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Mutters

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dritten Band

15. Mai 1962

(In der Nacht auf den 3. April hatte Mutter ein asurisches Wesen getroffen, dem es gelungen war, Sri Aurobindos Erscheinung anzunehmen, sowie eine Gruppe von Leuten, die eine nietzscheanische Religion begründen wollten. Im Anschluß an diese Begegnung hatte eine Herzattacke Mutters Existenz ernsthaft bedroht. Es war allerdings nicht die erste Begegnung.)

Ich hatte gesagt [am 3. April], daß ich das Datum meiner ersten Begegnung mit diesem falschen Sri Aurobindo wieder ausfindig machen wollte. Jetzt bin ich auf das Datum einer anderen Erfahrung gestoßen, die sich vielleicht drei oder vier Wochen danach zutrug, so daß sich der Zeitpunkt nun bestimmen läßt (Mutter zeigt das Blatt eines alten Abreißkalenders, auf das sie geschrieben hatte:)

"Nacht vom 24. auf den 25. Juli 1959, erstmaliges Eindringen der supramentalen Kraft in den Körper. Sri Aurobindo lebendig in einem konkreten und dauerhaften subtilphysischen Körper."

Ich erzählte dir von dieser Erfahrung, als ich Sri Aurobindo (den wahren) im Subtilphysischen antraf – dies ist das exakte Datum; früh an jenem Morgen notierte ich es mir auf diesem Blatt. Somit komme ich auf das ungefähre Datum der anderen Vision: es muß Ende Juni oder Anfang Juli 1959 gewesen sein, als ich die erste Erfahrung mit diesen Leuten hatte.

Habe ich dir davon erzählt?... Es war eine Art Vision, die ich als Beginn der Arbeit am Unterbewußtsein betrachtete. Ich war an einem Ort angekommen, wo Sri Aurobindo wohnte. Er war in seinem Zimmer eingeschlossen. Es war eine Art große Halle, eine ungeheuer weite Halle mit Zimmern, die auf diese Halle hinausführten, und seine Wohnung lag auf der einen Seite, etwa so (Geste). Ich bat darum, ihn zu sehen. Man antwortete mir, daß dies nicht möglich sei, daß es zu warten gelte. Ich war überrascht. Dann passierte einiges in der Halle, was mit A und M zu tun hatte (recht interessante Dinge, die sie allerdings persönlich betrafen). So wartete ich eben. Dann, als das vorbei war, verlangte ich von neuem, einzutreten. Darauf antwortete man mir, oder vielmehr sah ich durch den Eingang... einen großgewachsenen Sri Aurobindo, viel größer, als er in Wirklichkeit war, stark, recht mager ("mager" auf eine andere Art, als er in Wirklichkeit war, hier hatte er etwas Trockenes, ausgesprochen Hartes und Kaltes), und er war ein wenig dunkler, als er gewöhnlich aussah. Ich sah ihn auf und ab gehen, und als man ihm sagte, daß ich ihn sehen wolle, sah ich ihn von weitem, wie er erwiderte: "Nein, ich will sie nicht sehen, ich erkenne sie nicht an, ich will nichts mit ihr zu tun haben – sie hat mich verraten." Etwas in der Art (ich hörte die Worte nicht, aber die Gesten waren deutlich genug). Dies geschah zum ersten Mal, nichts Derartiges war je vorgefallen.

