SRI AUROBINDO
Briefe über den Yoga
Band 4
3. Die Umwandlung des Physischen
I II III IV V VI VII VIII IX X
Nicht notwendig, das physische Wesen zu verachten – es ist Teil der geplanten Manifestation.
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Dein Bewusstsein ist im Verlauf der Sadhana mit der niederen physischen Natur in Kontakt gekommen und sieht sie so, wie sie an sich ist, wenn sie weder vom Mental noch von der Seele oder der spirituellen Kraft unterdrückt oder kontrolliert wird. Diese [physische] Natur ist voll niederer und dunkler Begierden, sie ist der animalischste Teil des menschlichen Wesens. Man muss damit in Berührung kommen, damit man erkennt, was es dort alles gibt, und es umwandeln kann. Die meisten Sadhaks der alten Schule begnügen sich damit, in die spirituellen oder seelischen Bereiche aufzusteigen und diesen Teil sich selbst zu überlassen – auf diese Weise bleibt er jedoch ungewandelt, selbst wenn er sich großenteils im Zustand der Ruhe befindet – die volle Umwandlung [des menschlichen Wesens] ist dann nicht möglich. Um diese dunkle physische Natur zu wandeln, hast du nur ruhig und gelassen zu bleiben und die höhere Kraft wirken zu lassen.
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All das mag in der Theorie durchaus stimmen, doch in der Praxis hat es sich erwiesen, dass die physische Unreinheit stark genug ist, um den inneren Fortschritt zu blockieren und die innere Erfahrung starr auf einen passiven Frieden zu beschränken.
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Diesen Gegen-Kräften wird dann Gelegenheit gegeben, wenn der Sadhak im unabänderlichen Verlauf der Sadhana von der mentalen oder der höheren vitalen Ebene in das physische Bewusstsein herabkommt. Das wird immer begleitet von einem Verblassen der ersten tiefen Erfahrungen und einem Hinabsteigen in die neutrale, dunkle Trägheit, dem Grundgestein der unerlösten physischen Natur. Dorthin müssen das Licht, die Macht, der Ananda des Göttlichen herabkommen, um alles umzuwandeln und alle Dunkelheit und Trägheit für immer zu vertreiben und die leuchtende Energie, das vollendete Licht und die unwandelbare Seligkeit zu errichten. Dort und nicht im Mental oder höheren Vital liegt die ganze Schwierigkeit, dort aber muss auch der Sieg erfochten und die Grundlage einer neuen Welt gelegt werden. Es ist nicht meine Absicht, dir die Schwierigkeit dieser großen und gewaltigen Wandlung zu verhehlen oder die Tatsache, dass möglicherweise eine lange und harte Arbeit vor dir liegt. Bist du aber wirklich nicht willens, dem die Stirn zu bieten und deinen Anteil an der großen Arbeit auf dich zu nehmen? Willst du dieses Unterfangen in seiner ganzen Bedeutung von dir weisen, um einem verrückten, irrationalen Drang nach einer anregenderen Arbeit der Stunde oder des Augenblicks zu folgen, wofür kein echter Ruf in irgendeinem Teil deiner Natur besteht?
Es gibt keinen echten Grund zur Verzweiflung; in allem, was geschehen ist, kann ich keinerlei stichhaltige Begründung dafür erkennen. Die Schwierigkeiten, die du durchmachst, sind nichts im Vergleich mit denen, die andere erfahren und dennoch überwunden haben – andere, die nicht stärker waren als du. Alles was geschah ist, dass durch diese Herabkunft in das physische Bewusstsein die gewöhnliche, äußere menschliche Natur mit ihren elementaren Unvollkommenheiten und unterbewussten, unbefriedigten Impulsen in den Vordergrund getreten ist, und diese sind es, an die sich die feindliche Kraft wendet. Das Mental und höhere Vital haben sich bereits von den Ideen und Illusionen befreit, durch die sie eine Billigung erhielten – einer Illusion der Rechtmäßigkeit und selbst der Würde in ihrer [ der Impulse] Befriedigung. Aber ihre Wurzel, der innere irrationale Drang nach Erfüllung, ist noch nicht beseitigt – sie ist zum Beispiel die Ursache für die sexuellen Regungen, die du vor kurzem im Schlaf oder Wachsein hattest. Das war unvermeidlich. Das einzig Notwendige ist, dass dein seelisches Wesen hervortritt und dich dem direkten, wirklichen und immerwährenden Kontakt mit mir und der Mutter öffnet. Bis jetzt hat sich deine Seele durch das Mental, seine Ideale und Begeisterung oder durch das Vital und seine höheren Freuden und Bestrebungen ausgedrückt; das aber ist nicht genug, um die physische Schwierigkeit zu bewältigen und die Materie zu erleuchten und umzuwandeln. Deine Seele selbst, dein seelisches Wesen muss in den Vordergrund treten, vollständig erwachen und die grundlegende Wandlung vollziehen. Das seelische Wesen bedarf nicht der Unterstützung durch intellektuelle Ideen oder äußere Zeichen und Hilfen. Nur es allein kann dir die direkte Empfindung des Göttlichen vermitteln, die fortwährende Nähe, die innere Unterstützung und Hilfe. Du wirst dann nicht länger der Meinung sein, dass die Mutter dir fern sei, oder irgendeinen weiteren Zweifel an der Verwirklichung haben; denn das Mental denkt und das Vital begehrt, aber die Seele fühlt und erkennt das Göttliche.
Weise diese Regungen von Zweifel und Niedergeschlagenheit und all das übrige zurück – sie gehören nicht zu deiner wahren und höheren Natur. Weise diese Suggestionen der Unfähigkeit, Untauglichkeit und all diese irrationalen Bewegungen einer fremden Kraft zurück. Bleibe dem Licht deiner Seele treu, selbst wenn es von Wolken verhüllt ist. Meine Hilfe und die der Mutter werden im Hintergrund wirken selbst in Augenblicken, in denen du sie nicht fühlen kannst. Das einzige Erfordernis für dich und alle ist, sogar in der Finsternis der dunklen Mächte des physischen Bewusstseins deiner Seele gegenüber unbeirrbar treu zu sein und dich des Göttlichen Rufes zu erinnern. Sei treu, und du wirst siegen.
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Als ich davon sprach, dem Licht der Seele und dem göttlichen Ruf treu zu sein, bezog ich mich nicht auf etwas Vergangenes oder auf irgendein Vergehen deinerseits. Ich wollte damit einfach das große Erfordernis hervorheben, sich in allen Krisen und Anfechtungen nicht irgendwelchen Einflüssen, Impulsen und Verlockungen hinzugeben, sondern ihnen allen den Ruf der Wahrheit entgegenzuhalten, das gebieterische Zeichen des Lichtes; und wenn Zweifel und Depressionen auftreten, zu sagen: „Ich gehöre dem Göttlichen, ich kann nicht scheitern“; allen Suggestionen von Unreinheit und Untauglichkeit entgegenzuhalten: „Ich bin ein Kind der Unsterblichkeit, erwählt vom Göttlichen; ich brauche nur mir und Ihm gegenüber wahr zu sein – der Sieg ist gewiss; selbst wenn ich zu Fall käme, würde ich mich wieder erheben“; allen Impulsen, sich abzuwenden und einem geringeren Ideal zu dienen, zu erwidern: „Das ist das Größte, das ist die Wahrheit, die allein die Seele in mir befriedigen kann; ich werde durch alle Prüfungen und Leiden hindurch bis zum Ende der göttlichen Reise ausharren“. Das ist es, was ich unter Treue gegenüber dem Licht und dem Ruf verstehe.
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Es ist nahezu unvermeidlich, dass diese Dinge in dem einen oder anderen Ausmaß in einem bestimmten kritischen Stadium eintreten – ein Stadium, durch das beinahe jeder hindurch muss und das im allgemeinen eine unangenehm lange Zeit anhält, aber keinesfalls entscheidend oder endgültig zu sein braucht. Es ist, wenn man ausharrt, die Zeit der dunkelsten Nacht vor der Morgendämmerung, die jeder oder beinahe jeder spirituell Strebende erfährt. Sie hat ihre Ursache darin, dass man in das rein physische Bewusstsein eintauchen muss, ohne von irgendeinem wahren mentalen Licht oder irgendeiner vitalen Freude im Leben gestützt zu werden, denn diese ziehen sich dann meist hinter den Schleier zurück, obwohl sie nicht, wie es scheint, für immer verloren sind. Es ist eine Zeit, in der Zweifel, Leugnung, Dürre, Düsterkeit und alle ähnlichen Dinge mit großer Kraft auftreten und häufig eine Zeitlang völlig vorherrschen. Wenn man dieses Stadium erfolgreich hinter sich gelassen hat, beginnt das wahre Licht zu kommen – das Licht, das nicht vom Mental, sondern vom Spirit stammt. Das spirituelle Licht kommt, darüber besteht kein Zweifel, in den frühen Stadien zu einigen in gewissem Ausmaß und zu ganz wenigen in einem beachtlichen Umfang; das trifft aber nicht für alle zu – denn manche müssen warten, bis sie den hemmenden Stoff in Mental, Vital und dem physischen Bewusstsein ausräumen können, und sie empfangen bis dahin nur hie und da eine Berührung. Doch selbst im besten Fall ist dieses frühe spirituelle Licht niemals vollständig, solange nicht der Finsternis des physischen Bewusstseins entgegengetreten, solange sie nicht überwunden wurde. In diesen Zustand gerät man nicht durch eigenes Verschulden; er kann eintreten, während man sein Bestes versucht, um Fortschritte zu machen. Es ist nicht so, dass er auf eine radikale Unfähigkeit in der Natur hinweist, er ist aber bestimmt eine harte Feuerprobe, und man hat sich sehr fest an den Weg zu halten, um durch ihn hindurchzugehen. Diese Dinge sind nicht leicht zu erklären, denn für den gewöhnlichen menschlichen Verstand ist es schwer, die psychologische Notwendigkeit zu verstehen oder zu akzeptieren.
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Es gibt nichts, worüber du entmutigt zu sein brauchst. Tatsache ist, dass, nachdem du so lange auf der mentalen und vitalen Ebene gewesen bist, du nun des physischen Bewusstseins gewahr wurdest, und das physische Bewusstsein ist in allen Menschen so. Es ist träge, konservativ, es will sich nicht bewegen, nicht ändern – es klammert sich an seine Gewohnheiten (die die Menschen als ihren Charakter bezeichnen), oder aber seine Gewohnheiten (seine gewohnten Regungen) klammem sich an es und wiederholen sich einem Uhrwerk gleich auf hartnäckig mechanische Weise. Wenn du dein Vital ein wenig geläutert hast, gehen die Dinge weiter hinunter und setzen sich dort fest. Und wenn du dir deiner selbst bewusst geworden bist, übst du einen Druck aus, vielleicht, doch reagiert das Physische sehr langsam und scheint sich zu Beginn fast gar nicht zu bewegen. Der Ausweg besteht in einem stetigen und unveränderlichen Streben, in geduldiger Arbeit und darin, dass die Seele im Physischen weilt, um das Licht und die Kraft in diese dunklen Teile herabzurufen. Durch das Licht wirst du dir dessen bewusst, was vorhanden ist, die [Yoga-] Kraft hat zu folgen und auf sie [die dunklen Teile] einzuwirken, bis sie sich ändern oder aufhören zu bestehen.
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Es ist immer eine Auswirkung des vorherrschenden physischen Bewusstseins, wenn man sich so fühlt – wie ein gewöhnlicher Mensch oder schlimmer, ganz und gar im äußeren Bewusstsein, das innere Bewusstsein verhüllt und das Wirken der Yoga-Macht anscheinend unterbrochen. Das findet auch in den früheren Stadien statt, ist dann aber meist nicht so ausgeprägt, weil ein Teil des Mentals oder Vitals noch im Physischen wirkt; oder selbst bei einer völligen Unterbrechung der Sadhana dauert es nicht lange, und man bemerkt es nicht so deutlich. Wenn man aber vom mentalen und vitalen Yoga-Stadium in das Physische herabkommt, offenbart sich dieser Zustand, der dem physischen Bewusstsein von Natur aus eigen ist, in vollem Ausmaß und hält über lange Zeitspannen an. Der Grund dafür ist, dass man herabkommen und sich mit diesem Teil direkt auseinandersetzen muss, indem man bewusstseinsmäßig in ihn eintritt – denn wenn das nicht geschieht, kann die vollständige Wandlung der [ menschlichen] Natur nicht stattfinden. Es ist wichtig zu verstehen, dass es sich um ein vorübergehendes Stadium handelt, und in dem Glauben auszuharren, dass es überwunden werden wird. Wenn das der Fall ist, wird es für die Yoga-Kraft leichter sein, zunächst hinter dem Schleier und dann im Vordergrund zu wirken, um das Yoga-Bewusstsein in diese äußere physische Hülle zu bringen und sie leuchtend und responsiv zu machen. Wenn man immerfort den Glauben und die Ruhe bewahrt, geht es schneller – wenn sich aber der Glaube verdunkelt oder die Ruhe durch die lang anhaltende Schwierigkeit gestört wird, dauert es länger, doch auch dann wird es geschehen; denn die Kraft ist dort am Werk, auch wenn sie nicht gefühlt wird. Es kann nur dann verhindert werden, wenn man ausbricht oder die Sadhana aufgibt, weil man gegenüber der Schwierigkeit zu unduldsam wurde, um sie zu bewältigen. Das ist das einzige, was niemals geschehen sollte.
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Es bedeutet, dass es nur eine einzige Sadhana für alle Teile gibt, nicht eine gesonderte mentale, vitale oder physische Sadhana – das Wirken der Sadhana findet jedoch manchmal in jedem einzelnen Teil getrennt statt, manchmal dagegen gleichzeitig im Mental und Vital oder im Vital und Physischen oder im Mental, Vital und Physischen zusammen. Es ist jedoch immer die gleiche Sadhana.
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Als ich über die physische Trägheit sprach, wollte ich zum Ausdruck bringen, dass sie es war, die stets die Eliminierung der alten Bewegungen verhinderte und jedes Mal, wenn sie hinausgestoßen waren, ihre Rückkehr möglich machte – denn dort im stofflichen Halbbewussten oder Unterbewussten liegt das Grundgestein des Widerstandes. Wenn das in Erscheinung tritt und sich in seinem gesonderten Dasein zeigt, vom Mental und Vital nicht unterstützt, sondern durch die Macht seiner eigenen Trägheit wirkend, und wenn es durch die Billigung des Mentals oder Vitals nicht verhüllt wird, sondern die alten Bewegungen lediglich durch die Kraft der alten Gewohnheiten wiederholt, dann ist es soweit, dass man den Widerstand an seiner Wurzel packen kann, anstatt nur seine Blüten, Früchte und Zweige abzuschneiden, sobald sie sich zeigen.
Es ist genaugenommen dieser Widerwille, irgend etwas zu beginnen, von dem man sich befreien muss – denn es ist nichts anderes als ein Sich-Ergeben in die Macht der Trägheit. Die alten Methoden der Gewalttätigkeit gegenüber dir selbst sind offensichtlich unfruchtbar – du solltest den Göttlichen Frieden und die Kraft bitten, herabzukommen und sich damit auseinanderzusetzen, und dich selbst diesem Wirken öffnen. Wenn dieses sich widersetzende Physische dazu gebracht wird zuzustimmen und zu reagieren, hast du den Schlüssel zur Lösung deiner Probleme gefunden.
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Ich habe gesagt, dass dein Bewusstsein herabgekommen ist und den direkten Kontakt mit der äußeren physischen Natur, die immer voll von niederen Bewegungen ist, aufgenommen hat; wenn das geschieht, vermagst du zu erkennen, von welcher Art sie sind, wenn sie nicht unter der Kontrolle des Mentals und der Seele stehen. Jedermann muss in diesen direkten Kontakt kommen – im anderen Fall kann es keine Umwandlung dieses Wesensteils geben.
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Ja, sicher, das ist es, worauf ich bestehe – das Herabbringen der Verwirklichung in diesen trägen physischen Teil, der hervorgetreten ist. Wenn irgendein Teil des Wesens auf diese Weise in Erscheinung tritt und alle seine Mängel und Begrenzungen offenbart – wie in diesem Fall Trägheit oder Unfähigkeit (apravṛtti, Dunkelheit oder Vergesslichkeit (aprakāśa) –, dann deshalb, um sie in Ordnung zu bringen, denn er [dieser Wesensteil] ist zu einer ersten oder vorläufigen Umwandlung hervorgetreten. Friede und Licht im Mental, Liebe und Sympathie im Herzen, Ruhe und Macht im Vital, eine kraftvolle Aufnahmebereitschaft und Erwiderung (prakāśa, pravṛtti) im Physischen – das ist die erforderliche Wandlung.
