedeutete das einen großen Fortschritt in dem, was ich die seelische Umwandlung des Wesens nenne. Genau diese Veränderungen in der inneren Substanz sind es, die die Umwandlung möglich machen. Eine weitere Veränderung machte den Beginn des Wissens möglich – denn mit Wissen meinen wir im Yoga nicht Gedanken oder Ideen über spirituelle Dinge, sondern ein seelisches Verstehen von innen und eine spirituelle Erleuchtung von oben. Daher war das erste Ergebnis dieses Gefühl, „dass es keine Schande sei, es nicht zu verstehen, dass vielmehr das wahre Verstehen erst nach der Erkenntnis der eigenen völligen Unfähigkeit kommen würde“. Das war in sich bereits ein Beginn des Verstehens – ein seelisches Verstehen, etwas, das innerlich gefühlt wird, das ein Licht ausstrahlt oder eine spirituelle Wahrheit entfaltet, die bloßes Denken nicht vermittelt hätte, eine Wahrheit, die wirkungsvoll die Erleuchtung und Erquickung bringt, die du brauchst – denn was das seelische Wesen mit sich bringt, ist immer Licht und Glück, ein inneres Verstehen, eine innere Linderung und Erquickung.

Ein anderer sehr vielversprechender Aspekt dieser Erfahrung ist, dass sie als unmittelbare Erwiderung auf eine Anrufung des Göttlichen kam. Du hast um die Einsicht und den Ausweg gebeten, und sogleich zeigte Krishna dir beides – die Lösung war die Veränderung des inneren Bewusstseins, jene Plastizität, die Wissen ermöglicht, aber auch das Erkennen, wie der Zustand von Mental und Vital zu sein hätte, damit das wahre Wissen oder die Macht des Wissens kommen kann. Denn das innere Wissen kommt von innen oder oben (entweder vom Göttlichen im Herzen oder vom Selbst über uns), und damit es kommt, müssen der Stolz des Mentals und Vitals auf die oberflächlichen mentalen Ideen und das Beharren auf ihnen verschwinden. Man muss wissen, dass man unwissend ist, bevor man anfangen kann zu wissen. Das zeigt, dass ich nicht unrecht habe, wenn ich auf das seelische Sich-Öffnen als dem einzigen Ausweg dränge. Denn in dem Maße wie sich die Seele öffnet, werden solche Erwiderungen und noch vieles andere mehr etwas Selbstverständliches, und auch die sie ermöglichende innere Wandlung kann voranschreiten.

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Gemeint war (mit innerer Plastizität) vermutlich die seelische Plastizität, durch welche die Hingabe möglich wird, zusammen mit einem freien Offensein gegenüber dem Göttlichen Wirken von oben. Innere Plastizität ist das Gegenteil von Starrheit, die darauf besteht, die eigenen Ideen und Gefühle und gewohnten Wege des Bewusstseins aufrechtzuerhalten, welche im Gegensatz zu den höheren Dingen von oben oder der Seele im Inneren stehen.

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Wenn es etwas im Herzen war, muss es die Seele im Hintergrund gewesen sein, die oft so empfunden wird, als ob sie sich irgendwo tief unten befände oder aus der Tiefe aufsteigen würde. Wenn man sich ihr zuwendet, ist es häufig so, als würde man in einen tiefen Brunnen tauchen.

Die Erschütterung muss durch die seelische Kraft erfolgt sein, die versuchte, das mentale und vitale Lid zu öffnen, das die Seele bedeckt.

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Es ist offensichtlich die Seele – sie wird oft als ein tiefer Brunnen oder Schlund gesehen, in den man hineintaucht; aber hier ist es zweifelsohne das seelische Eindringen in alle niederen Ebenen und auch das Aufsteigen zu den höheren Ebenen über uns.

