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SRI AUROBINDO

Briefe über den Yoga

Band 4

Die Schwierigkeiten des Pfades

I  II   III   IV  V  VI  VII  VIII  IX  X

III.

Es gibt nur drei grundlegende Hindernisse, die im Weg stehen können:

1. Fehlender oder ungenügender Glaube.

2. Egoismus – das Mental, das sich an seine eigenen Ideen klammert; das Vital, das seine eigenen Begierden einer wahren Hingabe vorzieht; das Physische, das an seinen eigenen Gewohnheiten haftet.

3. Eine gewisse Trägheit oder ein grundlegender Widerstand im Bewusstsein, das sich nicht wandeln will, weil es zu mühsam ist oder weil es nicht an seine Fähigkeit oder an die Macht des Göttlichen glauben will – oder aus einem anderen, mehr unterbewussten Grund. Du musst selbst herausfinden, welches von all diesen Hindernissen es ist.

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Die Hauptschwierigkeit in der Sadhana besteht in den Bewegungen der niederen Natur, den Ideen des Mentals, den Begierden und der Anziehungskraft des Vitals, den Gewohnheiten des Körperbewusstseins, die dem Wachsen des höheren Bewusstseins im Wege stehen – es gibt noch andere Schwierigkeiten, doch machen diese [von mir aufgeführten] den Großteil des Widerstandes aus.

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In der einen oder anderen Form ist der Widerstand des Mentals und des prana, die unter dem Vorwand der spirituellen Verwirklichung versuchen, unabhängig zu sein und das Ego zu befriedigen, ein häufiges Hindernis im Yoga.

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Jeder Teil der [menschlichen] Natur will mit seinen alten Bewegungen fortfahren und weigert sich so sehr er kann, eine radikale Wandlung und einen radikalen Fortschritt zuzulassen, denn das würde ihn etwas Höherem als er selbst ist unterwerfen und der obersten Gewalt in seinem eigenen Bereich berauben – seiner Alleinherrschaft. Das ist es, was aus der Umwandlung einen so langwierigen und schwierigen Vorgang macht.

Das Mental wird schwerfällig, weil sich an seiner unteren Basis das physische Mental mit dem Prinzip des tamas oder der Trägheit befindet – denn die Trägheit ist in der Materie das grundlegende Prinzip; Eine anhaltende oder lange Folge höherer Erfahrungen verursacht in diesem Teil des Mentals ein Gefühl der Erschöpfung oder eine Reaktion des Unbehagens oder der Dumpfheit. Die Trance oder der samādhi-Zustand ist ein Ausweg – der Körper kommt zur Ruhe, das physische Mental befindet sich in einem Stadium der Lethargie, und das innere Bewusstsein kann ungehindert seine Erfahrungen fortsetzen. Der Nachteil besteht darin, dass die Trance zu einer Unerlässlichkeit wird, ohne dass das Problem des Wachbewusstseins eine Lösung findet; es bleibt unvollkommen.

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Die Starrheit lag an der Hartnäckigkeit, mit der dein Mental und Vital, die sich nicht wandeln wollten, sich an ihre eigenen Ideen und vitalen Gewohnheiten klammerten. Die Folge davon war eher eine Laxheit, eine allgemeine Schlaffheit, durch die die Natur sich mit dem spirituellen Bestreben nicht in Einklang bringen, sondern nach Belieben alle möglichen Dinge auf ihren Saiten spielen ließ. Plastizität des Bewusstseins ist notwendig, aber eine Plastizität gegenüber der wahren Berührung durch die [Göttliche] Macht, nicht gegenüber einer gewöhnlichen Berührung durch Kräfte der Natur. Dein Ziel sollte sein, alles auf das Höhere abzustimmen – dann wird die wahre Poesie des Spirits möglich, nicht nur im Schreiben, sondern auch im Leben.

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Das Vorhanden sein von Unvollkommenheiten, selbst vieler und schwerwiegender Unvollkommenheiten, kann kein bleibendes Hindernis für den Fortschritt im Yoga sein. (Ich meine nicht die Wiedererlangung des früheren Sich-Öffnens, denn meiner Erfahrung nach ist das, was nach einer Zeit der Behinderung oder des Kampfes kommt, meist ein neues und weiteres Sich-Öffnen, ein umfassenderes Bewusstsein und ein Fortschritt gegenüber dem bereits Gewonnenen, das für den Augenblick verloren scheint – aber nur scheint.) Das einzige Hindernis, das dauerhaft sein kann – aber nicht sein muss, denn auch das kann sich ändern –, ist Unaufrichtigkeit, und damit bist du nicht behaftet. Wenn Unvollkommenheit ein Hemmnis wäre, könnte niemand im Yoga erfolgreich sein, denn alle sind unvollkommen, und ich bin mir nach all dem, was ich beobachten konnte, nicht sicher, ob jene, die die größten Fähigkeiten zum Yoga haben, nicht auch sehr oft mit den größten Unvollkommenheiten belastet sind oder waren. Du kennst vermutlich den Kommentar von Sokrates über seinen eigenen Charakter; das gleiche könnte man von vielen großen Yogis über ihre ursprüngliche menschliche Natur sagen. Aufrichtigkeit im Yoga ist die einzige Sache, die letzten Endes zählt, und mit ihr die Geduld, auf dem Pfad auszuharren – viele schlagen sich durch, sogar ohne diese Geduld, denn trotz Aufruhr, Übereifer, Niedergeschlagenheit, Verzweiflung, Ermüdung und der zeitweiligen Einbuße des Glaubens treibt sie eine Kraft, die größer ist als ihr äußeres Selbst, die Kraft des Spirits, das drängende Bedürfnis der Seele durch Wolken und Nebel dem vor ihnen liegenden Ziel entgegen. Unvollkommenheiten können ein Hemmschuh sein und für den Augenblick zu einem schlimmen Sturz führen, doch sind sie kein dauerndes Hindernis. Hemmnisse infolge eines Widerstandes in der [menschlichen] Natur können ernsthaftere Ursachen der Verzögerung darstellen; aber auch sie währen nicht ewig.

Auch die lang anhaltende Dumpfheit ist kein hinreichender Grund dafür, den Glauben an deine Eignung oder deine spirituelle Bestimmung zu verlieren. Ich glaube, dass Wechsel von lichten und dunklen Zeiten eine nahezu universale Erfahrung des Yogi darstellen und Ausnahmen sehr selten sind. Wenn man nach den Ursachen dieses Phänomens forscht – ein für unsere ungeduldige menschliche Natur sehr unliebsames Phänomen –, dürften sich, wie ich meine, hauptsächlich zwei abzeichnen. Die erste ist, dass das menschliche Bewusstsein weder eine andauernde Herabkunft des Lichtes, der Macht oder des Anandas ertragen noch auf einmal empfangen und in sich aufnehmen kann; es braucht Zeiten der Assimilation; diese Assimilation jedoch geht hinter dem Schleier des Oberflächen-Bewusstseins vor sich; die herabgekommene Erfahrung oder Verwirklichung zieht sich hinter den Schleier zurück und lässt dieses äußere oder Oberflächen-Bewusstsein brachliegen und für eine neue Herabkunft bereit werden. In den höher entwickelten Stadien des Yoga werden diese dunklen oder dumpfen Zeitspannen kürzer, sind weniger ermüdend und werden durch die Empfindung des größeren Bewusstseins angehoben, welches, wenngleich nicht für den unmittelbaren Fortschritt wirkend, dennoch bestehen bleibt und die äußere Natur stützt. Die zweite Ursache ist ein gewisser Widerstand, etwas in der menschlichen Natur, das die erfolgte Herabkunft nicht gefühlt hat, das nicht bereit, vielleicht nicht willens ist, sich zu wandeln – oft ist es auch eine starke gewohnheitsmäßige Prägung des Mentals oder des Vitals oder eine zeitweilige Trägheit des physischen Bewusstseins und nicht genau genommen ein Teil der [menschlichen] Natur –, und hierdurch wird, erkennbar oder nicht, das Hindernis geschaffen. Wenn man die Ursache in sich selbst auffinden, sich eingestehen, ihr Wirken erkennen und die [Göttliche] Macht zu ihrer Beseitigung herabrufen kann, ist es möglich, die Zeiten der Finsternis weitgehend zu verkürzen und ihre Härte zu mildern. Im Hintergrund jedenfalls wirkt die Göttliche Macht immer; und eines Tages, vielleicht wenn man es am wenigsten erwartet, bricht das Hindernis zusammen, die Wolken weichen zurück, und es herrschen wieder Licht und Sonnenschein. In diesem Fall ist es das beste, sich nicht zu quälen, nicht zu verzagen, sondern ruhig und beharrlich weiterzumachen, sich offen zu halten, ausgebreitet für das Licht und in vollem Glauben darauf zu harren, dass es kommt; meiner Erfahrung nach werden so diese Bewährungsproben verkürzt. Später, wenn das Hindernis verschwunden ist, erkennt man, dass ein großer Fortschritt erzielt wurde und das Bewusstsein wesentlich fähiger ist aufzunehmen und zu bewahren als vorher. Im spirituellen Leben bringt jede Heimsuchung und Prüfung einen Gewinn.

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Der Yogi erreicht eine Art Teilung seines Wesens, bei welcher der innere purusa gefestigt und ruhig die Störungen im äußeren Menschen beobachtet, so wie man die Ausbrüche eines unvernünftigen Kindes betrachtet; wenn das einmal erreicht ist, kann er darüber hinaus auch den äußeren Menschen kontrollieren; die völlige Kontrolle des äußeren Menschen aber bedarf einer langen und anstrengenden tapasya.

Doch selbst von einem siddha-Yogi kannst du nicht immer eine vollkommene Vollkommenheit erwarten: vielen ist sogar an der Vollkommenheit der äußeren Natur gar nichts gelegen, was aber ihre Verwirklichung und Erfahrung nicht widerlegt. Wenn du es auf deine Weise betrachtest, müsstest du eine große Zahl von Yogis der Vergangenheit ausschließen, und auch die Rishis der alten Zeiten.

Ich gebe zu, dass sich darin das Ideal meines Yoga [von anderen Yoga-Systemen] unterscheidet, kann aber andere spirituelle Menschen, ihre Leistungen und ihre Disziplin nicht darauf festlegen. Mein eigenes Ideal ist die Umwandlung der äußeren Natur – Vollkommenheit so vollkommen wie möglich. Du kannst aber nicht behaupten, dass jene, die das nicht erreicht haben oder denen daran nichts gelegen war, keine Spiritualität besessen hätten. Ein gutes Verhalten – nicht Höflichkeit, die eine äußere, wenn auch schätzenswerte Sache ist –, Schönheit, die sich auf einer spirituellen, in das Leben projizierten Verwirklichung der Einheit und des Gleichklangs gründet, ist bestimmt ein Teil der vollendeten Harmonie.

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Doch wann gehörten Höflichkeit und gute gesellschaftliche Manieren je auf dieser Welt zur spirituellen Erfahrung oder wahren Yoga-siddhi oder galten als Test dafür. Sie sind ebensowenig ein Test wie die Fähigkeit, gut zu tanzen oder sich geschmackvoll zu kleiden. So wie es sehr gute und wohlwollende Menschen gibt, die flegelhafte und rüde Manieren haben, kann es sehr spirituelle Menschen geben (ich meine hiermit Menschen, die tiefe spirituelle Erfahrungen hatten), die das physische Leben und Treiben nicht beherrschen – was übrigens auch bei vielen Intellektuellen der Fall ist –, und die auf ihr Benehmen überhaupt nicht achten. Ich glaube, man wirft auch mir ein grobes und arrogantes Benehmen vor, weil ich es ablehne, Leute zu empfangen, Briefe zu beantworten, und mich einer Unmenge anderer Vergehen schuldig mache. Ich habe von einem berühmten Einsiedler gehört, der jeden, der sich seiner Klause näherte, mit Steinen bewarf, weil er keine Jünger wollte und sich nicht anders zu helfen wusste, um die Flut von Bewerbern abzuwehren. Ich zumindest würde zögern zu behaupten, dass solche Menschen kein spirituelles Leben oder keine spirituelle Erfahrung hätten. Natürlich ist es mir lieber, wenn die Sadhaks untereinander einigermaßen rücksichtsvoll sind, das aber ist eine Regel für das kollektive Leben und die Harmonie, gilt aber nicht für die Yoga-siddhi oder als ein untrügliches Zeichen innerer Erfahrung.

So wie du schreibst, müsste man in dem Augenblick, in dem man irgendeine spirituelle Erfahrung oder Verwirklichung erlangt, gleichzeitig eine vollendete Person ohne Mängel oder Schwächen sein. Das heißt, eine Forderung zu erheben, der unmöglich zu entsprechen ist, und es heißt ferner, die Tatsache zu ignorieren, dass spirituelles Leben ein Wachsen und nicht ein plötzliches und unerklärliches Wunder ist. Kein Sadhak kann so beurteilt werden, als ob er bereits ein siddha-Yogi wäre, am allerwenigsten jene, die erst ein Viertel oder noch weniger eines sehr langen Weges zurückgelegt haben. Selbst große Yogis beanspruchen nicht, die Vollendung erreicht zu haben, und man darf nicht behaupten, dass sie, weil sie nicht durch und durch vollendet sind, ihre Spiritualität unecht oder für die Welt ohne Wert sei. Im übrigen gibt es alle Arten von spirituellen Menschen: Einige geben sich mit ihrer spirituellen Erfahrung zufrieden und suchen nicht eine äußere Vollendung oder äußeren Fortschritt; einige sind Heilige, andere suchen keine Heiligkeit, wiederum andere sind zufrieden, im kosmischen Bewusstsein in Berührung und Einung mit dem All zu leben, lassen sich aber von allen Arten von Kräften durchdringen, wie es zum Beispiel in der Beschreibung des typischen paramahamsa [die vollendete spirituelle Person] zum Ausdruck kommt. Das Ideal, das ich für unseren Yoga aufgestellt habe, ist die eine Sache, die aber nicht alles bestehende spirituelle Leben und Bemühen bindet. Das spirituelle Leben ist nicht etwas, das in einer starren Definition formuliert oder durch eine starre mentale Regel festgelegt werden kann; es ist ein weiter Bereich der Evolution, ein unermessliches Königreich, das potentiell größer ist als alle Königreiche darunter – mit hundert Provinzen und tausend Arten, Stadien, Formen, Pfaden, Verschiedenheiten des spirituellen Ideals und Abstufungen des spirituellen Fortschritts. Von der Grundlage dieser Wahrheit müssen die Dinge, welche die Spiritualität und ihre Sucher betreffen, betrachtet werden, wenn es mit Kenntnis geschehen soll. Nur indem man Spiritualität so auffasst, kann man sie wahrhaft verstehen – entweder in ihrer vergangenen oder künftigen Form oder indem man statt dessen die spirituellen Menschen der Vergangenheit und Gegenwart betrachtet oder eine Beziehung zwischen den verschiedenen Idealen, Stadien usw. herstellt, die in der spirituellen Evolution des Menschen in Erscheinung traten.

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Ich beantworte deinen Brief, weil die Mutter noch zu sehr beschäftigt ist, um dir zu schreiben.

Was sie damals meinte, war eine Vollendung in Form von Eigenschaften und Taten, die einen mentalen Idealismus befriedigen würden und für andere besonders sichtbar und wahrnehmbar wären – in der Psychologie des indischen Yoga eine „sattwische“ Vollendung genannt. Das ruft oft eine Art Stolz und Selbstgerechtigkeit, einen „sattwischen“ Egoismus hervor, der das Bewusstsein starr macht, so dass es gegenüber dem Göttlichen Willen nicht flexibel und formbar ist. Die wahre spirituelle Vollendung ist nicht so sehr eine Sache der Form, sondern der Substanz des Bewusstseins als solchem, und da sie [die spirituelle Vollendung] an ihrer Basis aus einer vollen Harmonie mit dem Göttlichen Bewusstsein besteht, aus einer freien und plastischen Selbstanpassung an den Göttlichen Willen in jedem Augenblick, sind ihre Formen und die Formen ihrer Tätigkeit [äußerlich] nicht so leicht sichtbar oder abschätzbar. Das Wort „rechtschaffen“ ist auf ihre Bewegungen nicht anwendbar, sie sind ganz einfach deshalb recht, weil sie in Einklang mit dem Göttlichen stehen.

Es liegt auf der Hand, dass man echten Unvollkommenheiten nicht nachgeben soll – [es doch zu tun und] das als Prinzip aufzustellen, wäre gefährlich; die sichtbaren Schwächen sind jene, die nur einer äußerlichen Betrachtungsweise so erscheinen würden. Ein „rechtschaffener“ Ärger könnte leicht Teil jener Selbstgerechtigkeit sein, welche die Mutter meinte; und sich mit der Bewegung des Ärgers zu identifizieren, ob rechtschaffen oder nicht, ist spirituell unerwünscht. Eine Bewegung wie die, die du meinst, könnte von außen betrachtet eine Bewegung der Unvollkommenheit in der [menschlichen] Natur sein, im Sinne der Rechtschaffenheit jedoch, wie oben beschrieben, völlig zu Recht bestehen. Es geht nicht um die Frage einer bestimmten Tätigkeit oder einzunehmenden Haltung, sondern um das innere Bewusstsein, das dem Göttlichen Willen, der in ihm wirkt, freien und plastischen Ausdruck verleiht.

Chakyamuni ist ein Name Buddhas; „der Weise der Chakyas“ – das ist die Sippe, welcher der Buddha von Geburt angehörte und deren König sein Vater war.

IV.

Es spielt keine Rolle, welche Mängel in deiner Natur bestehen. Es kommt einzig darauf an, dass du dich für die Kraft offen hältst. Niemand vermag sich selbst durch die eigenen, durch nichts unterstützten Bemühungen umzuwandeln; allein die Göttliche Kraft ist es, die dich umwandeln kann. Wenn du dich offen hältst, wird alles übrige für dich getan werden.

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Alle Begrenzungen können überwunden werden; wenn sie aber in der Gestaltung des gegenwärtigen Wesens tief verwurzelt sind, kann es nur dann geschehen, wenn man eine Macht und ein Bewusstsein herabruft, die höher sind als das persönliche Mental und der persönliche Wille. Das höhere Bewusstsein kann durch das, was es mit sich bringt, die Defekte der persönlichen Natur korrigieren oder umformen.

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Kaum irgendjemand ist stark genug, nur durch sein eigenes Streben und seinen eigenen Willen die Kräfte der niederen Natur zu überwinden; selbst jene, die es versuchen, erlangen nur eine gewisse Kontrolle, nicht aber die volle Meisterung. Wille und Streben sind notwendig, um die Hilfe des Göttlichen herabzubringen, und damit das menschliche Wesen in seiner Auseinandersetzung mit den niederen Mächten auf seiner [des Göttlichen] Seite bleibt. Allein die Göttliche Kraft, die den spirituellen Willen und das seelische Streben des Herzens erfüllt, kann den Sieg herbeiführen.

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Wie ich dir bereits schrieb, hat es keinen Wert mehr, über richtiges Verstehen und falsche Bewegungen nachzudenken und sich aufzuregen, wenn man der Meinung ist, es [das richtige Verstehen] sei nicht vorhanden oder unvollkommen. Niemand kann sich selbst wandeln – selbst die besten Sadhaks hier haben das erkannt. Ihr Bestreben ist darauf gerichtet, den Frieden, die Kraft, das Licht und den Ananda der Mutter in sich eintreten zu lassen, wachsen zu lassen – denn sie wissen, dass sie dadurch gewandelt werden. Solange das noch nicht besteht, noch nicht berührt, nicht wächst, kämpfen sie mit dem Mental und Vital, weil sie nicht anders können und es nötig ist, das Bewusstsein ein wenig vorzubereiten, um den Frieden und die Kraft einzulassen. Wenn aber einmal die Berührung [von Frieden, Kraft, Licht usw.] stattgefunden hat, bleibt nur das eine zu tun, alle Kraft darauf zu verwenden, darauf zu vertrauen, sich zu überantworten und hinzugeben – denn dann ist der gerade Weg gefunden und die wahre Macht sowie das wahre Bewusstsein konnten erfahren werden.