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Deine Empfindung besteht nur deshalb, weil du in großen Umfang mit dem Teil [deines Wesens] identifiziert bist, der sich der Wandlung nicht unterzogen hat, und daher hast du das Gefühl der Schwierigkeit, ja selbst der Unmöglichkeit einer Wandlung. Doch trotz dieser Schwierigkeit gibt es keine Unmöglichkeit. Selbst diese Identifizierung [mit dem ungewandelten Wesensteil] kann dir helfen, denn auf diese Weise kann durch ein direktes Wirken in diesem Teil oder einen indirekten Einfluss auf ihn die Wandlung durch das Mental oder höhere Vital radikal sein. Gewähre deinen physischen Kräften Ruhe und stelle sie wieder her, öffne dich; damit die Kraft der Mutter frei auf dich einzuwirken vermag, all deine Sorgen dahinschwinden und eine neue und stärkere Bewegung beginnen kann.
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Was du beschreibst, ist das stoffliche Bewusstsein; es ist großenteils unterbewusst, sein bewusster Teil aber ist mechanisch und wird durch die Gewohnheiten oder Kräfte der niederen Natur träge bewegt. Es [das stoffliche Bewusstsein] wiederholt immerfort die gleichen beschränkten und unerleuchteten Bewegungen und ist der Routine und dem verankerten Gesetz des bereits Bestehenden verhaftet – es ist nicht gewillt, sich zu wandeln, das Licht zu empfangen oder der höheren Kraft zu gehorchen. Oder es ist, selbst wenn es willens ist, dazu nicht fähig. Ist es aber fähig, so verleiht es der Tätigkeit, die ihm durch das Licht und die Kraft gegeben wurde, eine neue mechanische Routine und beraubt sie auf diese Weise der ganzen Seele und des ganzen Lebens. Es ist dunkel, dumm und faul, voll von Unwissenheit und Trägheit, der Finsternis und Saumseligkeit des tamas.
Dieses stoffliche Bewusstsein ist es, in das wir zuerst das höhere (göttliche oder spirituelle) Licht, die Macht und den Ananda zu bringen versuchen und schließlich die supramentale Wahrheit, die das Ziel unseres Yoga ist.
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Ich verstehe nicht, weshalb du die Möglichkeit der Vollendung deines stofflichen Bewusstseins anzweifelst: Wenn Glaube, Ruhe, Offenheit im übrigen Wesen bestehen, muss sich auch das Stoffliche öffnen. Tamas, Trägheit, Unwissenheit, Dummheit, Engstirnigkeit, die Hemmung der wahren Bewegung sind universale Eigentümlichkeiten des stofflichen Bewusstseins, solange es von oben noch nicht erleuchtet, erneuert und umgewandelt ist – es handelt sich dabei nicht um eine besondere Eigenart deines Wesens. Deshalb gibt es auch für den Zweifel, den du beschreibst, keine hinreichende Ursache oder Rechtfertigung.
Wenn das Supramental voll in das stoffliche Bewusstsein herabkommt, wird es dort die rechten Bedingungen schaffen. Das Einssein wird erreicht, die fortwährende Gegenwart und der Kontakt werden im Stofflichen gefühlt werden, und es wird der ganze echte physische Kontakt sein, der erforderlich ist. Die Traurigkeit, von der du sprichst, ist nicht von seelischer Art, denn das „schmerzliche Sehnen“ ist Sache des Vitals und nicht der Seele. Die Seele ist niemals wegen eines enttäuschten Verlangens traurig – es liegt nicht in ihrer Natur; sie fühlt manchmal die Sorge, wenn sie sieht, wie das Göttliche zurückgewiesen wird oder wie sich das Mental, das Vital und das Physische im Menschen oder in der Natur von der Wahrheit abwenden, um der Perversion, der Finsternis oder Unwissenheit zu folgen. Immerhin, wenn das Supramental die Herrschaft angetreten hat, ist selbst die vitale äußere Natur gezwungen, sich zu wandeln, und deshalb wird es für Gefühle dieser Art keine Gelegenheit geben.
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Es ist das durch und durch physische Bewusstsein, dessen du gewahr wurdest; in beinahe jedem ist es so: sobald man voll oder ausschließlich in es eintritt, fühlt man, dass es dem eines Tieres gleicht, entweder finster und rastlos oder träge und dumm, und in keinem Fall für das Göttliche offen. Nur wenn man die Kraft und das höhere Bewusstsein in es hineinbringt, vermag es sich grundlegend zu ändern. Rege dich nicht auf, wenn sich diese Dinge zeigen, sondern begreife, dass sie dazu da sind, um gewandelt zu werden.
Hier wie anderswo ist Ruhe das erste Erfordernis – das Bewusstsein ruhig zu halten, ihm nicht zu erlauben, erregt und in Aufruhr zu sein. Dann rufe in dieser Ruhe nach der Kraft, damit sie all die Finsternis aufhelle und wandle.
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Du bist, wie ich feststelle, in deiner Sadhana bei einer lang anhaltenden Flaute oder Zeitspanne der Leere angelangt. Das geschieht häufig besonders dann, wenn man in das Physische und äußere Bewusstsein hinausgeworfen wird. Mit dem Zurücktreten des Yoga-Bewusstseins und durch die Sensitivität gegenüber den kleinen und äußeren Dingen, die du beschreibst, treten die nervlichen und physischen Teile hervor und scheinen zur Norm des Wesens zu werden. Ein Stadium wie dieses kann jedoch durchaus eine Pause vor einem neuen Fortschritt sein. Du musst darauf bestehen, Zeit für die Meditation zu erübrigen – zu irgendeiner Stunde des Tages, wenn du voraussichtlich am wenigsten gestört wirst –, und durch die Meditation musst du den Kontakt zurückerlangen. Es kann mit einigen Schwierigkeiten verbunden sein, weil sich das physische Bewusstsein zuoberst befindet, ein beharrliches Streben jedoch wird ihn [den Kontakt] zurückbringen. Wenn du dann fühlst, dass die Verbindung zwischen dem inneren und dem äußeren Wesen wieder hergestellt ist, rufe den Frieden und die Macht in das letztere herab, um eine Grundlage für ein beständiges Bewusstsein im äußerlichsten Mental und Wesen zu schaffen, das dich sowohl bei der Arbeit und Tätigkeit als auch bei der Meditation und Einsamkeit nicht verlassen wird.
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„Den äußeren Geräuschen und körperlichen Sinneswahrnehmungen preisgegeben“, „nicht in der Lage, aus dem gewöhnlichen Bewusstsein aus eigenem Antrieb herauszukommen“, „die gesamte Tendenz des Wesens vom Yoga abgewandt“ – all das trifft unverkennbar für das physische Mental und physische Bewusstsein zu, sobald sie sich gleichsam isolieren und völlig in den Vordergrund treten und das übrige zurückdrängen. Wenn ein Teil des Wesens in den Vordergrund gebracht wird, damit für die Wandlung auf ihn eingewirkt werden kann, hat dies sehr häufig zur Folge, dass sich ein alles beherrschendes Hervortreten dieses Teils einstellt sowie seine dominierende Tätigkeit, als ob er allein vorhanden wäre; leider sind es immer die Dinge, die gewandelt werden sollen, die unerwünschten Zustände, die Schwierigkeiten jenes Teils, die sich zuerst erheben, hartnäckig das Feld beherrschen und wiederkehren. Im Physischen sind es Trägheit, Finsternis und Unfähigkeit, die auftreten, sowie die Hartnäckigkeit dieser Dinge. Das einzige, was man in dieser unerfreulichen Phase tun kann, ist, hartnäckiger als die physische Trägheit zu sein, in festem Streben zu beharren – eine stetige Beharrlichkeit ohne irgendein rastloses Ringen – und ein weites und andauerndes Sich-Öffnen zu erlangen selbst in diesem harten Fels des Widerstandes.
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Es bedeutet, dass du mit dem unterbewussten Physischen in vollem Kampf stehst. Wie schwer und zäh der Widerstand auch ist, du musst ausharren, bis es dir gelungen ist, an die Stelle der Trägheit den Frieden, das Wissen, die Kraft herabzubekommen.
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Physische Sadhana bedeutet, das höhere Licht, die Macht, den Frieden und Ananda in das Körperbewusstsein herabzubringen, sich von der Trägheit des Physischen zu befreien, von den Zweifeln, Begrenzungen, von dem äußeren Hang des physischen Mentals, den unvollkommenen Energien des vitalen Physischen (den Nerven) und sie durch das wahre Bewusstsein zu ersetzen, so dass das Physische ein vollendetes Instrument für den Göttlichen Willen werde. Die Nahrung und Pflege des Körpers haben nur den Zweck, ihn in einen guten Zustand zu versetzen, später wird es nicht notwendig sein, sich mit solchen Dingen zu befassen.
Du brauchst dir deswegen [deinem Schlafbedürfnis] keine Sorgen zu machen. Wenn eine starke Hinwendung nach innen besteht, versucht der Körper, der noch nicht bewusst genug ist, um an der Erfahrung im Wachzustand teilzuhaben, die herabkommenden Kräfte im Schlaf zu assimilieren. Das ist eine allgemeine Erfahrung. Wenn er hinreichend assimiliert hat, wird er bereitwilliger sein.
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Der Unterschied liegt in der Tatsache, dass jene, die die Sadhana ausüben, auf der physischen Ebene leben, um sie umzuwandeln – unter dem Druck einer Kraft, die durch die Sadhana ausgelöst wird und die darauf drängt und nicht. locker lässt, bis es erreicht ist. Diejenigen, die keine Sadhana ausüben, leben auch auf der physischen Ebene, aber nicht um sie umzuwandeln, sondern um sie fortbestehen zu lassen, wie sie ist – für sie gibt es weder eine Kraft noch einen Druck, weder eine Notwendigkeit noch ein Drängen dieser Art. Diejenigen, die noch keine Sadhaks sind, aber ihr Mental dem höheren Bewusstsein zuwenden, bereiten sich auf eine Sadhana vor und werden sie eines Tages ausüben – wie immer diese Sadhana auch sein mag.
Das Vorherrschen der physischen Schwierigkeiten, wenn man in das Physische herabkommt, ist das gleiche Phänomen wie das Vorherrschen der vitalen Schwierigkeiten auf der vitalen Ebene. Umwandlung bezieht mit ein, dass man den Schwierigkeiten begegnet und das wandelt oder überwindet, was sich in jedem einzelnen Teil des Wesens erhebt, damit jener Teil auf das Höhere reagieren kann; die volle Wandlung des ganzen Wesens kann jedoch nur durch den Aufstieg nach oben kommen sowie durch die Herabkunft von oben. Der erste Schritt ist (im allgemeinen, doch nicht immer) die Verwirklichung des Selbstes über uns und die Herabkunft des höheren Friedens in das gesamte Wesen bis hinab zum ganz Stofflichen.
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[Im physischen Bewusstsein zu leben:] Sofern es durch äußere Zeichen erkennbar ist, handelt es sich um ein Stadium von grundlegender Passivität, in welchem man das ist und tut, was einen die Kräfte der physischen Ebene sein und tun lassen. Wenn man im Mental lebt, besteht eine aktive mentale Verstandestätigkeit und ein mentaler Wille, welche die Tätigkeit, Erfahrung, das Leben und alles übrige zu kontrollieren und formen versuchen. Wenn man im Vital lebt, ist man voller Energie, Begeisterung, Leidenschaft und Kraft, was richtig oder falsch sein kann, aber sehr lebendig ist. In der physischen Trägheit verschwinden diese Dinge oder schwächen sich ab, oder es sind Kräfte, die gelegentlich auf das System einwirken, aber nicht von ihm beherrscht werden. Es braucht kein absoluter Zustand zu sein, denn es gibt auch noch das Mental und Vital, aber es ist der Zustand, der überwiegt. Es gibt zwei Wege, um sich davon zu befreien – der eine davon ist, sich nach oben in das Selbst zu erheben und das Physische von dort als ein Instrument zu betrachten und nicht als das eigene Selbst; der andere ist, die göttliche Kraft von oben herabzubringen und das Physische zum Instrument jener Kraft zu machen.
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Du kannst, solange du einen Körper hast, nicht ohne physisches Bewusstsein leben, du kannst aber mehr innerlich, in der Seele und den anderen Teilen leben und durch sie das Physische umwandeln.
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[Mängel des physischen Bewusstseins:] Es gibt viele, die hauptsächlichen aber sind Finsternis, Trägheit, tamas, ein passives Akzeptieren des Spiels der falschen Kräfte, die Unfähigkeit sich zu wandeln, das Verhaftetsein mit den Gewohnheiten, Mangel an Plastizität, Vergesslichkeit, die Einbuße von gewonnenen Erfahrungen oder Verwirklichungen, die Abneigung, das Licht zu empfangen oder ihm zu folgen, die Unfähigkeit (aufgrund von tamas oder Verhaftetsein oder Passivität gegenüber gewohnten Kräften), das zu tun, was es als das Richtige und Beste zu tun anerkennt.
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Aus dieser Negierung besteht die eigentliche Natur des physischen Widerstandes, und der physische Widerstand ist die ganze Grundlage der Leugnung des Göttlichen in der Welt. Alles im Physischen ist hartnäckig, widerspenstig, mit einer massiven Kraft der Verneinung und Trägheit – wenn es nicht so wäre, wäre die Sadhana äußerst oberflächlich. Du musst diesem Wesenszug des physischen Widerstandes ins Auge sehen und ihn überwinden, wie oft er sich auch erheben mag. Es ist der Preis für die Umwandlung des Erdbewusstseins.
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Es gibt, abgesehen von der individuellen Schwierigkeit, eine allgemeine Schwierigkeit in der physischen Erd-Natur. Die physische Natur ist langsam und träge und nicht willens, sich zu wandeln; sie neigt zur Unbeweglichkeit, und für ein wenig Fortschritt braucht sie eine lange Zeit, Diese Trägheit zu überwinden ist sehr schwierig selbst für den stärksten mentalen, vitalen oder sogar seelischen Willen. Nur indem man fortwährend das Bewusstsein, die Kraft und das Licht von oben herabbringt, kann es geschehen. Deshalb muss [im Wesen] ein andauernder Wille, eine fortwährende Bestrebung danach sowie nach der Wandlung bestehen – und es hat ein stetiger und geduldiger Wille zu sein, der selbst durch den äußersten Widerstand in der physischen Natur nicht ermüdet.
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Es liegt in der Natur des physischen Mentals, widerspenstig zu sein. Die physische Natur existiert durch die fortwährende Wiederholung der gleichen Sache, die lediglich eine nicht endende Darstellung ihrer verschiedenen Ausdrucksformen ist. Diese hartnäckige Wiederkehr ist daher charakteristisch für sie, wenn sie in Tätigkeit ist; im anderen Fall verharrt sie in dumpfer Trägheit. Wenn wir uns also von den alten Bewegungen der physischen Natur befreien wollen, widersetzen sie sich durch diese Art von hartnäckiger Wiederkehr. Man muss in der Zurückweisung sehr ausdauernd sein, um sich davon zu befreien.
Es gibt zwei Aspekte der physischen sowie der ganzen [übrigen] Natur – den individuellen und den universalen. Alle Dinge treten von der universalen Natur her in dich ein – das individuelle Physische aber behält einige von ihnen für sich, während es andere zurückweist, und jenen, die es behält, gibt es eine persönliche Form. Daher kann man sagen, dass diese Dinge sowohl innen sind und von innen nach außen gelangen, als auch, dass sie durch es [das individuelle Physische] geschaffen werden, da es ihnen eine spezielle Form verleiht; man kann aber genauso gut sagen, dass sie außerhalb sind und von außen nach innen gelangen. Wenn man sich aber von ihnen befreien will, wirft man zuerst alle Dinge, die innen sind, in die uns umgebende Natur – von dort versucht die universale Natur, sie zurückzubringen oder neue und ähnliche eigene Dinge in dich hineinzubringen, um sie zu ersetzen. Man hat dann ständig dieses Eindringen zurückzuweisen. Durch fortwährende Zurückweisung schwindet schließlich die Kraft der Wiederkehr, und der Einzelne wird frei und ist fähig, das höhere Bewusstsein und seine Bewegungen in das physische Wesen herabkommen zu lassen.
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Das Erd-Bewusstsein will sich nicht wandeln, daher weist es das, was von oben auf es herabkommt, zurück – das hat es immer getan. Dieser Widerwille, sich zu wandeln, kann nur dann verschwinden, wenn jene, die den Yoga aufgenommen haben, sich öffnen und willens sind, ihre niedere Natur zu ändern.
Im Weg steht natürlich immer das vitale Ego mit seiner Unwissenheit und dem Dünkel seiner Unwissenheit und das physische Bewusstsein mit seiner Trägheit, das jeden Ruf nach Wandlung verübelt und ihm widersteht, sowie seine Gleichgültigkeit, die jede Mühe scheut – es findet es bequemer, seinen eigenen Weg zu gehen, dabei immer die gleichen alten Bewegungen zu wiederholen und bestenfalls zu erwarten, dass alles auf irgendeine Weise und zu irgendeiner Zeit für es getan werde.