Dann hatte ich plötzlich den Eindruck, daß dies der Ausdruck der Gedanken von gewissen Personen war. Eine ganze Clique, die ich kenne (ich kenne ihre Namen und alle Einzelheiten), behauptete, während des Krieges hätte ich Sri Aurobindo dazu beeinflußt, von seinem nationalistischen Pfad abzurücken und sich den Alliierten zuzuwenden; sie fanden, daß ich sein Leben, sein Bewußtsein, sein Werk, ja, alles ruiniert hätte – verstehst du? 1 Was ich da sah, war das genaue ABBILD des Sachverhalts. Jemand, dessen Namen ich nicht nennen werde (aber ich sprach nachher mit ihm, er ist immer noch hier), kam aus dem Zimmer, um mir all das zu sagen. In meiner Vision sagte ich ihm zwei Dinge (jetzt liegt das alles sehr weit zurück – es war im Jahre 1959 –, und ich erinnere mich nicht mehr, ob ich ihm eines nach dem anderen oder alles zusammen sagte). Zuerst protestierte ich gegen alles, was dieser angebliche Sri Aurobindo über mich sagte, wobei ich gleichzeitig auf die Person, die aus dem Zimmer kam, zuging. (Es ist jemand, der hier wohnt und mit Sri Aurobindo vertraut war und es immer noch ist. Er war dort, weil er teilweise unter dem Einfluß dieser zweiflerischen Gedanken, gewisser Zweifel zu stehen schien.) Ich nannte ihn bei seinem Namen und sagte ihm auf Englisch: "Aber wir hatten doch eine wirkliche spirituelle Beziehung, eine echte Verbindung!..." Er schmolz sofort, stimmte mir zu und stürzte sich in meine Arme. Das heißt, es kam einer Bekehrung gleich (deshalb sprach ich nachher mit ihm; ich sagte ihm allerdings nichts von der Erfahrung, sondern sprach mit ihm über die Zweifel, die er hegte). Das war wirklich der Ausgangspunkt für eine Bekehrung in einem Teil seines Wesens, und deshalb gebe ich auch keinen Namen. Gleichzeitig sagte ich ihm als Antwort auf das, was der falsche Sri Aurobindo sagte, mit Nachdruck (auch auf Englisch): "Dies kommt einer Leugnung jeglicher spirituellen Erfahrung gleich!" Und auf einen Schlag verschwand das ganze Bild, die ganze Konstruktion, alles – weg! Verschwunden, aufgelöst. Die Kraft fegte alles weg. 2

Als ich danach diese zweite Vision [vom 3. April 1962] hatte, sah ich, daß es dasselbe Wesen war, das hinter dem sogenannten Sri Aurobindo steckte (und es gab eine ganze organisierte Gruppe um ihn herum, Leute, Zeremonien usw.). Folglich schloß ich daraus, daß sich das Ganze fortentwickelt hatte. Als ich jedoch zum ersten Mal mit diesen Leuten in Kontakt kam [1959], war es lediglich eine Angelegenheit des Unterbewußtseins, und die Auswirkungen waren ausschließlich psychologischer Natur (ein oder zwei Stunden genügten, um die Dinge wieder an ihren Platz zu rücken und zu ordnen). Es hatte keinerlei Auswirkung auf meine Gesundheit. Diesmal hingegen...

Somit sah ich sie zum ersten Mal 1959. Es muß Ende Juni oder Anfang Juli gewesen sein. Dieser Zettel hier [das Kalenderblatt] gab mir den Hinweis, denn ich weiß, daß die andere Erfahrung [von Sri Aurobindo im Subtilphysischen] einige Wochen später stattfand.

Du sagst, dieses asurische Wesen stehe hinter einer organisierten Gruppe von Leuten, mit Zeremonien...

Zeremonien?

Das kannst du streichen, weil es so nicht war. Es war eine ORGANISATION.

Was ich dich fragen wollte: Existieren diese Leute im Subtilphysischen oder in unserer physischen Welt?

Nein, nein, meine Visionen sind im Subtilphysischen, diese Leute leben aber auf der Erde. Ich kenne sie nicht. Ich kenne nur den einen, von dem ich erzählte. Es ist aber sicher, daß es eine physische Organisation gibt, die diesen Visionen entspricht. Ich kenne die Einzelheiten nicht – sie wurden mir nicht enthüllt. Es handelt sich aber um eine Gruppe PHYSISCHER Leute.

Sind sie mächtig?

Ich weiß es nicht, ich kenne sie nicht.

Sicherlich ist unter ihnen wenigstens ein Tantriker – und zwar ein beschlagener, jemand, der sein Handwerk versteht. Ja, alle Zeichen deuten darauf hin.

Aber was ihre äußere Macht betrifft... Die Leute um den falschen Sri Aurobindo, die mir diese Vorwürfe machten, waren im Ashram – sie sind inzwischen weggegangen. Es sind absolut konkrete Personen. Aber bei jenen der letzten Gruppe [in der letzten Vision] weiß ich es nicht, ich kenne sie nicht physisch, somit kann ich nichts sagen.

