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Mutters

Agenda

fünften Band

22. Juli 1964

Vor einiger Zeit hatte ich eine Erfahrung (der Zusammenhang ist jetzt nicht von Bedeutung). Ich hatte mir Notizen gemacht, ich weiß nicht mehr, wo sie sind (sie waren auf englisch, als Antwort auf einen Brief).

Ich sah, fast gleichzeitig, die Liebe, so wie sie von den Menschen "praktiziert" wird (wenn wir dies so bezeichnen wollen), so wie sie sie fühlen, und die göttliche Liebe an ihrem Ursprung. Die beiden wurden mir sozusagen nebeneinander präsentiert, und nicht nur waren sie Seite an Seite, sondern ich sah auch den Unterschied (es war fast gleichzeitig) zwischen den beiden Handlungsweisen: wie das menschliche Handeln hervorgebracht wird und wie die göttliche Handlung abläuft oder sich manifestiert. Es kam durch eine Reihe von absolut konkreten, aufeinanderfolgenden Beispielen oder Erfahrungen, als ob eine höhere Weisheit eine Gesamtheit von Umständen (in sich selbst belanglose Umstände, "ohne Bedeutung") organisiert hätte, um mir für diese beiden Dinge ein lebendiges Beispiel zu geben. Es war ein solch konkretes und lebendiges Ganzes, daß ich mir einige Notizen machte, auf englisch, die wie immer sehr knapp und auf das Minimum reduziert waren. All dies muß irgendwo sein, mit anderen Papieren vermischt.

(Übersetzung der ersten,
später wiederaufgefundenen Notiz:)

Im Unterschied zur menschlichen Liebe, die für diese, aber nicht für jene bestimmt ist, gilt meine Liebe dem Höchsten Herrn allein; da aber der Höchste Herr alles ist, ist meine Liebe auch für alle bestimmt.

Die Liebe des Herrn ist gleichbleibend, konstant, umfaßt alles, sie ist unwandelbar und ewig.

(Übersetzung der zweiten Notiz)

Im Unterschied zu den Menschenwesen wird die Aktion weder durch Gefühle noch Prinzipien regiert, sondern durch das aus Identität gewußte Dharma eines jeden Wesens oder jeden Dinges.

Ich werde dir zuerst die zweite Erfahrung erzählen, denn es ist ein alltägliches Phänomen, eine alltägliche Beobachtung. Dies ist einer der Hauptgründe, weswegen es für gewöhnliche Menschenwesen unmöglich ist, ein Wesen zu verstehen, das aus einem, wie man es nennen könnte, "göttlichen Impuls" handelt. Denn jegliche menschliche Aktivität gründet sich auf Reaktionen, die ihrerseits das Ergebnis von Gefühlen und Empfindungen sind, und Menschen, die als "besser" angesehen werden und vernunftgemäß handeln, gründen ihr Handeln auf Prinzipien – jeder hat seine Prinzipienskala, auf die er sein Handeln basiert (dies ist so bekannt, daß darüber zu sprechen nicht interessant ist). Aber die andere Tatsache ist interessant: Wenn zum Beispiel ein menschliches Wesen jemanden liebt (was es "lieben" nennt) oder nicht liebt, sind seine Reaktionen DEMSELBEN Phänomen gegenüber zwar nicht völlig entgegengesetzt, aber doch extrem verschieden, und dies so sehr, daß das menschliche Urteil gewöhnlich darauf basiert. Es ist vielleicht besser, ein sehr präzises Beispiel zu geben: jenes der Schüler und des Meisters. Die Schüler verstehen den Meister praktisch nie, aber sie hegen Meinungen über ihn und über seine Handlungsgründe; sie sehen und sagen sich: "Der Meister hat dies oder jenes getan, er verhält sich dieser Person gegenüber auf diese oder jene Weise und mit einer andern auf diese oder jene Weise, infolgedessen liebt er diese, aber nicht jene." Ich drücke es sehr brutal aus, aber so ist es.