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Ich möchte, dass du offen und mit dem Frieden, der Gegenwart und der Kraft des Göttlichen in Kontakt bist. Dann wird alles übrige kommen und man braucht sich keine Sorgen mehr zu machen über die erforderliche Zeit, die es in Anspruch nimmt in den peripeties [Wechselfälle] der Sadhana.

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Das einzig Wahre an deiner anderen Erfahrung – die dir, wie du sagst, zu jenem Zeitpunkt so gültig erschien – ist, dass weder für dich noch für irgend jemand Hoffnung besteht, durch die eigene, nicht unterstützte Bemühung aus dem niederen Bewusstsein herauszukommen. Daher erscheint dir, wenn du in dieses Bewusstsein absinkst, alles so hoffnungslos – weil dir eine Zeitlang das wahre Bewusstsein abhanden gekommen ist. Diese Befürchtung jedoch ist unbegründet, denn du hast eine Bereitschaft für das Göttliche und bist nicht daran gebunden, im niederen Bewusstsein zu verbleiben.

Wenn du im wahren Bewusstsein lebst, kannst du erkennen, dass alles getan werden kann, auch wenn gegenwärtig erst ein kleiner Anfang gemacht wurde; aber ein Anfang genügt, wenn einmal die [Göttliche] Kraft und Macht gegenwärtig sind. Denn durch sie kann tatsächlich alles geschehen, und für die volle Wandlung und Vollendung der Seele ist nur Zeit und das Streben der Seele erforderlich.

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Durch mentale Kontrolle etwas zu erreichen ist immer schwierig, wenn das, was versucht wird, sich gegen den Hang der menschlichen oder persönlichen Natur richtet. Ein starker Wille, der geduldig und beharrlich auf sein Ziel gerichtet ist, kann eine Wandlung bewirken, doch dauert es meist lange Zeit, und der anfängliche Erfolg mag nur ein teilweiser und von vielen Fehlschlägen begleitet sein.

Alle Tätigkeiten automatisch in Anbetung zu wandeln kann nicht allein durch Kontrolle im Denken geschehen; im Herzen muss ein starkes Streben herrschen, wodurch eine gewisse Verwirklichung oder das Gefühl der Gegenwart des Einen, dem man die Anbetung darbringt, ausgelöst wird. Der bhakta verlässt sich nicht nur auf die eigene Bemühung, sondern auf die Gnade und Macht des Göttlichen, das er anbetet.

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Diese Hemmnisse sind in den ersten Stadien der Sadhana nichts Ungewöhnliches. Sie sind der [menschlichen] Natur zuzuschreiben, die noch nicht genügend empfangsbereit ist. Du solltest herausfinden, wo das Hemmnis liegt, im Mental oder Vital, und versuchen, dort das Bewusstsein zu weiten, und um mehr Reinheit und Frieden bitten; in dieser Reinheit und diesem Frieden bringe den entsprechenden Teil deines Wesens aufrichtig und voll der Göttlichen Macht dar.

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Der wahre Grund der Schwierigkeit und des fortwährenden Wechsels ist der Kampf zwischen dem verhüllten wahren Wesen im Inneren und der äußeren Natur, besonders dem niederen Vital voller Begierden und dem physischen Mental voller Finsternis und Unwissenheit. Der Kampf ist unvermeidlich in der menschlichen Natur, und kein Sadhak kann ihm entrinnen; jeder muss sich mit dieser Finsternis und diesem Widerstand auseinandersetzen, mit ihrer Hartnäckigkeit und ständigen Rückkehr; es ist nicht nur die niedere Natur, die in ihren Wiederholungen und ihrer Wiederkehr so beharrlich ist; denn selbst wenn sie im Begriff ist, sich zu wandeln, versuchen die allgemeinen Mächte dieser Ebene in der universalen Natur den Widerstand aufrechtzuerhalten, indem sie die alten Bewegungen bei jedem Schritt zurückholen, um zu verhindern, dass der Fortschritt für immer gefestigt und endgültig sei. Es trifft daher zu, dass eine beharrliche und ununterbrochene Sadhana notwendig ist, wenn man schnell vorankommen will; doch selbst im anderen Fall wird man am Ziel anlangen, wenn an die Seele im Inneren der Ruf ergeht; denn die Seele harrt aus, und nach jeder Verfinsterung oder jedem Straucheln bringt sie das Licht zurück und treibt dich auf dem Pfad voran, bis sie sich schließlich eines glatten und leichten Marsches zum Ziel gewiss ist.

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Wie soll man sich mit einer Schwierigkeit oder einer Stockung in einer Bewegung, die begonnen hat oder bereits eine Zeitlang durchgeführt wurde, auseinandersetzen? Denn solch eine Stockung ist zwangsläufig nur allzu häufig, nicht nur bei dir, sondern bei jedem Suchenden; man könnte beinahe sagen, dass jedem Schritt vorwärts eine Stockung folgt – das zumindest ist eine sehr allgemeine, wenn nicht universale Erfahrung. Man muss sich damit auseinandersetzen, indem man immer ruhiger und der Wille zum Durchhalten immer fester wird; indem man sich mehr und mehr öffnet, so dass jede Hemmung durch fehlende Empfangsbereitschaft in der Natur sich abschwächt oder schwindet; indem man den Glauben stärkt, selbst inmitten der Finsternis, den Glauben an die Gegenwart einer Macht, die hinter der Wolke und dem Schleier wirkt, den Glauben an die Führung durch den Guru; indem man sich selbst beobachtet, um jede Ursache der Stockung ausfindig zu machen, nicht in einer Haltung der Niedergeschlagenheit oder Entmutigung, sondern mit dem Willen, sie zu finden und zu beseitigen. Das ist die einzig richtige Haltung, und wenn man sie immerfort einnimmt, werden die Zeitspannen der Stockung zwar nicht ausgeschaltet – denn das ist in diesem Stadium nicht möglich –, aber stark verkürzt und leichter. Manchmal handelt es sich bei diesen Stockungen um mehr oder weniger lange Perioden der Assimilation oder unsichtbaren Vorbereitung und ihr äußerer Anschein einer fruchtlosen Unbeweglichkeit täuscht; wenn man die richtige Haltung einnimmt, kann man nach einiger Zeit durch ein Sich-Öffnen, durch Beobachtung, durch gesammelte Erfahrung das, was vorbereitet wird oder geschieht, zu fühlen oder zu ahnen beginnen. Manchmal ist es eine Zeitspanne echter Behinderung, in der die wirkende Macht sich mit den Hindernissen auf dem Weg auseinandersetzen muss, den Hindernissen in einem selbst, den Hindernissen der sich widersetzenden kosmischen Kräfte oder irgendwelcher anderer oder aller zusammen, und diese Art von Stillstand kann kurz oder lang sein, entsprechend der Stärke, Hartnäckigkeit oder Vielfalt der Behinderungen, denen man begegnet. Doch vermag auch hier die richtige Haltung auszugleichen oder zu verkürzen, und, wenn man sie dauernd einnimmt, zu einer radikaleren Beseitigung der Schwierigkeiten führen und die Notwendigkeit eines gänzlichen Stillstands später verringern.

Im Gegenteil, eine Haltung der Niedergeschlagenheit oder des fehlenden Glaubens gegenüber der Hilfe oder Führung oder des sicheren Sieges der führenden Macht, ein Sich-Einschließen in das Gefühl der Schwierigkeiten verzögert die Gesundung, verlängert die Schwierigkeit, verhilft den Widerständen zu einer kraftvollen Rückkehr, statt dass sich ihr Auftreten allmählich vermindert. Es ist eine Haltung, deren Beharrlichkeit oder Rückkehr du entschlossen verhindern musst, wenn du den Widerstand, den du so sehr empfindest, überwinden willst – jenen Widerstand, der durch die Haltung der Niedergeschlagenheit, solange sie besteht, nur noch spürbarer wird.

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Ich glaube nicht, dass irgendein Sadhak, wie fortgeschritten er auch sei, die ganze Zeit über das volle [höhere] Bewusstsein hat. Diese Wechselhaftigkeit kommt, und man kann sie nicht verhindern, denn etwas vom gewöhnlichen Bewusstsein ist immer noch vorhanden und tritt hervor, damit man sich damit auseinandersetzt. Man muss das verstehen und nicht beunruhigt sein – denn wenn man sich erregt, verzögert das den Prozess. Wenn das wahre Bewusstsein in seiner Fülle ohne Unterbrechung verweilen würde, wäre die Sadhana beendet, und das wäre die siddhi. Das kann nicht sofort kommen.

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Wie ich dir schon immer gesagt habe, kannst du nicht erwarten, dass alles sofort erleuchtet ist. Selbst die größten Yogis können nur schrittweise vorankommen, und erst am Ende nimmt die ganze Natur am wahren Bewusstsein teil, das sich zuerst im Herzen oder dahinter oder im Kopf oder darüber festigt. Langsam kommt es herab oder dehnt sich aus und erobert jede Schicht des Wesens, eine nach der anderen; aber jeder Schritt dauert seine Zeit.

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Du solltest begreifen, dass diese Perioden der Umwölkung nicht durch eine besondere Unfähigkeit oder Abnormität deinerseits ausgelöst werden – selbst die besten Sadhaks werden davon heimgesucht. Es liegt an der Schwierigkeit der menschlichen Natur, die Umwandlung zu erlangen. Diese Schwierigkeit nimmt manchmal irgendwo im Vital die Form eines bösen Willens an oder im Physischen die Tendenz, sich an alte Fehler und Gewohnheiten zu klammem, oder vor der Mühe der Umwandlung zurückzuschrecken – doch hast du in dieser Hinsicht einen großen Fortschritt gemacht. Was noch verblieben ist, ist die mechanische Gewohnheit der niederen Natur im allgemeinen – mechanisch, aber nicht vorsätzlich –, die alten Bewegungen zu wiederholen, an die sie immer oder noch bis vor kurzem gewöhnt war, wenn sie in einer starken Welle aus der umgebenden universalen Natur eingedrungen sind. Das schafft so etwas wie einen wiederholten Rückfall in Zustände, die durch den spirituellen Fortschritt hinausgestoßen werden, und es ist nicht leicht, diese Wiederkehr völlig loszuwerden. Das beste ist, nicht bedrückt oder beunruhigt zu sein, wenn es geschieht, sondern zu erkennen, worum es sich handelt und sehr ruhig zu bleiben sowie nach der Kraft der Mutter zu rufen, um davon befreit zu werden. Auf diese Weise nimmt die Gewohnheit dieser Rückfälle ab, auch ihre Kraft und Intensität, während man andererseits fähig wird, immer leichter und schneller das wahre Bewusstsein und die wahre Kraft zurückzurufen sowie den lichten, glücklichen, friedvollen, offenen Zustand. Man kann dann auf einer gesicherten Basis einen immer positiveren Fortschritt erreichen.

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Diese Zeiten der Schwierigkeiten kommen zwangsläufig – niemand wird davon verschont, denn die niedere Natur ist in allen. Was du zu tun hast ist, die Standhaftigkeit, von der du sprichst, zu bewahren und durchzuhalten, bis die Göttliche Macht zusammen mit deinem Willen sich mit dem auseinandergesetzt hat, was von unten aufsteigt. Warum betrachtest du das, was aufsteigt und sich zeigt, als ob es nur dir eigentümlich wäre? Es gehört zur eigentlichen Substanz des niederen Vitals des menschlichen Wesens, und niemand ist frei davon. Sein Vorhandensein bedeutet keinesfalls, dass du die Mutter nicht erreichen kannst. Wenn das Mental und die Seele das Ziel gewählt haben, muss das übrige zwangsläufig folgen; der Widerstand dort ist nur deshalb blinder und hartnäckiger, weil es [das niedere Vital] dunkler ist. Doch selbst in deinem Vital ist jetzt der Wille gefestigt, das Ziel zu erreichen; es ist nur ein noch niedrigerer Teil dort, der die Gewohnheit hat, auf diese Dinge anzusprechen, und wenn daher eine Welle kommt, weiß er nicht, wie er ihr entgehen kann, und wird von ihr für eine Weile aufgeschluckt. Es kann sich aber nur um etwas Vorübergehendes handeln, da diese Dinge nicht mehr wirklich zu dir gehören, weil dein zentrales Wesen und der größere Teil deiner Natur sie nicht länger begehren. Du hast nur entschlossen weiterzugehen, dann wird die Zeit kommen, in der sich diese Wellen nicht länger erheben.

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Es ist zweifellos der Druck der Seele in dir, wovon du in deinem Brief schreibst. So will die Seele es haben. Es ist aber ein Fehler anzunehmen, dass ein Mangel an Selbstvertrauen oder eine Unfähigkeit die Schuld daran trägt, dass es noch nicht so weit ist oder nicht immer so ist. Diese Dinge dauern lange Zeit, selbst nachdem sie begonnen haben. Es ist unmöglich, von der vermischten und verworrenen Natur des menschlichen Wesens zu erwarten, dass sie sich fortwährend in einem Zustand glühenden Strebens, vollkommenen Glaubens und vollkommener Liebe oder in voller Offenheit gegenüber der Göttlichen Kraft befinde. Da ist das Mental mit seinem begrenzten Wissen und seinen Bedenken, da ist das Vital mit seinen Begierden, seinem Widerwillen und seinen Kämpfen, da ist das Physische mit seiner Dunkelheit, Schwerfälligkeit und Trägheit. Das Feld allein für eine beginnende Erfahrung hinreichend zu klären, ist im allgemeinen eine sehr langwierige Arbeit. Nachher aber, wenn der Friede einsetzt oder irgendein anderer wahrer Zustand sich einstellt, kommt sie [die Erfahrung] und bleibt eine Zeitlang – später wallt das empor, was von der niederen Natur noch übrig ist, unter irgendeinem Vorwand oder unter keinem Vorwand, und verhüllt den [wahren] Zustand. Friede und Sich-Öffnen können so stark sein, dass es den Anschein hat, als ob alle Schwierigkeiten vorüber seien und nie mehr zurückkehren könnten – das aber ist nur ein Anzeichen, ein Versprechen. Es zeigt, dass es so sein wird, wenn der Friede und das Sich-Öffnen unwiderruflich in der ganzen Natur gefestigt sind. Denn das, was erforderlich ist, ist die Ausdauer, ohne Entmutigung vorwärtszugehen, zu erkennen, dass der Ablauf des Natur-Prozesses und die Kraft der Mutter sogar durch die Schwierigkeit hindurch wirken und alles Erforderliche tun werden. Unsere Unfähigkeit – es gibt kein menschliches Wesen, das in [den verschiedenen] Teilen seiner Natur nicht unfähig ist – spielt keine Rolle, denn es gibt auch die Göttliche Kraft. Wenn man darauf vertraut, wird sich Unfähigkeit in Fähigkeit wandeln. Selbst Schwierigkeiten und Kampf werden dann zu einem Mittel für die Vollendung.

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Die Erfahrung ist richtig. Alles wird oben [das heißt, in den höheren Bereichen über uns] vorbereitet und dann durch das innere Wesen ausgearbeitet, bis die Ergebnisse in der äußeren Person erreicht und vollendet sind. Daher sollte der Sadhak nicht zulassen, beunruhigt, bestürzt oder bekümmert zu sein oder wegen irgendwelcher Schwierigkeiten des Augenblicks zu verzweifeln. Er muss wissen, dass alles oben vorbereitet wurde, muss es ruhig und vertrauensvoll beobachten und zu seiner Ausarbeitung hier beitragen.

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Das Wirken des höheren Bewusstseins beginnt im allgemeinen nicht mit der Wandlung der äußeren Natur; es wirkt auf das innere Wesen ein, bereitet es vor und wendet sich dann nach außen. Vorher muss jede Wandlung in der äußeren Natur durch die Seele bewerkstelligt werden.

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Lass nicht zu, dass du durch diese Dinge erschüttert oder beunruhigt wirst. Das, was du stets zu tun hast, ist, in deinem Streben nach dem Göttlichen fest zu bleiben und allen Schwierigkeiten und allen Widerständen mit Gleichmut und Loslösung zu begegnen. Für diejenigen, die ein spirituelles Leben führen wollen, hat das Göttliche immer an erster Stelle zu stehen, alles übrige muss zweitrangig sein.

Bleibe losgelöst und betrachte diese Dinge mit der ruhigen, inneren Schau desjenigen, der sich innerlich dem Göttlichen geweiht hat.

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Es ist nicht möglich zu sagen, ob der Sieg nah ist oder nicht; man muss stetig damit fortfahren, die Sadhana auszuüben, ohne an nah oder fern zu denken, ausgerichtet auf das Ziel, darf nicht freudig erregt sein, wenn es nahe scheint, und nicht niedergeschlagen sein, wenn es noch in weiter Ferne scheint.

V.

Die Göttliche Macht kommt nicht deshalb herab, um die niederen Kräfte aufzuwühlen, sondern wie sie gegenwärtig zu arbeiten hat, ist dieses Aufwühlen eine Reaktion auf ihr Wirken. Erforderlich ist die Errichtung eines stillen und weiten Bewusstseins am Grunde der ganzen Natur, so dass, wenn das niedere Wesen zum Vorschein kommt, es nicht einem Angriff oder Kampf gleichzusetzen ist, sondern als ob ein Meister der Kräfte die Mängel des gegenwärtigen Getriebes sieht und Schritt für Schritt das Nötige tut, um sie zu beheben und zu wandeln.

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Wenn ich dich recht verstehe, besteht die von dir erwähnte Methode darin, die Schwierigkeiten aufzuwühlen zu dem Zweck, sie kennenzulernen und zu erschöpfen oder zu vernichten. Wenn man einmal den Yoga aufgenommen hat, ist es unvermeidlich, dass sich Schwierigkeiten erheben, und das bleibt so, solange noch irgendein Rest davon im [menschlichen] System besteht. Man könnte daher zu der Annahme neigen, dass es besser sei, sie selbst alle auf einmal aufzurühren, damit die Sache ein für allemal erledigt ist. Aber wenn das auch in einigen Fällen erfolgreich sein mag, ist es nicht einmal im [äußeren] mentalen und vitalen Leben eine sichere und zuverlässige Methode. Eine Erschöpfung [der Schwierigkeiten] ist natürlich unmöglich; das, was die Schwierigkeiten schafft, sind kosmische Kräfte, Kräfte der kosmischen Unwissenheit, die nicht erschöpft werden können. Die Menschen sprechen von Erschöpfung, weil diese Kräfte nach einiger Zeit ihre Intensität einbüßen und verfallen; ihre Erschöpfung ist aber nur durch die Kraft der Zurückweisung des purusa möglich und mit Hilfe des Göttlichen Eingreifens, das diese Zurückweisung unterstützt und die Schwierigkeit, jedes Mal wenn sie sich zeigt, zerstört oder auflöst. Selbst dann ist die Befreiung von Schwierigkeiten mit einem Schlag selten möglich; etwas davon bleibt oder kehrt zurück, bis plötzlich ein endgültiges göttliches Eingreifen oder eine Wandlung des Bewusstseins stattfindet, wodurch die Rückkehr der Schwierigkeit unmöglich wird. Immerhin, im Mental und Vital kann es geschehen.