Vielleicht werde ich es eines Tages erfahren.

*
*   *

(Dann liest Satprem Mutter das vor, was er während der vorangegangenen Unterhaltung vom 13. Mai notierte, und fragt nach weiteren Einzelheiten der Erfahrung vom 13. April:)

Aber das Versprechen, das du erhalten hast...

Das ist kein Versprechen, das ich erhielt, sondern diese Stimme erinnerte mich an mein Versprechen. Als ich mir sagte: "Es ist unmöglich, vom wahren Bewußtsein in dieses überzugehen", hörte ich augenblicklich... nicht Sri Aurobindo, das würde einen sofort an einen Körper denken lassen, aber diese Stimme, die mir sagte: "Dein Versprechen: Du hast gesagt, daß du die Arbeit tun wirst". Da sagte ich: "Ja, ich werde die Arbeit tun." Von da an begann der Prozeß der Materialisierung, der Übergang vom wahren Bewußtsein in das gewöhnliche Bewußtsein.

Ich "erhielt" kein Versprechen, sondern es ist die Erinnerung an ein Versprechen, das ich gab.

Und das erlaubte dir zu sagen: "The thing is done" [die Sache ist getan]?

Nein, die Erfahrung.

Es war die Erfahrung, als... Das habe ich dir nicht gesagt.

(langes Schweigen)

Es geschah, als ich diese Wogen war – diese Wogen der Liebe. Als ich der letzten bewußt wurde, die (wie soll ich sagen?) äußerlich von Sri Aurobindo verwirklicht wurde – sich durch den Avatar Sri Aurobindo ausdrückte –, in dem Augenblick kam die absolute Gewißheit, daß die Sache getan ist, daß sie bestimmt war.

Im selben Augenblick dachte ich: "Wie aber läßt sich DAS in dieses umsetzen, wie kann man die beiden zusammenbringen?" Da hörte ich: "Du hast versprochen, es zu tun, folglich wirst du es tun", und damit begann langsam der Übergang, als würde ich noch einmal geschickt, es zu tun. Etwa so: "Du hast versprochen, es zu tun, und du wirst es tun", dies meinte ich mit Versprechen. Ich kam in diesen Körper zurück, um es zu tun.

Ich sagte [am 3. April], daß der Körper das Schlachtfeld ist, daß die Schlacht IN diesem Körper ausgetragen wird. Und in dieser Erfahrung [des 13. Aprils] wurde ich in den Körper zurückgeschickt, denn die Sache, diese letzte schöpferische Woge sollte durch diesen Körper verwirklicht werden.

(Schweigen)

Die Erfahrungen dauern an...

Zum Beispiel gehe ich ein wenig auf und ab, um den Körper wieder daran zu gewöhnen (ich gehe in Begleitung einer Person). Als ich damit anfing, beobachtete ich einen recht merkwürdigen Zustand, den ich so beschreiben könnte: das, was mir die Illusion des Körpers gibt (Mutter lacht)... Ich vertraue ihn der Person an, die mit mir geht (das heißt, er liegt nicht in meiner Verantwortung: diese Person achtet darauf, daß er nicht hinfällt, sich nicht stößt – du verstehst). Das Bewußtsein ist eine Art grenzenloses Bewußtsein, wie eine materielle Entsprechung oder eine Übersetzung dieser Wogen, wie Wellen, aber Wellen, die nicht... Es sind keine einzelnen Wellen sondern eine WellenBEWEGUNG; eine Bewegung materieller, körperlicher Wellen, könnte man sagen, so weit wie die Erde, aber... weder rund noch flach noch... etwas mit dem Gefühl der Unendlichkeit, aber in einer Wellenbewegung. Und diese Wellenbewegung ist die Bewegung des Lebens. Das Bewußtsein (des Körpers, nehme ich an) schwebt darin in einer Art ewigem Frieden... Es ist aber keine Weite, dieses Wort wäre falsch; es ist eine grenzenlose Bewegung mit einem sehr harmonischen und stillen, weiten, ruhigen Rhythmus. Diese Bewegung ist das Leben.

Ich gehe im Zimmer umher, und sie geht mit mir.