All dies resultiert aus den Erfahrungen jeder einzelnen Minute, hier.

Jegliche menschliche Handlung basiert darauf – für sie ist es so; sie verfahren selbst unter ähnlichen Umständen mit dieser Person nicht gleich wie mit jener, weil sie jene angeblich "lieben", während sie diese nicht lieben. Folglich liebt der Meister in dem einen Fall, und in einem andern liebt er nicht – (lachend) so einfach ist das!

Ich sagte also, daß das menschliche Handeln auf Reaktionen basiert. Die göttliche Handlung hingegen entspringt SPONTAN der Schau durch Identität des notwendigen "Dharmas" eines jeden Dinges und jeden Wesens. Dies ist eine konstante, spontane, mühelose Wahrnehmung – durch Identität – des Dharmas jeden Wesens (ich benutze das Wort "Dharma", weil es weder das "Gesetz" noch die "Wahrheit" ist, sondern beides zugleich). Damit jedes Wesen sein Ziel auf kürzestem Wege erreichen kann, entsteht die Kurve der günstigsten Umstände; infolgedessen richtet sich das Handeln immer an dieser Kurve aus, was zur Folge hat, daß in scheinbar analogen Umständen die Handlung der göttlichen Weisheit manchmal völlig verschieden, zuweilen sogar entgegengesetzt sein wird. Wie soll man dies nun dem gewöhnlichen Bewußtsein erklären?... In einem Falle "liebt" der Meister eine bestimmte Person, und in einem andern Fall "liebt" er sie nicht. So einfach ist das!

Es war so klar! Es ist eine so konstante, sich dauernd wiederholende Erfahrung, daß es wirklich sehr interessant ist. Es ist sehr klar, daß die Schüler unmöglich verstehen können, selbst wenn man ihnen sagt: "Was geschieht, geschieht aufgrund des Dharmas jeden Wesens", sind es für sie bloße Worte; es entspricht keiner lebendigen Erfahrung, sie können es nicht fühlen.

Somit habe ich ein für alle Mal jegliche Hoffnung aufgegeben, daß irgend jemand verstehen kann, wie und warum ich handle. Weil dem so ist, kann ich jetzt, nachdem ich mir das während Monaten angesehen habe, mit absoluter Bestimmtheit sagen, daß meine Handlungen nicht die Folge einer Reaktion sind – weder einer intellektuellen noch mentalen noch vitalen (und natürlich auch nicht emotionalen) und nicht einmal einer körperlichen Reaktion; sogar der Körper bezieht augenblicklich alles, was ihm zustößt, automatisch auf das Höchste.

Diese Erfahrung kam wegen einer rein persönlichen Frage, um mich verstehen zu lassen, wie die Dinge geschehen und wie unnütz es ist, zu hoffen, daß die Leute je verstehen. Es geschah anläßlich einer Menge alberner kleiner Ereignisse, die dauernd geschehen und welche die Leute sagen lassen: "Mutter hat gesagt, Mutter hat gefühlt, Mutter hat getan, Mutter... etc." – und alle die Zänkereien. Ich wurde gewaltsam in diese Brühe getaucht. Eine Zeitlang quälte ich mich, und ich sagte mir: "Kann ich sie nicht verstehen lassen?" Nun, ich sah, daß es unmöglich ist, und so kümmere ich mich nicht mehr darum. Ich sagte lediglich jenen, die guten Willens sind: "Hört nicht auf das, was man euch sagt; wenn die Leute kommen und euch sagen: "Mutter hat gesagt, Mutter hat gewollt ...", glaubt kein Wort davon, das ist alles; laßt sie sagen, was sie wollen, es hat keine Bedeutung."

