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Mutters

Agenda

zwölften Band

14. April 1971

(Als Folge auf Mutters letzten Brief an Satprem:)

Mein Kind, wenn ich dir wehgetan habe, bedaure ich das sehr. (Mutter nimmt Satprems Hände)

Ach, nicht doch, liebe Mutter!

Siehst du, ich sprach zu dir, wie ich zu mir selbst sprechen würde [Mutters Brief an Satprem], so offen wie möglich. Aber ich glaubte wirklich nicht, es würde dir wehtun. Ich sah in dir, daß du nun die Dinge weißt... Sag mir, was du auf dem Herzen hast.

Nein, liebe Mutter, jetzt ist es völlig vorbei. Es ist vorbei. Ein, zwei Tage waren... etwas schwierig, und dann war es vorbei.

(Mutter hält Satprems Hände fest umschlossen)

Letztlich habe ich nur bedauert, daß es deine ganze Zeit in Anspruch nimmt und daß man solche Geschichten darum macht. Das ist alles.

Oh, das macht nichts.

... Es gibt wirklich wichtigere Dinge 1 .

Ach, mein Kind, die Situation ist... schrecklich gefährlich.

Ja.

Es bleibt nur... Nur indem man sich verzweifelt an das Göttliche klammert – aber an das reinste und mächtigste Göttliche –, kann man eine... eine allgemeine Katastrophe vermeiden. Schrecklich.

Das Gefühl, daß man keine Minute verlieren darf, daß man sich ständig, ständig, ständig an das Göttliche klammern muß, um es dazu zu bringen, hier herabzusteigen. Andernfalls... andernfalls ist es schrecklich.

Für mich ist es nötig... Für mich ist es nötig, daß alle, die mich lieben, mich verstehen.

Ja, liebe Mutter, ja.

(Schweigen)

Ja, ich selbst ging auch durch eine Periode (ich wage kaum, in der Vergangenheit zu sprechen), wo eine völlige Zersetzung stattzufinden schien.

Ja, ich auch.

Ein Ansturm.

Ich weiß, ich weiß.

Etwas will mich heftig heimsuchen...

Ich weiß. Du kannst dir nicht vorstellen, wie konkret ich Tag und Nacht bei dir war.

Du weißt, was ich alles durchgemacht habe?

Ja, ich weiß... Ich weiß... Vergiß es, willst du? Das ist das Beste, was du tun kannst. Das ist ein Teil des Wesens, der verschwinden muß – das bist nicht du.

Ich weiß, liebe Mutter, das bin nicht ich. Aber es versuchte mich sehr scharf zu treffen.

Ja, ja, das... Ich sage dir, Tag und Nacht, ständig, ständig kam es so... Aber wenn man das in einen großen Sieg verwandeln könnte – nein... nicht "wenn": man MUSS, mein Kind. Damit alles, was sich noch dort unten festklammert, verschwindet – weg damit, man spricht nicht mehr davon.

Ja, liebe Mutter, ich möchte das gern. Mit deiner Hilfe, ja.

Es ist, als ob... als ob du hochstiegest, als ob du ein altes Gewand abwürfest und geradewegs zum Licht stiegest – ich sah es... Ich sah es.

(Schweigen,
Mutter hält immer noch Satprems Hände fest)

Genau das Zitat, das wir im Bulletin veröffentlichen 2 – das ist so zutreffend!

Ja. Es wütet. Alles, was verschwinden soll, schlägt um sich.

Ja, es wütet mit Verbissenheit.

(Schweigen)

Aber das Land befindet sich in einer äußerst gefährlichen Situation.

Ja.

China... Vor langer Zeit (vor mehr als einem Jahr) hatte ich die Absicht Chinas gesehen. Jetzt ist die Gelegenheit da 3 . Und China... das bedeutet, daß ganz Indien, brff! (Geste eines Überstürmtwerdens) Nein, ich sage dir: Nur das Göttliche kann retten. Es bedarf eines göttlichen Eingreifens, nur das kann retten – etwas Außergewöhnliches, Anomales, Unerwartetes. Andernfalls... andernfalls...

(langes Schweigen)

Wirklich... Es läßt sich wirklich so ausdrücken: Nur der göttliche Wille kann uns retten – alle Umstände sind... (Geste mit ineinandergeschobenen Fingern) Deshalb müssen wir uns aller Dinge entledigen, die uns noch unten festhalten, um wirklich bereit zu sein, diesen göttlichen Willen zu empfangen.

Ich verstehe das gut, liebe Mutter, von Grund auf. Doch ich glaube allein an die göttliche Gnade – denn unsere eigenen Kräfte sind...

Ja, ich weiß, mein Kind.

(sehr langes Schweigen)

Ach, weißt du, der Körper, wirklich der ganze Körper will die Transformation, und er ist... Die Welt der Unaufrichtigkeit, die dort drinnen besteht, ist erschreckend – in den Zellen, in diesen... oh!... Daher die Dringlichkeit – die Dringlichkeit FÜR das... Erschreckend... Tag und Nacht herrscht der Wille... der Wille, göttlich zu werden.

(Schweigen)

In diesen Tagen brachen ALLE alten Auffassungen zusammen, alle alten Reaktionen. Das war... Und dann... was dann? Was?... Das ist es: nichts bleibt, nichts, nichts... (Geste mit geballten Fäusten) nur ein Wille – ein Wille, ein Verlangen, ein zwingendes Bedürfnis: Oh, die Herrschaft des Göttlichen muß kommen!

(Schweigen)

Das Gefühl der eigenen Unterlegenheit und Unfähigkeit haben – mit dieser Aspiration, daß allein das Göttliche herrsche.

(Schweigen)

Und du, mein Kind, dies ist deine Bestimmung. Deine Bestimmung ist, daß du bewußt wirst und das Göttliche manifestierst – dies ist deine Bestimmung. Es muß .... Ich bin in Eile, denn ich sehe, daß sich die Umstände mehr und mehr... zuspitzen – gefährlich. Nur ein Wunder kann uns retten – das heißt, das, was wir für ein Wunder halten: das Eingreifen... das Eingreifen des göttlichen Willens in seiner Reinheit, ohne Entstellung, ohne Widerspruch, ohne Hindernis – nur Das.

(Schweigen)

Wir müssen unser Bestes geben – und das ist noch weit von dem entfernt, was es sein soll.

(Mutter geht in sich,
eine lange Kontemplation wie ein gemeinsames Gebet
für den Schmerz der Erde)

Oh, mein Kind!...

(Mutter geht in sich)

 

1 Die Truppen Pakistans unternahmen vor dem Beginn des Monsuns eine Generaloffensive gegen Bangladesh; es gelang ihnen, fast die ganze Grenze zu Indien abzuriegeln, so daß sie alle Hilfsmöglichkeiten abschnitten, und die Chinesen sammelten ihre Truppen an den nordöstlichen Grenzen.

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2 "Das Ende eines Evolutionsabschnittes wird meist gekennzeichnet durch ein mächtiges Aufbrechen von allem, was aus der Evolution verschwinden soll."

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3 China hatte angekündigt, daß es angreifen würde, falls Indien sich in die "inneren Angelegenheiten" Pakistans einmischte.

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