Es ist sehr still – keine Gedanken, nur gerade eine Beobachtungsfähigkeit und eine Unendlichkeit von Bewegungen, Schwingungen von etwas, das die Essenz des Denkens wäre, das sich dort in einem Rhythmus bewegt, wie eine Wellenbewegung, die weder Anfang noch Ende hat, aber eine Verdichtung so (Geste von oben nach unten) und eine Verdichtung so (horizontale Geste), dann eine Bewegung der Ausdehnung (Geste wie das Wogen eines Ozeans). Das heißt eine Art Zusammenziehung, Konzentration, dann Ausdehnung, Ausbreitung 3 .

Gestern hatte ich die volle Erfahrung – ich ließ mich vollkommen gehen. Es dauerte ungefähr vierzig Minuten, während ich im Zimmer auf und ab ging.

Mit Ausnahme der Tatsache des Leidens (daß es hier weh tut und dort weh tut, ein Schmerz hier und ein Schmerz dort, was einen die Individualität des Körpers wahrnehmen läßt) ist diese große Wellenbewegung des Lebens zu meinem normalen Bewußtseinszustand geworden. Das heißt, ich... jedenfalls das, was ich "ich" nenne (Geste ganz oben), mein Bewußtsein, befindet sich vollkommen außerhalb des Körpers. Was ich gerade beschrieb, ist das Bewußtsein des Körpers, und nur durch den Schmerz kommt die Erinnerung an das, was ein Körper normalerweise ist: Es tut hier und dort und da weh... Dieser Schmerz hat ein extrem begrenztes kleines Leben, nichts Allgemeines – nicht der Körper leidet, sondern der Schmerz leidet. Nur der Stelle tut es weh: eine Schramme hier, eine Wunde dort, solche Dinge. Nur das ist individuell und leidet; der Körper als solcher hat keine Wunde, verstehst du?

Das ist sehr schwierig auszudrücken.

Aber so ist meine Erfahrung. Gestern betrachtete ich sie noch einmal näher, um dir davon berichten zu können.

Du unterscheidest zwischen dem Körperbewußtsein und dem physischen Bewußtsein?

Ja. Ach, das physische Bewußtsein ist eine sehr komplexe Sache. Es enthält die gesamte bewußte physische Welt.

Das physische Bewußtsein wurde schon vor sehr langer Zeit universalisiert. Es enthält alle irdischen Bewegungen 4 . Während der Körper sich nur darauf beschränkt (Mutter berührt ihren Körper), auf diese kleine Ansammlung von Substanz – das meine ich mit "Bewußtsein des Körpers".

Wenn ich sage: "Ich bin aus dem Körper herausgetreten" 5, heißt das keineswegs, daß ich das physische Bewußtsein verlassen habe – meine Verbindung mit der allgemeinen irdischen Welt ist dieselbe geblieben. Es geht ausschließlich um das Körperliche, diese Konkretisierung oder Ansammlung besonderer Substanz, die jedem von uns einen anderen Körper verleiht – eine unterschiedliche ERSCHEINUNG.

Diese Erscheinung ist übrigens sehr illusorisch. Sobald man sich in eine gewisse Höhe erhebt, verliert sie sehr schnell ihre Realität (in dieser fortschreitenden Wiedermaterialisierung sah ich das genau 6). Unsere Erscheinung ist völlig illusorisch. Unsere besondere Form, das heißt die Form dieser oder jener Person – was man mit den physischen Augen sieht –, reicht nicht sehr weit. Schon in der vitalen Welt ist es vollkommen anders.

Ich glaube, das ist alles, was ich heute sagen kann.

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(Etwas später gibt Mutter Satprem das Kalenderblatt, auf dem die Erfahrung vom 24.-25. Juli 1959 steht – die erste Begegnung mit Sri Aurobindo im Subtilphysischen –, dann ein anderes Blatt, wo sie schrieb: "I am only realizing what He has conceived. I am only the protagonist and the continuator of His work." 7 Mutter erklärt:)

Man wollte mir den Friedensnobelpreis verleihen und bat mich um Papiere – damals schrieb ich das. Das heißt, nicht diese Person hier tat diese Dinge sondern allein Sri Aurobindo.