Das Wichtigste ist, die richtige innere Einstellung zu haben – du hast sie; das übrige ist der Wille, sich zu wandeln, und die Wachsamkeit, alles, was zum Ego und der tamasischen Beharrlichkeit der niederen Natur gehört, zu erkennen und zurückzuweisen. Und schließlich sich in jedem Teil des Wesens stets der Mutter gegenüber offen zu halten, damit der Prozess der Umwandlung nicht behindert werde.
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Der physische Widerstand gegen den Frieden und die gesammelte Macht hat zwei Seiten, Dumpfheit und Zerstreuung. Sie stimmen mit der Trägheit und chaotischen Aktivität der physischen Natur überein, jenem Aspekt, der einige moderne Wissenschaftler sagen lässt, dass alles Zufall ist und dass es keine Gewissheit der Dinge, sondern nur eine Wahrscheinlichkeit gibt.
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Die Trägheit des physischen Bewusstseins auszumerzen ist immer eine schwierige Sache; es ist das, was mehr noch als irgendein vitaler Widerstand alle Bewegungen der Unwissenheit wiederkehren lässt, selbst wenn das Wissen und der Wille zur Wandlung vorhanden sind. Dieser Schwierigkeit aber muss der Sadhak entgegentreten und sie durch eine gleich starke Beharrlichkeit im Willen überwinden. Es ist eine Flamme, die stetig brennen muss, so stetig wie die Behinderung hartnäckig ist. Lass dich deshalb von der beharrlichen Behinderung durch die Unwissenheit nicht entmutigen. Die Beharrlichkeit deines eigenen Willens zu siegen wird, unterstützt durch die Kraft der Mutter, zu einem Ende des Widerstandes führen.
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Der Hang des Physischen zur Trägheit ist sehr groß; selbst nachdem man die Gewohnheit erlangt hat, im höheren Bewusstsein zu leben, kann ein Teil des Wesens den Druck der Trägheit fühlen – meist sind es die ganz äußerlichen oder stofflichsten Teile. Die Trägheit erhebt sich meist aus dem Unterbewussten. Sie hebt das höhere Bewusstsein im Physischen nicht auf, dämpft aber seine Tätigkeit oder zieht sie von einer höheren auf eine niedrigere Ebene herab, das heißt von der Intuition zum höheren Mental oder von den höheren zu den niedrigeren Bereichen des Obermentals. Eine Zeitlang widersetzt sie sich der Vollkommenheit der siddhi. Erst dann, wenn das stofflichste, das unterbewusste und das uns umgebende [environmental] Bewusstsein ganz befreit sind, kann diese hemmende oder senkende Auswirkung der Ur-Trägheit gänzlich überwunden werden.
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Everything can be responded to — Inertia also can spread waves of itself like other things.
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Wenn man sich mit dem Physischen und Unterbewussten auseinandersetzt, ist das Wirken immer langsamer als beim Mental und Vital, weil der Widerstand der physischen Substanz stets heftiger und [diese Substanz] weniger intelligent und anpassungsfähig ist; dafür aber ist die Arbeit, die im Wesen durch diese langsamere Bewegung geschieht, am Ende vollkommener, solider und dauerhafter.
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Der physische Widerstand ist weniger ungestüm [als der vitale Widerstand], doch bin ich nicht der Meinung, dass er weniger hartnäckig oder weniger mühsam ist.
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Es ist unvermeidlich, dass sich im Entwicklungsablauf der Sadhana die Schwierigkeit der physischen Natur zeigt. Ihr Widerstand, ihre Trägheit, der Mangel an Streben oder Bewegung müssen hervortreten, bevor man sich davon befreien kann – im anderen Fall würden diese Dinge immer unbemerkt bleiben und selbst die beste Sadhana hemmen und ihre Vollendung verhindern. Dieses Hervortreten der physischen Natur hält den Umständen entsprechend mehr oder weniger lang an, doch gibt es niemand, der es nicht durchmachen muss. Notwendig ist, nicht beunruhigt zu sein oder ängstlich oder ungeduldig zu werden, denn dadurch dauert es nur länger, sondern volles Vertrauen in die Mutter zu setzen und ruhig im Glauben auszuharren, sowie in Geduld und im stetigen Willen zur vollen Wandlung. Auf diese Weise kann die Kraft der Mutter im Wesen am besten wirken.
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Als erstes gilt, sich nicht aufzuregen, wenn sie [die Trägheit] kommt oder bestehen bleibt. Als zweites gilt, dass du dich loslöst, nicht nur oben [im Mental und Vital], sondern auch unten [im Physischen] und dich nicht damit identifizierst. Das Dritte ist, alles zurückzuweisen, was sich durch die Trägheit erhebt, und es nicht als zu dir gehörig zu betrachten oder es gar anzunehmen.
Wenn du diese Dinge zu tun vermagst, wird etwas in dir völlig ruhig bleiben, auch in der größten Trägheit. Durch diesen ruhigen Teil kannst du den Frieden, die Kraft; sogar das Licht und Wissen in die Trägheit selbst herabbringen.
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Trägheit und all das Sonstige müssen als etwas von dir Getrenntes betrachtet werden, nicht als Teil des eigenen wirklichen Selbstes, das eins ist mit dem Göttlichen.
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Die feindlichen Kräfte spüren, dass etwas in dir wegen des Fortbestehens der Trägheit aus der Fassung geraten und unruhig ist, und sie hoffen, indem sie mehr und mehr Druck ausüben, ein Aufbegehren schaffen zu können. Unter diesen Umständen ist für dich wichtig, deinen Glauben, deine Überantwortung und samata absolut zu machen. Das ist ein ebenso großer und wesentlicher Fortschritt wie hohe Erfahrungen usw. zu haben.
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[Gewalt anzuwenden, um das Physische zu wandeln:] es wurde von einigen unternommen, doch glaube ich nicht, dass es viel Wert hat. Kein Zweifel, das Physische ist ein hartnäckiges Hindernis, es muss aber erleuchtet und überzeugt, ja es kann selbst zur Wandlung gedrängt werden – doch darf man es nicht unterdrücken oder gewaltsam antreiben. Die Menschen wenden gegenüber dem Mental, dem Vital und dem Körper Gewalt an, weil sie es eilig haben; meine eigene Beobachtung war jedoch immer, dass es zu weiteren Reaktionen und Behinderungen führt, nicht aber zu einem wirklich echten Fortschritt.
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[Die Folge der Behinderung durch das physische Bewusstsein:] Es hängt von den schwachen Stellen des Einzelnen und dem Stadium seines Fortschritts ab. Durch den Widerstand wird ganz allgemein eine Trägheit ausgelöst, die das Wirken der höheren Mächte erschwert. In einem frühen Stadium kann er den Fortschritt überhaupt blockieren. Später wirkt sich der Widerstand dahingehend aus, dass er ihn [den Fortschritt] durch Intervalle von stagnierender Trägheit verzögert oder erschwert. Die hauptsächliche Schwierigkeit des physischen Bewusstseins besteht darin, dass es vor seiner Umwandlung außerstande ist, irgendeine angespannte tapasya aufrechtzuerhalten – es verlangt Zeiten der Assimilation und sinkt in das gewöhnliche Bewusstsein ab, um auszuruhen – auch wird das, was bereits getan wurde, ständig vergessen, usw.
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Es [Willensschwäche] ist ein erstes Ergebnis des Herabkommens in das physische Bewusstsein oder des Hervortretens des physischen Bewusstseins – vorher warst du meist im Mental und Vital. Das physische Bewusstsein ist voller Trägheit, es will sich nicht bewegen, sondern will bewegt werden, gleichgültig von welchen Kräften – das ist seine Gewohnheit. Diese Trägheit muss kuriert werden, indem man es mit den richtigen Kräften in Kontakt bringt. Deshalb verlangte ich von dir, nach der höheren Weite zu streben, nach Reinheit und Frieden, damit das Physische davon beherrscht werden und die wahre Kraft an Stelle dieser eindringenden Ideen und Impulse wirken kann.
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Eine Zeitspanne der Nicht-Bemühung besteht meist dann, wenn sich das physische Bewusstsein zuoberst befindet – denn seine Natur ist die der Trägheit, von höheren Kräften oder niedrigeren Kräften oder irgendwelchen Kräften bewegt zu werden, aber nicht sich selbst zu bewegen. Dennoch muss man sich nach Möglichkeit bemühen, doch ist das Wichtigste, fähig zu sein, die Kraft von oben in das Physische herabzurufen – und sonst völlig ruhig und gelassen ihr Kommen zu erwarten.
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Nur wenn eine beständigere dynamische Kraft in einen unwandelbaren Gleichmut und Frieden herabkommt, lässt sich die übliche Neigung der physischen Natur ausrotten.
Die übliche Neigung der physischen Natur besteht darin, träge zu sein und in ihrer Trägheit nur auf gewöhnliche vitale Kräfte zu reagieren, nicht aber auf höhere Kräfte. Wenn in dir völliger Gleichmut und Frieden herrschen, berührt dich die Ausbreitung der Trägheit nicht, und du kannst allmählich oder schnell diesen Frieden mit einer Kraft des höheren Bewusstseins in sie herabbringen, was sie verändern wird. Dann werden die Schwierigkeiten und Schwankungen sowie das Vorherrschen der Trägheit beendet sein, wie es jetzt bei dir der Fall ist.
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Die Schwierigkeit ist deshalb größer, weil die Sadhana jetzt unmittelbar auf der physischen Ebene stattfindet, wo die Kraft einer einmal geformten Gewohnheit oder gewohnheitsmäßigen Bewegung sehr stark ist. Wenn die Sadhana auf der mentalen oder vitalen Ebene stattfindet, ist die Kontrolle oder Wandlung leichter, weil Mental und Vital plastischer sind als das Physische. Wenn aber andererseits etwas Endgültiges auf der physischen Ebene gewonnen wurde, ist es dauerhafter und vollendeter, als wenn es auf der mentalen oder vitalen Ebene allein stattfände.
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Wahrscheinlich hast du im Jahre 1933 dich einer größeren tapasya unterzogen und eine strenge Kontrolle über dich ausgeübt. Das jedenfalls war dein Zustand zu jener Zeit. Später, als du von der mental-vitalen Ebene herabkamst, hast du dich eine Zeitlang gehenlassen und einen großen Teil der Kontrolle aufgehoben; daher findest du es nun schwierig, sie wieder einzusetzen – wegen der Gewohnheit der automatischen Wiederkehr, die eine Eigenart der physischen Natur ist. Du musst die Kontrolle nun auf andere Weise erlangen, indem du den Frieden festigst und das höhere Bewusstsein darauf aufbaust – die spirituelle Kontrolle, welche die der mentalen tapasya ersetzt.
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Nein, die mentale Kontrolle aufzuheben ist nicht notwendig; das Beste ist, sie allmählich durch die seelische oder spirituelle zu ersetzen. Viele aber geben sie auf, bevor die andere [Kontrolle] bereit oder während sie noch nicht vollständig ist, und dann wirken die Natur-Kräfte im physischen Bewusstsein; dieses wird dann manchmal durch den herabkommenden Frieden oder die herabkommende Macht von oben beherrscht und ein anderes mal durch die gewöhnlichen Natur-Kräfte. Solche Schwankungen erfährt fast jeder, zumindest in einem bestimmten Stadium, bis der höhere Zustand vorherrscht.
Das übersensitive Grübeln über frühere Schläge, die das Vital empfing, ist eine ungesunde Empfindsamkeit. Was vergangen ist, sollte dich nicht auf diese Weise beherrschen. Man sollte es vielmehr verklingen lassen.
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Im physischen Wesen ist die Macht der früheren Eindrücke sehr ausgeprägt, denn es ist der Prozess der immer wieder stattfindenden Eindrücke, durch den das Bewusstsein dazu gebracht wurde, sich in der Materie zu manifestieren – und ebenso durch die gewohnten Reaktionen des Bewusstseins auf diese Eindrücke; die Psychologen würden es vermutlich „Verhalten“ nennen. Eine bestimmte Schule behauptete, dass Bewusstsein nur aus diesen Dingen besteht – das aber ist die übliche Gepflogenheit [der Wissenschaft], ein Detail der Natur auszuweiten, um damit ihre Gesamtheit zu erklären.
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Deine Beschreibung stimmt mit dem überein, was die Gita meint, wenn sie sagt, dass alles Tun durch die prakrti geschieht. Du empfindest es als mechanisch, weil du im physischen Bewusstsein bist, wo alles mechanisch ist. Auf der mentalen und vitalen Ebene kann man die gleiche Erfahrung haben. Dort aber ist es die der Tätigkeiten als einem Spiel der Kräfte. Was dir gegenwärtig fehlt, ist die andere Seite der Erfahrung, die des schweigenden atman oder aber die des Betrachters purusa, der still, ruhig, frei und rein ist, unberührt vom Spiel der prakrti. Sie versucht zu kommen, und du bist nahe daran, in sie einzutreten, doch ist deine Neigung, dich nach außen zu wenden, noch zu stark. Von dieser Neigung wurdest du erfasst, als du in das Physische herabkamst – denn es ist die Natur des gewöhnlichen physischen Bewusstseins, sich in die Tätigkeit der äußeren Persönlichkeit zu werfen. Du musst die Macht des inneren Bewusstseins zurückerlangen – oben als atman und unten als purusa, zuerst Betrachter und dann Beherrscher der Natur.
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Die Ursache ist der Einfluss des physischen Bewusstseins. Das physische Bewusstsein oder zumindest seine mehr äußerlichen Teile sind, wie ich dir mitgeteilt habe, ihrer Natur nach träge – sie gehorchen jeder Kraft, der zu gehorchen sie gewöhnt sind und handeln nicht auf eigene Initiative. Wenn die physische Trägheit einen starken Einfluss ausübt oder wenn man in diesen Teil des Bewusstseins herabgekommen ist, fühlt das Mental ebenso wie die stoffliche Natur, dass eine Willenstätigkeit unmöglich ist. Im Gegensatz dazu ist die mentale und vitale Natur ganz auf den Willen und die Initiative ausgerichtet – wenn man also im Mental oder Vital lebt oder unter ihrem Einfluss handelt, ist der Wille immer bereit, aktiv zu sein.
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Es ist die Indifferenz des physischen Bewusstseins, welche sagt: „Ich bewege mich nur dann, wenn ich bewegt werde. Bewege mich wer kann.“
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Das Physische ist der Sklave bestimmter Kräfte, die eine Gewohnheit schaffen und es dann durch die mechanische Macht der Gewohnheit antreiben. Solange das Mental zustimmt, bemerkst du die Sklaverei nicht; wenn aber das Mental seine Zustimmung zurückzieht, empfindest du die Knechtschaft, du fühlst, wie dich eine Kraft ungeachtet des mentalen Willens drängt. Sie ist sehr hartnäckig, und kehrt immer wieder, bis die Gewohnheit, die innere Gewohnheit, sich im äußeren Akt zu enthüllen, gebrochen ist. Sie ist wie eine Maschine, die, einmal in Bewegung gesetzt, die gleiche Bewegung wiederholt. Du brauchst nicht beunruhigt oder verzagt zu sein; ein ruhiges und beharrliches Streben wird dich zu dem Punkt bringen, an dem diese Gewohnheit zu bestehen aufhört und du frei bist.
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Die Gewohnheit im Physischen ist deshalb so hartnäckig und hat den Anschein, unwandelbar zu sein, weil sie immer wiederkehrt, auch wenn man glaubt, dass sie überwunden sei. Sie ist aber in Wirklichkeit nicht unwandelbar; sobald das physische Mental sich loslöst, abseits steht und ihre Annahme verweigert, beginnt die Gewohnheit ihre Kraft der Wiederkehr im Physischen zu verlieren. Manchmal geht es langsam, manchmal (aber das ist weniger häufig) hört sie plötzlich auf zu bestehen und stellt sich nicht wieder ein.
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Die Bedingung ist, dass du mit der Sadhana in dein physisches Bewusstsein herabkommen und allein für die Sadhana und das Göttliche leben musst. Du hast unbedingt die noch weiterbestehenden schlechten Gewohnheiten aufzugeben und nie wieder jene aufzunehmen, die aufgehört haben zu bestehen oder unterbrochen wurden. Innere Erfahrungen sind für die Wandlung des Mentals und höheren Vitals hilfreich, doch für das niedere Vital und äußere Wesen ist eine Sadhana der Selbstdisziplin unerlässlich. Die äußeren Tätigkeiten und die ihnen innewohnende Einstellung müssen sich wandeln, deine äußeren Gedanken und Tätigkeiten müssen allein dem Göttlichen gehören. Selbstbeherrschung, völlige Wahrhaftigkeit in allem, was du tust, ein fortwährendes Denken an das Göttliche – das ist der Weg, um das niedere Vital zu wandeln. Durch deine bewusste Selbst-Weihung und Selbst-Disziplin wird die [Yoga-] Kraft in das äußere Wesen herabgebracht und die Wandlung vollzogen werden.