Im Physischen ist es viel gefährlicher, weil das, was hier angegriffen wird, der physische ādhāra selbst ist, und eine zu große Menge von physischen Schwierigkeiten kann zerstören oder unfähig machen oder auf die Dauer schädigen. Das einzige, was man hier tun kann, ist das physische Bewusstsein bis hinab zu den allerstofflichsten Teilen der [Göttlichen] Macht zu öffnen, es daran zu gewöhnen, dass es darauf reagiert und ihr gehorcht und für jede sich erhebende physische Schwierigkeit die Göttliche Kraft einsetzt oder ruft, um die angreifende Kraft hinauszustoßen. Die physische Natur besteht aus Gewohnheiten; aus Gewohnheit reagiert sie auf die Kräfte der Krankheit; man muss sie veranlassen, die gegenteilige Gewohnheit anzunehmen und allein auf die Göttliche Kraft zu reagieren. Das gilt natürlich nur, solange ein höchstes Bewusstsein, das Krankheit nicht kennt, noch nicht herabgekommen ist.

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Sicher ist es möglich, Kräfte von unten heraufzuziehen. Es können die verborgenen göttlichen Kräfte von unten sein, die durch deinen Sog emporsteigen, und diese Aufwärtsbewegung ergänzt dann die Bewegung und Bemühung der göttlichen Kraft von oben, was besonders dazu beiträgt, sie in den Körper zu bringen. Es können aber auch die dunklen Kräfte von unten sein, die auf den Ruf reagieren, und dann hat diese Art des Herbeiziehens [der Kräfte] entweder tamas oder eine Störung zur Folge – manchmal Unmengen von Trägheit oder eine gewaltige Umwälzung und Störung.

Das niedere Vital ist eine sehr dunkle Ebene und kann nur dann mit Gewinn voll geöffnet werden, wenn sich die anderen Ebenen darüber weit dem Licht und Wissen aufgetan haben. Jemand, der sich auf das niedere Vital ohne diese höhere Vorbereitung und ohne Wissen konzentriert, wird voraussichtlich in heillose Verwirrung geraten. Das bedeutet nicht, dass Erfahrungen dieser Ebene nicht schon früher kommen können oder sogar zu Beginn; tatsächlich kommen sie von selbst, es sollte ihnen jedoch keine zu große Wichtigkeit beigemessen werden.

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Wenn du in die niederen Ebenen oder Teile deiner Natur hinabsteigst, musst du immer darauf achten, eine wachsame Verbindung mit den höheren, bereits neu geformten Bewusstseinsebenen aufrechtzuerhalten und durch sie das Licht und die Reinheit in diese niederen, noch nicht erneuerten Bereiche herabzubringen. Ohne diese Wachsamkeit wird man von der unregenerierten Bewegung der niederen Schichten ganz in Anspruch genommen, und es stellen sich Trübung und Störung ein.

Der sicherste Weg ist der, im höheren Teil des Bewusstseins zu verbleiben und von dort zur Wandlung des niedrigeren einen Druck auszuüben. Auf diese Weise kann es geschehen, nur musst du wissen, wie man das bewerkstelligt und zur Gewohnheit werden lässt. Wenn du die Kraft hast, dies zu tun, macht es den Fortschritt einfacher und weniger leidvoll.

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Es kann kein Zweifel bestehen, dass du hindurchzugehen vermagst – jeder hat diese Kämpfe auszufechten; um hindurchzugehen sind Aufrichtigkeit und Ausdauer erforderlich.

Es hat keinen Sinn, diese Kämpfe heraufzubeschwören, wie es viele tun, oder sie sogar anzunehmen, um sie auszufechten, denn sie wiederholen sich ständig. Nur dann, wenn sie nicht vermieden werden können, hat man ihnen die Stirn zu bieten. Man kommt nicht gänzlich ohne sie durch, besonders in einem frühen Stadium des Yoga; wenn du dich ihnen aber ruhig entziehen kannst, ist das bereits ein Vorteil. Ruhig zu werden und ruhig den wahren seelischen Zustand zurückzurufen, bis er etwas Normales wird und den Kampf entweder ausschließt oder verringert – das ist der beste Weg für den Fortschritt.

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Es ist besser, durch eine ruhige Zurückweisung und ein ruhiges Wachsen im Bewusstsein voranzukommen und keinen Kampf heraufzubeschwören; wenn dir aber ein Kampf aufgezwungen wird, dann begegne ihm mit Ruhe und Mut.

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Es ist die alte Gewohnheit des äußerlichen Bewusstseins, von der es nicht befreit werden will. Zwar wirkt die [Yoga-] Kraft, bis dieser Wille, die alten Bewegungen zu wiederholen, verbannt ist, doch nur unter Schwierigkeiten und im Hintergrund, statt das frontale Bewusstsein miteinzubeziehen, was der Fall wäre, wenn auch in der äußeren Natur ein Aufstieg zu verzeichnen wäre. Auch besteht die alte, beharrliche Gewohnheit, die Schwierigkeiten aufzuwühlen und sie hervorzuheben, statt sie zurückzuweisen – die falsche Idee, dass der einzige Weg, sich von ihnen zu befreien, darin besteht, sie anzunehmen, zu billigen und auf ihrem Vorhandensein zu bestehen. Ich habe dir bereits gesagt, dass das nicht der Weg ist und nur den Kampf verlängert.

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Es ist nichts dagegen einzuwenden, die Sadhana auszuüben; sie muss aber ruhig ausgeübt werden, ohne ständigen Kampf und ständige Unruhe – man darf nicht daran Anstoß nehmen, wenn es lange dauert, und darf nicht in einen immerwährenden Rhythmus des „Kämpfens gegen Schwierigkeiten“ geraten. Das ist meine Meinung.

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Dagegen ist nichts einzuwenden – es ist eine sehr gute Sache, die Arbeit im höheren Bewusstsein aufrechtzuerhalten. Es ist wirksamer, als die ganze Zeit mit den niederen Kräften zu ringen.

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Es gibt höhere und niedrigere Kräfte – die letzteren müssen durch den Kontakt mit den höheren abgebaut werden, und dabei treten sie manchmal hervor und manchmal verschwinden sie, bis es um sie geschehen ist. Es ist nicht notwendigerweise auf einen Fehler oder ein Verschulden zurückzuführen, wenn sie sich erheben.

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Mir ist kein Fall bekannt, dass sich die niederen Kräfte nicht erhoben hätten. Wenn das geschehen würde, wäre es das erste Mal in der menschlichen Geschichte.

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All diese Schwierigkeiten verschwinden mit Sicherheit rechtzeitig unter dem Einwirken der [Yoga-] Kraft. Sie erheben sich, denn wenn das nicht der Fall wäre, wäre das Einwirken nicht vollkommen – man muss allem entgegentreten und es abbauen, damit nichts zurückbleibt, was später dann aufsteigen könnte. Das seelische Wesen selbst kann das Licht bringen, wodurch das volle Bewusstsein kommt und nichts in der Finsternis bleibt.

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Alles kommt zu seiner Zeit. Man muss ruhig und stetig weitergehen, das höhere Bewusstsein wachsen lassen, bis es vom vitalen und physischen Teil Besitz ergreift.

VI.

Sobald sich eine Schwäche zeigt, solltest du sie als Gelegenheit betrachten, um zu erfahren, was noch getan werden muss, und die Stärke in diesen Teil herabrufen. Verzagtheit ist nicht der richtige Weg, dem zu begegnen.

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Was immer du erlebst, lass dich nicht stören oder deprimieren. Wenn man einen Defekt sieht, muss man ihn mit äußerster Ruhe betrachten und nach mehr Kraft und Licht rufen, um sich davon zu befreien.

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Fehler sind immer möglich, solange irgendein Teil des Mentals (selbst sein unterbewusster Teil) nicht gründlich gewandelt ist. Man braucht sich dadurch nicht beunruhigen zu lassen.

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Natürlich darf man keinen Fehler begehen, nur damit er sich zeigt, und man darf auch den einmal gemachten Fehler nicht akzeptieren – wenn er sich aber zeigt, sollte man sich das zunutze machen, um ihn zu wandeln.

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Ein Vorkommnis dieser Art sollte immer als Gelegenheit zur Selbsteroberung betrachtet werden. Setze deinen Stolz und deine Würde darein, dich nicht von den Leidenschaften überwältigen zu lassen, sondern sie zu beherrschen.

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Lass dich von diesen kleinen Dingen weder erschüttern noch berühren. Betrachte die Dinge von einem inneren Standpunkt aus und versuche, aus allem was geschieht Nutzen zu ziehen. Wenn du einen Fehler machst, verzage deshalb nicht, mache ihn dir vielmehr zunutze, indem du seine Ursache erkennst und in Zukunft die richtige Bewegung aufnimmst. Das aber kannst du nur dann tun, wenn du ihn ruhig von deinem inneren Wesen her betrachtest, ohne besorgt oder beunruhigt zu sein.

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Warum sich über diese geringfügigen Dinge erregen oder sich durch sie stören lassen? Wenn du ruhig bleibst, werden die Dinge viel leichter vorbeigehen, und wenn eine Schwierigkeit auftaucht, wirst du mit ruhigem Mental, das dem Frieden und der Macht geöffnet ist, leichter einen Weg finden, der herausführt. Das ist das Geheimnis des Fortschritts, nicht zuzulassen, dass Dinge oder Geschehnisse, selbst echte Fehler dich beunruhigen, vielmehr sehr ruhig zu bleiben, dich der Macht anzuvertrauen, damit sie dich leite und die Dinge mehr und mehr in Ordnung bringe. Wenn man das tut, werden die Dinge tatsächlich immer besser in Ordnung gebracht, und selbst die Schwierigkeiten und Fehler werden ein Mittel zum Lernen und Stufen für den Fortschritt.

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Dass du diesen Frohsinn immer bewahren mögest, das ist es, was wir wünschen. Es ist das Glück der Seele, die ihren Weg gefunden hat und die sich dessen sicher ist, welcher Art die Schwierigkeiten auch seien, dass sie vorwärts geleitet wird und das Ziel erreicht. Wenn ein Sadhak sich dessen immerfort bewusst ist, wissen wir, dass er die schlimmste Schwierigkeit überwunden hat und nun auf dem sicheren Pfad gefestigt ist.

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Du fragst, wie du das Unrecht, das du anscheinend begangen hast, wieder gutmachen kannst. Vorausgesetzt dass es so ist, wie du sagst, scheint mir die Wiedergutmachung genau darin zu bestehen, dich zu einem Gefäß für die Göttliche Wahrheit und Liebe zu machen. Und die ersten Schritte in dieser Richtung liegen in einer völligen Selbst-Weihung und Selbst-Läuterung, einem gänzlichen Sich-Öffnen gegenüber dem Göttlichen und in der Zurückweisung all dessen, was der Vollendung im Wege steht. Eine andere Wiedergutmachung eines Fehlers gibt es im spirituellen Leben nicht – keine andere, die voll wirksam wäre. Zu Beginn sollte man um keinen anderen Gewinn, kein anderes Ergebnis bitten als um dieses innere Wachsen, diese innere Wandlung – denn sonst setzt man sich schweren Enttäuschungen aus. Erst wenn man selbst frei ist, kann man andere befreien, und im Yoga ist es die innere Bewältigung, aus welcher der Sieg hervorgeht.

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Es wäre leichter, dich von falschen Bewegungen zu befreien, wenn du einen gefestigten Frieden und Gleichmut in jenen Teil des Wesens herabbrächtest. Dann würden solche Bewegungen eher automatisch zurückgewiesen und tapasya wäre nicht so sehr vonnöten.

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Wenn ein Teil in dir die Ruhe bewahrt – das innere Wesen –, dann kannst du dich mit dem übrigen auseinandersetzen. Lass also nicht zu, dass das Vital aus der Fassung gerät und die Störung das innere Selbst verhüllt, das ist das Wichtigste. Halte immer die Zurückweisung aufrecht.

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Erforderlich ist einfach eine stetige und ruhige Zurückweisung und ein ruhiges und stetiges Herabrufen der wahren Kraft. Diese ganze emotionelle Erregbarkeit muss besänftigt werden, denn dadurch wird das Vital diesen Kräften geöffnet. Wenn es nicht so wäre, könnten alle Fehler der Natur ruhig beobachtet und ruhig behoben werden.

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Sicher, alle erdenkliche Hilfe wird dir zuteil werden. Was die Methode anbelangt, so sind immer zwei Wege möglich – der eine besteht darin, die Schwierigkeit in ihrem eigenen Feld zu überwinden, der andere, die innere Verwirklichung zu entwickeln, bis sie so stark ist, dass die Wurzeln, von denen du sprichst, keinen Halt mehr haben, um sich festzuklammern, und sich durch eine spontane seelische Wandlung leicht loslösen.

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Es ist das wahre Bewusstsein, das innerlich reift, welches die Macht verleiht. In dem Maße, in dem es wächst, werden diese vitalen Kräfte mehr und mehr nach außen gedrängt und der Natur entfremdet. Nur durch die Macht der vergangenen Gewohnheit erheben sie sich wieder.

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Die eigenen Schwächen und falschen Bewegungen zu erkennen und sich von ihnen abzuwenden ist der Weg, sich von ihnen zu befreien.

Es ist ein ausgezeichneter Grundsatz, über niemanden zu urteilen, außer über sich selbst, bis man die Dinge mit ruhigem Mental und ruhigem Vital betrachten kann. Erlaube auch weder deinem Mental, sich aufgrund einer gewissen äußeren Erscheinungsform ein voreiliges Bild zu machen, noch deinem Vital [aufgrund dieser Meinung], auf sie einzuwirken.

Es gibt im inneren Wesen einen Ort, an dem man immer still bleiben und von wo man mit Ausgeglichenheit und Einsicht auf die Störungen des Oberflächen-Bewusstseins blicken und darauf einwirken kann, um es zu verändern. Wenn du lernen kannst, in dieser Stille des inneren Wesens zu leben, hast du eine feste Grundlage gefunden.

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Was du schreibst, ist ohne Zweifel richtig, und es ist notwendig, es so zu sehen, um fähig zu sein, die wahre, für die Sadhana notwendige Haltung zu verstehen und zu erfassen. Doch darf man wie gesagt nicht betrübt oder niedergeschlagen sein, wenn man die Schwäche, die der menschlichen Natur innewohnt, und die Schwierigkeit, sich davon zu befreien, wahrnimmt. Die Schwierigkeit ist natürlich, denn sie besteht schon seit Tausenden von Leben und ist die eigentliche Natur der vitalen und mentalen Unwissenheit im Menschen. Es überrascht nicht, dass sie die Macht besitzt, sich anzuklammern, und dass es lange dauert, bis sie verschwindet. Aber es gibt ein wahres Wesen und ein wahres Bewusstsein in uns, die durch die Oberflächen-Gestaltungen der Natur verdeckt sind und, wenn sie einmal hervorgetreten sind, diese [Oberflächen-Gestaltungen] abzuschütteln vermögen. Wenn man die richtige Haltung der selbstlosen inneren Weihung einnimmt und darin trotz der störenden Wiederholungen der Oberflächennatur verharrt, ermöglicht man es diesem inneren Wesen und Bewusstsein hervorzutreten und befreit mit der in ihnen wirkenden Kraft der Mutter das Wesen von jeder Wiederkehr der Bewegungen der alten Natur.

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Lass den Frieden und das Selbstgeben stärker werden, bis sie auch jene Teile erfassen, in denen es Unvollkommenheiten gibt, damit sie davon befreit werden. Was die Unvollkommenheiten anbelangt, so ist es richtig, sich durch sie nicht beunruhigen zu lassen; man muss sich ihrer nur bewusst sein und den steten und ruhigen Willen haben, dass sie verschwinden sollten.

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Wenn du in einem voll bewussten Zustand verbleibst, sollte die Läuterung deiner Natur nicht schwierig sein – später kann die positive Arbeit der Umwandlung in ein vollkommenes Instrument in Angriff genommen werden.

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Natürlich, Bewusstsein wächst in dem Maß, wie das Offensein zunimmt, und eines der Ergebnisse des [anwachsenden] Bewusstseins ist, fähig zu sein, in sich selbst hineinzublicken – nicht nur die Schwächen zu sehen, sondern das ganze Spiel der Kräfte. Nur sieht man im richtigen Bewusstsein die Schwächen in einer nicht so persönlichen Weise, als dass man sich entmutigen ließe. Man muss sie als ein Spiel der Natur betrachten, der mentalen, vitalen und physischen Natur, welche allen menschlichen Wesen gemein ist – so muss man sie sehen, muss ruhig und losgelöst bleiben, die Kraft und das Licht der Mutter rufen, damit sie dieses fehlerhafte Spiel in die wahre Natur umwandle, darf nicht ungeduldig werden, wenn es nicht sofort geschieht, sondern muss stetig fortschreiten und der Wandlung Zeit lassen. Die volle Wandlung kann tatsächlich nicht kommen, solange nicht alles bereit ist für die Herabkunft eines größeren, stilleren und weiteren Bewusstseins von oben – das aber ist nur dann möglich, wenn das gewöhnliche Bewusstsein gründlich dafür vorbereitet wurde.

Intensive Liebe und bhakti kommen nicht sofort. Sie kommen in dem Maß, in dem die Macht der Seele im Wesen mehr und mehr zunimmt. Es ist aber richtig, danach zu streben, und das wahre Streben wird mit Sicherheit erfüllt werden. Stetig vorwärtszuschreiten in Ruhe, Freude und Vertrauen, das ist die hilfreichste Haltung. Höre nicht auf gegenteilige Einflüsterungen von außen.

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Das Erkennen der Göttlichen Macht und das Abstimmen der eigenen Natur darauf ist nicht möglich, ohne die Unvollkommenheiten in dieser Natur zu erkennen; doch ist es eine falsche Haltung, sie [die Unvollkommenheiten] oder die Schwierigkeiten, die durch sie ausgelöst werden, zu sehr zu betonen oder wegen der Schwierigkeiten, die man erfährt, dem Göttlichen Wirken zu misstrauen oder, die dunkle Seite der Dinge fortwährend hervorzuheben. Dies zu tun mehrt die Kraft der Schwierigkeiten und verleiht den Unvollkommenheiten ein größeres Recht fortzubestehen. Ich beharre nicht auf einem Optimismus á la Coué, obwohl übermäßiger Optimismus hilfreicher ist als übermäßiger Pessimismus; jener von Coué hat die Tendenz, Schwierigkeiten zu verhüllen, und außerdem sollte man in allen Dingen immer ein gewisses Maß einhalten. Bei dir aber besteht nicht die Gefahr, dass du sie verhüllst und dich mit einer zu optimistischen Betrachtungsweise Illusionen hingibst; ganz im Gegenteil, du betonst stets zu sehr die Schattenseiten und intensivierst sie dadurch und blockierst deine Fluchtwege in das Licht. Glaube, mehr Glaube! Glaube an deine Möglichkeiten, Glaube an die Macht, die hinter dem Schleier wirkt, Glaube an das Werk, das getan werden muss, sowie an die dargebotene Führung.

Es gibt kein hohes Bestreben, am wenigsten im spirituellen Bereich, das nicht schwere Hemmnisse von sehr beharrlicher Art hervorruft. Sie sind sowohl von innerlicher als auch von äußerlicher Art, und es kann, obwohl sie im großen und ganzen grundsätzlich für alle gleich sind, ein großer Unterschied in ihrem Schwergewicht oder ihrer äußeren Form bestehen. Die einzig wirkliche Schwierigkeit jedoch ist die Abstimmung der [eigenen] Natur auf das Wirken des Göttlichen Lichtes und der Göttlichen Macht. Löse dieses Problem und alle anderen werden entweder verschwinden oder einen untergeordneten Platz einnehmen; und selbst jene Schwierigkeiten von mehr allgemeinem Charakter, die anhaltender sind, weil sie dem Werk der Umwandlung innewohnen, werden nicht so schwer wiegen, weil das Gefühl der stützenden Kraft und eine größere Macht vorhanden sein werden, die ihrer Bewegung folgen.

