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Mutters

Agenda

ersten Band

30. Oktober 1960

(Nach einer Meditation mit Mutter. Mutter hatte Satprem vorher eine kleine Ledermappe mit dem Bild einer ägyptischen Freske zum Geburtstag geschenkt.)

Zeige mir nochmal diese Mappe... (Mutter schaut)... Nein, damit hat es nichts zu tun.

Sobald die Meditation begann, sah ich Szenen aus dem alten Ägypten, die mir ganz und gar bekannt vorkamen. Du warst ein wenig anders, aber dennoch sehr ähnlich... Das erste, was ich sah, war ihr Gott mit diesem Kopf (Geste einer Schnauze), mit einer Sonne über dem Kopf. Ein Tierkopf, dunkel, mit... – ich kenne ihn SEHR GUT, aber ich weiß nicht, um welches Tier es sich genau handelt. Eines ist ja der Falke, und der andere hat einen Kopf... (selbe Geste)

Wie ein Schakal?

Ja, wie ein Schakal. Das ist es. Mit einer Art Leier und einer Sonne über dem Kopf. 1

Und dieser Gott stand in sehr enger Verbindung mit dir, fast als wäret ihr verschmolzen: du warst wie ein Opferpriester und zugleich drang er in dich ein.

Das dauerte an (dies ist, was ich am deutlichsten sah und woran ich mich am besten erinnere). Aber da waren noch viele, viele andere Dinge – alte Dinge, die ich kenne –, und sicherlich standen wir in SEHR ENGER Beziehung zur Zeit Ägyptens, in Theben.

Dies ist das erste Mal, daß ich das für dich sehe – sehr, sehr...

Anfangs fragte ich mich, ob es zufällig die Erinnerung an diese Mappe war. Ich stand noch unter dem Eindruck, dir etwas aus Ägypten gegeben zu haben, und erinnerte mich nicht mehr genau an das Bild – ich bin froh, daß es sich nicht darum handelt!... Das war nur ein kurzes Zögern, ich fragte mich, warum? Dann erschien mir, daß alle, alle Dinge, selbst die scheinbar unwesentlichsten, alle von demselben Bewußtsein veranlaßt werden, und zu demselben Zweck – was offensichtlich ist.

Aber das war interessant, deshalb begann ich es zu betrachten, und ich ERLEBTE die Szene, die verschiedensten Szenen: Szenen der Initiation, des Kultes usw, lange Zeit... Dann erhob sich das, und herab kam ein sehr viel stärkeres Licht als das letzte Mal [bei der letzten Meditation], in einem wunderbaren Schweigen. (Ich muß dazusagen, daß ich zu Beginn der Meditation als erstes versuchte, das Schweigen um dich herum herzustellen, dich von den anderen Dingen abzuschirmen und das Mental ruhig zu halten: es machte einige kleine Sprünge, aber dann, als dieses Licht herabkam...) Es kam ganz und gar hieratisch herab... von ägptischem Charakter – sehr okkult, sehr okkult, und sehr genau definiert, sehr präzise, so (Geste eines Quaders von Schweigen, der herabkommt).

Dann folgte eine lange Periode vollkommen unbewegter Andacht. Sie wurde begleitet von etwas, das mir jetzt entgangen ist – vielleicht kommt es später wieder.

Danach ging ich plötzlich in eine kurze Trance. In der Trance sah ich dich, aber du warst... wie soll ich es beschreiben? Physisch befandst du dich nicht ganz auf derselben Ebene wie ein gewisser Herr, den ich sah (ihn sah ich sehr konkret: er war etwas behäbig, mit breiten Schultern; nicht sehr groß, aber mit breiten Schultern, mit dunkler, europäischer Kleidung). Er nahm deine beiden Hände und begann sie enthusiastisch zu schütteln! (Du bliebst aber ungerührt, so wie du jetzt bist, indisch gekleidet und in Meditationsstellung.) Er nahm deine beiden Hände und schüttelte sie! Und ich hörte deutlich die Worte: "Gratulation, es ist ein großer Erfolg!" Es handelte sich um dein Buch 2 . Gleichzeitig sah ich alle möglichen Leute und Dinge, die von deinem Buch berührt worden waren – die verschiedensten Leute, offensichtlich Franzosen, oder jedenfalls Europäer: Frauen, Männer. Da war eine Frau (sie muß eine Schauspielerin oder eine Sängerin gewesen sein... jedenfalls eine lebhafte Person... sie trug ein Theaterkleid mit einem eng anliegenden Kostüm: ein schönes Mädchen!), und sie sagte jemandem: "Ah! Das gab mir das Gefallen am spirituellen Leben!" Es war höchst interessant... Verschiedene solche Geschehnisse. Dann kam ich wieder aus dieser Trance heraus und... Jedenfalls etwas, das ich am Ende für dich tun wollte und das gut gelang. Es verlief gut.