Die andere Erfahrung aber, die vorausging und jetzt weitergeht (sie hat mich nicht verlassen, was recht selten ist: Gewöhnlich kommen die Erfahrungen, bestätigen sich, drängen sich auf und verblassen dann, um durch andere ersetzt zu werden; aber in diesem Fall ging sie nicht weg, sie dauert an), ist eine Erfahrung von allgemeinerer Ordnung...

Die menschliche Liebe, was die Menschen "Liebe" nennen, selbst im besten Fall, selbst wenn man von ihrer reinsten Essenz ausgeht, ist etwas, was der einen Person, jedoch nicht einer andern zukommt: Man liebt gewisse Personen (manchmal liebt man sogar bloße Qualitäten einer Person), was besagt, daß es partiell und begrenzt ist. Selbst für jene, die unfähig sind zu hassen, existiert eine ganze Anzahl Menschen und Dinge, die ihnen gleichgültig sind: Es ist keine Liebe da (in den meisten Fällen). Die Liebe ist begrenzt, partiell und determiniert. Darüber hinaus ist sie unbeständig: Der Mensch ist nicht fähig (ich meine das menschliche Wesen), Liebe beständig und mit stets gleichbleibender Intensität zu empfinden; zuweilen kommt sie für kurze Augenblicke sehr intensiv, sehr mächtig, und es gibt Momente, wo sie nachläßt; manchmal schläft sie ganz ein. Und dies unter den besten Bedingungen – ich spreche nicht von all den Herabwürdigungen, ich spreche vom Gefühl, das die Menschen "Liebe" nennen und welches das Gefühl ist, das der wahren Liebe am nächsten kommt, und so ist es: Es ist partiell, begrenzt, schwankend und unbeständig.

Dann wurde ich unmittelbar, ohne Übergang, in das Bad der Liebe des Höchsten getaucht... mit der Empfindung von etwas Grenzenlosem; mit andern Worten, wenn man die räumliche Wahrnehmung innehat, ist dieses Etwas überall (es ist jenseits der räumlichen Wahrnehmung, aber wenn man die räumliche Wahrnehmung besitzt, ist es überall). Es ist eine Art bewegungslose, homogene Schwingungsmasse und doch von einer Intensität der Schwingung ohnegleichen, die sich durch ein warmes, goldenes Licht ausdrücken kann (aber es ist nicht das, es ist etwas viel Wunderbareres als das!). Das besteht überall zugleich, überall gleichbleibend, ohne Schwankungen von Höhen und Tiefen, in einer unveränderten Intensität der Empfindung. Dieses "Etwas", das der göttlichen Natur zu eigen ist (die sich nur sehr schwer in Worte fassen läßt), ist zugleich eine absolute Unbewegtheit und eine absolute Intensität der Schwingung. Und Das... das liebt. Dabei gibt es keinen "Herrn" und keine "Dinge"; es gibt kein Objekt und kein Subjekt. Und Das liebt. Wie läßt sich nun sagen, was Das ist?... Unmöglich. Und Das liebt alles, überall, jederzeit und gleichzeitig.

All diese Geschichten, die von diesen sogenannten Heiligen und Weisen erzählt wurden, daß die Liebe Gottes "kommt und geht", oh, wie unsagbar dumm das ist! – Sie ist HIER, ewig, Das war immer da, ewig, Das wird immer sein, ewig, immer dieselbe und in ihrer höchstmöglichen Form.

Das ist nicht mehr gegangen und kann jetzt nicht mehr gehen.

Wenn man DAS erst einmal erlebt hat, wird man sich unwiderruflich bewußt, daß alles völlig von der individuellen Wahrnehmung abhängt; und natürlich hängt diese individuelle Wahrnehmung (der göttlichen Liebe) von der Unzulänglichkeit, der Trägheit, dem Unverständnis, der Unfähigkeit, von der Tatsache ab, daß die Zellen die Schwingung weder fassen noch halten können, kurz von all dem, was der Mensch seinen "Charakter" nennt und von seiner tierischen Evolution herrührt.

