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Mutters

Agenda

dritten Band

3. November 1962

(Mutter fragt Satprem nach Neuigkeiten. Die Antwort darauf notierte er nicht.)

...Aber es geht gut, mein Kind, es geht gut.

Gesundheitlich geht es dir gut?

Nicht besonders.

Ißt du genug?

Ja, ja!

Bist du sicher?

Es ist mehr eine Müdigkeit. Ich verbringe schreckliche Nächte im Unterbewußten. Seit sechs Monaten haben sich meine Träume völlig verändert. Vorher erinnerte ich mich zuweilen an Dinge. Jetzt erinnere ich mich an nichts mehr außer an das Unterbewußte, und was für ein Unterbewußtes! Ich habe Glück, wenn es nicht höllisch ist.

Mein Kind, in dieser Hinsicht verbringe ich abscheuliche Nächte – es kann allerdings nicht abscheulich sein, denn ich lebe in Glückseligkeit, aber was ich alle Nächte sehen muß, ist schrecklich. Schrecklich. Als wollte man mir unbedingt die Arbeit vergällen. Das Unterbewußte ist wirklich eine Ansammlung des Schreckens. Das ist seit mehr als sechs Monaten so.

Wenn man damit aufwacht, sagt man sich: verflixt!

Ja, es geschieht immer im Moment des Erwachens. Es kommt immer als letztes – und was für Dinge! Ach, wenn ich dir etwas davon erzählte, würdest du verstehen. Natürlich ordne ich diese Dinge ein. Ich tue das Nötige, und dann fege ich sie weg.

In manchen Augenblicken ist es die Hölle. Dort sind Wesen, Situationen...

Situationen und schreckliche, unvorstellbare Seinsarten.

(Schweigen)

Doch ich trete absichtlich mit diesen Dingen in Beziehung. Wenn ich morgens während meines Japas "gehe", wird all das automatisch unter den höchsten Einfluß gestellt, und dann klärt und ordnet es sich. Es wird eine gute Arbeit getan.

Man muß es nicht als unabwendbar ansehen. Im Gegenteil, man muß es als Zeichen für das nehmen, was gerade geändert wird.

Man hat nur den Eindruck, daß es endlos ist.

Ja! (Mutter lacht) Es erscheint völlig grenzenlos.

So könnte es jahrhundertelang weitergehen.

Man hat das Gefühl, daß es bodenlos und ohne Grenzen ist und daß es immer neue, gleich schreckliche Kombinationen geben wird. Aber das ist nicht wahr. Es verändert sich. Es verändert sich.

Erfindungen! Erfindungen des Schreckens... Man ist wirklich entsetzt, was Menschen erfinden können, die mit dieser Welt in Beziehung stehen und die diese Welt auf der Erde ausdrücken. Welche Torturen sie erfanden, welche Dinge sie anrichteten – man kann nicht glauben, daß es wahr ist. Es kommt von dort, all das kommt von dort, aus der Welt des Unterbewußten. Deshalb muß es unbedingt gereinigt werden.

Aber das ist... ach, welch harte Arbeit! Und undankbar noch dazu. Undankbar, denn sobald man glaubt, etwas hinter sich gebracht zu haben (man glaubt nicht daran, weil man es nur zu gut kennt, aber man hofft es jedenfalls), kommt es in einer anderen Form zurück, die noch schlimmer erscheint als die vorhergehende.

Man muß ausdauernd sein, mein Kind.

Manchmal wird es schrecklich persönlich, als würde man selber angegriffen – ich habe eine "Thematik" dieser Dinge, über die ich nicht sprechen kann, weil sie zu persönlich ist –, persönlich, weil es den Körper zu betreffen scheint... Letzte Nacht (ja, letzte Nacht bemerkte ich, daß ich physisch ganz jung war – es war natürlich das Subtilphysische, aber jedenfalls sehr jung), was für ein Leben ich führte! Mit einer Vielzahl von... ja, es gab Revolutionen, Schlachten – ich beschäftigte mich mit allem, es herrschte große Betriebsamkeit. Dann wurde ich persönlich von vier oder fünf alten Dreckskerlen belästigt, die das Ruchloseste und Abstoßendste verkörperten. Ich mußte mich mit all dem auseinandersetzen, es ordnen und zum Gehorsam zwingen... Uff! Ich erwachte und war froh aufzuwachen (es war Zeit aufzustehen, da hört das automatisch auf, denn ich will da um halb fünf herauskommen). Aber dazu die Bilder, die Empfindungen... Ja, wie ist das möglich! Ich war mir völlig bewußt, daß es eine nützliche Arbeit war. Ich hielt sie in Schach 1 . Aber was das mit sich bringt... Buh! Denn für mich ist alles ein Wissen durch Identität – selbst im Unterbewußten ist es ein Wissen durch Identität –, du verstehst, was das bedeutet!

Oh, ja! Es gibt schreckliche Wesen.

Schrecklich. (Mutter lacht)

Gut.

Kannst du mich nicht rufen, oder willst du es nicht?

Ich erinnere mich einfach nicht!

Das ist schade. Würdest du dich erinnern und mich rufen...

Ich bin mehr ein Zeuge, ich beobachte, was mir geschieht. Wenn es zu gewaltsam wird, wache ich auf, aber sonst sehe ich, beobachte ich und bin als Zeuge zugegen.

Hast du niemals versucht, vor dem Einschlafen...

Aber ja! Vor dem Einschlafen bete ich immer darum, bewußt zu sein und zu empfangen, was du mir schicken kannst.

Nein, man muß beten, sich daran zu erinnern, mich zu rufen, wenn die Situation unangenehm ist (Mutter lacht), denn in unzähligen Fällen rettet das die Leute aus gewissen Situationen, mitten in ihren nächtlichen Aktivitäten – nicht im Augenblick des Erwachens, sondern im Bewußtsein der Nacht sehen sie das Ergebnis in sich und um sie herum. Nimm die Geschichte von D, der nicht mehr in seinen Körper zurückkehren konnte und der mich rief. Es wirkt tatsächlich, besonders auf diese Wesen. Gott sei Dank (lachend) haben sie Angst vor mir, es hat eine Wirkung auf sie.

Ja, das ist interessant! Man muß ausharren.

Man muß ausharren. Mut haben.

Auf Wiedersehen, mein Kind!

 

1 Das nächste Mal fügte Mutter hinzu: Wenn, zum Beispiel jemand irgendwo hereinkommen will, braucht man ihm nicht zu sagen: "Komm nicht herein", man tut das Nötige, und er kann nicht hereinkommen. Er versucht es, aber er kann es nicht – das nenne ich "in Schach halten". Ich mußte nicht mit ihnen sprechen oder sie berühren, sondern die Kraft wirkte.

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