Die Kraft der Loslösung wohnt deinem seelischen Wesen inne, und du hast diesen Zustand des Losgelöstseins selbst erfahren. Natürlich war es zunächst nur ein vorübergehender Zustand, weil das äußere Bewusstsein erst darauf vorbereitet wird, daran teilzuhaben, und erst wenn es bereit ist, kann sich das innere immer zeigen und in das äußere Wesen hinaustreten.
Du fragst, ob Mental und Vital nicht genauso im Weg stehen wie das Physische. Ja, aber wenn ich vom physischen Bewusstsein spreche, meine ich sowohl das physische Mental und Vital als auch das eigentliche Körperbewusstsein. Dieses physische Mental und physische Vital befassen sich mit den kleinen, gewöhnlichen Bewegungen des Lebens und werden von einer sehr äußerlichen Auffassung der Dinge sowie durch die gewohnten kleinen Reaktionen gelenkt; sie sprechen auf das innere Bewusstsein nur zögernd an, nicht weil sie sieh in aktivem Gegensatz dazu befinden – wie es beim vitalen Mental und dem eigentlichen Vital der Fall sein kann –, sondern weil sie es schwierig finden, ihre gewohnten Bewegungen zu ändern. Das ist es, was du jetzt empfindest und was dich denken lässt, du würdest auf die innere Erfahrung nur unzureichend reagieren. Aber das ist nicht der Fall; in deinem Mental und in einem großen Teil deines Vitals besteht eine beträchtliche Fähigkeit der Reaktion. Was das Physische anbelangt, so ist seine Schwierigkeit universal in jedermann und nicht eine besondere Eigenart von dir. Sie ist in Erscheinung getreten, weil das in der Sadhana immer dann der Fall ist, wenn auf das physische Bewusstsein zur notwendigen Wandlung eingewirkt werden soll. Sobald es geschehen ist, wird sich die von dir empfundene Schwierigkeit zunächst verringern und dann überhaupt verschwinden.
Es ist dieses Wirken, das fortdauert – und als du in der Meditation das weiße Licht fühltest und das Ergebnis davon, das noch andauerte selbst nachdem du die Augen geöffnet hattest – der Kopf und die Augen kühl und alles groß und weit –, war es dieses Wirken, das in deinem physischen Mental stattfand, um es zu wandeln. Das übrige physische Bewusstsein war noch unter dem Einfluss einer anderen Einwirkung und fühlte daher die Hitze und nicht diese Befreiung und Weite. Später aber kann das Wirken zunächst bis zum Herzen und dann noch tiefer vordringen bis hinab in den ganzen Körper, und die gleiche Befreiung und Weite können sich auch dort einstellen. Natürlich sind die Ergebnisse noch nicht anhaltend, sondern währen nur eine Zeitlang und zeigen sich nur als Erfahrungen, nicht als bleibende Verwirklichungen. Im gegenwärtigen Stadium [der Sadhana] kann es aber nicht anders sein. Diese Erfahrungen, wie flüchtig auch immer, sind dazu ausersehen, die verschiedenen Teile der Natur vorzubereiten, was sie auch tun.
Ich habe dir gesagt, dass X zwei verschiedene Elemente in sich hat. Das äußere Mental in ihr will, dass sie sich der Stickerei widmet, wobei sie von der Idee geleitet wird, dass auch andere es tun und dass eine besondere Gunst der Mutter damit verbunden ist (was nicht der Fall ist). Wenn wir ihr erlauben, dieser Idee zu folgen, wirkt es sich spirituell nicht gut für sie aus, zumal jetzt, da ihr inneres Wesen durch Unterwerfung, Hingabe und die Aufopferung ihres Egos gestärkt werden müsste. Daher haben wir diese Veränderung nicht befürwortet. Als es geschehen war, bereute sie es selbst und erkannte, dass sie einen Fehler begangen hatte. Aber das physische Mental kehrt fortwährend zurück zu seinen gewohnten Bewegungen, und es dauert lange Zeit, bis es durch Erfahrung lernt.
Du solltest den Federhalter behalten und benützen. Es ist ein Geschenk der Mutter. Schreibe deine Erfahrungen damit nieder, nimm ihn als Zeichen der in dir wirkenden Liebe und Gnade der Mutter.
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Früher waren der mentale Wille, das höhere Vital und die Seele aktiv, ihre Einwilligung reichte daher aus, um das niedere Vital zu unterdrücken oder unwirksam zu machen. Nun aber ist das physische Mental aktiv in dir und das physische Mental misst dem niederen Vital einen Wert bei und verleiht ihm eine Macht, die es früher nicht besaß.
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Das Sich-Öffnen des Physischen und Unterbewussten dauert immer lange Zeit, weil es ein Bereich der Gewohnheit und fortwährenden Wiederholung der alten Bewegungen ist – dunkel, steif, unplastisch und nur nach und nach einwilligend. Das physische Mental kann leichter geöffnet und bekehrt werden als das übrige, das Vital-Physische und Stofflich-Physische aber sind widerspenstig. Die alten Dinge kehren dort durch die Macht der Gewohnheit grundlos und immerfort zurück. Ein großer Teil des Vital-Physischen und das meiste des Stofflichen befinden sich im Unterbewussten oder hängen von ihm ab. Es bedarf einer starken und anhaltenden Aktivität, um dort Fortschritte zu machen.
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Solange sie [das Stoffliche und das Unterbewusste] nicht zu streben beginnen oder zumindest dem Streben und Willen des höheren Wesens voll zustimmen, kann es keine andauernde Wandlung in ihnen geben.
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Es gibt eine Grenze des Widerstandes [des physischen Mentals und des Vital-Physischen]. Es kommt auf jeden Fall der Tag, an dem der grundlegende Widerstand für immer gebrochen sein wird und nur eine Auseinandersetzung mit Einzelheiten übrigbleibt, die nicht beschwerlich ist.
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Ein großer Teil des Körper-Bewusstseins ist unterbewusst, Und das Körper-Bewusstsein und das Unterbewusste sind eng miteinander verbunden.
Der Körper und das Physische entsprechen einander nicht genau – das Körper-Bewusstsein ist nur ein Teil des gesamten physischen Bewusstseins.
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Sie [das physische Mental und das vitale Physische] sind dem [Unbewussten] sehr nahe – ausgenommen jener Teil des physischen Mentals, der darin geübt ist, sich mit physischen Gegenständen und Dingen auseinanderzusetzen. Er ist aber nur innerhalb seiner eigenen Grenzen beweglich, aktiv und kompetent. Wenn er sich mit überphysischen Dingen auseinanderzusetzen hat, ist er unfähig und oft töricht, dabei aber rechthaberisch, arrogant und in seiner Unwissenheit dogmatisch. Das übrige physische Bewusstsein ist dem Unbewussten nahe. Auch hier ist es so, dass es in seinem eigenen Bereich genaue Wahrnehmungen und Instinkte haben kann, wenn es fähig ist, spontan zu handeln; im menschlichen Wesen aber wird ihm dies meist nicht erlaubt, da das Mental und Vital sich einmischen. Das vitale Physische ist in seiner Tätigkeit gänzlich irrational – selbst wenn es im Recht ist; vermag es nicht zu erklären, warum; denn es setzt sich mehr als alles übrige aus automatischen oder gewohnheitsmäßigen Instinkten, Impulsen, Eindrücken und Gefühlen zusammen. Das Mental liefert ihm die Gründe und Rechtfertigungen für seine Bewegungen; wenn aber das Mental zurücktritt, urteilt und fragt, kann das vitale Physische nichts anderes antworten als „ich will“, „es gefällt mir“, „es gefällt mir nicht“, „ich empfinde es so“.
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Halte in Ruhe durch und lass dich durch nichts entmutigen. Man muss darauf gefasst sein, dass Ruhe und Freude noch nicht beständig sind; das ist anfangs immer der Fall, wenn auf das physische Bewusstsein und seine Widerstände eingewirkt wird. Wenn du durchhältst, werden sie beständiger werden und längere Zeit anhalten, bis du eine Grundlage aus Frieden und Glücklichsein hast; und die Störungen, gleichgültig welcher Art, die an die Oberfläche kommen, werden diese Grundlage nicht länger durchdringen oder erschüttern, ja nicht einmal verhüllen können, außer vielleicht für einen Augenblick.
Der fortwährende Stimmungswechsel ist etwas hinreichend Allgemeines; er hat seine Ursache darin, dass auf das physische Vital zur gleichen Zeit eingewirkt wird, und diese Wechselhaftigkeit ist ein Wesenszug der physisch-vitalen Natur. Lass dich dadurch nicht entmutigen – sobald die Grundlage besser gefestigt ist, wird es sich vermindern und das Vital beständiger und ausgeglichener werden.
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Die Unstetigkeit, von der du sprichst, liegt in der Natur des physischen Mentals im Menschen – nahezu jeder ist damit behaftet, denn das physische Mental jagt allen möglichen äußeren Dingen nach. Das Bewusstsein innerlich zu festigen, es auf das Göttliche allein zu konzentrieren, ist für alle eine große Schwierigkeit – es ist das, was die Sadhana zu einer langwierigen Sache macht, wofür meist eine langsame Entwicklung des Bewusstseins notwendig ist, jedenfalls zu Beginn. Du brauchst dich also nicht entmutigen zu lassen. Dein inneres Vital besitzt sehr viel starken Willen, und tief in deiner Seele ist das wahre Streben, die wahre Liebe, die hervortreten, sobald die Seele aktiv ist und einmal die ganze Natur beherrscht.
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Es ist ganz natürlich, dass die Unstetigkeit des physischen Mentals stört, wenn eine volle, stetige Ruhe und ein ebensolcher Glauben sich ausbreiten wollen – das ist bei jedermann der Fall, was aber nicht bedeutet, dass die Ruhe und der Glaube sich in der menschlichen Natur nicht festigen werden oder können. Alles was ich ausdrücken wollte, war, dass du versuchen solltest, einen Willen zu erlangen, der stetig auf diese Ruhe ausgerichtet ist; dann wird, sobald die Rastlosigkeit und Unsicherheit aufkommen, der Wille zur Ruhe ihnen entgegentreten und rasch die Störung vertreiben. Das würde die Ausmerzung der Rastlosigkeit oder Ungeduld leichter machen; auf jeden Fall aber ist die Kraft der Mutter da, wirkt hinter den Abweichungen des Oberflächen-Bewusstseins und wird dich durch sie hindurchführen.
Deine Erfahrungen bedeuten, dass du abermals das seelische Wirken flüchtig wahrgenommen hast, das die ganze Zeit über [in dir] stattfindet, selbst wenn kein Anzeichen davon sich an der Oberfläche zeigt. Das goldene Schwert war das Schwert der Wahrheit, das die Schwierigkeiten vernichten wird.
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Diese kleinen Dinge des physischen Mentals sind von der Art, wie jedermann sie hat, und sie werden abfallen, wenn das wahrere und weitere Bewusstsein hervortritt. Dein Mental versteht zwar, aber diese Dinge dauern fort, weil sie in Wirklichkeit zum kleineren vitalen Teil gehören; wenn dieser Teil weit wird, werden sie nicht wiederkehren. Man kann sie entmutigen, indem man im Mental bestimmte Ideen aufrechterhält, wie zum Beispiel, dass diese Dinge, die dich quälen, zur menschlichen Natur gehören und nur mit der Wandlung der Natur verschwinden können, dass man selbst seine Arbeit gut zu verrichten hat, sich aber durch die mangelhafte Arbeit der anderen nicht stören lassen darf, dass ein ruhiger innerer Wille, das Rechte zu tun, für sie wirksamer ist, als sich durch ihre Entgleisungen quälen oder stören zu lassen. Grundlegend aber ist es das erweiterte Bewusstsein in deinem Mental, Vital und Physischen, das dich von diesen kleinen Reaktionen ganz befreien wird. Du brauchst nur weiterzugehen mit Hilfe der Kraft der Mutter, die in dir wirkt, und diese Dinge werden sich später glätten.
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Diese kleinen Bewegungen (unnützes Sprechen usw.) zu ändern ist am schwierigsten von allem, und zwar gerade wegen ihrer Geringfügigkeit und weil die Gewohnheit des häufigen Nachgebens als eine natürliche und oberflächliche tägliche Bewegung des Lebens besteht. Das Beste ist, die Kraft, den Frieden und das Licht im Mental und höheren Vital zu konzentrieren, bis sie auch das physische Mental, das jene Bewegungen meist mehr oder weniger stützt, erfassen können; dann kann über das physische Mental mit mehr Erfolg darauf eingewirkt werden.
Das Gefühl der Hilflosigkeit, der Unmöglichkeit das Hindernis loszuwerden, ist ähnlich der Finsternis selbst ein Charakteristikum des physischen Bewusstseins, welches träge und mechanisch und daran gewöhnt ist, schwerfällig bewegt zu werden durch alle möglichen Kräfte, die von ihm Besitz ergreifen. Aber dieses Gefühl der Hilflosigkeit oder Unmöglichkeit ist etwas Unreales, und ihm nicht nachzugeben, es nicht zu akzeptieren, sich von ihm zu befreien, ist durchaus möglich und dringend notwendig, um das physische Hindernis zu überwinden, das im anderen Fall den Fortschritt sehr verzögern würde.
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Ja, auch daran ist das physische Bewusstsein schuld. Es ist besessen von der Idee, dass das, „was ist“, so zu sein hat, dass die Gewohnheit der Dinge nicht geändert werden kann. Diese Unumstößlichkeit dehnt es nicht nur auf das Bestehende aus, sondern auch auf das, wovon es lediglich annimmt, dass es besteht – es öffnet sich träge jeder Suggestion oder Möglichkeit, die durch die Gewohnheit der Dinge gerechtfertigt scheint. Es ist das hauptsächliche Hindernis für die stoffliche Wandlung.
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Deine Annahme, dass ich dir zu deiner Ermutigung Dinge sage, die unwahr sind, stellt die übliche Beschränktheit des physischen Mentals dar – wenn das stimmen würde, wärst nicht du untauglich für den Yoga, sondern ich selbst wäre untauglich, irgend jemanden auf der Suche nach der Göttlichen Wahrheit zu lenken. Denn es ist zwar möglich, jemanden durch eine geringere zu einer höheren Wahrheit hinzuführen, aber nicht durch die Falschheit zur Wahrheit. Was deine Tauglichkeit oder Untauglichkeit für den Yoga anbelangt, so ist das nicht eine Frage, die vom physischen Mental beurteilt werden kann, da dieses in seinem Urteil von der unmittelbaren Erscheinungsform der Dinge ausgeht und keine Kenntnis hat von den Gesetzen, die das Bewusstsein lenken, oder den Mächten, die im Yoga wirken. Tatsächlich geht es nicht um die Frage der Tauglichkeit oder Untauglichkeit, sondern darum, die Gnade zu akzeptieren. Es gibt kein menschliches Wesen, dessen physisches, äußeres Bewusstsein – jener Teil von dir, in dem du jetzt lebst – für den Yoga tauglich wäre. Durch die Gnade und ein Licht von oben kann es fähig werden; hierfür aber muss es ausdauernd und für das Licht offen sein. Jeder hat die gleiche Schwierigkeit, wenn er in das physische Bewusstsein eintritt, und fühlt sich untauglich, so als ob, seit er den Yoga ausübt, nichts mit ihm geschehen und nichts in ihm verändert worden wäre; er neigt dann dazu, alles zu vergessen, was früher geschah, oder das Gefühl zu haben, als ob er es verloren hätte oder alles unwirklich oder unwahr gewesen sei.
Ich vermute, dass du dich aus diesem Grund gegen meine Formulierung wendest, dass du [im Yoga] bereits so weit vorangekommen seist. Ich wollte damit sagen, dass sich dein denkendes Mental, dein Herz und höheres Vital wiederholt geöffnet haben, du auch Erfahrungen hattest, sehr klar den Zustand deines eigenen Wesens und deiner Natur erkannt hast und du bereits so weit gekommen warst, dass diese Teile für die spirituelle Wandlung bereit waren – was übrig bleibt, ist das physische und äußere Bewusstsein, das gezwungen werden muss, die Notwendigkeit der Wandlung anzuerkennen. Das ist ohne Zweifel der schwierigste Teil der zu geschehenden Arbeit, es ist aber auch der Teil, der – wenn es einmal getan ist – die totale Wandlung des Wesens und der Natur möglich macht. Daher sagte ich, dass es absurd wäre, nachdem du so weit gegangen bist, wegen dieses Widerstandes jetzt umzukehren und aufzugeben. Es [das äußere physische Bewusstsein] widersetzt sich in jedem, und zwar sehr hartnäckig. Das ist kein Grund, die Bemühung abzubrechen.