(Schweigen)

Man sagt, daß die göttliche Liebe sich nicht manifestiert, weil beim gegenwärtigen Zustand der Unvollkommenheit der Welt das Ergebnis einer Katastrophe gleichkäme, doch das ist die menschliche Sicht. Die göttliche Liebe manifestiert sich, manifestiert sich ewiglich, wird sich ewiglich manifestieren, und nur das Unvermögen der materiellen Welt... und nicht bloß der materiellen Welt, sondern der vitalen und mentalen Welt und vieler anderer Welten, die nicht bereit sind, nicht fähig sind – aber SIE, SIE ist da, SIE ist da, da! SIE ist in Permanenz da, ja, sie ist DIE Permanenz. Diese Permanenz, die Buddha suchte, sie ist da. Er behauptet, sie im Nirvana gefunden zu haben – sie ist da, in der Liebe.

(Schweigen)

Seit diese Erfahrung kam, existiert im Bewußtsein nicht einmal mehr diese Art Sorge, die ich jahrelang hatte, nicht zuviel Kraft oder Macht oder Licht oder Liebe auf die Wesen und Dinge zu konzentrieren, aus Angst, ihr natürliches Wachstum zu stören – wie kindisch das jetzt scheint! Es ist da, es ist da – es ist da. Es liegt an den Dingen selbst, für die es unmöglich ist, mehr zu fühlen, als sie ertragen können.

(Schweigen)

Sobald ich eine Minute zum Meditieren übrig habe, d.h. wenn ich nicht von allen Seiten durch die Leute, die Dinge und die Ereignisse bedrängt werde, sobald ich einfach so machen (Nach-Innen-Wendung andeutende Geste) und schauen kann, sehe ich, daß die Zellen selbst die Schwingung zu verstehen beginnen.

Sie ist offensichtlich der Wirkstoff der Schöpfung.

Ich sagte, daß diese Art "Licht- und Wahrheitsregen", der vor einigen Monaten kam, 1 etwas ankündige – offensichtlich ist dieses Einfließen einer höheren Harmonie in die materiellen Schwingungen dadurch vorbereitet, in Gang gesetzt worden. Es wurde dadurch nicht eine "neue Herabkunft", sondern die Möglichkeit einer neuen Wahrnehmung vorbereitet, einer Wahrnehmung, die eine äußere und physische Aktion erlaubt.

(Schweigen)

Man müßte ein anderes Wort verwenden; was die Menschen "Liebe" nennen, sind so viele verschiedene Dinge, mit solch verschiedenen Mischungen und verschiedenen Schwingungen, daß man dies nicht Liebe nennen kann, man kann dem nicht einen einzigen Namen geben. Somit ist es besser, einfach zu sagen: "Nein, das ist nicht Liebe", das ist alles. Und das Wort für die wahre Sache aufsparen... Im Französischen hat das Wort "Liebe" eine gewisse evokatorische Macht, denn wenn ich es ausspreche, kommt dadurch der Kontakt zustande; deswegen möchte ich es lieber behalten. Was das übrige angeht: Nein, sprecht nicht von Liebe, es ist nicht Liebe.

Ich sagte und schrieb irgendwo: "Liebe ist nicht der Geschlechtsakt. Liebe ist nicht Anhänglichkeit... Liebe ist nicht ..." etc., und schließlich sagte ich: "Die Liebe ist eine allmächtige, direkt vom Einen ausgehende Macht... 2 " Dies war eine erste Wahrnehmung von dem.

Aber es ist eine gewaltige Entdeckung insofern, als einen das nicht mehr verläßt, wenn man das einmal entdeckt hat, komme, was kommen mag.