Aber davor, das war ein Stäuben von goldenem Licht. Als es herabkam, war es weiß mit einem goldenen Widerschein (dennoch weiß), und es kam wie eine Säule, mit einer MACHT!... Und das, was sich am Ende hier festigte, in diesem weißen Licht, das die ganze Zeit über blieb, war ein Stäuben von Gold – eine Fülle! Eine große Verwirklichungsmacht. Es fiel mir schwer, von dort herauszukommen! Anfangs hatte ich entschieden, zur halben Stunde wieder herauszukommen, also tat ich es, aber noch nicht ganz...

Und du, mein Kind, was hast du gespürt?

Wenn ich mit dir meditiere... Bei mir alleine hat es nie diese Macht, diese... Es ist anders... Manchmal ist es mächtig, aber ohne diese besondere Beschaffenheit. In manchen Augenblicken ist es mächtig, wenn ich alleine bin, aber nicht so.

Aber natürlich! Ich bin auch dort drüben in deinem Zimmer bei dir, wenn du meditierst. Aber es besteht doch ein Unterschied...

Die physische Vibration ist wichtig. Die Bedingungen der Transformationsarbeit bewirken, daß der physischen Vibration Bedeutung zukommt. Ich spüre das, denn sobald ich etwas auf der physischen Ebene für jemanden tun will (physisch), steigt alles in den Körper herab. Der Körper wird ergriffen... Ich sehe deutlich, daß ständig ganz und gar physische Vibrationen zum Einsatz kommen. Völlig anders. Die ganze Arbeit, die man von ferne leistet (Andeutung des Kopfes und mentaler Handlung): das wirkt dort, aber...

Sogar jetzt noch ist es, als wäre all das (Mutter deutet auf ihren Körper, die Hände) so vibrierend und lebend, daß es schwer fällt, die Grenzen zu spüren; als überragte es den Körper auf allen Seiten. Die Grenze besteht nicht mehr.

Es leuchtet aber noch nicht im Dunkeln. Denn das, was normalerweise im Dunkeln leuchtet, ist etwas anderes... Das hatte ich, als ich mit Théon arbeitete (nach unserer Rückkehr nach Frankreich hielten wir gemeinsame Meditationen – er nannte das nicht "Meditation", sondern "Ruhe" – und wir taten es im Dunkeln), und da hatte es... etwas wie eine Phosphoreszenz, ganz die Farbe von phosphoreszierendem Licht, wie manche Fische nachts im Wasser. Das kam [aus dem Körper], breitete sich aus, bewegte sich. Doch das ist vital; es ist von vitalem Ursprung. Die Kraft kommt von oben, aber das, was sich manifestiert, ist vital. Während es sich jetzt eindeutig um das goldene supramentale Licht handelt, in einem... außerordentlichen Pulsieren von vibrierender Intensität... Aber wahrscheinlich mangelt es ihm noch an... was Théon "Dichte" nannte, das heißt ein Zwischenträger, um im Dunkeln sichtbar zu werden – doch dann wird es golden erscheinen, nicht phosphoreszent.

Jedenfalls ist es sehr, sehr konkret und materiell.

Nachts frage ich mich... Manchmal ist es so intensiv, daß ich mich frage, ob es nicht strahlt. Nur kann ich nicht nachsehen, weil meine Augen geschlossen sind!

Noch letzte Nacht war ein Großteil der Nacht... der Körper hatte keine Grenzen mehr: es bleibt nur eine große MASSE von Vibrationen.