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Das seelische Wesen ist im Herz-Zentrum in der Mitte der Brust (nicht im physischen Herzen, denn alle Zentren liegen an der Mittellinie des Körpers), es ist jedoch tief dahinter verborgen. Wenn man sich vom Vital zur Seele wendet, ist es, als würde man tief, tief hinuntergehen, bis man diese innere Stätte der Seele erreicht hat. Die Oberfläche des Herz-Zentrums ist der Ort des emotionalen Wesens; von dort wendet man sich der Tiefe zu, um die Seele zu finden. Je tiefer man geht, desto intensiver wird die seelische Glückseligkeit, die du beschreibst.

Ich hoffe, der Schmerz ist verschwunden. Wenn diese Dinge kommen, rufe immer die Mutter und lass ihre Kraft auf dich wirken.

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Die Seele befindet sich tief im Inneren des Herzens – also tief innen, nicht an der Oberfläche, wo die gewöhnlichen Empfindungen sind. Sie kann jedoch sowohl hervortreten und die Oberfläche einnehmen als auch im Inneren sein – dann sind die Empfindungen nicht mehr vitale Dinge, sondern werden zu seelischen Empfindungen und Gefühlen. Auch kann die Seele, die auf diese Weise im Vordergrund steht, ihren Einfluss überallhin ausdehnen, zum Beispiel auf das Mental, um seine Ideen umzuwandeln, oder auf den Körper, um seine Gewohnheiten und Reaktionen umzuwandeln.

Die Person, die du über dir sahst, war vermutlich eine Erscheinungsform von mir. In der Vision ist es möglich, dass uns der Sadhak nicht nur in unserer physischen Gestalt sieht, sondern auch in anderen Formen, die wir auf verschiedenen Seins-Ebenen annehmen.

Die Erfahrung ist eine jener Traumerfahrungen, die man auf der vitalen Ebene hat – denn dort sind gute und schlechte, angenehme und unangenehme Dinge eng beisammen.

Einen Fehler in der eigenen Natur erkennen – so wie du es tatest –, ist tatsächlich nicht gleichbedeutend mit seiner völligen und sofortigen Ausmerzung, es ist aber ein großer Schritt darauf zu. Er wird aufgrund der Macht der Gewohnheit in der [menschlichen] Natur nicht auf einmal ausgemerzt; sich seiner jedoch bewusst zu sein und den Willen zu seiner Beseitigung zu haben, trägt dazu bei, seine Kraft zu schwächen und das Wirken der Mutter zu unterstützen.

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Deine Vision gehörte der mentalen Ebene an und war symbolisch. Sie war nicht so sehr ein Symbol deiner eigenen Lage als der üblichen Schwierigkeiten, denen man auf dem Weg nach innen, in das seelische Zentrum, begegnet, um dort zu leben. Der maidān [ein großes, offenes Feld] voller Licht war das innerste seelische Zentrum; der dunkle Raum dazwischen stellt den Schleier der Unwissenheit dar, der durch die Kluft zwischen dieser innersten Seele und der äußeren Natur geschaffen wird. Das sich immerfort drehende chakra, das die Annäherung von einer Seite [der mentalen Seite] verhindert, ist die Tätigkeit des gewöhnlichen Mentals; wenn das Mental ruhig wird, ist es leichter. Die Schlange ist die vitale Energie, welche die Seele verdeckt und die Annäherung von einer anderen Seite (der vitalen) verhindert. Auch hier gilt, dass die Annäherung leichter ist, wenn das Vital ruhig wird.

Die Schläge auf die Stirn waren vielleicht das Wirken einer Kraft, um das Zentrum dort zu öffnen – denn dort, zwischen den Augen, ist das Zentrum des inneren Mentals, Willens und der inneren Schau. Alle diese Zentren sind dem gewöhnlichen Bewusstsein verschlossen oder nur sehr wenig an der Oberfläche geöffnet. Wenn sich das innere Mental-Zentrum öffnet, kann der Friede usw. von oben leicht in das Mental eintreten, später dann in das Vital, und beide, Mental und Vital, werden ruhig werden.