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Nun ja, das stimmt. Die Schwierigkeit der Schwierigkeiten ist selbstgeschaffen; ein Knäuel von Unwissenheit; wenn eine bestimmte innere Erkenntnis das Knäuel entwirrt, ist die schlimmste Schwierigkeit überstanden.

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Es ist notwendig, dass du die falschen Bewegungen in dir beobachtest und erkennst; denn sie sind die Quelle deiner Unruhe und müssen beharrlich zurückgewiesen werden, wenn du frei sein willst.

Denke aber nicht immer an deine Mängel und falschen Bewegungen. Konzentriere dich lieber auf das, was du sein willst, auf das Ideal, und da es das vor dir liegende Ziel ist, glaube daran, dass du es erreichen wirst und musst.

Fehler und falsche Bewegungen immer zu beobachten führt zu Niedergeschlagenheit und erschüttert den Glauben. Richte dein Augenmerk mehr auf das kommende Licht und weniger auf irgendeine augenblickliche Finsternis. Glaube, Frohsinn und Vertrauen auf den höchsten Sieg sind Dinge, die helfen – sie erleichtern und beschleunigen den Fortschritt.

Nütze deine guten Erfahrungen besser aus; eine einzige Erfahrung dieser Art ist wichtiger als die Entgleisungen und Fehlschläge. Wenn sie [die gute Erfahrung] aufhört, beklage dich nicht, lass dich nicht entmutigen, sondern sei innerlich ruhig und strebe nach ihrer Erneuerung in stärkerer Form, die zu einer noch tieferen und volleren Erfahrung führen wird.

Strebe immer, aber mit Ruhe – öffne dich dem Göttlichen, einfach und ganz.

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Die Mängel sollten bemerkt und zurückgewiesen werden, die Konzentration aber sollte positiv sein – auf das gerichtet, was du sein willst, zum Beispiel eher auf die Entwicklung des neuen Bewusstseins als auf diese negative Seite.

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Du musst dir der falschen Bewegungen bewusst sein, darfst dich aber nicht ausschließlich damit beschäftigen.

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Es [die Projizierung vom Mental in das Vital] geschah deshalb, weil du zu sehr mit den Schwierigkeiten deiner Natur beschäftigt warst. Es ist immer besser, auf die gute Seite der Dinge in sich einzugehen. Ich meine nicht in einer egoistischen Weise, sondern mit Glauben und freudigem Vertrauen, indem du die positive Erfahrung herabrufst, wofür deine Natur bereits fähig ist, so dass durch ein immerwährendes echtes Wachsen all das zurückgewiesen wird, was zurückgewiesen werden muss. Man wird aber tatsächlich oft in einem frühen Stadium in vitale Schwierigkeiten versetzt, und dann muss man, statt den Weg vom Mental (über das Herz) in die Seele zu nehmen, durch das aufgewühlte Vital hindurch.

Es [das Zurückverfolgen des Weges vom Vital in die Seele] kann dann geschehen, wenn du dich von der Vorstellung deiner Schwierigkeiten nicht zu sehr in Anspruch nehmen lässt und dich auf wirklich hilfreiche und positive Dinge konzentrierst. Sei freudig und vertrauensvoll. Zweifel, Begehren & Co. sind vorhanden, ganz sicher, doch ist auch das Göttliche in dir. Öffne deine Augen und schau, schau bis der Schleier zerrissen ist und du IHN oder SIE erblickst.

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Von Schwierigkeiten und Verworrenheit kann man sich niemals mit Hilfe des Mentals befreien, das darüber nachgrübelt und auf diese oder jene Weise versucht, aus ihnen herauszukommen; diese Gewohnheit des Mentals [zu grübeln] lässt sie nur wiedererstehen, ohne eine Lösung zu schaffen, und erhält sich am Leben, indem sie das hartnäckige Durcheinander fördert. Die Lösung muss durch etwas kommen, das über und außerhalb des Durcheinanders steht. Die Schwierigkeit des physischen Mentals – nicht der wahren denkenden Intelligenz – besteht darin, dass es nicht an dieses größere Bewusstsein außerhalb seiner selbst glauben will, weil es sich dessen nicht bewusst ist; und es bleibt in sich wie in einer Schachtel verschlossen und lässt das Licht, das es umgibt und eintreten will, nicht ein. Es ist ein subtiles Gesetz des Wirkens des Bewusstseins, dass, wenn du Schwierigkeiten betonst – du musst sie natürlich beobachten, aber kein Aufhebens davon machen, denn das tun sie zur Genüge selbst –, sie dazu neigen, sich festzuklammern oder gar zu vermehren; wenn du im Gegenteil dein ganzes Gewicht auf Glauben und Streben legst und dich auf das konzentrierst, wonach du strebst, dann wird das früher oder später dazu neigen, sich zu verwirklichen. Diese Verlagerung des Schwergewichtes, die Wandlung in der Haltung und Einstellung des Mentals ist der hilfreichere Vorgang.

Was die Einzelheiten anbelangt, so ist die Methode des Mentals, das sich auf Einzelheiten konzentriert und versucht, sie in Ordnung zu bringen, langsam und schleppend; es muss getan werden, aber wie ein untergeordneter Vorgang, nicht als der hauptsächliche. Wenn die Methode überhaupt Erfolg hat, dann deshalb, weil nach einer Zeit des Kampfes und der Anspannung etwas befreit wird, ein Sich-Öffnen stattfindet, das größere Bewusstsein durchdringt und ein gewisses allgemeines Ergebnis zeitigt. Aber der Fortschritt ist viel rascher, wenn man das Sich-Öffnen zur Hauptsache machen kann und die Auseinandersetzung mit den Einzelheiten zu etwas, was daraus hervorgeht und zweitrangig ist. Wenn dieses Sich-Öffnen besteht, kann ein wesentlicher (und daher allgemeiner) Fortschritt erzielt werden und, wie du selbst sagst, „sich in Einzelheiten ausdrücken und übertragen“. Das Mental versucht immer, sich mit Einzelheiten auseinanderzusetzen und aus ihnen ein allgemeines Ergebnis zu konstruieren; das [Bewusstsein] hingegen, das über dem Mental ist, und sogar die besten Mächte der höheren Mental-Ebenen neigen eher dazu, eine essentielle Wandlung zu bewerkstelligen, und diese sich in den erforderlichen Einzelheiten ausdrücken oder übertragen zu lassen.

Ich möchte jedoch hinzufügen, dass die essentielle Wandlung auch empfunden werden kann, ohne dass sie sich in Einzelheiten ausdrückt; zum Beispiel kann man einen weiten, schweigenden Frieden oder ein Stadium von Freiheit und Freude fühlen und still und sicher darin verharren, ohne das Bedürfnis zu haben, sie in mannigfache Einzelheiten zu übertragen, um den erzielten Fortschritt zu spüren.

Das ist nicht Theorie, sondern eine ständige Erfahrung und, wenn sie eintritt, sogar eine sehr greifbare Erfahrung, dass sich über uns, über dem Bewusstsein im physischen Körper, gleichsam eine große, stützende Weite von Frieden, Licht, Macht und Freude befindet; wir können sie wahrnehmen und in das physische Bewusstsein herabbringen, sie kann bestehen bleiben – anfangs für eine gewisse Zeit, später häufiger und für längere Zeit und zuletzt für immer – und die gesamte Grundlage unseres täglichen Bewusstseins verändern. Noch bevor wir sie über uns wahrnehmen, können wir plötzlich fühlen, wie sie herabkommt und in uns eindringt. Erforderlich ist das Streben nach einem ruhigen Mental, so dass das Sich-Öffnen möglich wird. Ein beruhigtes Mental (nicht notwendigerweise reglos und schweigend, obwohl es gut ist, wenn man das nach Belieben haben kann) und ein beharrliches Streben im Herzen sind die beiden hauptsächlichen Schlüssel zum Yoga. Es mit Hilfe eines aktiven Mentals zu tun, ist ein viel langsamerer Prozess und führt nicht von sich aus zu entscheidenden Ergebnissen. Der Unterschied ist damit zu vergleichen, dass man sich einer Sache auf geradem Weg nähert oder auf ständigen Kreisen, Spiralen und Schlangenlinien.

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Die negativen Mittel sind nicht schlecht; sie sind nützlich für ihr Ziel, das darin besteht, sich vom Leben abzuwenden. Vom positiven Standpunkt aus betrachtet sind sie jedoch nachteilig, denn durch sie befreit man sich von den Kräften des Wesens, statt sie für die Umwandlung des Lebens zu vergöttlichen.

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Mit negativ meine ich lediglich die Unterdrückung der Begierden, falschen Bewegungen und des Egoismus; mit positiv meine ich das Herabbringen von Licht, Frieden und Reinheit von oben in jene Teile. Ich meine nicht, dass diese Bewegungen nicht zurückgewiesen werden sollen – es sollte aber nicht die ganze Energie nur auf die Zurückweisung verwendet werden. Sie muss auch auf die positive Ersetzung der falschen Bewegungen durch das höhere Bewusstsein gerichtet werden. Je mehr sich dieses Bewusstsein ausbreitet, desto leichter wird auch die Zurückweisung sein.

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Die Aussage1 ist eine allgemeine und wie alle allgemeinen Aussagen aufgrund der jeweiligen Umstände einer Einschränkung unterworfen. Meine Absicht war, das zu missbilligen, was manche tun, nämlich immer nur ihre Schwierigkeiten und Mängel zu betonen, da sie sich dadurch wie Eichhörnchen in einem Käfig immer im gleichen Kreis von Schwierigkeiten drehen, ohne dass das geringste Licht durch die Wolken bricht. Der Satz wäre genauer oder allgemein anwendbar, wenn es hieße: „zu sehr“ oder „ausschließlich aufhalten“. Natürlich kann ohne Zurückweisung nichts geschehen. Und in schweren Zeiten oder Augenblicken ist eine Konzentration auf die Schwierigkeiten unerlässlich. Auch in den frühen Stadien [der Sadhana] ist oft eine große Läuterungsarbeit zu leisten, damit man dem Weg überhaupt zu folgen vermag.

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Wenn eine Unvollkommenheit besteht, muss man sie erkennen. Man muss lernen, im inneren Selbst zu leben und von dort her die Unvollkommenheit zu sehen und zu wandeln.

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Von den Schwierigkeiten nicht berührt oder beunruhigt zu werden, sich von ihnen getrennt zu fühlen, ist der erste Schritt zur Freiheit.

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In der Auseinandersetzung mit deinen Schwierigkeiten und den dich anfechtenden falschen Bewegungen machst du vermutlich den Fehler, dich zu sehr mit ihnen zu identifizieren und sie als Teil deiner eigenen Natur zu betrachten. Du solltest dich eher von ihnen zurückziehen, loslösen, trennen, sie als Bewegungen der universalen, niederen, unvollkommenen und ungeläuterten Natur betrachten, als Kräfte, die in dich eindringen und versuchen, dich zu einem Instrument ihres Selbstausdrucks zu machen. Wenn du dich auf diese Weise loslöst und trennst, wird es dir eher möglich sein, einen Teil deines Wesens zu entdecken und immer stärker darin zu leben – dein inneres oder seelisches Wesen, das von diesen Bewegungen weder angefochten noch gestört wird, sie als fremd empfindet, ihnen automatisch die Zustimmung verweigert und sich immer den göttlichen Kräften und höheren Bewusstseinsebenen zugewandt oder sich mit ihnen in Kontakt fühlt. Entdecke diesen Teil deines Wesens und lebe in ihm; die Fähigkeit, das zu tun, ist die wahre Grundlage im Yoga.

Wenn du dich auf diese Weise zurückziehst, ist es auch leichter, hinter dem Ringen an der Oberfläche in dir selbst eine ruhige Ausgeglichenheit zu finden, in der du wirksamer die Hilfe zu deiner Befreiung herbeirufen kannst. Die Gegenwart und Ruhe, der Friede, die Reinheit, die Kraft, das Licht, die Freude und Weite des Göttlichen warten über dir darauf, in dich herabzukommen. Entdecke diese Ruhe im Hintergrund, wodurch dein Mental ruhiger wird; und über das ruhige Mental kannst du zunächst die Reinheit und den Frieden herabrufen und später die göttliche Kraft. Wenn du zu fühlen vermagst, wie dieser Friede und diese Reinheit in dich herabkommen, kannst du sie immer wieder herabrufen, bis sie sich zu festigen beginnen; du wirst auch fühlen, wie die [Göttliche] Kraft in dir wirkt, um diese Bewegungen zu verändern und das Bewusstsein umzuwandeln. In diesem Wirken nimmst du die Gegenwart und Macht der Mutter wahr. Ist das einmal geschehen, ist alles übrige eine Frage der Zeit und fortschreitenden Entfaltung der wahren und göttlichen Natur in dir.

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Er kann mit seiner Bemühung fortfahren und uns wissen lassen, ob irgendein Ergebnis erzielt wurde. Die Schwierigkeiten, die sich in ihm erhoben haben, sind durchaus üblich und eine natürliche Reaktion auf seine Bemühung. Es ist normal, dass sich diese Widerstände erheben, denn sie müssen sich offenbaren, damit man sich mit ihnen auseinandersetzen und sie hinausstoßen kann. Wenn er durchhält, wird das früher oder später geschehen. Es ist aber das beste, nicht mit Widerständen zu ringen, sondern sich von ihnen loszulösen, sie als Betrachter zu beobachten, diese Bewegungen zurückzuweisen und die Göttliche Macht zu rufen, damit sie sie beseitige. Die Überantwortung der [menschlichen] Natur ist keine einfache Sache und kann lange Zeit beanspruchen; die Überantwortung des Selbstes ist leichter, sofern man sie vollziehen kann, und wenn das einmal geschehen ist, wird die [Überantwortung] der Natur früher oder später folgen. Hierfür aber ist es notwendig, sich vom Wirken der prakrti loszulösen und sich als etwas Gesondertes zu betrachten. Die Bewegungen als Betrachter zu beobachten, ohne entmutigt oder beunruhigt zu sein, ist der beste Weg, die notwendige Loslösung und Trennung zu bewerkstelligen. Das würde auch dazu beitragen, die Empfangsbereitschaft für alle gewährte Hilfe zu erhöhen und das Vertrauen zu erwecken.

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Zur Wandlung der Natur: Der erste Schritt besteht darin, sich der alten Oberflächennatur bewusst zu werden und sich von ihr zu trennen. Denn diese rajasisch-vitale Natur ist eine Oberflächenschöpfung der prakrti, sie ist nicht das wahre Wesen; wie ausdauernd sie auch erscheint, so ist sie doch nur eine vorübergehende Kombination von vitalen Bewegungen. Dahinter steht das wahre mentale und vitale Wesen, das von der Seele gestützt wird. Das wahre Wesen ist ruhig, weit und voller Frieden. Indem man sich [von der Oberflächennatur] zurückzieht und sich von ihr loslöst, schafft man die Möglichkeit, im Frieden dieses inneren purusa zu leben und nicht länger mit der Oberflächen-prakrti identifiziert zu sein. Später ist es viel einfacher, sich durch die Kraft der seelischen Wahrnehmung zu wandeln sowie durch den Frieden, die Macht und das Licht, die sich über dem Oberflächenwesen befinden.

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Diese Dinge erheben sich, weil sie entweder im bewussten Teil des [menschlichen] Wesens als Gewohnheiten der Natur bestehen oder aber sich dort verbergen, um im geeigneten Augenblick hervorzutreten, oder weil es Suggestionen der allgemeinen oder universalen Natur sind, auf welche das persönliche Wesen reagiert. In jedem Fall erheben sie sich deshalb, damit man ihnen begegne, sie hinausstoße und schließlich zurückweise, so dass sie die Natur nicht länger stören können. Das Ausmaß der durch sie verursachten Störung hängt von der Art und Weise ab, in der man ihnen begegnet. Als erstes hat man sich von ihnen loszulösen, sich nicht mit ihnen zu identifizieren, sie nicht länger als Teil der eigenen wirklichen Natur zu betrachten, sondern als Dinge, die einem auferlegt sind und zu denen man sagt: „Das bin nicht ich, das gehört nicht zu mir, es ist etwas, das ich völlig zurückweise“. Man beginnt im Inneren einen Teil des Wesens wahrzunehmen, der mit diesen Suggestionen nicht identisch ist, der fest bleibt und sagt: „Das kann zwar an der Oberfläche eine Störung verursachen, soll mich aber nicht berühren“. Wenn dieses getrennte Wesen innerlich wahrgenommen werden kann, ist die halbe Arbeit geschehen – Voraussetzung dafür ist ein Wille, sich von den Unvollkommenheiten der Oberflächennatur nicht nur loszulösen, sondern auch davon zu befreien.

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Du musst dir immer des Selbstes bewusst bleiben; die dunkle Natur darf nicht als das Selbst empfunden werden, sondern muss als ein Instrument betrachtet werden, das mit dem Selbst in Einklang zu bringen ist.

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Egoismus, Begierden, Fehler der Natur sind in jedem Menschen ziemlich die gleichen. Wenn man aber einmal beginnt, sich ihrer bewusst zu werden, und den Willen hat, sich davon zu befreien, braucht man diesen Willen nur aufrechtzuerhalten, und es besteht dann keine wirkliche Gefahr mehr. Denn wenn man auf eine Weise wie du bewusst zu werden beginnt und im Inneren etwas besteht, das alles Verborgene sich erheben lässt, so bedeutet das, dass die Gnade der Mutter über deiner Natur waltet, dass ihre Kraft wirkt und dein inneres Wesen der Kraft der Mutter hilft, dich von diesen Dingen zu befreien. Sei daher nicht bekümmert, mutlos oder voll Furcht, sondern betrachte alles, was kommt, mit Ruhe und habe den Willen, dass es völlig und für immer verschwinde. Durch das Wirken der Kraft der Mutter und das seelische Wesen, das diese Kraft unterstützt, kann alles geschehen, und es wird mit Sicherheit alles geschehen. Diese Läuterung findet deshalb statt, damit in Zukunft keine Störung entsteht, wie es bei manchen der Fall war, die nicht geläutert waren – damit das höhere Bewusstsein in eine geläuterte Natur eintreten und die innere Umwandlung gesichert vonstatten gehen kann. Mach daher weiter und verlass dich voller Glauben und Vertrauen auf die Mutter.

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Alles, was du hier geschrieben hast, ist vollkommen richtig. Indem man sich von diesen Kräften loslöst, von ihnen weder angezogen noch beunruhigt wird, erlangt man die Freiheit, nimmt ihre Falschheit und Unvollkommenheit wahr und ist fähig, sich über sie zu erheben und sie zu überwinden. Das Bewusstsein, das sich bei dir zeigt, kann entweder die Seele oder das spiritualisierte Mental sein – wahrscheinlich ist es das erstere.