Dieses Bewusstsein – oder sein dunkler Teil, der sich an seine alte Einstellung klammert – kam in deinem Brief zum Ausdruck. Es will die Sadhana nicht ausüben, außer es kann durch sie die Dinge erhalten, nach denen es verlangt. Es will die Befriedigung des Egos, „Selbst-Erfüllung“, Anerkennung, die Gewährung seiner Wünsche. Es misst die Göttliche Liebe an äußeren Gunstbezeigungen, mit denen es überschüttet wird, und hält eifersüchtig danach Ausschau, wer von diesen Gunstbezeigungen mehr erhält, um dann zu behaupten, dass das Göttliche es nicht liebe; als Grund dafür führt es etwas an, das entweder dem Göttlichen abträglich ist, oder, wie es in deinen Briefen zum Ausdruck kommt, es zeigt Selbstverachtung und Verzweiflung. Es ist nicht nur bei dir der Fall, dass dieser Teil so fühlt und handelt, sondern beinahe in jedem. Wenn dies das einzige in dir oder anderen Wäre, würde es in Wirklichkeit für den Yoga keine Möglichkeit geben. Aber obgleich es stark ist, macht es nicht das Ganze aus – es gibt ein seelisches Wesen, welches Mental und Herz beeinflusst und erleuchtet und andere Gefühle und eine andere Anschauung der Dinge und Ziele in der Sadhana hat. Diese sind jetzt in dir durch das Aufwallen jenes Teils, der sich wandeln. muss, verdeckt. Er ist tamasisch und will sich nicht wandeln, er will nicht glauben, wenn es nicht durch eine erneute Bestätigung des vitalen Egos geschehen kann. Aber all das ist nichts Neues – es gehört zur menschlichen Natur und ist in ihr immer vorhanden gewesen, die Sadhana behindernd und einschränkend. Sein Bestehen ist kein Grund zur Verzweiflung – jeder hat es, und die Sadhana muss trotzdem ausgeübt werden, trotz der Vermischung, die damit verbunden ist, bis die Zeit kommt, in der es endgültig zurückgewiesen werden kann. Es zu tun, ist schwer, aber durchaus möglich. Ich kenne diese Dinge, und daher bestehe ich darauf, dass du durchhältst, und ermutige dich weiterzumachen. Nicht meine Darlegung der Situation ist unwahr, sondern die Ansicht, die durch diesen dunklen Teil deines Wesens vertreten wird, ist falsch und irrig.
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Dieser unerfreuliche Zustand dauert nicht deshalb länger, als er sollte, weil du nicht die wahre Haltung zurückgewinnen kannst, sondern weil du in einem Teil deines Mentals die falsche Suggestion der Unfähigkeit zulässt. Ein Teil deines physischen Bewusstseins bewahrt die Erinnerung an die alten Bewegungen und ist daran gewöhnt, sie zuzulassen, weil er sie für unvermeidlich hält. Du musst mit dem klareren Teil deines Bewusstseins auf der echten Wahrheit bestehen und diese Suggestionen und Gefühle ständig zurückweisen, bis auch dieser dunkle Teil offen ist und das Licht einlässt.
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Es ist eine Suggestion der tamasischen Kräfte, die sich an die Schwierigkeit klammern und sie schaffen, und das physische Bewusstsein akzeptiert sie. Streben ist niemals wirklich schwierig. Die Zurückweisung mag nicht sofort wirksam sein, aber den Willen zur Zurückweisung und Verweigerung zu bewahren ist immer möglich.
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Was meinst du mit aktiven Mitteln? Die Kraft zu verweigern und zurückzuweisen und mit der Zurückweisung fortzufahren, bis sie wirksam ist, besteht immer im Wesen. Ein ruhiges Streben kann durch nichts behindert werden, außer durch Einwilligung in die Trägheit.
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Die Gedanken und Gefühle, die in deinem Brief zum Ausdruck kommen, haben ihren Ursprung in einer Depression und entsprechen für sich betrachtet nicht der Wahrheit. Durch dein Hiersein nimmst du nicht im mindesten den Platz in Anspruch, der einem besseren Sadhak gebühren würde. Für einen guten Sadhak ist auf die eine oder andere Weise immer Platz. Die Unfähigkeit, die du in dir entdeckst, ist einfach der Widerstand der gewohnten äußeren und physischen Natur, der jedermann eigen ist und den bislang noch keiner, nicht einmal der beste Sadhak, radikal umwandeln konnte; es ist die letzte Sache, die gewandelt wird, und ihr Widerstand ist gegenwärtig besonders kritisch, denn die Macht der Sadhana stürmt auf ihn ein, um die Wandlung herbeizuführen, Wenn dieser Teil hervortritt, versucht er immer den Eindruck zu erwecken, unwandelbar zu sein, unfähig zur Wandlung und unzugänglich für die Sadhana. In Wirklichkeit aber ist es nicht so, und man darf sich durch diesen Anschein nicht täuschen lassen. Was die Furcht vor dem Wahnsinn anbelangt, so ist das nur ein nervlich bedingter Eindruck, von dem du dich befreien solltest. Nicht die vitale Schwäche führt zu solchen Verwirrungen, vielmehr die Dunkelheit und Schwäche im physischen Mental, begleitet von den Bewegungen einer erregten vitalen Natur (zum Beispiel übertriebener spiritueller Ehrgeiz), die für das Mental zu stark sind, um sie zu ertragen. Bei dir trifft das nicht zu. Du hattest lange Zeit die Erfahrung von innerem Frieden, von Weite, Ananda, einem inneren, Gott zugewandten Leben, und jemand, der das hatte, sollte nicht von einer allgemeinen Unfähigkeit sprechen, wie groß auch immer die Schwierigkeiten seiner äußeren Natur sein mögen – Schwierigkeiten, die in der einen oder anderen Form bei allen gleich sind.
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Ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass du die Sadhana ausüben kannst, wenn du dabei bleibst – natürlich nicht durch deine eigene Stärke allein, denn das ist niemandem gegeben, sondern durch den Willen des seelischen Wesens in dir, unterstützt durch die Göttliche Gnade. Es gibt einen Teil im physischen und vitalen Bewusstsein jedes menschlichen Wesens, der hierzu nicht willens ist, der sich nicht fähig fühlt und jeder Hoffnung, jedem Versprechen einer spirituellen Zukunft misstraut und der jeder derartigen Sache gegenüber träge und gleichgültig ist. All das erhebt sich zu einem bestimmten Zeitpunkt im Verlauf der Sadhana, und man fühlt sich damit identifiziert. Das ist es, was jetzt mit dir geschah, doch Hand in Hand mit einer Attacke von schlechter Gesundheit und nervöser Indisposition, die dieses Durchqueren des dunklen Physischen zu einer düsteren und heftigen Störung machte. Mit hinreichend Schlaf, einer Beruhigung der Nerven und der Rückkehr der physischen Energie sollte das verschwinden, und dann wäre es möglich, das Licht und Bewusstsein in diesen dunklen Teil herabzubringen. Nicht eine intensive Konzentration, die ein [innerliches] Ringen mit sich bringt, ist erforderlich, sondern eine sehr ruhige Haltung des Sich-Öffnens. Nicht eine gesteigerte Bemühung der Sadhana, sondern das Wiederfinden der Ruhe und des Gleichgewichts ist gegenwärtig erwünscht, um das Sich-Öffnen deiner Natur wieder möglich zu machen.
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Es war bestimmt nicht deshalb, weil die Mutter sich dir gegenüber anders verhielt wie an anderen Tagen oder dich weit von sich fortschob, sondern weil du in diesem Teil deines physischen Wesens, der noch vor dem Licht zurückschreckt, ganz eingeschlossen warst. Dieser Teil war im Grunde immer verantwortlich für all deine schwierigen Phasen und leidvollen Bewegungen, auch wenn die unmittelbare Schwierigkeit [im Wesen] weiter oben lag. Es liegt in seiner Natur, sich an die alten, gewohnten Bewegungen zu klammem, vor dem yogischen Bewusstsein zurückzuschrecken und Türen und Fenster vor der angebotenen Hilfe zu verschließen und in der Finsternis zu lamentieren, sobald er sich verletzt fühlt. Das ist eine Sache, von der sich jeder, der vorwärts kommen will, befreien muss. Identifiziere dich nicht mit diesem Teil und bezeichne ihn nicht als dein Selbst. Wende dich zurück, deinem inneren Wesen zu, und betrachte ihn lediglich als einen kleinen, wenn auch widerspenstigen Teil deiner Natur, der gewandelt werden muss. Denn es gibt, abgesehen von seiner Beharrlichkeit, keinen Grund, warum dein Weg in die Wüste führen sollte. Er sollte in eine Weite der Befreiung führen – offen für die Ruhe, den Frieden, die Macht und das Licht, für ein Bewusstsein, das weiter ist als das persönliche und in welchem das Ego sich glücklich auflösen kann.
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Zu dem, was in deiner Sadhana geschah, wäre zu sagen, dass du es nicht verhindert hast, in das Fahrwasser des physischen Mentals und der äußeren vitalen Natur zu geraten, und du dich in einer beharrlichen oder ständigen Wiederholung von Ideen und Gefühlen, die jene dir präsentieren, festgefahren hast – Gefühle einer fortwährenden Enttäuschung, Entmutigung und eines Pessimismus über dich selbst und deine spirituelle Zukunft sowie Ideen oder Vorstellungen (wenn ich es so nennen darf), die diesen Gefühlen zu Hilfe kommen und sie unterstützen. Das Ergebnis davon ist, dass du dich gegenüber dem Kontakt mit uns und unserer spirituellen Einflussnahme und Hilfe, die du früher fühltest oder zu fühlen begannst, verschlossen hast. Damit verschließt du dich auch gegenüber deinem eigenen tieferen Selbst, und das macht deine persönliche Bemühung zunichte. Ein Ereignis dieser Art ist etwas hinreichend Allgemeines auf dem Pfad der spirituellen Bemühung, und du hast, um dich von seinen Auswirkungen zu befreien, zuerst die beharrlichen Ideen und Gefühle, die dich in diesem Fahrwasser festhalten, energisch zurückzuweisen. Ich weiß nicht, ob du zu dem früheren Zustand zurückkehren kannst, denn es ist selten, dass man zu einem Punkt in der Vergangenheit zurückkehren kann; es ist aber immer möglich, dass du weitergehst und die Antriebskraft des früher Erreichten wiederentdeckst, das mit Sicherheit in deinem inneren Wesen noch assimiliert ist. Wenn du einen Teil des Yoga durch deine aktiven Bemühungen und dein Streben fortsetzen willst, gibt es keinen Grund, warum du diese Fähigkeit nicht wiederfinden solltest; doch zuerst hast du dich darum zu bemühen, diese untauglichen Gedanken und Gefühle, die alle Hoffnung und allen Glauben in dir lähmen, zurückzuweisen, und zwar ausdauernd, voll und zäh, sie nicht zu akzeptieren, sie nicht zu rechtfertigen und ihnen durch dein Stillschweigen nicht das Recht zu geben, stets den gleichen Ton der Entmutigung, der Unfähigkeit und des Versagens anzustimmen – und nicht ein oder zwei Tage lang, sondern immer, solange sie [auf ihrem Bleiben] beharren oder wiederkehren. Die Ideen, mit denen du sie rechtfertigst, sind – ich wiederhole – nur Vorstellungen des physischen Mentals, nicht wirkliche Dinge; zum Beispiel die Vorstellung, dass du einen bestimmten Gedankengang nicht zu verstehen vermagst (intellektuell etwas zu akzeptieren oder nicht zu akzeptieren ist etwas anderes); denn es ist absolut gewiss, dass dein denkender Verstand hinreichend trainiert ist, um alles zu verstehen, was an ihn herangetragen wird. Es ist nur das physische Mental, das selbst im intelligentesten Menschen beschränkt ist und sich Anfällen von Dummheit oder zumindest größeren oder kleineren Intervallen von reinem Nicht-Verstehen öffnet, wenn es ungewohnten Ideen oder einer neuen Richtung möglicher Erfahrung oder irgend etwas sonstigem gegenübersteht, das entweder den Gewohnheiten des Mentals fremd oder den vitalen Teilen unwillkommen ist. Ich vermute, wir hatten alle die gleiche Erfahrung dieses unfähigen Elementes in unserer Natur, und wenn man sich daran festklammert, kann es sogar Dinge, die für uns normalerweise leicht sind, schwierig und schwierige Dinge unmöglich erscheinen lassen. Doch warum sollte ein im Denken geübtes Mental diesem seinen armseligen Teil erlauben, es zu beherrschen? Genauso ist es mit anderen Vorstellungen. Es gibt nichts, was ein anderer auf dem Yoga-Weg tun kann, das du nicht auch tun kannst, wenn du den festen Willen dazu hast; manche Dinge mögen aufgrund einer früheren Schulung, von Gewohnheiten und mentalen Assoziationen längere Zeit in Anspruch nehmen, es gibt aber nichts Unmögliches, nichts, was zu schwierig wäre, kein von Natur aus unüberwindliches Hindernis.
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Es ist der instinktive (nicht mentale) Wille im äußeren Wesen, der blind ist – das innere Mental weiß und versteht, und wenn es hervortritt, erhellt es das übrige, so dass alles klar wird. Aber das äußere Wesen lässt die Dunkelheit und Verwirrung wiederum zu – sei es durch eine falsche Bewegung des Vitals oder ein träges Akzeptieren der Finsternis des unwissenden physischen Bewusstseins –, und das Wissen wird getrübt. Aber es ist da und braucht nur wieder hervorzutreten. Das physische Bewusstsein ist seiner Beschaffenheit nach unwissend – man kann es dazu bringen zu verstehen, aber es fährt fort zu vergessen und zu empfinden, als ob es nie etwas gewusst hätte – bis schließlich die Kraft und das Licht von ihm Besitz ergreifen, und dann vergisst es nicht mehr.
Du bist mehr in das physische Bewusstsein eingedrungen, wohin der Friede und das Licht des höheren Bewusstseins herabgebracht werden müssen. Das ist häufig zunächst mit einem gewissen Nachlassen der Intensität der Erfahrung verbunden, einer Ausbreitung oder Wiederkehr der alten Bewegungen, die aus den anderen Ebenen verbannt wurden, doch darf man sich hierdurch nicht entmutigen lassen. Der Ausweg ist der, die höheren Kräfte (den Frieden usw.) beharrlicher in diesen Bereich herabzubringen.
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Der Drang nach Veräußerlichung muss immer zurückgewiesen werden – es ist die Art und Weise des physischen Bewusstseins, sich der Haltung einer konzentrierten Sadhana zu entziehen. Wenn sich die Arbeit der Wandlung speziell auf das physische Bewusstsein richtet, ist es besonders notwendig, im inneren Bewusstsein zu bleiben und von dort her auf das äußere Wesen einzuwirken, bis auch dieses bereit ist.
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Der mondbeschienene maidān ist das spirituelle Bewusstsein, an dessen Pforten du gleichsam stehst, seinen Frieden und seine Leichtigkeit fühlend.
Das Hindernis oder die Mauer der Knechtschaft, welche du empfindest, ist ganz einfach die Mauer der Gewohnheiten des gewöhnlichen physischen Bewusstseins. Allen ergeht es so – die gewöhnliche vitale Natur mit ihrem Ego, Begehren, ihren Leidenschaften, Störungen, sowie die gewöhnliche physische Natur mit ihren starken Gewohnheiten und ihrer Äußerlichkeit sind die hauptsächlichsten Hindernisse, die in der [menschlichen] Natur überwunden werden müssen. Wenn sie zur Ruhe kommen, ist es leichter, in das wahre Bewusstsein einzutreten und sich mit der Mutter zu vereinen. Sie sind aber an die Ruhe nicht gewöhnt, und sobald sie sie fühlen, wollen sie aus ihr herauskommen und ihre üblichen Bewegungen wieder aufnehmen. Das aber wird beendet sein, wenn dein Inneres der äußeren Natur hinreichend Boden abgewonnen hat, um sie zu beherrschen. Die inneren Dinge werden wachsen, sie werden mehr und mehr in Erscheinung treten, in dem Maß wie du den inneren Pfad wachsen fühlst, bis sie stark genug sind, das äußere Verhalten zu lenken. Die von dir empfundenen Hemmnisse, das Emporwallen der alten Dinge und die wiederholte Rastlosigkeit usw. haben ihre Ursache in dieser Macht der Gewohnheit der physischen Natur – sie lebt davon, die immer gleichen Bewegungen und gleichen Dinge zu wiederholen, an die sie in der Vergangenheit gewöhnt war. Der innere Einfluss wird in dem Maß, in dem er hervortritt, für sie neue Gewohnheiten des Denkens, Fühlens und Tuns schaffen, und dann wird sie fest in diesen weilen und nicht in den Dingen der alten Natur.