Die Schwierigkeit der Zweiteilung des Mentals erfährt jeder, sobald sich die Neigung zeigt, nach innen zu gehen. In dieser Sadhana wird sie durch eine Art von Harmonie behoben, die sich einstellt, wodurch man, auch wenn man seine Arbeit verrichtet und die notwendigen äußeren Tätigkeiten beibehält, dennoch im Inneren, in der Fülle des inneren Lebens und der inneren Erfahrung leben kann.

Verlass dich immer auf die Mutter! Diese Dinge sind die ersten Anfänge yogischer Erfahrung, und die Schwierigkeiten des Mentals und Vitals (welches nicht deine alten Schwierigkeiten sind, sondern einfach die normalen Schwierigkeiten der Anpassung und Harmonisierung der verschiedenen Wesensteile) werden sich von selbst beheben.

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Es ist sehr gut – alles, was du schreibst, deutet klar auf das seelische Hervortreten hin, das ich in meinem gestrigen Brief erwähnte. Gleichzeitig mit dem tiefen Eintauchen in die Seele tritt der seelische Einfluss in Mental und Herz hervor. Die Tiefe des Eintauchens ist der Grund, warum du in deiner Tätigkeit so langsam geworden bist – das Bewusstsein befindet sich zu sehr im Inneren, um auf äußere Dinge rasch einwirken zu können. Das ist ein Stadium, das man während der inneren Wandlung durchläuft. Gleichzeitig nehmen die Ideen des Mentals, die Wahrnehmungen und die mentale und vitale Einstellung gegenüber Dingen, Ereignissen und Menschen einen mehr und mehr seelischen Charakter an. Liebe zum Göttlichen und Hingabe sind die zentralen Gefühle der seelischen Natur, und das wächst in dir gegenüber der Mutter und durchdringt dein Wesen. Eine seelische Liebe zu allen zeigt sich ebenfalls; diese Liebe ist etwas Innerliches und verlangt nicht, sich äußerlich auszudrücken wie die vitale Liebe, die die Menschen meistens haben. Die seelische und spirituelle Haltung hängt auch nicht von Gut und Böse in den Wesen ab, sondern ist selbstbestehend; sie werden als Seelen betrachtet, die das Göttliche in sich tragen, wie tief es auch verborgen sein mag, und sind Kinder der Mutter.

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Lass die Süße und das glückliche Gefühl sich mehren, denn sie sind das stärkste Kennzeichen der Seele, [die Bestätigung] dass das seelische Wesen erwacht und in Kontakt mit uns ist. Lass dich nicht durch Fehler im Denken oder Sprechen oder Handeln stören – löse dich von ihnen als von etwas Oberflächlichem, mit dem sich die [Göttliche] Macht und das Licht auseinandersetzen werden, um es zu beseitigen. Halte dich an die eine zentrale Sache – an deine Seele und die höheren Wirklichkeiten, die sie bringt.

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Es ist die Seele, das seelische Wesen in dir, hinter dem Herzen, das erwacht ist und das Mental auf das Göttliche konzentrieren will. Es liegt in der Natur des Mentals, sich anderen Dingen zuzuwenden, wenn es das aber jetzt tut, kehrt Unbehagen im Herzen ein, die seelische Sorge, weil das Herz sofort fühlt, dass dies falsch ist, und auch der Kopf wegen des Widerstandes gegenüber der wirkenden Göttlichen Kraft schmerzt. Das ist oft der Fall in einem frühen Stadium der Sadhana, nachdem das Bewusstsein sich der Sadhana geöffnet hat.

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Es gibt einen seelischen Kummer, der meist dann entsteht, wenn die Seele fühlt, wie stark der Widerstand in der Welt ist und wie sehr die Kräfte in ihr gegen die Mutter wüten.

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Vielleicht hat sich das Vital des seelischen Kummers bemächtigt und ihm einen ungestümeren und verworreneren Ausdruck verliehen – im seelischen Kummer liegt im allgemeinen nichts Beunruhigendes.