Man kann seine Aufmerksamkeit während der Arbeit einer anderen Sache zuwenden, wie z.B. letzte Nacht, als ich einer sehr symbolischen Aktivität nachging: eine ganze Stunde lang suchte ich sämtliche Zimmer des Ashrams auf; ich wollte in einer Ecke einen Sessel finden, wo ich mich hätte setzen können, um eine gewisse innere Arbeit zu tun, aber es war unmöglich! Ich irrte von Zimmer zu Zimmer, und in jedem Zimmer befand sich eine Gruppe von Personen, eine oder zwei Personen, oder mehrere Gruppen von mehreren Personen. Jede davon brachte eine "wunderbare" Entdeckung, eine "wunderbare" Erfindung, ein "wunderbares" Projekt – jeder wollte sein "Bestes" vorweisen und es mir demonstrieren. Also schaute und schaute ich (Leute, die ich kenne; es muß der Ausdruck ihrer besten Absichten sein, überfließend von gutem Willen – Mutter lacht), aber es waren allzuviele! Ich schaute mir das einfach an, sprach ein, zwei Worte mit dem einen oder andern, tat dann einige Schritte mit der Hoffnung, eine ruhige Ecke und einen Sessel zu finden, wo ich meine Arbeit verrichten könnte, und so ging ich von einem Zimmer zum andern... Das dauerte eine volle Stunde. Eine Stunde im unsichtbaren Leben ist extrem lang. Ich erwachte, mit anderen Worten, ich trat aus diesem Zustand heraus... ohne einen Sessel gefunden zu haben! Ich erwachte in dem Augenblick, als ich mir sagte: "Es hat keinen Sinn zu suchen (ich fand wohl Ecken mit Sesseln, aber mit so vielen Leuten, daß es unmöglich war, sich dort aufzuhalten), weiter zu suchen ist sinnlos, es wird überall so sein, ich kehre am besten in meinen Körper zurück", und sobald ich mich dazu entschlossen hatte, war es vorbei.

Offensichtlich nehme ich die göttliche Liebe bei solchen Aktivitäten nicht in Anspruch, um das Problem zu lösen – es ist mir auch nicht gestattet, dies zu tun. Somit verstehe ich, daß sich dies im Denken der Leute durch die Vorstellung äußert, die göttliche Liebe könne sich nicht voll manifestieren, ohne eine Katastrophe zu provozieren 3 – es ist überhaupt nicht so, in keiner Weise. Aber es ist offensichtlich, daß in meinem Bewußtsein die Verbindung [mit dem Höchsten] besteht (mit bestimmten Einschränkungen, aber hergestellt ist sie), und es passiert nichts – nichts, absolut nichts, sogar die BELANGLOSESTEN Dinge... ohne, ich kann nicht einmal sagen den "Gedanken" oder die "Empfindung" (man nennt das awareness im Englischen, aber es ist viel voller als das), das Gefühl (wieder ein unmögliches Wort), das Gefühl der Gegenwart des Herrn, der höchsten Gegenwart, und dies vierundzwanzig Stunden am Tag. Während dieser ganzen nächtlichen Aktivität, von der ich eben erzählt habe, war Er da, die Gegenwart des Herrn war beständig da, in jeder Sekunde fühlbar, alles lenkend, alles organisierend – DIESE LIEBE ABER WAR NICHT DA. Das, was ich Liebe nenne, diese Manifestation, ist so ungeheuer mächtig, daß sie, wie ich schon einmal gesagt habe, nichts Andersartiges duldet – Das allein existiert... Das existiert, Das ist. Der Herr hingegen (der "Herr", das, was ich den "Herrn" nenne) ist etwas ganz anderes, er ist alles, was sich manifestiert, und alles, was sich nicht manifestiert hat, alles, was ist, was sein wird, alles, alles, alles ist der Herr – es ist der Herr. Und der Herr duldet notwendigerweise sich selbst!... Alles ist der Herr, wobei der Herr alles durch die Brille der menschlichen Wahrnehmung sieht. 4 Aber alles, wirklich alles, ist da, alles, so wie es sich in jeder Sekunde zeigt, und innerhalb der Wahrnehmung der Zeit ist jede Sekunde wieder anders, in einem dauernden Werden. Dies bedeutet eine höchste Toleranz: keine Kämpfe, keine Schlacht, keine Zerstörung mehr – nur noch Er.