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Die Enge usw., über die du dich beklagst, sind normale Dinge für die physische Natur. Es ist die gleiche Sache, die aber auf eine andere Weise wirkt, welche X gegenüber einem Rat rebellieren und sie gereizt und schlecht gelaunt sein lässt, wenn sie auf ihre Fehler hingewiesen wird. So ist die physische Natur von beinahe jedem – intolerant, leicht gereizt und ohne Geduld im Umgang mit anderen. Diese physische Natur aber kann durch die seelische Natur ersetzt und gewandelt werden, und du hattest die Erfahrung, von welcher Art diese seelische Natur ist und wie sie wirkt. Daher weißt du, welche Wandlung in dir stattfinden muss, und du weißt ebenso, dass diese neue Natur bereits in dir vorhanden ist und sich darauf vorbereitet hervorzutreten. Bewahre also den Glauben, dass es bestimmt geschehen wird – und wenn das Physische kommt und [die neue Natur] mit den alten Bewegungen verhüllt, dann versuche daran zu denken und das physische Mental zu erinnern, dass allein durch diese Wandlung in dir selbst und in allen anderen [Menschen] sich die Dinge wandeln können. Jetzt ist es notwendig, dass alle diese seelische Wandlung zu ihrem Hauptziel machen, jeder für sich. Wenn das von einigen erreicht wird, wird es sich schneller unter den übrigen verbreiten. Nur so kann der gegenwärtige Zustand des physischen Bewusstseins voller Ego und Hader zu dem werden, was er sein sollte.
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Das, was geschah, ist, dass die Seele in dir, die früher immer im Mental und Vital tätig war, eine Zeitlang durch die Unwissenheit des physischen Bewusstseins verhüllt oder verdeckt war. Die Seele ist es, die dich mit der Mutter verbindet und ihr alle Bewegungen deines Wesens zuwendet oder sie von ihr in Empfang nimmt oder mit ihr vereint und von ihr abhängig macht. Das hat sie auch mit deinem mentalen und vitalen Wesen und seinen Bewegungen so gehalten und dich vor allen falschen mentalen und vitalen Suggestionen und Attacken bewahrt und dir gezeigt, was wahr und falsch ist. Nun ist es wiederum dieses seelische Wesen, das sich auch in deinem physischen Bewusstsein offenbart. Du brauchst nur darin zu leben, und dein ganzes Wesen wird der Mutter zugewandt, mit ihr vereint und vor Zweifel, Irrtümern und falschen Eingebungen geschützt sein – und du kannst wiederum vorwärtsschreiten, der vollen Verwirklichung der Sadhana entgegen.
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All das ist sehr gut – es ist der seelische Zustand, der sich ausweitet. Der Friede und das spontane Wissen sind im seelischen Wesen und von dort breiten sie sich zum Mental, Vital und Physischen aus. Im äußeren physischen Bewusstsein versucht die Schwierigkeit noch anzudauern und überträgt die Ruhelosigkeit manchmal auf das physische Mental, manchmal auf die Nerven und manchmal in Form von physischer Störung auf den Körper. All diese Dinge aber können und müssen gehen. Selbst die Krankheit kann gänzlich mit dem Wachsen des Friedens und der Kraft in den Nerven und physischen Zellen aufhören – Magenschmerzen, Augenschwäche und alles übrige.
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Die Gewohnheit der Rückkehr dieser Gefühle gehört zum physischen Bewusstsein, und das menschliche Wesen ist in seinem physischen Bewusstsein immer schwach und unfähig, sich von den gewohnten Bewegungen zu befreien oder ihnen zu widerstehen. Es gibt drei Dinge, die ihm dabei helfen können (abgesehen von seinem mentalen Willen, der nicht immer stark genug ist, es zu tun). Zunächst das seelische Wesen; einige Tage lang war deine Seele äußerst aktiv und stieß diese Bewegungen fort, wann immer sie zu kommen versuchten, oder warf sie hinaus, sobald sie eindrangen. Diese Aktivität der Seele wird zurückkehren und schließlich in das physische Bewusstsein selbst herabkommen; dann wird es kaum eine Schwierigkeit mehr geben. Zweitens, dass das innere Bewusstsein immer wachsam ist. Gegenwärtig ist das schwierig, denn um das innere Bewusstsein zu allen Zeiten wach zu halten, bedarf es deines Sich-Vertiefens – dann wird der Schleier zwischen dem äußeren und inneren [Bewusstsein], der sich [gegenwärtig] nur dann lüftet, wenn du dich in Konzentration befindest, aufhören zu existieren, auch wenn du in einem gewöhnlichen, unkonzentrierten Zustand bist. Dieses Sich-Vertiefen ist der Grund, weshalb sich in dir der starke Hang zu einer Wende nach innen einstellt. Und drittens, dass die Kraft der Mutter immer gegenwärtig ist und auch sofort eine Erwiderung vom physischen Bewusstsein erhält. Diese drei Dinge zusammen vermögen alles zu bewerkstelligen. Es dauert einige Zeit, um sie alle drei gleichzeitig aktiv sein zu lassen, es wird aber mit Sicherheit kommen, und damit werden diese inneren Schwierigkeiten aufhören.
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Es ist unvermeidlich, dass im Verlauf der Sadhana alle möglichen Zustände auftreten, durch die man zur Fülle des wahren Bewusstseins geführt wird. Du bist jetzt, wie es bei den meisten der Fall ist, im physischen Bewusstsein, und seine hauptsächliche Schwierigkeit ist die Veräußerlichung sowie das Verhüllen der aktiven Erfahrung, so dass man nicht weiß, was innerlich vor sich geht, oder das Gefühl hat, als ob nichts passieren würde. Wenn das der Fall ist, bedeutet es, dass etwas hervorgetreten ist, ein Teil oder eine Ebene des Physischen, auf die eingewirkt werden muss, und nachher – es mag längere oder kürzere Zeit dauern – beginnt die bewusste, aktive innere Erfahrung von neuem. Die Lautlosigkeit im Mental ist an sich nichts Schlechtes, sie ist eine günstige Voraussetzung für die Arbeit. Auch muss das, was deiner Beschreibung nach im Kopf stattfindet, das Wirken der [Yoga-] Kraft dort sein – das lässt manchmal den Eindruck von Kopfschmerzen entstehen. Vermutlich findet eine Arbeit im physischen Mental statt, um es von irgendeiner Schwierigkeit zu befreien, oder aber um es auf das, was von oben kommt, besser vorzubereiten.
Um durch diese Zustände hindurchzugehen und nicht furchtsam oder rastlos zu werden, ist große Geduld notwendig und auch das Vertrauen darauf, dass alle Schwierigkeiten überwunden werden.
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Nicht, dass immer etwas „falsch“ in dir wäre, es gibt vielmehr im unterbewussten physischen Wesen noch einen Teil der daran gewöhnt war, sehr stark auf die Vibrationen dieser Gedanken und Gefühle zu reagieren, und immer noch darauf reagiert. Im allgemeinen würdest du ihnen gar nicht erlauben, in Form von Gedanken oder Gefühlen aufzukommen – sie würden sich lediglich als eine Depression des Körpers oder eine Ermüdung offenbaren – oder du würdest, wenn sie aufkämen, sofort darüber hinwegkommen, und die Vibrationen würden abklingen und verschwinden. Aber bei der Atmosphäre, die mit der Überflutung durch das gewöhnliche Bewusstsein stark überladen ist, besteht eine verringerte Elastizität im physischen Bewusstsein, und daher konnten sie [die Gefühle] entstehen. Das ist eine außerordentlich häufige Erfahrung. Man muss sich von diesen noch schwachen Teilen loslösen und sie als ein Detail im Mechanismus betrachten, der in Ordnung gebracht werden muss. Auch ist dein Nervenwesen [das vitale Physische] äußerst bewusst und sensitiv, und irgend etwas Falsches in der Atmosphäre beeinträchtigt es mehr als es bei den meisten anderen der Fall ist.
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Was du in deiner Brust fühltest, war der Versuch der alten Unwissenheit, durch die physische Attacke die vitale Ruhelosigkeit, Depression und Verwirrung zurückzubringen – denn jetzt ist sie auf die Verdunkelung des Physischen angewiesen, um das Licht und die Kraft an ihrem Kommen zu hindern, um ihr Wirken zu trüben, Störung zu schaffen und die Ruhe zunichte zu machen. Weise sie zurück, so wie du es schon diesmal getan hast, wann immer sie zu kommen versucht.
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Es ist sehr gut, dass alles diesen Verlauf genommen hat und das wahre Bewusstsein seine Kontrolle im Physischen kräftigte. Diese Dinge sind in Wirklichkeit Attacken, die den Zweck haben zu verhindern, dass die Kontrolle im physischen Wesen errichtet wird – so wie es in den inneren [Wesens-] Teilen geschah. Wo immer sich das physische Bewusstsein öffnet, kann die [Yoga-] Kraft alles beseitigen, was eine Störung verursachen könnte. Manchmal dauert es einige Zeit, bis der Widerstand überwunden ist, vor ihr aber schwindet schließlich alles dahin.
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Es ist tatsächlich das Körperbewusstsein, das noch Schwierigkeit bereitet – wenn aber Ruhelosigkeit und Verwirrung aufkommen, musst du sie sofort darbringen und darum bitten, dass der widerstrebende Teil sich öffnet. Auf diese Weise ist es möglich, einen Zustand herzustellen, in welchem mit der aufkommenden Schwierigkeit gleichzeitig auch die entgegenwirkende Kraft in Erscheinung tritt. Daher wird die Schwierigkeit nicht von langer Dauer sein.
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Für deine Sadhana ist es notwendig, zuerst das physische Wesen ganz zu öffnen und in ihm die Herabkunft der Ruhe, Stärke, Reinheit und Freude zu stabilisieren sowie das Gefühl der Gegenwart und des Wirkens der Kraft der Mutter in dir. Allein auf dieser gesicherten Grundlage kann man ein völlig wirksames Instrument für die Arbeit werden. Ist das einmal geschehen, muss noch die dynamische Umwandlung des instrumentalen Wesens erreicht werden, und das hängt von der Herabkunft einer höheren und immer höheren Bewusstseinsmacht in das Mental, Vital und den Körper ab – „höher“ bedeutet näher und immer näher zum Licht und zur Kraft des Supramentals. Das aber kann nur auf der von mir erwähnten Grundlage geschehen und wenn das seelische Wesen ständig im Vordergrund ist und als Mittler zwischen dem instrumentalen Mental, Vital und Körper und diesen höheren Wesens-Ebenen wirkt. Diese grundlegende Stabilisierung muss also zuerst vollendet sein.
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Ja, das ist die Zeit, in der du ausharren musst, bis du in deinem inneren Bewusstsein ganz gefestigt bist, und die Nachhaltigkeit des Schweigens und Friedens ist ein Zeichen, dass es jetzt möglich ist. Wenn man diese Art von Schweigen, Frieden und Weite fühlt, kann man sicher sein, dass sie zum wahren Wesen gehören, dem wirklichen Selbst, das in das Mental und Vital eindringt und vielleicht auch in das physische Bewusstsein. Die Rastlosigkeit des Physischen wird vermutlich durch den Frieden und das Schweigen ausgelöst, die das Physische berühren, aber noch nicht das stoffliche oder Körper-Bewusstsein durchdrungen haben. Die frühere Rastlosigkeit ist noch im Körper und versucht zu bleiben, obwohl sie weder in das Mental noch in das Vital eindringen kann und nicht einmal ganz allgemein in das physische Bewusstsein als Ganzes. Wenn der Friede nach dort herabkommt, wird die Rastlosigkeit beendet sein.
Die sexuelle Erregung stammt vom wachen Unterbewussten. Wenn sie sich im Wachbewusstsein nicht offenbaren kann, steigt sie im Schlaf aus dem Unterbewussten hoch. Das Mental darf sich nicht stören lassen – es wird mit dem übrigen verschwinden.
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Dies ist eine Form, die der Widerstand im Physischen leicht und oft annimmt – ein Unbehagen voll Rastlosigkeit im Nervensystem. Wenn sie in den Beinen auftritt, bedeutet es, dass der stofflichste Teil des Bewusstseins der Sitz der Störung ist. Da sie sich gezeigt hat, sollte sie für immer verbannt werden. Dieser Teil ist vermutlich hinreichend bewusst geworden, um den erhöhten Druck zu empfinden, wenn die [Kraft der] Mutter herabkommt, aber nicht genügend, um ihn aufzunehmen und assimilieren zu können – daher das Unbehagen und der Widerstand. Wenn das der Fall ist, wird es von selbst verschwinden – wenn du dich dort etwas mehr öffnest.
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Was du beschreibst – Dumpfheit, Unbehagen, Schwäche, das Gefühl, alt und erschöpft zu sein oder krank – sind die aufkommenden Reaktionen, wenn sich die Trägheit der physischen Natur dem Licht widersetzt – die anderen, das Gefühl der Würde und Selbstachtung (des Egos), sind die Reaktionen des Vitals. Beiden Arten muss die Annahme verweigert werden. Es gibt nur ein Ziel, dem man zu folgen hat: das Wachsen des Friedens, des Lichtes, der Macht und eines neuen Bewusstseins im Wesen. Mit jenem neuen Bewusstsein wird das wahre Wissen, Verstehen, die wahre Stärke, das wahre Gefühl kommen, und statt des Aufruhrs und Kampfes wird es eine Harmonie und die Einung mit dem Göttlichen Bewusstsein und Willen schaffen.
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Eine gewisse Trägheit, der Hang zum Schlafen, die Lässigkeit, die Unlust oder Unfähigkeit für die Arbeit oder spirituelle Bemühung längere Zeit hindurch stark zu sein, das alles ist in der Natur des menschlichen physischen Bewusstseins verwurzelt. Wenn man sich in sein Physisches hinabwendet, um es zu wandeln (das war der allgemeine Zustand hier für lange Zeit). verstärken sich diese Dinge [Trägheit usw.]. Dies steigert sich manchmal vorübergehend, wenn der Druck der Sadhana im Physischen zunimmt oder man sich sehr nach innen wenden muss – der Körper braucht entweder mehr Ruhe oder verwandelt die nach innen gerichtete Bewegung in den Hang zu schlafen oder sich auszuruhen. Du brauchst dir darüber jedoch keine Sorgen zu machen. Nach einiger Zeit regelt sich das von selbst; das physische Bewusstsein empfängt den wahren Frieden und die Stille in den Zellen und fühlt sich ausgeruht, auch wenn es sich in voller Arbeit oder in einem höchst konzentrierten Zustand befindet, und dieser Hang zur Trägheit verschwindet aus der Natur.
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Nachts hat die Trägheit immer größere Chancen, weil im Schlaf ein bedeutender Teil vom Unterbewussten eingenommen wird – aber abgesehen davon sollte eine innere Reaktion gegen das Aufkommen der Trägheit bestehen. Die Ruhe in den Zellen des Körpers, selbst die Empfindung der Unbeweglichkeit (so dass der Körper eher bewegt zu werden scheint als dass er sich selbst bewegt) ist etwas ganz anderes und leicht von der Trägheit zu unterscheiden. Das Herabfließen des Friedens bringt meist viel vom statischen Brahman in das Bewusstsein bis ins Physische herab, so dass man jenes „unbeweglich, bewegt es sich“ der Upanishad empfindet.
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Mir ist kein wirksames äußerliches Mittel bekannt, um sich davon zu befreien [der Trägheit]. Manche verbringen die Zeit, in der sie die Sadhana nicht ausüben können, mit anderen Dingen – Lesen, Schreiben oder Arbeiten – und machen nicht im mindesten den Versuch, sich zu konzentrieren. Ich vermute aber, dass in deinem Fall der Körper es ist, der Kraft benötigt.
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Es ist völlig richtig, dass Körperübungen sehr notwendig sind, um tamas fernzuhalten. Ich freue mich, dass du sie jetzt betreibst, und hoffe, dass du weitermachen wirst.
Physische tamas kann in ihren Wurzeln nur durch die Herabkunft und Umwandlung ausgemerzt werden, jedoch können Körperübungen und die regelmäßige Tätigkeit des Körpers das Vorherrschen eines tamasischen Zustandes im Körper immer verhindern.
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In der Sadhana ist es notwendig, ein starkes Mental, einen starken Körper und eine starke Lebenskraft zu haben. Es sollte besonders darauf geachtet werden, tamas hinauszustoßen und Stärke und Kraft in das Gefüge der Natur zu bringen.
Der Yoga-Weg muss etwas Lebendiges sein, nicht ein mentales Prinzip oder eine festgelegte Methode, an die man sich ungeachtet aller notwendigen Spielarten klammert.
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Die Schwäche des Körpers muss geheilt und darf nicht übergangen werden. Das kann nur geschehen, indem man die Kraft von oben herabbringt, nicht indem man lediglich den Körper zwingt.
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Durch Überanstrengung wird die Trägheit nur verstärkt – der mentale und vitale Wille können den Körper zwingen, aber der Körper fühlt sich mehr und mehr überfordert und setzt sich letzten Endes durch. Nur wenn der Körper selbst den Willen und die Kraft zur Arbeit fühlt, kann man sie verrichten.
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Die erste Regel lautet: genügend Schlaf und Ruhe, nicht im Übermaß, doch auch nicht zu wenig.