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Seelische Traurigkeit wirkt läuternd und nicht niederdrückend.

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Das von der Seele ausgelöste Unbehagen ist nicht Depression, es ist von der Art einer Zurückweisung der falschen Bewegung.

Wenn durch das Unbehagen Depression oder vitale Unzufriedenheit ausgelöst wird, hat es mit der Seele nichts zu tun.

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Das Unbehagen ist lediglich ein Hinweis für dich, in Zukunft wachsamer zu sein.

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Mental und Vital hatten seit eh und je die Oberhand, sie entwickelten sich selbständig und sind daran gewöhnt, selbständig zu handeln. Wie konntest du erwarten, dass ein seelischer Einfluss, der sich bemerkbar macht, gleich das erste Mal stärker ist als sie. Nicht die Seele fühlt Unbehagen, sie löst das Unbehagen in dir aus, wenn du das Falsche tust.

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Eintausend Leben lang hast du die Seele im Hintergrund gehalten und dem Vital nachgegeben. Das ist der Grund, weshalb die Seele nicht stark ist.

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Das Weinen, das dich überkommt, stammt vom seelischen Wesen – es sind die Tränen des seelischen Sehnens und Strebens. In einem bestimmten Stadium überkommt es viele auf diese Weise, und es ist ein sehr gutes Zeichen. Auch die anderen Gefühle und Neigungen haben den gleichen Ursprung. Sie zeigen, dass die Seele einen starken Einfluss ausübt und sich gleichsam auf das Hervortreten vorbereitet. Akzeptiere die Bewegung und lass sie sich vollenden.

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Es ist durchaus richtig, dass das Weinen Kräfte eindringen lässt, die besser draußen bleiben sollten – denn Weinen ist ein Aufheben der inneren Kontrolle und Ausdruck der vitalen Reaktion und des vitalen Egos. Nur das seelische Weinen öffnet diesen Kräften nicht die Tür – denn dieses Weinen ist ohne Kummer, es sind die Tränen der bhakti, der spirituellen Emotion oder des Anandas.

Deine Erfahrung war sehr schön – das innere Wesen erkennt durch solche Erfahrungen das, was im Wachzustand als Grundlage des spirituellen Bewusstseins und spirituellen Lebens geschaffen werden muss.

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Diese Unfähigkeit der Beherrschung und der Übereifer sind offensichtlich eine Bewegung der vitalen Natur. Das Vital kann an einer Bewegung teilhaben, darf sie aber nicht beherrschen – sie muss der Seele untergeordnet sein.

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Dies sind Bewegungen des Vitals unter seelischem Einfluss. Wenn darunter eine feste seelische Basis vorhanden ist, wird es als eine zugrundeliegende Ruhe, ein zugrundeliegendes Vertrauen oder als eine unbeirrte Haltung der Hingabe empfunden.

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Das Sehnen des Herzens ist in Ordnung, es sollte aber nicht den Frieden stören.

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Ich halte es für besser, das Sehnen des Herzens einstweilen einzustellen. Es ist durchaus möglich, dass das Vital es sich zunutze macht, um Unzufriedenheit über den Fortschritt in der Sadhana zu schaffen. Seelisches Sehnen bringt nicht die Reaktion der Ungeduld, der Unzufriedenheit oder Unruhe.

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Die Forderungen waren bereits vorhanden – mit der seelischen Fühlungnahme verbindet sich eine Intensivierung der Liebe, doch das niedere Vital vermengt die Liebe mit allen Arten von Forderungen.

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Das seelische Feuer ist das Feuer des Strebens, der Läuterung und tapasya und stammt vom seelischen Wesen. Es ist nicht das seelische Wesen selbst, sondern eine Macht des seelischen Wesens.

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Das seelische Wesen ist ein Purusha, nicht eine Flamme – das seelische Feuer ist nicht das Wesen, sondern etwas, das ihm eigentümlich ist.