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Was die Mutter meinte war weder eine Selbst-Analyse noch eine Selbst-Sektion – das sind mentale Dinge, die sich mit dem Unbelebten befassen oder das Lebendige töten –, es sind nicht spirituelle Methoden. Die Mutter meinte nicht Analyse, sondern Selbstbetrachtung, ein Sehen aller lebendigen Bewegungen des Wesens und der Natur, eine intensive Beobachtung der Personalitäten und Kräfte, die sich auf der Bühne unseres Wesens bewegen, ihre Motive, Impulse und Fähigkeiten – eine Beobachtung, die genauso interessant ist wie das Erleben und Verstehen eines Schauspiels oder einer Erzählung, eine lebendige Schau und Wahrnehmung, wie sich die Dinge in uns abspielen, womit auch eine echte Meisterung dieses inneren Universums verbunden ist. Solche Dinge werden nur dann langweilig, wenn man sie mit dem analytischen und rationalen Verstand betrachtet, nicht aber wenn man ihnen als einer Bewegung des Lebens durch Erkennen und Intuition begegnet. Wenn du diese Betrachtungsweise übernehmen würdest (vom inneren, spirituellen und nicht vom äußeren, intellektuellen und ethischen Standpunkt aus), dann wäre es verhältnismäßig einfach für dich, aus deinen Schwierigkeiten herauszukommen; du würdest zum Beispiel sofort erkennen, woher dieser irrationale Impuls zu fliehen stammt, und er hätte keine Gewalt mehr über dich. Natürlich geschieht all das am besten dadurch, dass du dich vom Spiel deiner Natur zurückziehst und zum Betrachter-Überwacher wirst oder zum Zuschauer-Darsteller-Spielleiter. Das aber geschieht, wenn du diese selbstbetrachtende Haltung einnimmst.

Die Furcht, dass dies langweilig oder leidvoll sein wird, ist eine Idee des nicht-begreifenden Intellektes.

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Du bleibst bei deiner intellektuell-ethischen Version der inneren Selbstschau? Langweilig? Polizist? Übeltäter? Großer Gott! Wenn dem so wäre, würde es keine Selbstschau mehr sein – denn in der wahren Selbstschau gibt es weder Polizei noch Übeltäter. All das gehört zum intellektuell ethischen Tugend-und-Sünde-Mechanismus, der lediglich eine mentale Konstruktion von praktischem Wert für das äußere Leben ist, nicht aber eine Wahrheit echter innerer Werte darstellt. In der wahren Selbstschau erkennen wir nur Harmonien und Disharmonien, stimmen die falschen Töne richtig und ersetzen sie durch die wahren Noten. Das aber sage ich um der Wahrheit willen, nicht um dich zu überreden, dass du dich um die Selbstschau bemühst; denn wenn es mit dieser Vorstellung geschähe, würdest du es zwangsläufig auf der Polizisten-Grundlage tun und in Schwierigkeiten geraten. Außerdem bist du im Yoga offensichtlich lieber das Piano als der Pianist, was soweit ganz in Ordnung ist, aber ein volles Selbstgeben miteinbezieht sowie die Leitung durch den höchsten Musiker und Komponisten. Möge es so sein!

Jedermann ist voll von diesen Widersprüchen, weil er, obwohl zweifelsohne eine Person, aus vielen verschiedenen Personalitäten besteht, die im allgemeinen untereinander nicht einig sind – auch die Psychologen erkennen diese Tatsache jetzt an. Solange man nicht versucht, sie [ die Personalitäten] in dem einzigen, beherrschenden Vorhaben der Gottsuche und der Hingabe an das Göttliche zu vereinen, kommen sie recht und schlecht miteinander aus – sie wechseln sich gegenseitig ab oder streiten miteinander oder wursteln sich irgendwie durch oder es übernimmt eine die Führung und zwingt die anderen sich unterzuordnen; wenn du aber einmal versuchst, sie in einem einzigen Ziel zu vereinen, wird die Schwierigkeit offenbar.

VII.

Du solltest von äußeren Dingen nicht so abhängig sein; diese Abhängigkeit ist es, die dich den [äußeren] Umständen eine so übertriebene Wichtigkeit beimessen lässt. Ich behaupte nicht, dass die [äußeren] Umstände nicht helfen oder behindern können – aber es sind nur Umstände, und es ist nicht die grundlegende Sache, die in uns selbst ist, und ihre Hilfe oder die Behinderung durch sie sollte nicht von vordringlicher Wichtigkeit sein. Im Yoga wie bei jeder anderen großen oder ernsthaften menschlichen Bemühung gibt es zwangsläufig ein Übermaß an feindlicher Einmischung und ungünstigen Umständen, die überwunden werden müssen. Ihnen eine zu große Wichtigkeit beizumessen steigert ihren Einfluss sowie ihre Macht, sich zu vervielfältigen, es stärkt gleichsam ihr Selbstvertrauen und lässt sie die Gewohnheit annehmen, sich einzustellen. Ihnen mit Gleichmut zu begegnen – wenn man ihnen nicht die freudige Beharrlichkeit eines vertrauensvollen und entschlossenen Willens entgegensetzen kann – vermindert hingegen ihre Bedeutung und Wirkung und befreit schließlich, wenn auch nicht sofort, von ihrer Beharrlichkeit und Wiederkehr. Es ist daher ein Prinzip im Yoga, die bestimmende Macht in uns zu erkennen; denn das in Ordnung zu bringen und die innere Stärke gegen die Macht der äußeren Umstände einzusetzen, das ist die tiefere Wahrheit. Die Stärke ist vorhanden, selbst im Schwächsten; man hat sie zu entdecken, zu enthüllen, im Vordergrund zu bewahren während der ganzen Reise und der ganzen Schlacht.

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Ein Verteidigungs-System [zu schaffen] bedeutet zuzugeben, dass ein Bürgerkrieg stattfindet. Vom Standpunkt des Sadhaks aus gesehen sollte man nicht zugeben, dass die Möglichkeit eines Bürgerkrieges besteht. Ein Sadhak sollte immer daran denken, dass alles von der inneren Haltung abhängt; wenn er einen vollkommenen Glauben an die Göttliche Gnade hat, wird er erkennen, dass die Göttliche Gnade ihn bei jedem Schritt das Richtige tun lässt. Er wird zum Beispiel veranlasst, aus dem Haus zu gehen, wenn es gefährlich ist, im Haus zu bleiben; und er wird im Haus bleiben, wenn es gefährlich ist hinauszugehen. Die Gnade wird ihn genau das tun lassen, was ihn der Gefahr entkommen lässt. Damit aber die Dinge auf diese Weise geschehen, musst du einen tief eingewurzelten Glauben haben, der dein ganzes Wesen durchdringt und gegen den sich keine andere Bewegung in dir richtet. Das ist natürlich schwierig. Auch kannst du für dich den Glauben haben, während die Menschen deiner Umgebung deine Einstellung nicht teilen. Und du kannst, solange du unter ihnen bist, gezwungen sein, äußere Maßnahmen anzuerkennen, dich, wie du es nennst, einem Verteidigungs-System anzuschließen. Dennoch darfst du nicht vergessen, dass nur deine innere Haltung, dein innerer Glaube zählen. Alle äußeren Mittel bedeuten nichts, sie können sich als absolut nutzlos erweisen und zu nichts führen; es ist allein die Göttliche Gnade, die dich beschützt.

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Das ist das Problem, wenn man vor einer Schwierigkeit davonläuft – sie läuft einem nach, oder besser, man trägt sie mit sich herum, denn die Schwierigkeit ist in Wirklichkeit im Inneren und nicht außerhalb. Äußere Umstände verschaffen ihr nur die Gelegenheit, sich zu offenbaren, und solange die innere Schwierigkeit nicht bewältigt ist, werden die Umstände immer auf die eine oder andere Weise auftauchen.

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Das ist der wahre Grund dafür, warum X all diese Dinge widerfahren. Wenn etwas in der Natur ist, das überwunden werden muss, zieht das immer Vorkommnisse auf sich, die sie [die Natur] auf die Probe stellen, bis der Sadhak es überwunden hat und frei ist. Es geschieht zumindest häufig so, besonders wenn sich der Betreffende aufrichtig bemüht, diese Sache zu überwinden. Man weiß nicht immer, ob es die feindlichen Mächte sind, die versuchen, ihn von seinem Entschluss abzubringen, oder die ihn prüfen (denn sie beanspruchen, das Recht darauf zu haben), oder ob es vielleicht die Götter sind, die das tun, um den Fortschritt zu erzwingen oder zu beschleunigen oder weil sie Sicherheit und Gründlichkeit der erstrebten Wandlung verlangen. Es ist vielleicht hilfreicher, wenn man es vom letzteren Standpunkt aus betrachtet.

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Du hast ganz recht – du musst es so sehen, dass hier eine Gelegenheit geboten wird, dieses Hindernis in deiner Natur zu überwinden. Bei der Ausübung der Sadhana erkennt man immer wieder, dass, solange irgendwo [in der menschlichen Natur] ein bedeutender Defekt besteht, sich auf eine Weise Umstände ergeben, die diesem Defekt solange Gelegenheit bieten, in Erscheinung zu treten, bis er aus dem Wesen hinausgestoßen ist. Wenn man das Eintreten dieser Umstände mit klarem Blick als Ruf und Gelegenheit dafür erkennen kann, den Defekt zu überwinden, vermag man sehr rasch weiterzukommen.

Andererseits ist es sehr nützlich, dass du nunmehr die richtige Haltung und Auffassung gegenüber der Kritik seitens anderer hast; das muss aber auch auf ihre falsche Handlungsweise ausgedehnt werden, wenn eine solche besteht. Denn wenn ihre Defekte aus ihrer Natur stammen – welche die allen gemeinsame menschliche Natur ist –, stammt ihre Handlungsweise aus der gleichen Quelle, und es reicht aus, zu sehen und zu verstehen; für beide Dinge gilt die gleiche Regel.

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Die Schwierigkeit kann nicht überwunden werden, indem du vor ihr davonläufst.

All das rührt daher, weil du den für dich falschen Weg eingeschlagen hattest. Nicht indem du dich mit Reue und peinigenden Gedanken quälst, kannst du Herr der Angelegenheit werden, sondern indem du dich mit ehrlichem Blick selbst betrachtest, sehr ruhig, mit einer stillen und festen Entschlossenheit, und dann freudig und tapfer weitergehst, in voller Zuversicht und vollem Vertrauen, dich auf die Gnade verlassend, heiter und wachsam, fest verbunden mit deinem seelischen Wesen, und indem du immer stärker Liebe und Ananda herabrufst sowie dich immer ausschließlicher zur Mutter hinwendest. Das ist der wahre Weg, und es gibt keinen anderen.

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Es ist gut, dass du dich mit dem Ort befreunden konntest und dich stark genug fühlst, um dich mit der Situation dort auseinanderzusetzen. Eine gewisse Kraft der Anpassung an die Umgebung und der Harmonisierung mit ihr ist notwendig – das war dir in sehr ausgeprägtem Maße eigen, und deshalb warst du auch erfolgreich, wo immer du hinkamst. Die Abwehr gegen deine frühere Position machte dich nervös und deprimiert und beeinträchtigte für einige Zeit das Wirken dieser Kraft in dir. Mit deiner neuen Einstellung wird sie hoffentlich bald zurückkehren und die Lösung all deiner Schwierigkeiten bringen.

Wir senden dir unseren Segen. Halte dich immerfort offen für die Kraft von oben und für unsere Hilfe und bleibe fest und stark gegenüber allen noch verbleibenden Schwierigkeiten, sei es im äußeren Leben oder in der Sadhana. Unter diesen Voraussetzungen ist der Sieg auf jeden Fall sicher.

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Verzweiflung ist absurd, und über Selbstmord zu sprechen völlig fehl am Platz. Wenn ein Mensch auch noch so sehr strauchelt, die Göttliche Gnade ist da, solange er danach strebt, und wird ihn schließlich durch alles hindurchführen.

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Selbstmord ist eine absurde Lösung; er [der die Anfrage stellt] unterliegt einem großen Irrtum, wenn er glaubt, dass er hierdurch zum Frieden gelangt. Er wird seine Schwierigkeiten lediglich in eine schlimmere jenseitige Daseinsform mitnehmen und sie in ein anderes Leben auf Erden zurückbringen. Die einzige Lösung ist, diese krankhaften Ideen abzuschütteln und dem Leben mit dem klaren Willen zu begegnen, eine bestimmte Arbeit als Lebensziel sowie mit ruhigem und aktivem Mut zu verrichten.

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Die Sadhana muss im Körper ausgeübt werden, sie kann von der Seele nicht ohne den Körper getan werden. Wenn der Körper stirbt, geht die Seele auf Wanderschaft in andere Welten und kommt schließlich in ein anderes Leben und einen anderen Körper zurück. Dann begegnet sie allen Schwierigkeiten, die sie nicht gelöst hatte, im neuen Leben wieder. Worin besteht also der Vorteil, den Körper [freiwillig] zu verlassen?

Übrigens, wenn man den Körper vorsätzlich verlässt, hat man in den anderen Welten sehr zu leiden, und wenn man wiedergeboren wird, geschieht es unter schlechteren, statt besseren Bedingungen.

Die einzig vernünftige Sache besteht darin, in diesem Leben und mit diesem Körper den Schwierigkeiten entgegenzutreten und sie zu bewältigen.

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Der Tod [durch Selbstmord] ist nicht der Weg, um in der Sadhana Erfolg zu haben. Wenn du auf diese Weise stirbst, wirst du nur später wieder die gleichen Schwierigkeiten haben, vermutlich jedoch unter weniger günstigen Umständen.

Der Weg zum Erfolg in der Sadhana besteht darin, Entmutigung zurückzuweisen, einfach und aufrichtig zu streben, so dass die Kraft der Mutter in dir wirken und das herab bringen kann, was über uns ist. In dieser Sadhana hatte noch nie jemand aufgrund seiner eigenen Verdienste Erfolg. Offen und formbar für die Mutter zu werden – das ist die einzig wichtige Sache.

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Wenn du das Leben fortwirfst, werden die Aussichten für das nächste dadurch nicht verbessert. Die Dinge müssen in diesem Leben und in diesem Körper getan werden.

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Nun, das ist wohl nicht die richtige Art von Ruhe. Der Frieden des nirvana hätte einen gewissen Sinn, aber der Tod in der Ruhe einer erschöpften prakrti ist keinesfalls eine Befreiung.

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Die echte Ruhe ist im inneren Leben und gründet sich auf Frieden und Schweigen und dem Nicht-Vorhandensein des Begehrens. Es gibt keine andere Ruhe – denn ohne sie läuft die Maschine weiter, ob man daran interessiert ist oder nicht. Die innere mukti ist die einzige Lösung.

VIII.

Es besteht kein Grund, warum du die Hoffnung auf Erfolg im Yoga aufgeben solltest. Der Zustand der Niedergeschlagenheit, den du jetzt fühlst, ist vorübergehend und überkommt selbst die stärksten Sadhaks dann und wann oder kehrt sogar häufig wieder. Das einzig Erforderliche ist, sich fest an den erwachten Teil des Wesens zu halten, alle entgegengesetzten Einflüsse zurückzuweisen und, indem du dich so weit wie möglich gegenüber der [Göttlichen] Macht öffnest, zu warten, bis die Krise oder Veränderung, die in dieser Depression ihren Ausdruck findet, zu Ende ist. Die Eingebungen, die dein Mental empfängt und die dir sagen, dass du nicht geeignet seist und zum gewöhnlichen Leben zurückkehren solltest, sind Suggestionen feindlichen Ursprungs. Ideen dieser Art müssen als Erfindungen der niederen Natur immer zurückgewiesen werden; sie sind falsch, selbst wenn sie sich auf Erscheinungsformen gründen, die auf das unwissende Mental überzeugend wirken, denn sie überbewerten eine vorübergehende Bewegung und stellen sie als die entscheidende und endgültige Wahrheit hin. Es gibt nur eine einzige Wahrheit in dir, an die du dich immer halten musst, das ist die Wahrheit deiner göttlichen Möglichkeiten und der Ruf des höheren Lichtes an deine Natur. Wenn du dich stets daran hältst oder wenn du vorübergehend diesen Halt verlierst, immer wieder dahin zurückkehrst, wird sie [diese Einstellung] sich am Ende trotz aller Schwierigkeiten und Hindernisse, trotz allen Strauchelns rechtfertigen. Alles, was Widerstand leistet, wird mit der fortschreitenden Entfaltung deiner spirituellen Natur allmählich verschwinden.

Die Bekehrung und Hingabe des vitalen Teils ist das, was notwendig ist. Er muss lernen, nur die höchste Wahrheit zu begehren und alles Beharren auf Befriedigung seiner niederen Impulse und Begierden aufzugeben. Die Einwilligung des vitalen Wesens ist es, die die volle Befriedigung und Freude der ganzen [menschlichen] Natur im spirituellen Leben mit sich bringt. Wenn das gegeben ist, ist es unmöglich, an die Rückkehr zum gewöhnlichen Leben auch nur zu denken. In der Zwischenzeit müssen der mentale Wille und das seelische Streben deine Stütze sein; wenn du beharrlich bist, wird das Vital schließlich nachgeben, bekehrt werden und sich überantworten.

Festige in deinem Mental und Herzen den Entschluss, für die Göttliche Wahrheit zu leben und nur für sie allein; weise alles zurück, was dem entgegengesetzt und damit unvereinbar ist, und wende dich von den niederen Begierden ab. Strebe danach, dich nur der Göttlichen Macht zu öffnen und keiner anderen. Tu dies in aller Aufrichtigkeit, und die [immer] gegenwärtige und lebendige Hilfe, die du brauchst, wird dich nicht im Stich lassen.

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Nur ein fester Wille zum spirituellen Leben kann alle Hindernisse überwinden.

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Es gibt keinen Grund zur Hoffnungslosigkeit, solange sich der Wille nicht zum falschen Weg entscheidet.

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Warum vermagst du nicht zu erkennen, dass dieser Zustand nicht das wahre Bewusstsein, sondern nur eine Trübung der Wahrheit ist, von der du dich jederzeit befreien kannst, wenn du dazu fest entschlossen bist? Was du hier [in diesem Brief] zum Ausdruck bringst, ist nicht ein Mangel an Verstehen, sondern ein Mangel an Wille – und dieser Mangel an Wille stammt nicht von dir, sondern wurde dir durch ein niedrigeres Bewusstsein aufgedrängt, das dich überwältigt hat und zwingt, alle wahren Werte des Fühlens und Wissens auf den Kopf zu stellen. Dein Wesen will frei, friedvoll und glücklich sein im Licht – es ist diese Falschheit, die sich deines äußeren Mentals bemächtigt hat und bewirkt, dass du dich dunkel und elend fühlen möchtest, voller Aufbegehren, dass du dich hasst und nicht leben willst. Solche Gefühle, solch ein pervertierter Wille sind ganz das Gegenteil der normalen Gefühle der [menschlichen] Natur und können nicht „wahr“ und richtig sein. Niemand bittet dich darum, etwas vorzutäuschen – was wir von dir verlangen, ist, Entstellungen, falsche Gefühle und Unwissenheit zurückzuweisen und nicht damit fortzufahren, sie zu unterstützen, wie sie es von dir fordern. Diese Dinge als das Gesetz deiner Natur anzunehmen hat weder etwas mit Mut und Würde zu tun, noch ist es Niederträchtigkeit und Feigheit, nach einer höheren Wahrheit zu streben und zu versuchen, ihr gemäß zu handeln und sie zum Gesetz deiner Natur zu machen.

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Was seine Schwierigkeiten und Sorgen anbelangt, so besteht wenig Hoffnung, dass er sie überwindet, solange er nicht erkennt, dass sie aus seinem Inneren und nicht von außen kommen. Schuld daran ist die Schwäche seiner vitalen Natur, die schwächliche Hilflosigkeit seines Nervenwesens, das immer weint und klagt und jammert, statt dem Leben entgegenzutreten und seine Schwierigkeiten zu meistern – es ist diese sentimentale, weinerliche Haltung, die bewirkt, dass seine Probleme ungelöst und am Leben bleiben. Einer solchen Natur werden die Götter nicht beistehen, weil sie wissen, dass jede Hilfe nutzlos ist, da sie entweder nicht angenommen oder aber verworfen und vergeudet wird; und alles Rajasische und Asurische auf der Welt wird eine solche Natur verachten und auf ihr herumtrampeln.