Der Körper muss für die Arbeit geschult werden, darf aber nicht über seine höchstmögliche Leistungsfähigkeit hinaus angestrengt werden.
Das äußere Mittel ohne das innere ist ohne Wirkung. Bis zu einem gewissen Grad kann der Körper durch ein progressives Training für die Arbeit fähiger gemacht werden. Wichtig aber ist, die Kraft für die Arbeit und den rasa, der Arbeit in den Körper herabzubringen. Dann wird der Körper ohne zu murren oder sich ermüdet zu fühlen das tun, was von ihm verlangt wird.
Selbst wenn die Kraft und der rasa vorhanden sind, muss man sein Gefühl für das Maß bewahren.
Arbeit ist ein Mittel, sich dem Göttlichen zu weihen, sie muss jedoch mit dem notwendigen inneren Bewusstsein verrichtet werden, an dem das äußere Vital und Physische auch teilhaben.
Ein fauler Körper ist bestimmt kein geeignetes Instrument für den Yoga – er muss aufhören, faul zu sein. Aber auch ein ermüdeter und lustloser Körper kann nicht richtig empfangen oder ein gutes Instrument sein. Jedes Extrem zu vermeiden ist das Richtige.
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Wenn der Körper nach der Arbeit schmerzt, tust du im Hinblick auf deine physische Kraft möglicherweise zu viel und überforderst den Körper. Wenn du Arbeit verrichtest, kommt die [Yoga-] Kraft in dich herab, nimmt die Form von vitaler Energie an und stützt deinen Körper, so dass er während dieser Zeit die Anstrengung nicht fühlt; wenn du aber zu arbeiten aufhörst, kehrt der Körper in seinen normalen Zustand zurück und spürt die Auswirkung – er ist noch nicht hinreichend offen gewesen, um die Kraft zu bewahren. Du musst abwarten, ob diese Auswirkung des Schmerzes anhält; wenn sie vorübergeht, ist es in Ordnung; im anderen Fall solltest du darauf achten, dich nicht durch zu viel Arbeit zu überanstrengen.
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Es ist dem guten seelischen Zustand in dir zuzuschreiben, dass diese Leichtheit und Kraft für die Arbeit über dich kommen; denn damit bist du offen für die Kraft der Mutter, und sie ist es, die in dir wirkt, so dass es keine Ermüdung gibt. Früher hast du nach der Arbeit Müdigkeit empfunden, weil dein Vital offen und die vitale Energie das Instrument der Arbeit war; das Körperbewusstsein aber war nicht ganz offen und empfand die Anstrengung. Diesmal scheint sich auch das Physische geöffnet zu haben.
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Der Schmerz, das Brennen, die Rastlosigkeit, das Weinen und die Unfähigkeit zur Arbeit, die du empfindest, treten auf, wenn eine gewisse Schwierigkeit oder ein Widerstand in einem Teil der [menschlichen] Natur besteht. Wenn sich das einstellt, rufe die Mutter und weise diese Dinge zurück; wende dich ihr zu, damit der Friede und die Ruhe in dein Mental zurückkehren, sich im Herzen festigen und für diese anderen Dinge kein Platz mehr ist.
Das dem Essen Verhaftetsein, die Gier und das heftige Verlangen danach, machen es zu einer ungebührlich wichtigen Sache im Leben, die dem Geist des Yoga widerspricht. Festzustellen, dass etwas gut schmeckt, ist nichts Falsches, man darf es nur nicht begehren oder danach trachten, weder jubeln, wenn man es erhält, noch missmutig oder betrübt sein, wenn man es nicht erhält. Man muss ruhig und gleichmütig sein, darf nicht aufgeregt oder unzufrieden werden, wenn das Essen nicht schmackhaft oder sehr reichlich ist, sondern man hat eine bestimmte notwendige Menge zu essen, nicht weniger und nicht mehr. Weder heftiges Verlangen noch Widerwille sollte vorhanden sein.
Ständig an das Essen zu denken und sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ist ein ganz falscher Weg, sich von der Esslust zu befreien. Räume dem Nahrungselement den richtigen Platz im Leben ein, eine kleine Ecke, konzentriere dich auf andere Dinge und nicht darauf.
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Es ist bestimmt nicht sehr yogisch, sich durch die Aufdringlichkeit des Gaumen derart quälen zu lassen. Diese kleinen Begierden, denen viele Menschen, die durchaus keine Yogis und auch keine Anwärter auf den Yoga sind, den richtigen Platz einzuräumen wissen, scheinen – wie ich feststelle – eine übermäßige Wichtigkeit im Bewusstsein der Sadhaks hier einzunehmen – sicherlich nicht bei allen, doch bei vielen. Sie scheinen in diesen wie in anderen Belangen nicht zu erkennen, dass man, wenn man den Yoga ausüben will, in allen Dingen, ob klein oder groß, immer mehr die yogische Haltung einzunehmen hat. Diese Haltung besteht auf unserem Weg nicht in gewaltsamer Unterdrückung, sondern, was die Ziele der Begierden anbelangt, in Loslösung und Gleichmut. Heftige Unterdrückung steht auf der gleichen Stufe mit freier Befriedigung; in beiden Fällen bleibt die Begierde erhalten; in dem einen wird sie durch Befriedigung genährt, im anderen bleibt sie verborgen und wird durch Unterdrückung verschlimmert. Nur dann, wenn man zurücktritt und sich vom niederen Vital loslöst, wenn man sich weigert, seine Begierden und lauten Forderungen als die eigenen zu betrachten, und im Bewusstsein eine völlige Gleichgültigkeit und Gleichmütigkeit ihnen gegenüber bewahrt, wird das niedere Vital selbst allmählich geläutert und auch still und gleichmütig werden. Jede Woge des Begehrens muss, sobald sie sich zeigt, beobachtet werden, so ruhig und mit einer so unbewegten Loslösung, wie du etwas beobachten würdest, das außerhalb von dir vor sich geht, und man muss sie vorübergehen lassen, aus dem Bewusstsein verweisen und immerfort die wahre Bewegung, das wahre Bewusstsein an ihre Stelle setzen.
Wäre es nicht besser, wenn die Menschen sich erinnern würden, dass sie um des Yoga willen hier sind und diesen zum Salz und zur Würze ihres Lebens machen, und die samatā des Gaumens erwerben würden. Meiner Erfahrung nach würden dann alle Sorgen schwinden und selbst die Küchen- und Kochprobleme ihr Ende finden.
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Mach dir keine Gedanken über das Essen. Nimm es in der richtigen Menge zu dir (weder zu viel noch zu wenig) ohne Gier oder Abneigung, als ein Mittel, das dir von der Mutter zur Erhaltung des Körpers gegeben wurde – in der richtigen Einstellung, indem du es dem Göttlichen in dir darbringst; dann besteht keine Gefahr, dass es Trägheit verursacht.
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Wichtig ist, ausreichend Nahrung zu sich zu nehmen und dann nicht mehr darüber nachzudenken, sie nur als ein Mittel zur Erhaltung des physischen Instrumentes zu betrachten. Aber genauso wie man sich nicht überessen sollte, darf man die Nahrungsmenge auch nicht zu sehr verringern – es erzeugt eine Reaktion, die das Ziel verfehlt –, denn das Ziel ist, die Konzentration auf spirituelle Erfahrung und spirituellen Fortschritt nicht beeinträchtigen zu lassen, weder durch die Gier nach Nahrung noch durch die schwere tamas des Physischen, die das Ergebnis von übermäßigem Essen ist. Wenn der Körper unzureichend ernährt wird, denkt er mehr an Essen als im anderen Fall.
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Diese Dinge erheben sich immer noch in dir, weil sie so lange Zeit bedeutende Schwierigkeiten darstellten und, was das erstere anbelangt, du es eine Zeitlang gedanklich sehr gerechtfertigt hast. Doch wenn das innere Bewusstsein derart wächst, werden sie mit Sicherheit verschwinden. Wenn sie sich aber erheben, gewähre ihnen keine Zuflucht. Vielleicht war deine Haltung hinsichtlich der Gier nach Nahrung nicht ganz korrekt. Die Gier nach Nahrung muss überwunden werden, doch sollte man nicht zu viele Gedanken darauf verschwenden. Eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber der Nahrung ist mit Sicherheit die richtige Einstellung. Die Nahrung dient der Erhaltung des Körpers, und zu diesem Zweck sollte man genügend essen – soviel der Körper braucht; wenn man ihm weniger gibt, entsteht im Körper ein Bedürfnis und Verlangen; wenn du mehr gibst, ist es Nachgiebigkeit gegenüber dem Vital. Was bestimmte dem Gaumen zusagende Dinge anbelangt, so sollte die Haltung des Mentals und Vitals die sein: „Wenn ich es erhalte, nehme ich es an, wenn ich es nicht erhalte, macht es mir nichts aus“. Man sollte nicht zu viel an das Essen denken, weder schwelgen noch es übermäßig unterdrücken – das ist das beste.
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Zuviel zu essen macht den Körper stofflich und schwer, zu wenig zu essen macht ihn schwach und nervös – man muss die wahre Harmonie und das Gleichgewicht zwischen dem Erfordernis des Körpers und der eingenommenen Nahrung finden.
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Es hängt davon ab, was du vertragen kannst. Wenn du es vertragen kannst, schadet es nichts, mehr zu essen, weil du hungrig bist. Alle diese Dinge hängen vom wahren Erfordernis des Körpers ab, und das mag in verschiedenen Fällen verschieden sein gemäß der Konstitution des Körpers, der Menge der geleisteten Arbeit oder der Körperübungen, die man ausführt. Möglicherweise hast du deine Nahrung zu sehr verringert – versuche also, etwas mehr zu essen.
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Das ist ganz natürlich. Körperübungen steigern immer den Appetit, weil der Körper mehr Nahrung benötigt, um die mehr verbrauchte Energie zu ersetzen. Je mehr physische Arbeit der Körper verrichtet, umso mehr Nahrung braucht er normalerweise. Auf der anderen Seite erfordert mentale Arbeit keine Steigerung der Nahrungsmenge – das wurde wissenschaftlich durch Experimente festgestellt. Hunger kann aufgrund anderer Ursachen zunehmen, wenn er aber damit zusammentrifft, dass du anstrengende Spiele oder Körperübungen aufgenommen hast, ist das ganz normal.
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Im vorgerückten Alter ist es wünschenswert, die Kost zu verringern.
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Diese Neigung der Natur [die Esslust] solltest du weder übergehen noch zu sehr beachten; man muss sich damit auseinandersetzen, sie läutern und bezähmen, ohne ihr zu große Bedeutung beizumessen. Es gibt zwei Wege, sie zu überwinden: den einen der Loslösung – das Essen lediglich als eine physische Notwendigkeit und die vitale Befriedigung des Magens und Gaumens als eine Sache ohne Belang zu betrachten lernen; der andere Weg besteht darin, ohne Beharrlichkeit oder Verlangen jedes angebotene Essen anzunehmen und – gleichgültig, ob andere es gut oder schlecht finden – den gleichen rasa in ihm zu finden, nicht den der Nahrung als solcher, sondern den des universalen Ananda.
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Diese Verallgemeinerungen auf beiden Seiten haben nicht viel Wert. Man braucht die Nahrung nicht zu hassen, um sich von der Gier nach Nahrung zu befreien. Auf der anderen Seite kann es förderlich sein, gegenüber gewissen Dingen eine Abneigung zu entwickeln, um sie zurückzuweisen – doch ist das nicht immer die Lösung, denn sie können trotz der Abneigung bestehen bleiben.
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Es ist falsch, den Körper zu vernachlässigen und ihn verkommen zu lassen; der Körper ist das Instrument der Sadhana und sollte in gutem Zustand erhalten werden. Man sollte ihm nicht verhaftet sein, doch darf es auch keine Vernachlässigung oder Missachtung des stofflichen Teils unserer Natur geben.
In diesem Yoga besteht das Ziel nicht nur in der Einung mit dem höheren Bewusstsein, sondern auch darin (durch diese Macht des höheren Bewusstseins) das niedrigere Bewusstsein einschließlich der physischen Natur umzuwandeln.
Um zu essen, braucht man kein Verlangen, keine Gier nach Nahrung zu haben. Der Yogi isst nicht aus Begehrlichkeit, sondern um den Körper zu erhalten.
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Das Verhaftetsein mit wohlschmeckender Nahrung muss ebenso aufgegeben werden wie das persönliche Verhaftetsein damit, eine Stellung einzunehmen und Dienst auszuüben; für diesen Zweck ist es jedoch nicht unerlässlich, asketische Diät einzunehmen oder alles, was mit einer Tätigkeit verbunden ist, wie Geld und ein Amt, aufzugeben. Der Yogi muss niḥsva [ohne Besitz] werden, und zwar in dem Sinne, dass er fühlt, dass nichts ihm, sondern alles dem Göttlichen gehört, und er muss zu jeder Zeit bereit sein, alles dem Göttlichen zu geben. Es ist aber sinnlos, alles von sich zu werfen, um ohne zwingenden Grund äußerlich niḥsva zu sein.
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Ich vermute, du bist dir des Prinzips des Hungers im Vital-Physischen bewusst geworden. Er wird weder aufhören zu bestehen, indem du ihn befriedigst, noch indem du ihn gewaltsam unterdrückst – er kann gewandelt werden, indem du einen Willen zur Wandlung auf ihn richtest und ein höheres Bewusstsein herabbringst.
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Hunger auf diese Weise zu unterdrücken ist nicht gut, es bringt sehr oft Störungen mit sich. Ich bezweifle, ob Beleibtheit oder Schlankheit von gesunder Art etwas mit der aufgenommenen Nahrungsmenge zu tun hat – es gibt Menschen, die gut essen und schlank sind, und andere, die nur eine einzige Mahlzeit am Tag einnehmen und dick bleiben. Durch Unterernährung (weniger zu essen als der Körper wirklich braucht), wird man ausgezehrt, doch ist das kein gesunder Zustand. Die Ärzte sagen, dass es großenteils vom Funktionieren gewisser Drüsen abhängt. Auf jeden Fall ist es jetzt wichtig, die Stärke der Nerven zurückzuerlangen.
Auch hinsichtlich der Leber hilft wenig zu essen nicht, sehr oft macht es die Leber träge, so dass sie weniger gut arbeitet. Gegen Störungen der Leber wird empfohlen, fettes Essen und zu viel Süßigkeiten zu meiden. Aber zu wenig zu essen ist nicht gut – es mag für gewisse Magen- oder Darmerkrankungen richtig sein, aber nicht für eine gewöhnliche Leberstörung.
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Zum Nahrungsproblem der sannyasins: sannyasins setzen die Begierden in dieser und anderer Richtung unter Druck – sie nehmen aus Prinzip asketische Nahrung zu sich; das tötet aber nicht notwendigerweise die Gier nach Nahrung ab, sie wird vielmehr komprimiert und kann sich, wenn der Zwang oder das Prinzip verschwindet, wiederum erheben, und zwar stärker als zuvor – eine Kompression ohne Beseitigung verstärkt häufig die Kraft dieser Dinge, statt sie zu vernichten.
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Bei einer Unterdrückung der Gier nach Essen habe ich immer festgestellt, dass dann für eine gewisse Zeit ein starker Hunger oder ein Erfordernis aufkommt, in großen Mengen zu essen, als ob sich der Körper einen Ausgleich für den früheren Mangel schaffen würde.
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Was ich den Menschen als erstes sage, wenn sie nicht essen oder schlafen wollen, ist, dass kein Yoga ohne hinreichende Nahrung und genügend Schlaf ausgeübt werden kann (siehe die Gita zu diesem Punkt). Fasten oder Schlaflosigkeit macht die Nerven morbid und erregt, schwächt das Gehirn und führt zu Wahnvorstellungen und Phantasien. Die Gita sagt, dass Yoga nicht für jemanden sei, der nicht isst oder nicht schläft, sondern dass man ihn am besten ausüben kann, wenn man ausreichend schläft und isst – yuktāhārī yuktanidraḥ. Mit allen anderen Dingen ist es genauso. Habe ich nicht oft gesagt, dass mir übermäßige Zurückgezogenheit verdächtig vorkomme und dass nichts anderes zu tun als zu meditieren eine einseitige und daher ungesunde Sadhana sei?
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Die Idee, das Essen aufzugeben, ist eine falsche Suggestion. Du kannst dich an eine kleine Nahrungsmenge gewöhnen, aber nicht ganz und gar ohne Nahrung bleiben, es sei denn für verhältnismäßig kurze Zeit. Erinnere dich, was in der Gita steht: „Yoga ist nichts für jemanden, der übermäßig isst, noch für den, der sich gänzlich des Essens enthält“. Vitale Energie ist die eine Sache – davon kann man auch ohne Nahrung eine große Menge in sich aufnehmen, und häufig nimmt sie durch das Fasten zu – aber die physische Substanz, ohne welche das Leben seinen Halt verliert, ist etwas ganz anderes.