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Es ist das Feuer des Agni, das du fühlst. Agni ist gleichzeitig ein Feuer des Strebens, ein Feuer der Läuterung, ein Feuer der tapasya, ein Feuer der Umwandlung.

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Agni als Feuer des Strebens voll konzentrierter Ruhe und Hingabe ist bestimmt das erste, was im Herzen entfacht werden sollte.

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Es ist die Kraft der Mutter, die im Agni wirkt.

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Es ist richtig, dass das stete Feuer des Strebens entzündet werden muss; dieses Feuer aber ist das seelische Feuer und wird entfacht oder brennt oder wird größer in dem Maß wie die Seele innerlich wächst – und für das Wachsen der Seele ist Ruhe notwendig. Aus diesem Grund haben wir dahingehend gewirkt, dass die Seele in dir wächst und dass auch die Ruhe zunimmt, und aus diesem Grund wollen wir, dass du auf das Wirken der Mutter in voller Geduld und vollem Vertrauen wartest. Sich immer der Mutter zu erinnern, immer mit dem gleichmäßigen, unentwegten Feuer im Inneren, bedeutet für sich genommen einen beachtlichen Fortschritt in der Sadhana und muss durch verschiedene Hilfsmittel – wie die Erfahrungen, die du jetzt hattest – vorbereitet werden. Bewahre daher ein unerschütterliches Vertrauen, und alles, was geschehen muss, wird geschehen.

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Das zentrale Feuer ist im seelischen Wesen, es kann aber in allen Teilen des Wesens entfacht werden.

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Besonders im physischen Bewusstsein ist es schwierig, das Feuer am Brennen zu erhalten – dem Physischen fällt es leicht, einer steten Routine zu folgen, aber nicht so leicht, ein stetes lebendiges Bestreben aufrechtzuerhalten. Immerhin kann es nach einer gewissen Zeit hierfür vorbereitet werden. Alle Hilfe wird dir zuteil werden.

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Es ist egoistisch, wenn das Ego glaubt, das seelische Feuer zu sein. Wenn sich das Bewusstsein mit dem seelischen Feuer identifiziert fühlt und erkennt, dass das Feuer alle Unreinheiten ausbrennen kann, dann ist es eine wahre Erfahrung.

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Es ist wahr, dass, wenn das Bewusstsein ruhig bleibt, die Seele sich mehr und mehr aus dem tiefen Inneren heraus offenbart und ein klares Empfinden dafür entsteht, was wahr und spirituell richtig und was falsch oder unwahr ist, und damit auch die Fähigkeit, das abzuwerfen, was feindselig, falsch oder unwahr ist.

Die Erfahrung des Feuers ist durchaus richtig – es ist das große Feuer der Läuterung und Konzentration (d.h. ein „Ansammeln“ des Bewusstseins und seine fortwährende Hinwendung zum Göttlichen), jenes seelische Feuer, das alle durchschreiten müssen, um für immer und ganz zur Mutter zu gelangen.

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Das Gefühl der Wärme im Herzen entsteht manchmal dadurch, dass das Feuer des Agni naht, manchmal durch das Feuer der Liebe oder des Anandas, manchmal ganz einfach durch einen Kontakt mit der [Göttlichen] Kraft.

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Die Furcht vor dem Feuer ist unangebracht, denn was du brennen siehst, ist das Feuer des läuternden Agni, das keinen Schaden anrichtet; es beseitigt lediglich das, was nicht vorhanden sein sollte. Das ist der Grund, warum sich daraufhin eine Leichtheit oder Leere einstellte. Du brauchst nur ruhig zu sein und das Feuer seine Arbeit verrichten zu lassen. Die Hitze, die man während dieser Zeit fühlt, ist nicht die Hitze des Fiebers oder irgendeine andere krankhafte Hitze. Später wird alles, wie du selbst fühltest, kühl und licht.