Wenn er sich eine stille Stärke und einen ruhigen Mut angeeignet hätte – ohne Schwäche und ohne Aufregung und Heftigkeit –, vertrauend auf die Hilfe, die er immer von uns hätte empfangen können, und voller Offenheit für die Kraft der Mutter, wären die Dinge inzwischen in günstiger Weise bereinigt worden. Er ist aber nicht in der Lage, aus einer ihm gewährten Hilfe irgendeinen Nutzen zu ziehen, weil seine vitale Natur sich an ihre Schwäche klammert, ihr stets nachgibt und rhetorischen Ausdruck verleiht, statt sie verachtungsvoll als etwas für die menschliche Natur Unwürdiges und für einen Sadhak Unpassendes hinauszustoßen. Nur wenn er sie so zurückweist, kann er Stärke empfangen und im Leben stehen oder in der Sadhana vorwärtskommen.

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Nur deshalb weil du selbst so zappelig, nervös, gespalten und unentschieden bist, können wir keine endgültige Entscheidung treffen.

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Wenn du deine Schwäche akzeptierst, was gleichbedeutend damit ist, die Sache als solche zu akzeptieren – ein Teil deiner Natur nimmt sie an, und diesem Teil gibst du nach –, worin bestünde dann der Nutzen, dir zu sagen, was du zu tun hast? Dieser Teil deines Vitals wird dem immer entgegenhalten: „Ich war zu schwach, um es auszuführen“. Der einzige Weg, der [aus dieser Situation] herausführt, besteht darin, dass du deine Schwäche überwindest, diesen deinen sentimentalen Teil ablegst und die Stärke herabrufst, um die Schwäche zu ersetzen, und all das mit einem festen und ernsthaften Ziel vor Augen zu tun. Wenn wir nicht einmal dich, der du eine gewisse Grundlage in der Sadhana hattest, dazu bewegen können, dieses Element in dir zu überwinden, wie kannst du dann erwarten, dass es uns bei X gelingt, der behauptet, dass er keine Grundlage hat, sondern noch immer schwankt.

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Die Hilfe der Mutter und die meine sind immer für dich da. Du musst sie nur voll annehmen, dann wird sie ihre Wirkung nicht verfehlen.

Was dazwischen gekommen ist, das sind diese falschen Vorstellungen von deiner Untauglichkeit, von schlechten Dingen in dir, die dich davon abhalten, die Gnade der Mutter zu empfangen, Vorstellungen von einem Mangel an Streben, wodurch du verhindert wirst, eine Verwirklichung und Erfahrung zu haben. Diese Gedanken sind völlig falsch und irrig – es sind nicht einmal deine eigenen Gedanken, es sind Suggestionen, die sich dir ebenso wie den anderen Sadhaks aufdrängen mit dem Ziel, in dir eine Depression hervorzurufen. Du bist nicht untauglich, in deinem Inneren ist nichts Schlechtes, das dazwischen kommen könnte, es mangelt dir nicht an Streben, wodurch die Erfahrung beendet werden könnte. Die einzige Ursache ist die Depression, der Mangel an Selbstvertrauen, die Bereitschaft zur Verzweiflung – eine andere [Ursache] gibt es nicht. Wie ich dir bereits schrieb, erfahren alle Sadhaks, selbst die besten und stärksten, diese Unterbrechungen im Ablauf der Sadhana; das ist kein Grund, sich deshalb für untauglich zu halten und in der Vorstellung fortgehen zu wollen, dass alles hoffnungslos sei. Mit ein wenig Ruhe würde das Fließen zurückkehren. Du hattest [bereits] die notwendigen Erfahrungen, den notwendigen Fortschritt, und nur durch das Hervortreten einiger Schwierigkeiten des physischen Bewusstseins wurden die Erfahrungen für einige Zeit unterbrochen. Das widerfährt allen und ist, wie ich dir bereits erklärt habe, nicht allein dir eigentümlich. Diese Schwierigkeiten treten immer auf und müssen überwunden werden. Wenn sie einmal durch das Wirken der [Yoga-] Kraft überwunden wurden, nimmt die Sadhana ihren Fortgang wie zuvor. Du aber beginnst auf die falsche Idee der Untauglichkeit und des Mangels an Streben als der Ursache [deiner Schwierigkeit] einzugehen, und lässt dich dadurch völlig deprimieren. All das musst du ablegen und musst dich weigern, den eindringenden gedanklichen Suggestionen Glauben zu schenken. Kein Sadhak sollte jemals Gedanken von Untauglichkeit und Hoffnungslosigkeit hegen – sie sind völlig fehl am Platz, weil nicht die eigene persönliche Tauglichkeit, der eigene Wert zum Erfolg verhelfen, sondern die Gnade und Macht der Mutter sowie die Zustimmung deiner Seele zu ihrer Gnade und dem Wirken ihrer Kraft.

Wende dich von diesen dunklen Gedanken ab und achte allein auf die Mutter, nicht ungeduldig ein Ergebnis erwartend, sondern mit Vertrauen und Zuversicht; lass zu, dass ihr Wirken dir Ruhe bringt sowie neuen Fortschritt auf das seelische Sich-Öffnen und die Verwirklichung hin. Das wird mit Sicherheit und ohne Zweifel den volleren Glauben und die Liebe herbeiführen, wonach du suchst.

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Was ich mit der Wandlung ausdrücken wollte, war die große Besserung in deiner mentalen und vitalen Haltung sowie in den Reaktionen gegenüber äußerlichen Dingen und dem Leben, was in deinen Briefen und dem Bericht über die Geschehnisse deutlich zum Ausdruck kam und ihnen eine ganz neue Atmosphäre verlieh – warm und klar und seelisch. Natürlich ist die Wandlung noch nicht absolut und integral, sie scheint aber doch grundlegend zu sein. Zudem hat sie sicherlich ihre Ursache in einer wachsenden inneren bhakti, besonders in der Annahme der bhakti als deinem [erwählten] Pfad und allem, was damit verbunden ist. Das Mental hat eine neue Haltung eingenommen, weniger intellektuell und mehr seelisch. Was dich daran hindert, das Wachsen der bhakti zu erkennen (manchmal hast du es erfahren und darüber geschrieben), ist die Tatsache, dass das physische Mental weitermacht und bei der geringsten „Depression den ständigen, immer gleichen Wirbel seiner festgefahrenen Ideen in Gang setzt. Eine dieser Ideen ist, dass du nicht vorankommst, nicht vorankommen wirst und niemals vorankommen kannst – das alte Lied, das immer wiederholt: „Yoga ist nicht für jemanden wie mich“, usw. Die Tätigkeit des physischen Mentals ist es, die gleich nach der falschen Aktivität des Vitals das eigene Bewusstsein am meisten an der Oberfläche hält und es daran hindert, im Inneren und bei den inneren Vorgängen bewusst zu sein; es kann zwar teilweise die Geschehnisse an der Oberfläche der Natur erkennen, die Resultate der inneren Bewegung, doch nicht die Ursache dieser Geschehnisse, welche die innere Bewegung selbst ist. Das ist ein Grund, warum ich es gern sehe, wenn sich das physische Mental mit Poesie und Musik usw. beschäftigt sowie mit anderen zuträglichen Tätigkeiten, die zum inneren Wachsen beitragen und in denen sich die innere bhakti Ausdruck verleihen kann; denn es beschäftigt das physische Mental, hält es frei von den mechanischen, kreisenden Bewegungen und erlaubt und fördert das innere Wachsen. Die Kreisbewegung hat sich gegenüber früher vermindert, und ich rechne damit, dass sie sich dieser Tage erschöpft und ganz aufhört.

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Solche Ideen sind nichts als Suggestionen, die immer dann aufkommen, wenn du es zulässt, dass die Traurigkeit in dir zunimmt; du solltest sie, statt ihnen nachzugeben, sofort zurückweisen. Es gibt kein „warum“ für dein Gefühl, dass wir fern und gleichgültig seien, denn das trifft nicht zu; solche Gefühle entstehen automatisch, ohne jede wahre Ursache, zusammen mit dieser Welle des falschen Bewusstseins. Wann immer dies aufkommt, solltest du dir sofort sicher sein, dass es etwas Falsches ist, es anhalten und all seine typischen Einflüsse zurückweisen. Wenn du das lange Zeit hindurch tun könntest, hättest du einen großen Fortschritt erzielt und sowohl ein richtiges Bewusstsein und richtige Ideen als auch die wahre seelische Haltung entwickelt. Du behinderst weder unsere Arbeit, noch stehst du anderen, die hierherkommen, im Weg; du betrügst dich nicht, indem du dich trotz aller Schwierigkeiten an die Sadhana hältst, sondern tust im Gegenteil das Richtige und täuschst mit Sicherheit das Göttliche nicht, das dein Streben und auch deine Schwierigkeiten sehr gut kennt. Es gibt also nicht den geringsten Grund dafür, von hier fortzugehen. Die Tatsache, dass „du den Yoga aufrichtig tun willst“ – und darüber kann kein Zweifel bestehen –, ist ein durchaus hinreichender Grund für dein Hiersein. Dass du bislang noch keine okkulten Erfahrungen hattest, wie zum Beispiel das Aufsteigen der Kundalini usw., ist ohne Bedeutung – einigen wird sie bald zuteil, anderen spät; außerdem haben verschiedene Naturen diese Erfahrungen auf verschiedene Weise. Du solltest nicht nach ihnen trachten oder über ihr Ausbleiben enttäuscht oder verzagt sein. Man kann sicher sein, dass diese Dinge von selbst kommen, sobald das Bewusstsein bereit ist. Wonach du streben musst, ist bhakti, die Läuterung der Natur, das rechte seelische Bewusstsein und Hingabe. Strebe nach bhakti, und sie wird sich in dir entfalten. Sie ist bereits in deinem Inneren, und sie ist es, die sich in deiner Dichtung und Musik ausdrückt. In dem Maß, in dem bhakti und die Reinheit in der Natur zunehmen, wird auch das richtige seelische Bewusstsein wachsen und dich zur vollen Hingabe führen. Bleibe jedoch standhaft, gib diesen Ideen von Unfähigkeit, Enttäuschung und Versagen nicht nach; sie sind die eigentliche Substanz des tamas und nur dazu da, beiseite geschleudert zu werden.

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Niemand verlangt von dir, etwas zu tun, dessen du nicht fähig bist; es ist etwas, das durch dich bereits getan wurde und folglich bist du dazu auch fähig. Niemand verlangt von dir, durch eigene Bemühung deine Natur zu wandeln; du hast dich lediglich von diesen Ideen und Gedanken loszulösen, dich zu weigern, ihnen nachzugeben, hast innerlich ruhig zu bleiben und der Kraft, die du wiederholt gefühlt hast, zu erlauben, dich zu wandeln. Fortwährend zu wiederholen: „Ich bin schwach, ich bin untauglich, ich bin schlecht“ führt zu nichts.

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Erinnere dich immer, dass die Göttliche Kraft da ist, dass du sie bereits gefühlt hast und dass sie, selbst wenn du sie für eine Zeitlang nicht wahrnimmst oder sie dir als etwas Fernes erscheint, dennoch da ist und mit Sicherheit den Sieg davontragen wird. Denn diejenigen, welche von der Kraft einmal berührt und ergriffen wurden, gehören fortan dem Göttlichen.

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Es ist gut. Je mehr du dieses dominierende Gefühl der Kraft und Stille bewahrst und mehrst, um so mehr wird das andere Gefühl sich verringern und dahinschwinden. Es ist immer so, dass Macht und Friede zuerst nur sanft drängen, dich berühren, an bestimmten Stellen eindringen, bis eine Zeit kommt, in der sich ein Teil des Wesens immer in diesem Zustand weiß, auch wenn eine noch so heftige Störung die Oberfläche ergreift. Später wird die Störung mehr und mehr hinausgestoßen, bis sie außerhalb und nicht mehr innerhalb des Wesens gefühlt wird. Wenn auch das aufhört, ist der volle Friede und die volle Grundlage [der Sadhana] vorhanden.

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Im Laufe der Sadhana ist es unvermeidlich, dass sich einige Wesensteile als weniger offen, weniger fortgeschritten erweisen und weniger den Frieden und die [Yoga-] Kraft wahrnehmen als andere. Auf diese Teile muss eingewirkt und sie müssen gewandelt werden, was aber nur dann problemlos geschehen kann, wenn du von ihnen losgelöst bist, wenn du fähig bist, sie nicht als dein eigentliches Selbst, sondern als Teil der Natur zu betrachten, den du zu wandeln hast. Dann wirst du nicht bestürzt sein, wenn sie ihre Mängel hervorkehren, wirst dich von ihren Bewegungen nicht fortreißen lassen und das Gefühl des Friedens und der Kraft nicht verlieren; du wirst vielmehr fähig sein, auf sie einzuwirken (oder besser gesagt, die Yoga-Kraft auf sie einwirken zu lassen), so wie man es mit einer zu reparierenden Maschine tun würde oder mit einer mangelhaften Arbeit, die dieses Mal besser zu tun ist. Wenn du dich mit diesen [weniger bewussten] Teilen identifizierst, ist es sehr mühsam. Dennoch wird die Arbeit getan und die Wandlung vollzogen, doch mit Verzug und üblen Überraschungen, auf schmerzhafte und nicht auf reibungslose Art und Weise. Das ist der Grund, warum wir den Menschen immer sagen, dass sie ruhig und losgelöst sein und diese Dinge nicht als ihr wahres Selbst betrachten sollen, sondern als einen äußeren Wesens-Teil, auf den ruhig eingewirkt werden muss, bis er so ist, wie er sein sollte.

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Es ist natürlich ein Schwanken des mentalen Willens, das ein Wissen verhindert, welches aus der Praxis gewonnen wird. Wenn der eigene Wille nicht stark genug ist, muss der größere Wille im Hintergrund – der Wille der Mutter, ihre bewusste Kraft, in der sich Wissen und Wille vereinen – herbeigerufen werden, um ihn zu stärken und zu stützen. Sehr häufig jedoch, selbst wenn sowohl Wille als auch Wissen vorhanden sind, bringt die Gewohnheit der vitalen Natur die alten Reaktionen zurück. Das kann allein durch ein stetiges, nicht entmutigtes Streben überwunden werden, wodurch die Seele mit ihren wahren Bewegungen mehr und mehr in den Vordergrund tritt und die falschen Bewegungen hinausgestoßen und verdrängt werden. Die Natur der Umwandlung, die in diesem Yoga zu vollziehen ist, besteht aus der allmählichen und stetigen Ersetzung des alten, unwissenden Bewusstseins und seiner Bewegungen durch das wahre seelische und spirituelle Bewusstsein. Das aber dauert lange Zeit, es kann nicht mühelos oder auf einmal geschehen. Man sollte sich daher nichts daraus machen oder nicht entmutigt sein, wenn man feststellt, dass die alten Bewegungen trotz des erworbenen Wissens zurückkehren. Man sollte nur versuchen, sich mehr und mehr von ihnen loszulösen, damit ihnen, selbst wenn sie wiederkehren, das Wesen nicht zustimmt.

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Die Schwierigkeiten des Charakters bleiben bestehen, solange man ihnen, sobald sie sich erheben, in seinem Verhalten nachgibt. Man muss es sich zur strengen Regel machen, nicht aus einem Impuls heraus zu handeln, der auf Ärger, auf das Ego oder wie immer die Schwäche sein mag, die man loswerden will, zurückzuführen ist; oder wenn man in der Hitze des Augenblicks handelt, die Tat weder zu rechtfertigen noch auf ihr zu beharren. Dann lässt die Schwierigkeit nach einer Weile nach oder beschränkt sich einzig auf eine subjektive Bewegung, die man beobachten, von der man sich ablösen und die man bekämpfen kann.

*

Man ist immer offen für die unwissenden Kräfte der Natur, solange nicht die endgültige Wandlung stattgefunden hat. Wenn Dinge in das Bewusstsein nicht eindringen können, so deshalb, weil es wachsam ist oder die Seele sich im Vordergrund befindet; doch das geringste Nachlassen der Wachsamkeit oder eine Zerstreuung kann bewirken, dass etwas eindringt.

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Man sollte nicht ängstlich, aber auch nicht nachlässig sein, das heißt, der Wille oder Verstand sollte diesen Bewegungen nicht zustimmen. Denn jede Zustimmung verlängert ihr Wirken oder fördert ihre Wiederkehr. Wenn sie trotz der Zurückweisung durch das Mental und den Willen weiterbestehen, so deshalb, weil die weniger bewussten Teile der Natur noch gewohnheitsmäßig reagieren. Sie müssen bewusst werden, indem sie das Licht und die Kraft empfangen, bis auch sie sich weigern, auf den Ruf der niederen Natur zu reagieren.

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Das ist ganz in Ordnung. Wenn du diesen Zustand bewahrst und nicht zulässt, dass er völlig verfinstert oder für lange Zeit getrübt ist, wirst du rasch auf eine neue Geburt deiner Natur zugehen sowie die Verankerung deines Lebens und all deiner Gedanken, Taten und Bewegungen in deinem wahren Wesen, dem seelischen Wesen erreichen. Stimme niemals diesen Ideen, Suggestionen und Gefühlen zu, welche den Schatten, die Verwirrung und den Aufruhr zurückbringen. Diese Zustimmung ist es, die sie für eine Wiederkehr erstarken lässt. Weise die Zustimmung zurück, und sie werden sich zurückziehen müssen, entweder sogleich oder nach einiger Zeit.

Bleibe im Sonnenlicht des wahren Bewusstseins gefestigt – denn nur dort ist das Glück und der Friede, die von äußeren Ereignissen nicht abhängig sind.

IX.

Es ist der übliche Ablauf des Prozesses, durch den die Wandlung des Bewusstseins bewirkt wird. Ohne langwierigen und wiederholten Kampf weichen die niederen Kräfte selten zurück. Das Gewonnene mag verhüllt sein, ist aber niemals verloren.

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Warum gibst du dich diesen übertriebenen Gefühlen von Reue und Verzweiflung hin, sobald diese Dinge aus dem Unterbewusstsein aufsteigen? Sie helfen nicht und machen das Ausmerzen dessen, was kommt, nur schwieriger und nicht leichter. Solch eine wiederholte Rückkehr einer alten Natur, die längst aus den bewussten Wesensteilen verbannt ist, ist in der Sadhana nichts Neues. Sie bedeutet keinesfalls, dass die Natur nicht zu wandeln sei. Versuche, die innere Ruhe wiederzugewinnen, ziehe dich von diesen Bewegungen zurück, betrachte sie gelassen und reduziere sie auf ihre wahren Proportionen. Deine wahre Natur ist das, worin du Frieden findest und den Ananda und die Liebe des Göttlichen fühlst. Dieses Andere ist nur eine Randerscheinung deiner äußeren Persönlichkeit, die trotz wiederholter Rückkehr abfallen muss, wenn das wahre Wesen sich ausbreitet und wächst.

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Es besteht kein Grund, derartig niedergeschlagen zu sein oder an deinem Fortschritt zu zweifeln. Offensichtlich fand ein Aufwallen der alten Bewegungen statt, doch ist das immer möglich, solange nicht die alte Natur sowohl im Bewusstsein als auch in den unterbewussten Teilen gänzlich gewandelt ist. Etwas hatte dich aus dem Gleichgewicht gebracht und ließ dich in vergangene Gefühle abschweifen. Der einzige Ausweg besteht darin, dich zu beruhigen und das wahre Bewusstsein und Gleichgewicht zurückzuerlangen.