Die Leute, die diese Erfahrung hatten, blieben im allgemeinen dort stecken. Und wenn sie die Welt verlassen wollten, wählten sie den "Auflösungsaspekt" des Herrn; sie suchten dort Zuflucht und verharrten dabei – alles übrige existiert nicht mehr. Das andere hingegen – das andere ist die Welt von morgen oder von übermorgen. Das andere ist eine unsagbare Glorie, eine so allmächtige Glorie, daß nur sie allein existiert.

Wobei das nur EINE Seinsweise des Herrn ist.

(Schweigen)

Diese Erfahrung ist ein Meilenstein auf dem Weg.

Um uns wieder der gewöhnlichen Welt zuzuwenden, die Epidemie im Ashram ist das Resultat davon 5, Leute, die außer Rand und Band geraten, etc. etc. Aber ich KANN die Dinge nicht wie sie sehen – sie können mir unmöglich so katastrophal erscheinen! Wie bei den Personen, die ihren Körper verlassen: man ist in Tränen aufgelöst – ich kann das nicht! Ich kann es einfach nicht. Weißt du, wenn man etwas in einem Topf zum Sieden bringt, brodelt es eben.

(Schweigen)

Es ist immerhin bemerkenswert, daß du die einzige Person bist, der ich mich mitteilen kann – nicht, daß ich es nicht versucht hätte [während Satprems Reise nach Frankreich], ich hatte nämlich den Eindruck, es sei vielleicht schade, wenn gewisse Dinge verlorengingen; ich versuchte es mit Nolini und Pavitra, doch es kommt nichts dabei heraus als eine Art mentale Umsetzung.

Als ich dich Satprem nannte, hatte ich dies im Auge: du mußt offenbar die Fähigkeit haben, mit dem in Kontakt zu treten.

Und Das ist... Ich weiß nicht, ob diese Welt (ich spreche nicht nur von der Erde, sondern vom gesamten bestehenden Universum) von anderen Welten abgelöst oder selbst fortbestehen wird, aber Das, wovon ich spreche und was ich Liebe nenne, ist der Gebieter über diese Welt hier.

Der Tag, an dem die Erde Das manifestieren wird, wird ein glorreicher Tag sein (man hat es uns versprochen, und es sind keine leeren Versprechungen).

Ich erlebte ganz kleine, vorübergehende, ahnungsvolle Momente, wie es sein könnte – und es war schön, über alle Maßen schön. Und die physische Welt ist dazu da, die SCHÖNHEIT auszudrücken; wenn die Welt harmonisch würde, anstatt diese unwürdige Sache zu sein, die sie ist, würde sie wirklich eine außerordentliche Schwingungsqualität aufweisen!... Es ist recht eigenartig... die Welt des Vitals ist wunderbar, die Welt des Mentals hat auch ihren Glanz, und die Welt des Übermentals mit all ihren Göttern (die tatsächlich existierende Wesen sind, ich kenne sie sehr wohl) ist außerordentlich schön; aber stell dir vor, seitdem ich diesen Kontakt habe, erscheint mir alles andere hohl – es scheint so hohl, und... das Wesentliche fehlt.

Und dieses Wesentliche ist im Prinzip schon hier, auf dieser Erde.

 

1 Siehe die Gespräche vom 29. Januar (S. 31) und vom 4. März (S. 57).

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2 Siehe Agenda vom 25. September 1963, Bd. 4, S. 335.

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3 Tatsächlich hatte Mutter das selbst gedacht: siehe Agenda vom 24. August 1963, Bd. 4, S. 297.

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4 Mutter wiederholte: "Der Herr nimmt sich selbst durch die menschlichen Begrenzungen wahr."

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5 Mehr als dreihundert Fälle von Fieber.

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