Sie wollten Sri Aurobindo den Nobelpreis verleihen, aber gerade im Jahr vor der Verleihung ist er gegangen. Da dieser Preis keinem "Toten" verliehen wird, bekam er ihn nicht. Man wollte ihn auf mich übertragen, worauf ich dies schrieb. Ich wollte keinen schnöden Ruhm. In dem Jahr wurde dann wohl kein Friedenspreis verliehen.

Ich denke, die Sache ist begraben.

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(Dann macht Mutter sich an die Vorbereitung des nächsten Bulletins. Sie bittet Satprem, langsam und deutlich zu sprechen:)

Zwischen mir und den Leuten liegt eine Art universelle Wolke – ich sehe wie durch einen Schleier und höre wie durch eine Wolke, deswegen bitte ich dich, deutlich zu sprechen.

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Anmerkung über die Wellenbewegung, die Mutter im Körper erlebte

Wieder einmal landen wir mit Mutter mitten in der Physik der Materie. Alle Physiktheorien, die die Struktur unseres Universums und die Zusammensetzung der Materie zu beschreiben versuchen, ob sie nun aus den Laboratorien der "offiziellen" Wissenschaft oder den Arbeiten einzelner Forscher hervorgehen, stimmen in einem Punkt überein: Die Wellenbewegung ist der Grundbestandteil und die dynamische Grundlage der physischen Realität. Ob es sich nun um das elektromagnetische Feld, das Gravitationsfeld oder sogar das "materielle" Feld handelt, wie es bestimmte Gelehrte behaupten, im Herzen des Atoms wie an den äußersten Grenzen des Universums bewegt sich alles oder verbreitet sich alles in einer Wellenbewegung: "Die Wellenbewegung ist die Bewegung des Lebens", sagt Mutter auf ergreifende Weise.

"... Eine Wellenbewegung, die weder Anfang noch Ende hat, mit einer Verdichtung so (Geste von oben nach unten) und einer Verdichtung so (horizontale Geste) ..." Erinnern wir uns doch an das elektromagnetische Feld und seine beiden senkrecht zueinander stehenden Bestandteile, das elektrische Feld und das magnetische Feld, die sich in einer unendlichen Sinuskurve fortbewegen. Und weiter: "... Eine Art Sammlung, Konzentration, dann Ausdehnung, Ausbreitung." Genau die Fortpflanzung eines Schwingungsfeldes im Raum!

So ergreifend diese Parallele auch sein mag, gibt es doch einen grundlegenden Unterschied zwischen den mathematischen Konzepten und Mutters Erfahrung. Im einen Falle handelt es sich um die abstrakten Instrumente des menschlichen Mentals, mit denen es die Welt besser zu verstehen und zu beherrschen sucht: niemand hat elektromagnetische Wellen je GESEHEN – noch weniger die Gravitationswellen. Das sind Vorstellungen, bequeme, unsichtbare "Modelle", die an sich aber nicht existieren. Sie existieren nur durch ihre AUSWIRKUNGEN: das Sonnenlicht, das eine elektromagnetische Welle ist, berührt unsere Netzhaut und erlaubt uns, diese Blume zu sehen; unter dem Einfluß der Gravitation fällt Newtons Apfel vom Baum – niemand hat jedoch die Wirklichkeit dieser Wellen GELEBT. Für Mutter ist im Gegensatz dazu jegliches Verständnis der Wirklichkeit zuallererst eine erlebte Erfahrung. Sie IST diese Wellenbewegung, sie IST diese Welle: "Ich gehe im Zimmer auf und ab, und sie geht mit mir." Hier berühren wir ein außergewöhnliches Mysterium und eine ungeheuerliche Frage: Wie kann man körperlich, materiell diese Welle SEIN, welche die Welten in ihrer unendlichen Bewegung bildet und mitreißt und die Existenz der Atome und der Galaxien regiert? Wie kann man eine unendliche, allgegenwärtige elektromagnetische Welle SEIN, dabei aber in den engen Grenzen eines menschlichen Körpers verbleiben?