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Die Befreiung, die du empfindest, ist wahrscheinlich grundlegend und endgültig. Man muss aber selbst nach der Befreiung hierin wachsam bleiben, denn oft verlassen dich diese Dinge, bleiben in weiter Ferne und warten, bis sie sich irgendwelche Umstände und Bedingungen zunutze machen können, um ihr Königreich im Sturm zurückzuerobern. Wenn eine volle Läuterung bis hinab in die Tiefen stattgefunden hat, und nichts mehr vorhanden ist, wodurch das Tor geöffnet werden könnte, sind sie hierzu nicht mehr in der Lage. Doch erst lange Zeit nach der Befreiung kann man sagen: „Es ist vorbei, alles ist für immer in Ordnung.“

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Was deine innere Haltung anbelangt, so muss sie bleiben wie sie ist: Sich durch solche „Vorkommnisse“ des äußeren Lebens oder durch das Eindringen neuer Elemente weder erregen noch nach außen ziehen zu lassen; hat als Grundsatz zu gelten; wenn sie in dich eintreten, muss es sein als ob Wellen in eine ruhige See gleiten, damit verschmelzen und dabei selbst ruhig und klar werden.

Dein gegenwärtiger Zustand ist ganz so, wie er sein sollte – du musst nur immer auf der Hut sein. Denn wenn du bei guter Verfassung bist, flauen die niederen Bewegungen allmählich ab und werden ruhig, verstecken sich gleichsam – oder sie verlassen die [menschliche] Natur und warten in einiger Entfernung. Wenn sie aber feststellen, dass der Sadhak in seiner Wachsamkeit nachlässt, dann beginnen sie, sich langsam zu erheben oder näherzukommen, meist unbemerkt; und wenn er gänzlich unachtsam ist, schießen sie plötzlich hoch oder versuchen, unvermutet einzudringen. Das dauert so lange, bis die ganze Natur, mental, vital, physisch, bis hinab zum eigentlichen Unterbewussten, erleuchtet, bewusst und voll vom Göttlichen ist. Bis dahin hat man immer in schlafloser Wachsamkeit zu verbleiben.

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Die von dir eingenommene Haltung, innerlich die Ruhe zu bewahren, langsam all das zu wandeln, was gewandelt werden muss, und gewisse Dinge auf später zu verschieben – an sich keine falsche Haltung –, machte dich etwas nachlässig und erlaubte gewissen Dingen (Begierden usw.), die du hättest in Schach halten sollen, sich an der Oberfläche herumzutreiben. Diese Haltung hat es wahrscheinlich den alten Bewegungen ermöglicht, sich über jenen Teil hinaus zu erheben, der noch keinesfalls für die Wandlung bereit war; und die feindlichen Kräfte nützten deine Unachtsamkeit aus und trieben den Angriff voran. Sie halten immer nach Gelegenheiten Ausschau, und der Sadhak hat sehr wachsam zu sein, um ihnen diese Gelegenheit nicht zu bieten. Eine andere Möglichkeit ist, dass die [Yoga-] Kraft, die in die allgemeine Atmosphäre herabkommt, einen Druck auf das Bewusstsein der Sadhaks ausübt, damit sie eher bereit, aufmerksamer und in die Bewegungen ihrer gewöhnlichen Natur weniger vertieft sind, als es jetzt der Fall ist; die Kraft trifft auf diesen [Wesens-] Teil, und der Widerstand in ihm, der über lange Zeit hinweg passiv gewesen war, wird unter ihrem Druck plötzlich aktiv.

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Alle diese Bewegungen bedeuten ganz einfach, dass ein gewisser Teil deiner Natur, voller gewohnheitsmäßiger emotionaler Bewegungen – der unterdrückt war, auf den aber noch nicht nachhaltig eingewirkt wurde –, sich jetzt mit aller erdenklichen Kraft erhoben hat und aus der Herabkunft des Bewusstseins von der Ebene des Friedens und Anandas Nutzen zieht. Es ist eine altgewohnte Bewegung des egoistischen Vitals, die sich wiederholt. Du hattest sie in das Unbewusste hinabgestoßen und in die Außenbereiche deiner Natur verbannt, konntest aber deine Natur dadurch nicht völlig davon befreien. Es ist nicht überraschend, dass dadurch das innere Selbst und seine Erfahrungen während dieser Zeit zurückgedrängt wurden; wenn das nicht der Fall gewesen wäre, hätte sie [die Bewegung] nicht einen einzigen Augenblick lang anhalten können. Es ist aber kein Grund, dass du darüber sprichst, als ob es ein Sturz sei, der alle Hoffnung begräbt. Erkenne es als das, was es ist, und versuche, dich von dem Sog zu befreien und ihn abzuschütteln. Beruhige dich und betrachte offen und ehrlich das Geschehene, ohne seine Bedeutung zu übertreiben, dann wird alles schneller vorübergehen.

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Tatsächlich sind diese Dinge keine ausreichenden Gründe, um traurig und niedergeschlagen zu sein. Es ist durchaus normal, dass Schwierigkeiten auf diese Weise zurückkehren, und es beweist nicht, dass kein Fortschritt erzielt wurde. Diese Rückkehr (nachdem man geglaubt hatte, es sei überwunden) ist nichts Ungewöhnliches. Ich habe in meinen Schriften dargelegt, was geschieht. Wenn eine gewohnte Bewegung, die in der [menschlichen] Natur lange Zeit verankert war, hinausgestoßen wird, nimmt sie ihre Zuflucht in einem weniger erleuchteten Teil der Natur, und wenn sie aus der restlichen Natur hinausgestoßen wird, flüchtet sie in das Unterbewusste und steigt von dort her auf, wenn du es am allerwenigsten erwartest; oder sie erscheint in Träumen oder plötzlichen unbewussten Bewegungen, oder sie verlässt dich und wartet im Hinterhalt des dich umgebenden Wesens, durch welches die universale Natur wirkt, und greift von dorther als eine Kraft von außen an, um mit Hilfe einer Suggestion oder der Wiederholung alter Bewegungen ihr Königreich zurückzuerobern. Man hat standhaft zu sein, bis die Kraft zur Rückkehr nachlässt. Diese wiederholte Rückkehr oder diese Angriffe dürfen nicht als Teile von einem selbst betrachtet werden, sondern als Invasionen, die man ohne jede Depression oder Entmutigung zurückweisen muss. Wenn das Mental sie nicht billigt, wenn das Vital es ablehnt, sie willkommen zu heißen, wenn das Physische standhaft bleibt und sich weigert, dem physischen Drängen zu gehorchen, wird die Rückkehr des Gedankens, des vitalen Impulses, des physischen Gefühls ihren letzten Halt verlieren und schließlich zu schwach sein, um irgendeine Störung auszulösen.

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Es besteht kein Grund zur Verzweiflung. Wenn man so weit fortgeschritten ist wie du – das heißt so weit, um die Stille zu empfinden und zu bewahren –, wenn man soviel seelische Einsicht und seelisches Gefühl besitzt, hat man kein Recht, an seiner spirituellen Zukunft zu verzweifeln. Du hast noch nicht vermocht, die Einsicht bis zu einer gänzlichen seelischen Wandlung zu führen, weil noch ein großer Teil des äußeren physischen Bewusstseins an den alten Bewegungen Vergnügen empfand und ihre Wurzeln im Unterbewussten daher am Leben blieben. Als du unachtsam warst, erhob sich die ganze Geschichte, und es gab einen vorübergehenden heftigen Sturz. Das aber bedeutet nicht, dass deine Natur nicht wandelbar ist; nur sollte die ruhige innere, bewusste Haltung, die seelische Einsicht und vor allem ein Wille zur Wandlung, stärker und beständiger als zuvor, derart gefestigt sein, dass weder ein Aufwallen noch ein Angriff auch nur teilweise diese [seelische] Einsicht trüben oder den Willen außer Kraft setzen können. Du hattest die Wahrheit erkannt; doch dieser Teil der alten Natur, der sich erhob, wollte dem nicht zustimmen – er wollte sein Spiel und zwang es dir auf. Diesmal musst du auf der vollen Wahrhaftigkeit im ganzen Wesen beharren, das sich weigern wird, irgend etwas abzulehnen, was durch die seelische Einsicht erkannt wurde, oder irgend etwas zu bejahen oder ihm zuzustimmen, was von ihr missbilligt wird – spirituelle Demut und das Aufgeben der Selbstgerechtigkeit, der Selbstrechtfertigung und des Wunsches, sich anderen aufzudrängen, der Neigung, andere zu beurteilen, usw. Alle diese Mängel sind, wie du weißt, in dir; sie auszurotten mag lange Zeit dauern; wenn aber der Wille, dem inneren Selbst gegenüber in jeder Weise wahrhaft zu sein, stark, ausdauernd und wachsam ist und immer die Kraft der Mutter ruft, kann es rascher geschehen als es jetzt möglich erscheint.

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Solange du aus der Lektion, welche die Vergangenheit dich lehrte, nicht gelernt hast, musst du sie wiederholen. Beobachte sorgsam, welche Art von Erinnerungen aufkommt, und du wirst erkennen, dass sie mit gewissen psychologischen Bewegungen in dir verbunden sind, von denen du dich befreien musst. Daher solltest du gewillt sein, all das zu erkennen, was in dir nicht in Ordnung und noch nicht berichtigt ist, und nicht zulassen, dass Eitelkeit oder Selbstgerechtigkeit deine Erkenntnis trübt.

X.

Unsere Hilfe ist da. Sie kann ungeachtet deines physischen Mentals zur Auswirkung kommen – wenn aber dein immer reger Wille ihr als Instrument dient, wird sie noch wirksamer sein. Es gibt stets zwei Elemente für den spirituellen Erfolg – der eigene stetige Wille und das eigene Bemühen sowie die Göttliche Macht, welche auf die eine oder andere Weise hilft und das Ergebnis des Bemühens herbeiführt.

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In dir bestand die Neigung, [zu höheren Ebenen] aufzusteigen und es dem höheren Bewusstsein zu überlassen, sich mit der niederen Natur zu befassen, ohne deine persönliche Bemühung. Das hätte unter zwei Voraussetzungen funktionieren können: 1. dass der Friede und die Kraft herabkommen und bis hinab zum Physischen alles in Beschlag nehmen; 2. dass du dein inneres Wesen durch die äußere Natur verhüllen lässt. Dem Physischen gelang es nicht, den Frieden aufzunehmen, statt dessen breitete sich die Trägheit aus; die Kraft konnte nicht herabkommen; die Suggestionen der äußeren Natur erwiesen sich als zu stark für dich, und an diesem Punkt, zwischen diesen Suggestionen und der Trägheit, wurde die Sadhana unterbrochen.

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Ich habe nicht gesagt, dass du einen Fehler begangen hättest. Ich habe ganz einfach festgestellt, was geschah und warum es geschah. Wenn du fähig gewesen wärst, oben zu bleiben und die Kraft herabkommen und wirken zu lassen, solange du von der äußeren Natur losgelöst warst, wäre es in Ordnung gewesen. Weil der Friede herabkam, warst du fähig aufzusteigen; weil der Friede das Physische nicht hinlänglich erfassen konnte und die Kraft nicht zur Genüge herabkam, konntest du nicht oben bleiben. Mittlerweile erhob sich die Trägheit;du hast zugelassen, mehr und mehr durch die vitalen Suggestionen in der äußeren Natur und den Andrang der Trägheit gestört zu werden, und warst daher unfähig, losgelöst zu bleiben und die [Yoga-] Kraft immer mehr herabkommen zu lassen oder herabzurufen. Daher der Abfall in das physische Bewusstsein. In all dem, was ich sage, ist kein Tadel enthalten oder die Anschuldigung, dass du einen Fehler begangen oder gegen den Willen der Mutter gehandelt hättest. Diese Vorstellungen, Fehler zu begehen oder ihren Willen nicht zu erfüllen, sind deine eigenen und nicht die meinen.

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Wenn das Mental und das Vital das Physische in Beschlag nehmen und es zu ihrem Instrument machen, kommt keine Trägheit auf. In diesem Fall aber ist das physische Bewusstsein bekämpft worden. Wenn es den Frieden des Selbstes in sich hätte aufnehmen können, ohne ihn mit Trägheit zu überdecken, wäre es in Ordnung gewesen. Aber es kam irgendwie das Vital mit seiner Forderung und Unzufriedenheit dazwischen, wodurch diese Behinderung sowie die Unfähigkeit entstand, sich weiterzuentwickeln. Das geschieht in der Sadhana oft, und man muss die Kraft haben, es entweder auf dynamische Weise zurückzuweisen oder aber losgelöst zu bleiben, bis es sich selbst erschöpft hat. Dann kann die wahre Bewegung von neuem beginnen.

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Du erwartest immer, dass die Mutter es tut, und deshalb kommen Faulheit und Trägheit auf, der Geist der tamasischen Hingabe. Selbst wenn dich die Mutter wieder in einen guten Zustand versetzte, würde dich dein Vital erneut herunterziehen. Wie soll das aufhören, solange du zum Vital „ja“ sagst und seine Entmutigung und Heftigkeit und alles übrige als dein eigen akzeptierst? Loslösung ist unbedingt erforderlich.

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Ich möchte zwei [wesentliche] Dinge hervorheben, weshalb ich so viel schon darüber geschrieben habe:

1. Die Hingabe gegenüber der Mutter darf nicht tamasisch (träge, passiv) sein, denn die Reaktion darauf wäre eine passive, träge Hilflosigkeit gegenüber den niedrigen oder feindlichen Kräften oder Suggestionen, eine widerstandslose oder hilflos widerstrebende Einwilligung zu diesen Angriffen oder ihre Duldung. Ein passiver Zustand kann viel Frieden, Ruhe, sogar Freude bringen, aber er zerstreut das Wesen, statt es in der Weite zu konzentrieren, und der Wille verkümmert. Die Hingabe muss leuchtend sein, aktiv, eine gewollte Darbringung an die Mutter, das Empfangen ihrer Kraft sowie die Unterstützung ihres Wirkens und zur gleichen Zeit ein starker, wachsamer Wille, der alles zurückweist, was nicht von ihr stammt. Zu viele Sadhaks rufen angesichts der Attacke ihrer niederen Natur: „Ich bin hilflos, ich komme nicht dagegen an, es kommt und macht mit mir, was es will“. Das ist falsche Passivität.

2. Man darf sich nicht an einen Zustand gewöhnen, in welchem man immer mit Suggestionen und Kräften ringt. Die Menschen verfallen dem sehr leicht und machen es sich zur Gewohnheit – der vitale Teil findet eine Art glühender Befriedigung darin auszurufen: „Ich werde angegriffen, überwältigt, ich leide und bin elend! Wie tragisch ist mein Schicksal! Warum hilfst du nicht, oh Gott? Gibt es keine Hilfe, keine Göttliche Gnade? Ich bin meinem Elend und Niedergang ausgeliefert“, usw. usw. Ich will nicht, dass noch ein weiterer Sadhak in diesen Zustand verfällt – aus diesem Grund rufe ich „Halt!“, bevor du in diese Gewohnheit eines ständigen Kampfes verfällst. Das ist es, was diese Kräfte wollen – dass du dich hilflos fühlst, geschlagen, überwunden. Du darfst es nicht zulassen.

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All das ist das physische Mental, das sich der Mühe und dem notwendigen Kampf um die spirituelle Vollendung nicht unterziehen will. Es will das Höchste erreichen, will aber auf dem ganzen Weg einen glatten Verlauf – „Wer zum Teufel wird sich so viel Mühe machen, um das Göttliche zu erreichen?“, das ist das zugrundeliegende Gefühl. Durch die Schwierigkeit mit den Gedanken muss jeder Yogi hindurch, und ebenso kennt er die Tatsache eines geringen Erfolges nach Tagen der Bemühung. Erst dann, wenn man das Feld gejätet und gepflügt, wenn man gesät und darüber gewacht hat, kann man auf große Ernten hoffen.

Man muss entweder die Bemühung einsetzen, und dann muss man geduldig und ausdauernd sein, oder man kann sich auf das Göttliche verlassen durch einen ständigen Ruf und ein ständiges Streben. Dieses Vertrauen [auf das Göttliche] hat dann aber wahrhaft zu sein und darf nicht auf einem sofortigen Ergebnis beharren.

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Die [Göttliche] Macht vermag alles, kann alles wandeln und wird es tun, aber nur dann vollständig und leicht und dauerhaft, wenn dein eigener Wille, mental, vital und physisch auf der Seite der Wahrheit steht. Wenn du dich auf die Seite der vitalen Unwissenheit stellst und gegen deine eigene spirituelle Wandlung kämpfst, bedeutet das ein leidvolles und schwieriges Ringen, bevor die Arbeit getan ist. Daher bestehe ich zuallermindestens auf Ruhe und dem damit einhergehenden geduldigen Vertrauen, so gut es dir möglich ist, damit du einen ruhigen und stetigen Fortschritt erzielst, statt dich in einer leid- und qualvollen Bewegung voller Rückschläge und Kampfe zu verlieren.

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Auch die [Yoga-] Kraft bringt kein endgültiges und anhaltendes Ergebnis hervor, wenn im Sadhak nicht der Wille und die Entschlossenheit bestehen, es zu erreichen.

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Du hattest geschrieben: „Ich brauche mich nicht darum zu kümmern – wenn der Friede erforderlich ist, kommt er von selbst“. Sicher, das Hauptgewicht sollte auf der [Yoga-] Kraft liegen, doch ist die aktive Zustimmung des Sadhaks notwendig; in bestimmten Dingen kann sein Wille auch als Instrument der Kraft benötigt werden.

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Das höhere Wirken schließt den Einsatz des Willens nicht aus – der Wille ist ein Element des höheren Wirkens.

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So können diese Dinge nicht getan werden. Wenn die Umwandlung durchgreifend sein soll, muss die Schwierigkeit vonseiten aller [Wesens-] Teile zurückgewiesen werden. Die [Yoga-] Kraft kann nur unterstützen oder sie dazu befähigen, es zu tun, doch kann sie diesen erforderlichen Prozess nicht durch ein Schnellverfahren ersetzen. Dein Mental und dein inneres Wesen müssen ihren Willen dem Ganzen auferlegen.

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Der mentale Wille ist notwendig, solange nicht ein fortwährendes Wirken der [Yoga-] Kraft oder aber des tieferen Willens von innen besteht.

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Die [Yoga-] Kraft kann den Willen hervorbringen und benützen.

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Im Mental besteht nicht nur die Fähigkeit des Denkens, sondern auch ein Wille.

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Bewusst zu sein ist der erste Schritt [in dem Bemühen], zu überwinden – hierzu aber ist Stärke erforderlich sowie Losgelöstsein und der Wille zur Überwindung.

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Die Energie, welche das Handeln diktiert oder das falsche Handeln verhindert, ist der Wille.

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Ohne den Willen gibt es keine Ausdauer oder Beharrlichkeit.

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Der Wille kann von sich aus tätig sein – er ist seiner Natur nach eine Kraft oder Energie.

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So etwas wie einen trägen, passiven Willen gibt es nicht. Der Wille ist seiner Natur nach dynamisch. Selbst wenn er nicht kämpft und sich müht, ist bereits sein Vorhandensein dynamisch, und er wirkt auf den Widerstand dynamisch ein. Das, was du meinst, ist ein passiver Wunsch – ich wünschte, dass es so wäre, ich möchte, dass es so ist. Das ist nicht Wille.

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Dann ist es nicht die richtige Art von Willenskraft; wahrscheinlich gebrauchen sie eine Art kämpfender oder angestrengter Willenskraft, statt des ruhigen und dennoch starken Willens, der das höhere Bewusstsein und die [Yoga-] Kraft herabruft.

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Friede ist nicht eine erforderliche Voraussetzung für das Wirken des Willens. Wenn das Wesen unruhig ist, ist es oft die Aufgabe des Willens, die Ruhe aufzuerlegen.