Die Erfahrung von vorhin [während der Meditation] ist vermischt mit dem, was ich sonst nachts sehe (keine Kombination – vielleicht ist es eine Kombination?), denn es handelt sich um dasselbe Licht... Wie ein Stäuben, kleiner als infinitesimale Punkte; ein Stäuben wie ein Regen von Atomen, jedoch mit einer ÄUSSERSTEN Schwingungsintensität – aber ohne sich fortzubewegen. Dennoch ist es stetige Bewegung... Eine Bewegung in etwas, das auf der Stelle vibriert, ohne sich fortzubewegen (etwas bewegt sich schon, aber das ist subtiler, wie ein Strom von ungeheurer Macht; das fließt hindurch, aber das Milieu bewegt sich nicht: es vibriert auf der Stelle, mit äußerster Intensität). Was hier genau der Unterschied ist, weiß ich nicht... Nachts wirkt es weniger golden, das Gold ist weniger sichtbar, während der Rest stärker hervortritt: das Weiß, das Blau und eine Art Rosa...

Ah! Jetzt erinnere ich mich! Eben, in der zweiten Phase, nach Ägypten, war es ROSA! Oh, wie... wie das Ende eines Sonnenaufgangs, wenn es sehr hell, sehr leuchtend wird. Eine wunderbare Farbe! Das kam und kam, in Fluten – das war neu. Das sehe ich sehr selten. Bei unserer letzten Meditation war das überhaupt nicht da. Und es kam mit einer solchen Freude im Inneren!... Ganz und gar ekstatisch. Es hielt lange an. Und von dort ging ich in diese Trance, in der ich (lachend) den Herrn sah, der dir gratulierte! Ich hörte (die Stimme war, was mich aus der Trance rief, und da sah ich ihn): "Gratulation, es ist ein großer Erfolg!" (Mutter lacht)

Es ist gut. Diese Meditationen wollen wir ab und zu machen. Für mich ist es angenehm, insofern als ich mich nicht zurückhalten oder einschränken oder verschleiern muß. Es ist gut.

Und ich sehe, was herabkommt, es ist gut.

Etwas ist sehr zufrieden, sehr zufrieden, und sagt: "Es ist gut, es ist gut!" Zufrieden, eine Art Befriedigung darüber.

Mein Eindruck ist, daß wir in einiger Zeit, vielleicht nicht sehr fern, etwas einrichten können, eine Art... es wird nicht mehr persönlich sein, wir werden etwas einrichten können. 3

Gut, mein Kind.

*
*   *

(Kurz darauf, beim Weggehen)

Das ist alles, du hast nichts zu sagen, keine Fragen?

Ich zähle vor allem auf deine Kraft, um Ordnung in meinen Körper zu bringen.

Aber natürlich! Doch die Ordnung stellt sich vor allem ein, wenn man etwas stark ist. Je gebrechlicher man wird, um so mehr wird alles gestört.

Alles, was ich weiß, ist, daß man HIER sehr vorsichtig sein muß, die Widerstandskräfte des Körpers nicht zu schwächen (ich meine nicht nur in Indien, sondern hier im Ashram). Hier ist das wichtig, die Grundlage muß solide sein, sonst wird es schwierig. Je mehr die Kraft herabkommt – wie das, was jetzt gerade kam –, um so mehr muß der Körper etwas... stabil sein. Das ist wichtig.

Weißt du, ich habe alles versucht, von totalem Fasten bis zur Fleischnahrung, alles, alles. Und ich merkte, daß man beim Fasten zwar angenehme Erfahrungen macht, aber es ist nicht gut, das darf man nicht tun – das sind alte Ideen. Nein, der Körper muß solide sein. Solide, sonst...

(Mutter reicht Satprem eine Blume, die sie "Zusammenarbeit" nannte: eine Nelke)

Heute sehe ich dich nicht mehr?... Nein, nachmittags sind es zu viele Leute, das ist nicht angenehm... Gut.

 

1 In der Überlieferung half Anubis, der Gott mit dem Schakalkopf, Isis bei der Wiederherstellung des Körpers ihres Mannes Osiris, der von seinem Bruder Set umgebracht und zerstückelt worden war. Osiris war der erste Gott, der über die Menschen herrschte. Dank besonderer Riten gelang es Isis mit Anubis' Hilfe, ihn wieder zu beleben. Das erinnert an die Legende von Savitri und Satyavan.

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2 L'Orpailleur, der gerade erschien. In der Tat hat die Beschreibung des "Herrn" eine erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Herausgeber.

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3 Die irdische Arbeit, die durch die Agenda geschehen wird.

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