Weiter könnte man sagen, indem Mutter DAS ist, löst sie gleichzeitig die berühmte Frage der "einheitlichen Theorie", die in einer einzigen mathematischen Gleichung die Bewegung der Planeten und die der Atome umfassen will, die Frage, der Einstein vergeblich die letzten Jahre seines Lebens widmete. Mutters Körperbewußtsein ist EINS mit der Bewegung des Universums, Mutter lebt die "einheitliche Theorie" in ihrem Körper. Damit eröffnet sie uns keine weitere abstrakte Theorie sondern den eigentlichen Weg einer anderen Spezies auf der Erde, die physisch, materiell im Ausmaß des Universums leben wird. Die zukünftige Spezies nach dem Menschen ist wahrscheinlich nicht jene, die einige Organe mehr oder weniger hat, sondern eine, die fähig sein wird, zugleich überall im Universum zu SEIN. Eine Art materieller Allgegenwart. Folglich ist es vielleicht nicht so sehr eine "neue" Spezies als eine GLOBALE Spezies, die alles umfaßt, vom Grashalm unter unseren Füßen bis zu den "entfernten" Galaxien. Eine mannigfaltige Wellenexistenz. In der Tat eine Zusammenfassung oder Bündelung der Evolution, die am Ende ihres Weges jede Stelle und jede Art sowie jede Bewegung ihrer eigenen Evolution wird.

 

1 Tatsächlich gab es im Ashram eine ganze, von Subhas Bose beeinflußte Gruppe von Leuten (die man die "Intelligentsia" des Ashrams nennen könnte), die fest auf der Seite der Nazis und Japaner gegen die Engländer standen. (Immerhin sollte erwähnt werden, daß die Engländer die Invasoren Indiens waren und daß daher die Feinde Englands von vielen automatisch als die Freunde Indiens angesehen wurden.) Das ging soweit, daß Sri Aurobindo scharf eingreifen mußte und schrieb: "Ich versichere euch nochmals mit Nachdruck, daß dieser Krieg der Krieg der Mutter ist... Der Sieg der einen Seite (der Alliierten) würde den evolutionären Kräften den Weg offen halten, wohingegen der Sieg der anderen Seite die Menschheit zurückreißen und sie entsetzlich entwürdigen würde; schlimmstensfalls könnte dies sogar zu ihrem endgültigen Scheitern als Spezies führen, so wie andere Arten in der Evolution scheiterten und ausstarben... Die Alliierten stehen wenigstens für humane Werte, auch wenn sie öfters ihren eigenen besten Idealen zuwidergehandelt haben mögen (das tun die Menschen immer), wohingegen Hitler für diabolische Werte steht oder für menschliche Werte, die so überspitzt sind, daß sie ins Diabolische umkippen. Dies will nicht besagen, daß die Engländer und Amerikaner fleckenlose kleine Engel seien, noch

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2 daß die Deutschen eine sündige und böse Rasse wären, sondern ..." (29. Juli 1942 und 3. September 1943, Cent. Ed., XXVI, 394ff). Auch Mutter mußte öffentlich erklären: "Es ist notwendig geworden, unmißverständlich und kategorisch klarzustellen, daß all jene, die mit ihren Gedanken oder Wünschen den Sieg der Nazis unterstützen und herbeirufen, dadurch automatisch zu Kollaborateuren des Asura gegen das Göttliche werden und mithelfen, den Sieg des Asura zu ermöglichen... Folglich müssen jene, die den Sieg der Nazis und ihrer Verbündeten wünschen, sich zukünftig darüber im klaren sein, daß sie damit unser Werk zu zerstören wünschen und Sri Aurobindo gegenüber verräterisch handeln." (6. Mai 1941)

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3 Siehe die Bemerkung am Ende dieser Unterhaltung.

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4 Als Beispiel fügte Mutter hinzu: "Ich werde fortwährend in die Atmosphäre der mich umgebenden Leute GETAUCHT: in ihre Gedanken, ihre Art zu empfinden, zu sehen, zu verstehen ..."

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5 Am 3. April sagte Mutter: I am no more in my body [ich bin nicht mehr in meinem Körper].

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6 Die Erfahrung vom 13. April, die ich irrtümlich als "den Abstieg" ins Körperbewußtsein beschrieb.

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7 "Ich verwirkliche nur das, was Er entwarf. Ich bin nur die Protagonistin und Fortsetzerin Seines Werkes." (1951)

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