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All das ist einfach das Brennen des Agni in den verschiedenen Wesensteilen. Es ist die Vorbereitung für die Umwandlung. Das Hervortreten der Seele hingegen ist etwas anderes, und seine Merkmale sind von psychologischer Art.

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Es ist vermutlich eine mentale Assoziation, die Agni mit der Seele in Zusammenhang bringt. Natürlich hat das individuelle Feuer des Agni seinen Ausgangspunkt in der Seele, doch zeigt das bloße Brennen des Feuers noch nicht das Hervortreten der Seele an.

Wenn das Feuer im Herzen brennt, ist es das Feuer in der Seele. Das seelische Feuer ist individuell und meist ein Feuer des Strebens oder der persönlichen tapasya. Dieses Feuer ist universal und kam von oben.

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Das seelische Feuer kann im Vital brennen. Es hängt ganz davon ab, ob es das Feuer der allgemeinen Kraft ist, die von oben kommt, oder das Feuer des Strebens und der tapasya deiner Seele.

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Alle diese Dinge sind sich nun häufig wiederholende Kennzeichen für den ablaufenden Prozess. Die Hitze wird durch das seelische Feuer ausgelöst, das die Hindernisse hinwegbrennt, und das Ergebnis ist Kühle und vollständige Ruhe. Die Neigung zu schlafen ist in Wirklichkeit eine Neigung, sich nach innen, in die Tiefen des inneren Bewusstseins zu wenden, hervorgerufen durch den Druck, der die Wandlung bewirken soll.

Was du als Weite des Lichtes wahrgenommen hast, war die Weite des wahren Bewusstseins, das von den engen Grenzen des menschlichen Mentals, des menschlichen Vitals, des menschlichen Körper-Bewusstseins befreit war. Es ist wahr, dass das Mental, verglichen mit der Weite des wahren Bewusstseins, das keine Grenzen kennt, begrenzt ist – nicht nur das deinige, sondern jedes menschliche Mental, selbst das am weitesten entwickelte. Genau diese Weite ist es, die durch die Sadhana erreicht und durch diese Vorgänge vorbereitet wird. Der Blumenregen bedeutet eine Fülle von seelischen Eigenschaften und Bewegungen, und die weiße Blume des mentalen Sieges zeigt den Schritt an, der darauf hinführt – zum Sieg des Mentals des inneren Lichtes über die äußere Unwissenheit.

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Die Hitze im Körper wird ganz einfach durch das innerlich stattfindende Wirken ausgelöst; es ist das, was die Hitze des tapas genannt wird – sie enthält nichts Schädliches wie [zum Beispiel] die Hitze des Fiebers. Der gute Duft, den du riechst, ist ein feiner oder seelischer Duft, genauso wie die Vision des Lotos ein feiner oder seelischer Anblick ist.

Das seelische Wesen wird innerlich oft in Gestalt eines Kindes gesehen – das ist es vielleicht, was du in dir fühlst; es verlangt nach voller Wahrhaftigkeit – Wahrhaftigkeit aber wird hier im Sinne eines Sich-Öffnens ausschließlich gegenüber den göttlichen Einflüssen und Impulsen gebraucht. Es bedeutet nicht, dass du einen Fehler begangen hast, sondern nur, dass die Seele in dir deine völlige Unterordnung unter ihre alleinige Herrschaft will, so dass alles in dir einzig für das Göttliche da ist. Das Gefühl der Sorge ist vermutlich eine Reaktion deines Vitals auf diesen Anspruch – es glaubt, dass es auf Abwege geraten ist; doch ist ein derartiges Gefühl der Sorge unangebracht. Das Vital kann in Ruhe darauf warten, dass durch das seelische Wirken alles Nötige zur rechten Zeit geschieht.

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Das Feuer, das du sahst, war wiederum das seelische Feuer der Läuterung und tapasya, und die Blumengirlande war die Darbringung, die für die Mutter vorbereitet wurde – das seelische und göttliche Bewusstsein (Perle und Diamant) im Sadhak. Der schöne Ort war vermutlich auch ein Symbol der Seele, und der Lotos deutet auf das Sich-Öffnen des seelischen Bewusstseins hin.