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Wille ist Wille, ob er ruhig oder rastlos ist, ob er in einer yogischen oder unyogischen Weise wirkt, für ein yogisches oder nicht-yogisches Ziel. Glaubst du etwa, dass Napoleon oder Caesar keinen Willen gehabt hätten oder dass sie Yogis gewesen wären? Du hast seltsame Ideen. Genauso gut könntest du sagen, dass Gedächtnis nur dann Gedächtnis sei, wenn es sich des Göttlichen erinnere, und dass es kein Gedächtnis sei, wenn es sich anderer Dinge erinnere.

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Es gibt keinen Prozess. Der Wille ist selbsttätig, sofern Mental und Vital ihm zustimmen, wie im Fall eines Begehrens. Wenn das Begehren nicht befriedigt wird, fährt er damit fort zu hämmern, versucht oder besteht darauf, die Sache zu bekommen, wiederholt die Forderung, gebraucht diese oder jene Person, dieses oder jenes Mittel, veranlasst das Mental, ihn mit Gründen zu unterstützen, stellt sie [die Sache] als Erfordernis dar, das befriedigt werden muss, usw. usw., bis das Begehren schließlich befriedigt wird. All das beweist, dass ein Wille wirkt. Wenn du den Willen für die Sadhana einzusetzen hast, hat er nicht die gleiche Beharrlichkeit; das Mental erfindet Gründe, wenn es mit der Bemühung nicht weiterkommt, und sie wird aufgegeben, sobald die Schwierigkeit zunimmt; es gibt keine Stetigkeit, kein Festhalten des Willens am Ziel.

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Im Laufe seiner Entwicklung wird er [der Wille] fähig, mit dem Willen der Mutter zu verschmelzen. Ein Wille, der nicht stark ist, ist ein großes Hindernis für die Sadhana.

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Wenn der Wille stetig eingesetzt wird, lernt das übrige Wesen, wenn auch noch so langsam, dem Willen zu gehorchen, und schließlich entwickelt sich eine Übereinstimmung des Handelns mit dem Willen, und nicht mit den vitalen Impulsen und Begierden. Was das übrige anbelangt (die Gefühle und Begierden usw. selbst), so beginnen sie, nach einem gewissen Kampf ihre Kraft zu verlieren und dahinzuschwinden, wenn man ihnen weder im Handeln noch in der Phantasie freien Lauf lässt und der Wille sie nicht mehr stützt – wenn man sie, sobald sie sich einstellen, lediglich betrachtet und zurückweist.

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Es ist vermutlich deshalb, weil du nicht daran gewöhnt warst, deinen Willen einzusetzen, um die anderen Teile deiner Natur zu zwingen. Jetzt weigern sie sich, einer Kontrolle zu gehorchen, an die sie nicht gewöhnt sind und die auch keinen gewohnheitsmäßigen Einfluss auf sie hat.

Der Wille ist ein Teil des Bewusstseins und sollte in den Menschen das Hauptelement sein, welches die Tätigkeiten der Natur kontrolliert.

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Das [der Mangel an Wille] ist eine Suggestion, die dir durch die physische Trägheit eingeprägt wurde. Sie hat deinen Willen überlagert und dich überzeugt, dass du keinen Willen mehr hast und auch keine Möglichkeit für irgendeinen Willen mehr besteht.

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Du kannst nicht erwarten, dass eine beharrliche Trägheit wie diese in drei Tagen verschwindet, weil du eine Art anfängliche Bemühung gemacht hast, ihr zu widerstehen.

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(Die Quelle der Unfähigkeit, sich gegenüber widersetzlichen Kräften zur Wehr zu setzen:) Es ist die Lässigkeit des Willens, der sich über längere Zeit hinweg nicht anstrengen will. Du gleichst jemandem, der sein Bein für eine Sekunde in Bewegung gesetzt hat und sich dann wundert, warum er nicht bereits hundert Meilen weiter und damit am Ziel sei, nachdem er eine derart gigantische Anstrengung gemacht hat.

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Es bedeutet ganz einfach, dass dein Wille schwach und kein echter Wille ist. Ein zweifelhafter Wille! Du kannst ihn vielleicht mit einem Auto vergleichen, das nicht anspringen will und das man anschieben muss.

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Wenn du fühlst, dass ein guter Zustand vorherrscht, dass Friede und Kraft wirken, ist es besser, diese Kraft wirken Zu lassen und sich selbst still und ruhig zu verhalten und nicht zu versuchen, über das Mental die Dinge zu tun.

Wenn Wirrnis oder ein falscher Zustand besteht, musst du die Ruhe herabrufen, musst versuchen, zur wahren Haltung zurückzukehren und nicht auf falsche Gedanken zu hören, sondern sie zurückzuweisen. Auch wenn du das nicht unmittelbar tun kannst, bleibe dennoch so ruhig wie möglich, strebe und bringe dich [der Mutter] dar. Die Göttliche Kraft kann immer mehr tun, als es die persönliche Bemühung vermag; das einzige also, was zu tun bleibt, ist, ruhig zu werden und sie herab- oder in den Vordergrund zurückzurufen – denn sie ist immer hinter oder über dir.

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X ist immer so gewesen. Es ist die Tätigkeit seines Mentals, das sehr rastlos ist; manchmal ist seine Seele offen, und alles ist in Ordnung; dann wiederum mischt sich das Mental ein, und er ist verwirrt und elend. Von hier fortzugehen, würde ihn nicht heilen; „über die Dinge nachzudenken“ würde ihn nur noch verwirrter machen und verlorener sein lassen. Er ist ein Mensch, der allein durch ein vollständiges und dauerndes seelisches Sich-Öffnen von all dem errettet werden kann – über das Herz und nicht über das Mental.

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Welcher Widerstand auch immer im äußeren Wesen ist, er wird aufhören; nur dauert es einige Zeit. Diese Gewissheit zu haben, ist immer das beste, und gleichzeitig Ruhe und Standhaftigkeit im Mental zu bewahren, selbst wenn man nicht wirksam gegen die Schwierigkeit angehen kann. Denn durch den ruhigen passiven Widerstand wird es schneller vorübergehen, auch wenn man beunruhigt und besorgt ist.

Selbst wenn man die Kraft der Mutter nicht aktiv rufen kann, muss man das Vertrauen bewahren, dass sie kommen wird.

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Die Art und Weise, wie die Schmerzen aufhörten, zeigt dir, wie du mit deiner ganzen Natur umzugehen hast – denn es ist das gleiche sowohl mit den mentalen und vitalen als auch mit den physischen Ursachen von Unbehagen und Unruhe. Man hat innerlich ruhig zu bleiben, den Glauben zu bewahren und sich an die Erfahrung zu halten, dass der einzig mögliche Weg der ist, ruhig und offen zu sein und die [Yoga-] Kraft wirken zu lassen. Natürlich ist dein volles Offensein noch nicht möglich, doch sie [die Kraft] zu fühlen, sich zu öffnen, sie wirken zu lassen, ihr Ergebnis zu beobachten, das ist das erste. Es ist der Beginn des Bewusstwerdens und der Weg zum vollständigen Bewusstsein.

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Halte dich immer an unsere Hilfe – wenn du sie nicht fühlen kannst, rufe nach ihr und bleibe ruhig, bis du sie wiederum fühlst. Es ist nur diese von dir erwähnte Trübung, die zwischen dich und das Gefühl ihrer Gegenwart tritt – denn sie ist immer da.

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Wenn du sonst nichts tun kannst, musst du zumindest losgelöst bleiben; es gibt stets einen Teil des Wesens, der losgelöst bleiben kann und beharrlich die Kraft von oben herabruft.

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Um welche Schwierigkeit es sich auch immer handelt, sie kann durch die Wahrheit im Herzen, die Aufrichtigkeit, den Glauben an das Unterfangen tatsächlich leicht gemacht werden – selbst das, was unmöglich ist, kann möglich werden. Oft ist es auch so, dass nach einem bestimmten Maß an Übung und ehrlichem Bemühen etwas von ihnen eingreift und das, was hätte lange dauern können, in entscheidender Weise und schnell getan ist.

Your prayer will surely be answered, for it is to that you are moving.

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Die Hilfe wird auf die erforderliche oder mögliche Weise gewährt. Sie ist nicht auf die Kraft, das Licht, das Wissen beschränkt. Wenn man mit Kraft natürlich irgendetwas oder alles meint, dann stimmt die Behauptung.

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Wenn das Bewusstsein auf der Seite des Wissens entwickelt ist, wird es dich nur warnen; wenn es auf der Seite des Willens oder der Macht entwickelt ist, wird es dir helfen, etwas durchzuführen.

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Das Bedürfnis, nach der Hilfe zu rufen, wird immer geringer, je höher man aufsteigt oder, besser gesagt, je erfüllter man wird, so dass es mehr und mehr durch das selbsttätige Wirken der [Yoga-] Kraft ersetzt wird.

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Es gibt keinen Grund, warum du ganz aufhören solltest, Briefe zu schreiben – es geht nur um eine bestimmte Art von Briefen, denn sie sind kein sehr guter Weg, sich auszutauschen; du selbst hast empfunden, dass die Reaktion nicht vorteilhaft war. Ich forderte dich zum Schreiben auf, weil dein Bedürfnis, dich der gefährlichen Sache in dir zu entledigen, zu jener Zeit sehr groß war, und wenn es dir auch keine unmittelbare Erleichterung verschaffte, so war ich doch über den Verlauf des Kampfes genau informiert, und es half mir, in einem kritischen Augenblick auf die angreifenden Kräfte einen gewissen Druck auszuüben. Ich glaube aber nicht, dass irgend etwas Derartiges jetzt noch notwendig ist. Es erscheint vielmehr erforderlich, den Ursprung dieser Bewegungen in dir einzudämmen; sie in Worte zu kleiden würde ihnen, wie ich bereits sagte, mehr Gewicht und Substanz verleihen.

Es ist eine unbestrittene Tatsache, in Hunderten von Fällen bewiesen, dass es für viele das beste und oft, wenn auch nicht immer, ein unmittelbares, sofort wirkendes Mittel der Erleichterung ist, wenn sie uns ihre Schwierigkeiten genau schildern. Das wurde immer wieder von Sadhaks festgestellt, nicht nur hier, sondern auch von solchen, die weit entfernt von hier leben, und es bezog sich nicht nur auf ihre inneren Schwierigkeiten, sondern auch ihre Krankheiten und den Druck ungünstiger Umstände. Doch ist hierfür eine bestimmte Haltung erforderlich – entweder ein starker Glaube im Mental und Vital oder das Annehmen und Erwidern im inneren Wesen. Wo dies zur Gewohnheit wurde, ist es, wie ich festgestellt habe, beinahe ausnahmslos wirksam, selbst wenn der Glaube unsicher oder der äußere Ausdruck im Mental unklar, unkundig oder in seiner Form fehlerhaft oder ungenau war. Zudem hat diese Methode meist dann Erfolg, wenn der Schreibende wie ein Betrachter seiner eigenen Bewegungen schreiben kann und sie mit sorgfältiger und möglichst unbefangener Präzision zu schildern vermag als ein Phänomen seiner Natur oder die Bewegung einer Kraft, die auf ihn einwirkt und von der er befreit sein will. Wenn dagegen während des Schreibens sein Vital von dem Gegenstand, den er schildert, erfasst wird und für ihn die Feder ergreift – und dabei Zweifel, Aufruhr, Depression und Verzweiflung zum Ausdruck bringt und häufig unterstützt –, sieht die Sache ganz anders aus. Doch wirkt selbst hier die Tatsache des Sich-Aussprechens entschlackend; es ist aber auch möglich, dass durch die Beschreibung des eigenen Zustandes der Attacke Kraft verliehen wird, zumindest momentan, und dass sie verstärkt und verlängert erscheint, sich aber schließlich durch ihre eigene Heftigkeit erschöpft und auf diese Weise eine Erleichterung herbeigeführt wird – doch um den hohen Preis von Umbruch und Aufruhr und unter der Gefahr einer zurückkehrenden unendlichen Bewegung; denn die Befreiung hat [nur] durch eine zeitweilige Erschöpfung der angreifenden Kraft stattgefunden und nicht mit Hilfe von Zurückweisung und Läuterung durch das Eingreifen der Göttlichen Kraft und die bedingungslose Zustimmung und Unterstützung des Sadhaks. Es war ein verworrener Kampf, eine tumultartige Intervention, kein klares Ausrichten von Kräften, und in der Wirrnis und dem Wirbel wird das Eingreifen der helfenden Kraft nicht gefühlt. Das ist es, was sich in deinen Krisen zu ereignen pflegte; das Vital in dir war stark in Mitleidenschaft gezogen und begann die Argumentationen der attackierenden Kraft zu unterstützen und ihnen Ausdruck zu verleihen; und statt die Schwierigkeit klar zu beobachten und ihr durch das wachsame Mental Ausdruck zu verleihen, um den Sachverhalt aufzudecken, damit das Höhere Licht und die Höhere Kraft darauf einwirken können, erfolgte eine leidenschaftliche Darlegung des Falles für die Opposition. Viele Sadhaks (sogar „fortgeschrittene“) haben sich diese Art und Weise, ihre Schwierigkeiten zum Ausdruck zu bringen, zur Gewohnheit gemacht, und manche haben sie bis jetzt beibehalten; sie haben nicht verstanden, dass dies nicht der richtige Weg ist. Es gab eine Zeit im Ashram, in der es eine Art Evangelium war, dass die Sache so zu geschehen habe – ich weiß nicht weshalb, denn es war niemals in meiner Yoga-Lehre enthalten; die Erfahrung jedoch hat gezeigt, dass es nicht wirksam ist; es führt zu einer endlosen Aufzeichnung [von Schwierigkeiten], zu einem unaufhörlichen Kreis des Kämpfens. Es hat gar nichts zu tun mit der Bewegung des Sich-Öffnens, die erfolgreich ist (wenn auch nicht unbedingt in einem einzigen Augenblick, aber dennoch fühlbar und fortschreitend) und welche diejenigen im Auge haben, die darauf beharren, dass alles dem Guru gegenüber offen sein muss, damit die Hilfe wirksamer sei.

Es ist unvermeidlich, dass Zweifel und Schwierigkeiten auftreten würden in einem so schwierigen Unterfangen wie der Umwandlung der normalen Natur des Menschen in seine spirituelle Natur, der Ersetzung seines Systems von veräußerlichten Werten und oberflächlichen Erfahrungen durch tiefere, innere Werte und Erfahrungen. Zweifel und Schwierigkeiten können aber nicht überwunden werden, indem man ihnen volle Kraft verleiht; es muss viel eher in der Weise geschehen, dass man lernt, sich von ihnen loszulösen, statt fortreißen zu lassen; dann hat die noch leise Stimme aus dem Inneren eine Chance, gehört zu werden und die lauten und fordernden Stimmen und Bewegungen von außen zu übertönen. Dem Licht von innen musst du Platz machen; das Licht des äußeren Mentals reicht nicht aus für die Entdeckung der inneren Werte, oder um die Wahrheit spiritueller Erfahrung beurteilen zu können.

*

Man sollte vom Göttlichen Schutz nicht zu viel erwarten, denn so wie wir geartet sind und die Welt geschaffen ist, hat der Göttliche Schutz innerhalb von Grenzen zu wirken. Natürlich finden Wunder statt, aber wir können keinen Anspruch darauf erheben.

*

Die Haltung, die du eingenommen hast, ist die richtige. Dieses Gefühl und diese Haltung helfen dir, die Attacken, denen du manchmal ausgesetzt bist und die dich aus dem rechten Bewusstsein bringen, rasch zu überwinden. Wie du richtig sagst, werden Schwierigkeiten, die man auf diese Weise angeht, zu Gelegenheiten [voranzukommen]; wenn man der Schwierigkeit in der rechten Haltung begegnet und sie überwindet, erkennt man, dass ein Hindernis gewichen ist und ein Schritt nach vorne getan wurde. Zweifel und Widerstand in einem Teil des Wesens verstärken die Mühe und die Schwierigkeiten – das ist der Grund, weshalb in den alten indischen Yoga-Systemen ein bedingungsloses Annehmen der Anweisungen des Gurus als unerlässlich festgelegt war – nicht wegen des Gurus, sondern wegen des sisyas [Schülers].

*

Diese Art von akutem Kampf hat ein Sadhak sehr häufig auf sich zu nehmen, wenn er einen vollen und entscheidenden Fortschritt erzielen will, statt der langsamen Eliminierung [der Schwierigkeiten], welche der allgemeine Prozess der Natur ist; dem starken Drang nach oben widersetzt sich ein heftiger Sog von unten. Wenn man aber ausharrt und überwindet, würde durch den Kampf viel gewonnen und in jenem Teil des Wesens, der Widerstand leistet, ein entscheidender Fortschritt erzielt werden. Halte daher durch und gräme dich nicht über ein gelegentliches Schwanken oder Straucheln, was in einem derart zähen Gefecht leicht vorkommen kann. Der Sadhak sollte es sich stets zur Regel machen, bei solchen Dingen nicht zu verweilen, sondern sich aufzuraffen und entschlossen weiterzugehen.

Unsere Hilfe, unsere Kraft, unser Segen werden immer mit dir sein und jeden deiner Schritte bis zum endgültigen Sieg unterstützen.

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Die Gnade und der Schutz sind immer mit dir. Wenn du in irgendeiner inneren oder äußeren Schwierigkeit oder Bedrängnis bist, dann lass nicht zu, dass sie dich niederdrückt; suche Zuflucht in der schützenden Göttlichen Kraft.

Wenn du das stets voller Glauben und Wahrhaftigkeit tust, wirst du sehen, dass etwas sich in dir öffnet, das immer ruhig und friedvoll bleibt, trotz aller Störungen an der Oberfläche.

*

Ja, das stimmt. Jeder Sieg, den du über dich selbst erringst, bedeutet neue Kraft für neue Siege.

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Es stimmt tatsächlich, dass, wenn man eine Schwierigkeit bewältigt oder einen Fortschritt erzielt hat, in der Atmosphäre eine gute Schwingung geschaffen wird. Und nach jedem Mal, wenn man sich zu öffnen vermag, kann es dauerhafter werden.

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Ein großer Fortschritt sollte dich nur zu einem noch größeren Fortschritt anspornen, neben dem ersterer wie ein Nichts erscheint.

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Man sollte seinen Blick immer der Zukunft zuwenden – zurückzublicken ist selten förderlich, da es dich einem früheren Bewusstsein öffnet.

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Nimm den Frieden und die Ruhe und die Freude an und bewahre sie, indem du immer an das Göttliche denkst.

Wenn sich Gedanken über die Vergangenheit und Zukunft lediglich als Erinnerungen und Phantasien einstellen, sind sie nutzlos, und du solltest dein Mental in Ruhe von ihnen abwenden und dem Göttlichen und dem Yoga zukehren. Wenn sie irgendwie zweckdienlich sind, dann verweise sie auf das Göttliche, halte sie in das Licht der Wahrheit, damit du ihre Wahrheit erkennst oder für die Zukunft die rechte Entscheidung oder Anordnung triffst, falls dies nötig ist.

Die Tränen, die du erwähnst, schaden nicht; sie kommen aus der Seele, dem seelischen Wesen und sind eine Hilfe und kein Hindernis.

*

Man kann nicht zur Vergangenheit zurückkehren, man muss immer der Zukunft entgegengehen.

*

Man sollte seinen Blick besser auf die Zukunft richten und nicht der Vergangenheit zuwenden.

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Das Vergangene braucht nicht bewahrt zu werden – man muss auf die künftige Verwirklichung zugehen. Alles Vergangene, das für die Zukunft erforderlich ist, wird aufgenommen werden und eine neue Form erhalten.

 

1 Man sollte sich nicht bei der niederen Natur und ihren Hindernissen aufhalten. – Sri Aurobindo

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