Der zwölfblättrige Lotos und die Sonne mit den zwölf Strahlen zeigen das gleiche an, das vollständige Wahrheits-Bewusstsein der Göttlichen Mutter. Sie [die Sonne] war im Begriff aufzugehen, war aber erst halb aufgegangen. Die rote Farbe war das Zeichen der Macht.

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Das Feuer, das du sahst, war das Feuer des seelischen Wesens, das Feuer des Strebens und der tapasya, das unter der Erde brannte, das heißt im Unterbewussten. Es öffnet die Erde, [das heißt] das physische Bewusstsein dem Göttlichen Licht. Mondlicht kann spirituelles Bewusstsein und das Zimmer dein eigenes persönliches Wesen oder individuelles physisches Bewusstsein symbolisieren. Mit diesen Hinweisen wird es ein Leichtes für dich sein, den tieferen Sinn der Erfahrung zu verstehen.

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Agni ist das seelische Feuer und nicht die Göttliche Gegenwart. Wenn die Seele aktiv und offen ist, kann die Gegenwart gefühlt werden – hierfür braucht sich die Seele nicht im Vordergrund zu befinden. Aber auch wenn sie im Vordergrund ist, braucht die Göttliche Gegenwart im Herzen noch nicht gefühlt zu werden, es mag dort lediglich Streben, bhakti und Selbst-Geben herrschen. Es gibt kein starres Gesetz für diese Dinge – in verschiedenen Naturen findet eine unterschiedliche Entwicklung statt.

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Wenn es im Herzen ist, kann es das seelische Feuer sein – möglicherweise ist es nicht die Freude, durch die das Feuer entfacht wurde, sondern die Entscheidung, zu der du gelangt warst, an das Wirken der Mutter zu glauben, ob es das Mental versteht oder nicht. Eine derartige Haltung fördert das Sich-Öffnen der Seele und würde deshalb sofort die seelische Freude und das Entfachen des Agni im seelischen Zentrum herbeiführen.

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Das physische Mental in allen Menschen hat die Schwierigkeit, Gewohnheiten aufzugeben; es kennt nichts Schwierigeres. Bei dem Feuer, das du fühlst, muss es sich um Agni handeln, wie wir es nennen – das Feuer der Läuterung, welches auf das physische Mental zu seiner Veränderung einwirkt.

Die Brücke, die du sahst, war das Symbol des Übergangs vom gewöhnlichen zum spirituellen Bewusstsein; die weite Ebene war ein Symbol des großen Friedens und Schweigens, die mit dem spirituellen Bewusstsein eintreten, wenn man im Göttlichen ruht.

Die von dir empfundenen Wohlgerüche waren echte, aber nicht von der physischen Welt. Dieser Körper aus Fleisch und Blut ist nicht unser ganzes Selbst; es gibt, den Augen unsichtbar, auch einen feinstofflichen Körper, dessen man gewahr wird, wenn sich das innere Bewusstsein öffnet. Die Wohlgerüche kamen von dort tief innen, Wohlgerüche der Reinheit, der Liebe und Hingabe (Rose) usw. Dort im tiefen Inneren wohnt das seelische Wesen, und dorthin versuchst du zu gehen, wenn der Impuls oder Druck zur Nach-innen-Wende kommt; es war dies der Grund, weshalb du dich mehr und mehr friedvoll fühltest, weil du tiefer und tiefer in die Seele eintratest, von der diese Wohlgerüche kamen.

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Sudhā ist Nektar oder amṛta, die Nahrung oder der Trank der Götter. Das Wort wird im Yoga für etwas gebraucht, das vom Brahmarandhra über den Gaumen fließt, wenn eine starke Konzentration stattfindet. Dies aber [was du meinst] ist etwas Psychologisches, es muss daher die seelische Süße gewesen sein, die in das [Körper-] System fließt.

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