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Man kann die Stärke herabholen, es ist aber ebenfalls notwendig, darauf zu achten, dass der Körper genügend Nahrung, Schlaf und Ruhe hat – ohne diese Dinge werden die Nerven angestrengt, und wenn dies der Fall ist, fühlt der Körper Ermüdung und wird geschwächt.
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Nicht zu essen, um sich von der Gier nach Nahrung zu befreien, ist der asketische Weg. Unser Weg besteht aus Gleichmut und Nicht-Verhaftetsein.
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Es ist richtig, dass man durch Fasten, sofern Mental und Nerven stabil sind oder eine dynamische Willenskraft besteht, für eine gewisse Zeit in einen Zustand innerer Energie und Aufnahmebereitschaft eintreten kann, der dem Mental verlockend erscheint und die üblichen Reaktionen wie Hunger, Schwäche, Darmstörung usw. können dabei gänzlich vermieden werden. Aber der Körper leidet an Auszehrung, und es kann sich im Vital leicht ein morbider, überforderter Zustand entwickeln, der dadurch verursacht wird, dass das Nervensystem mit mehr vitaler Energie überflutet wird als es zu assimilieren oder koordinieren vermag. Nervöse Menschen sollten der Versuchung des Fastens widerstehen, welches häufig von Wahnvorstellungen und Gleichgewichtsverlust begleitet wird oder sie zur Folge hat. Besonders wenn es durch einen Hungerstreik ausgelöst wird oder etwas Derartiges aufkommt, wird Fasten gefährlich, denn dann handelt es sich um Nachgiebigkeit gegenüber einer vitalen Regung, die leicht zu einer für die Sadhana schädlichen und verderblichen Gewohnheit werden kann. Selbst wenn alle diese Reaktionen vermieden werden, hat Fasten nicht viel Sinn, da die höhere Energie oder Aufnahmebereitschaft nicht durch künstliche oder physische Mittel herbeigeführt werden sollte, sondern durch die Intensität des Bewusstseins und den starken Willen zur Sadhana.
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Ich habe nie etwas davon gehört; es ist aber genau der Weg [verlängertes Fasten], um zu einer falschen Verwirklichung zu gelangen. Die Nerven geraten in einen erregten, angespannten Zustand (wenn sie nicht überhaupt zusammenbrechen) und erfinden Verwirklichungen oder öffnen sich einer falschen Kraft. Das geschieht zumindest häufig.
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Ich halte es nicht für ratsam, irgendeiner Suggestion des Fastens stattzugeben – das öffnet manchmal die Tür der „Nicht-Essens-Kraft“, die das Mental ergreift, und es gibt Störungen. Das kann deshalb leicht geschehen, weil das innere Wesen natürlich keine Nahrung braucht, und bestimmte Kräfte versuchen, dieses Nicht-Bedürfnis auch auf den Körper auszudehnen, der nicht unter dem gleichen glücklichen Gesetz steht. Es ist besser, den Zustand [der Konzentration und des Friedens] an Intensität wachsen zu lassen, bis er sogar während und nach der Mahlzeit anhalten kann. Ich vermute, dass es in Wirklichkeit nicht die Mahlzeit ist, die stört, sondern das Hinaustreten in das äußere Bewusstsein, was einigermaßen schwierig zu vermeiden ist, wenn man isst. Es wird jedoch mit der Zeit überwunden werden.
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Du darfst diese Bewegung [die Verringerung der Nahrung] nicht zu weit treiben lassen. Es ist eine der Gefahren der Sadhana; aufgrund der asketischen Wende im Yoga früherer Zeiten entstand, sobald die Erfahrungen auftraten, die Suggestion, dass Nahrung oder Schlaf nicht notwendig seien, und damit kann auch im Körper die Neigung aufkommen, nicht zu essen oder zu schlafen. Wenn das jedoch akzeptiert wird, zeitigt es oft verheerende Folgen. Es darf genausowenig akzeptiert werden wie die Trägheit selbst.
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Wenn du starke Schmerzen hast, kannst du für einen Tag oder zwei Tage die Arbeit ruhen lassen, bis sie abgeklungen sind. Wenn du natürlich glaubst, nur daran zu leiden, dass du keine flüssige Nahrung erhältst, löst es das Problem. Du kannst mit flüssiger Nahrung allein auskommen, doch wenn du nur flüssige Nahrung zu dir nimmst, wirst du zur Arbeit nicht kräftig genug sein. Gewöhnlich aber spielen die Gedanken bei der Festlegung dieser Dinge eine große Rolle. Das Mental hat den Eindruck, dass jede feste Nahrung Schmerz verursachen wird, und der Körper richtet sich danach – als natürliches Ergebnis beginnt daher jede feste Nahrung Schmerz zu verursachen.
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Mentale oder vitale Energie hängt nicht von der Nahrung ab oder muss nicht von ihr abhängen – es ist das Physische, das nach einiger Zeit beginnt, überfordert zu sein, wenn es nicht ausreichend ernährt wird.
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Die Umwandlung, nach der wir streben, ist zu umfassend und komplex, um auf einmal zu kommen; man muss sie schrittweise kommen lassen. Die physische Wandlung ist der letzte dieser Schritte und in sich ein progressiver Vorgang.
Die innere Umwandlung kann nicht durch physische Mittel, weder positive noch negative, herbeigeführt werden. Im Gegenteil, die physische Wandlung als solche kann nur durch eine Herabkunft des größeren supramentalen Bewusstseins in die Zellen des Körpers zustande gebracht werden. Bis dahin müssen der Körper und seine ihn stützenden Energien teilweise durch die üblichen Mittel, wie Nahrung, Schlaf usw., aufrechterhalten werden. Nahrung sollte im rechten Geist, mit dem rechten Bewusstsein: eingenommen, Schlaf allmählich in yogische Ruhe umgewandelt werden. Eine vorzeitige und übermäßige physische Strenge, tapasya, kann den Vorgang der Sadhana gefährden, indem sie eine Störung und Abnormalität der Kräfte in den verschiedenen Teilen des [Körper-] Systems auslöst. Eine große Energie kann sich in die mentalen und vitalen Teile ergießen, doch können Körper und Nerven dabei überfordert werden und die Kraft verlieren, das Spiel dieser höheren Energien zu stützen. Das ist der Grund, warum hier [in diesem Yoga] übertriebene physische Strenge nicht als ein wesentlicher Teil der Sadhana angesehen wird.
Es schadet nichts, von Zeit zu Zeit für einen Tag oder zwei zu fasten oder die Nahrung auf ein kleines, aber ausreichendes Maß zu beschränken; völlige Enthaltsamkeit über eine lange Zeitspanne hinweg ist jedoch nicht ratsam.
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Meiner Meinung nach ist die Bedeutung von sattwischer Ernährung in spiritueller Hinsicht übertrieben worden. Nahrung ist eher eine Frage der Hygiene, und vielen Sanktionen und Verboten, die in den alten Religionen festgelegt wurden, lag eher ein hygienisches als ein spirituelles Motiv zugrunde. Die Erläuterungen der Gita scheinen das gleiche anzudeuten; tama¬sisches Essen – das scheint sie auszudrücken – ist das, was abgestanden und verdorben ist, das den Wert verloren hat; rajasisches Essen ist das, was scharf, beißend usw. ist, was das Blut erhitzt und der Gesundheit schadet; sattwisches Essen ist, was wohltuend, gesund usw. ist. Es ist durchaus möglich, dass verschiedene Arten von Nahrung das Wirken der verschiedenen gunas fördern und so auf indirekte Weise hilfreich oder schädlich sind, ganz abgesehen von ihrer physischen Auswirkung. Aber nur bis zu diesem Punkt darf man der Sache Glauben schenken. Inwiefern bestimmte Nahrungsmittel sattwisch sind oder nicht, ist eine andere Frage und schwieriger zu entscheiden. In spiritueller Hinsicht möchte ich behaupten, dass die Wirkung der Nahrung mehr von der okkulten Atmosphäre und den damit verbundenen okkulten Einflüssen abhängt als von irgend etwas in der Nahrung selbst. Vegetarismus ist eine völlig andere Frage; er beruht, wie du sagst, auf dem Willen, den bewussteren Lebensformen zur Befriedigung des Magens keinen Schaden zuzufügen.
Sich darin zu üben, alle Arten von Nahrung mit gleichem rása zu sich zu nehmen, ist nicht notwendig und man kann es in Wirklichkeit auch nicht durch Übung erreichen. Man muss den Gleichmut innerlich im Bewusstsein erwerben, und so wie dieser Gleichmut zunimmt, kann man ihn auf verschiedene Bereiche der Bewusstseinstätigkeit ausdehnen oder anwenden.
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Ich glaube, Zwiebeln kann man Ihrem Charakter nach als rajasisch-tamasisch bezeichnen. Sie sind schwer, stofflich und erregen gleichzeitig gewisse starke stofflich-vitale Kräfte. Es liegt auf der Hand, dass, wenn man die physischen Leidenschaften bezwingen will und noch sehr von der Körper-Natur und den sie beeinträchtigenden Dingen abhängt, ungehemmter Genuss von Zwiebeln nicht ratsam ist. Nur jenen, die sich über das Körper-Bewusstsein erhoben haben und es beherrschen und von diesen Dingen nicht beeinflusst werden, macht es gar nichts aus; sie lässt der Genuss dieser oder jener Nahrung oder das Begehren danach gleichgültig. Ich möchte aber in diesem Zusammenhang betonen, dass die Enthaltsamkeit von rajasischer oder tamasischer Nahrung nicht dafür garantiert, von den Dingen, die sie stimuliert, befreit zu werden. Vegetarier können zum Beispiel so sensitiv und erregbar sein wie Fleischesser; ein Mensch mag sich der Zwiebeln enthalten und braucht deshalb in dieser Hinsicht nicht besser sein als zuvor. Es ist der Wandel des Bewusstseins, der wirksam ist, und diese Art von Enthaltsamkeit hilft nur insoweit, als sie darauf abzielt, ein weniger schweres, also ein subtileres und flexibleres physisches Bewusstsein zu schaffen, damit der höhere Wille darauf einwirken kann. Das ist etwas, aber nicht alles; der Bewusstseinswandel kann trotz der Nicht-Enthaltsamkeit stattfinden.
Zwiebeln sind deshalb hier erlaubt, weil der Gaumen der Sadhaks nach etwas verlangt“ das der Nahrung Geschmack gibt. Wir legen kein Gewicht auf diese Einzelheiten oder stellen eine absolut einzuhaltende Vorschrift auf, weil hier die innere Wandlung mehr betont wird und die äußere daraus hervorgehen wird. Enthaltsamkeit wird nur in dem Maß verlangt, wie sie für die innere und äußere Disziplin unentbehrlich ist und um damit den Weg zu einer unerlässlichen Selbstkontrolle aufzuzeigen. Es wird allen auferlegt, die Gier des Gaumens zu bewältigen, doch hat es letzten Endes von innen her zu geschehen, so wie es auch bei den anderen Leidenschaften und Wünschen der niederen Natur der Fall ist.
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Den Geschmackssinn, rasa, ganz zu unterdrücken gehört keinesfalls zu diesem Yoga. Wovon du dich befreien musst, ist das vitale Begehren und Verhaftetsein, die Gier nach Essen – dich über ein Essen übermäßig zu freuen, das dir schmeckt, und enttäuscht und missvergnügt zu sein, wenn du es nicht erhältst, und ihm eine übertriebene Bedeutung beizumessen. Gleichmut ist hier der Test wie in so vielen anderen Dingen.
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Nein, Geschmackssinn verursacht keine Bindung, wenn du nicht damit verhaftet bist. Geschmackssinn ist natürlich und durchaus zulässig, solange man nicht der Sklave des Gaumens ist. Natürlich kann [der Mutter] die Freude am Geschmack geopfert werden.
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Der Geschmackssinn ist genausowenig etwas Schlechtes wie Sehen oder Hören. Das Verlangen, das durch ihn erweckt wird, muss verbannt werden. Es ist möglich, sich vom Geschmackssinn zu befreien, wie es Chaitanya tat, denn er ist etwas, das vom Bewusstsein abhängt, und kann daher unterbunden werden. In hypnotischen Experimenten wurde festgestellt, dass durch Suggestion Zucker einen bitteren Geschmack bekommen kann oder bittere Dinge süß werden. Sowohl Berkeley als auch die Physiologie haben recht. Es gibt eine bestimmte, meist feste Beziehung zwischen dem Bewusstsein im Gaumen und dem guṇa der Nahrung, doch kann das Bewusstsein diese Beziehung ändern, wenn es will, oder sie überhaupt auflösen. Es gibt Yogis, die sich auch dem Schmerz gegenüber gefühllos machen, und auch das kann durch Hypnose geschehen.
Eine andere Methode ist, dass man alle Dinge gut schmeckend findet ohne mit irgendeinem von ihnen verhaftet zu sein.
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Es ist besser, in den Dingen des Essens usw. achtsam zu sein, weil im jetzigen Stadium deiner Sadhana eine beträchtliche Sensitivität im vital-physischen Teil des Wesens besteht; er kann leicht durch eine falsche Einwirkung oder eine falsche Bewegung, wie übermäßiges Essen, gestört werden.
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Wenn das physische Bewusstsein sensibilisiert ist, widersteht ihm zu reichliches oder zu schweres Essen.
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Im unterbewussten Stofflichen entsteht aus Gewohnheit ein künstliches Bedürfnis, das in der Vergangenheit geschaffen wurde und das sich nicht darum kümmert, ob es schädlich ist oder vielleicht die Nerven belastet. Das liegt in der Natur aller Rauschmittel (Wein, Tabak, Kokain usw.), doch nehmen die Menschen sie weiterhin ein, selbst nachdem sich die schädlichen Auswirkungen gezeigt haben und sogar nachdem alles echte Vergnügen an ihnen erloschen ist – wegen dieses „künstlichen Bedürfnisses (es ist kein echtes Bedürfnis). Der Wille hat sich dieser unterbewussten Beharrlichkeit zu bemächtigen und sie aufzulösen.
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Diese Rauschmittel stellen die Verbindung mit einer vitalen Welt her, in der solche Dinge (Musik, Gesang usw.) existieren.
In diesem Yoga darf physische Enthaltsamkeit nicht um ihrer selbst willen geübt werden. Schlaf ist für den Körper ebenso notwendig wie Nahrung; ausreichender Schlaf, doch nicht übermäßig viel Schlaf. Was unter ausreichendem Schlaf zu verstehen ist, hängt vom Erfordernis des Körpers ab.
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Wenn du nicht genügend schläfst, werden Körper und Nervenhülle geschwächt; der Körper und die Nervenhülle aber sind die Grundlage der Sadhana.
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Es muss Mangel an Schlaf sein, wodurch dein Nervensystem ständig geschwächt wird – es ist ein großer Fehler, nicht genügend zu schlafen. Sieben Stunden ist das erforderliche Minimum. Wenn man ein sehr starkes Nervensystem hat, kann man den Schlaf auf sechs Stunden reduzieren, manchmal sogar auf fünf – das ist aber selten und sollte ohne Notwendigkeit nicht versucht werden.
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Man sagt, dass die normale Schlafdauer zwischen sieben und acht Stunden beträgt, außer im fortgeschrittenen Alter, wo sie im allgemeinen darunter liegt. Wenn man weniger schläft (5 - 6 Stunden zum Beispiel), passt sich der Körper irgendwie an, doch wenn die Kontrolle aufgehoben wird, versucht er sofort, seine verlorenen Rückstände aus den normalen acht Stunden nachzuholen. So oft man versucht, mit weniger Nahrung auszukommen, wird der Körper, sobald man nachgibt, ungeheuer gierig nach Nahrung, bis er Guthaben und Verlust ausgeglichen hat.
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Es ist nicht möglich, mit dem Körper sofort das zu tun, was du tun willst. Wenn dem Körper gesagt wird, nur zwei oder drei Stunden zu schlafen, mag er bei genügend starkem Willen gehorchen – später aber kann er überanstrengt sein und aus Mangel an erforderlicher Ruhe sogar zusammenbrechen. Die Yogis, die ihren Schlaf auf ein Minimum reduzieren, sind dazu erst nach langer tapasya fähig, in welcher sie lernen, die den Körper lenkenden Naturkräfte zu beherrschen.
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Sowohl bei Fieber als auch bei mentalen Störungen ist Schlaf eine große Hilfe, und ein Mangel [an Schlaf] äußerst unerwünscht – es bedeutet die Einbuße von Heilkraft.
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Es sind bestimmte Kräfte, die wirken, und bestimmte Teile der Persönlichkeit, die sie gebrauchen. Im gewöhnlichen Bewusstsein sind diese Teilpersönlichkeiten verhüllt und die Kräfte durch das äußere Mental begrenzt; wenn man aber hinter den Schleier tritt, hört diese Begrenzung auf, das Wirken der Kräfte nimmt zu und arbeitet automatisch das aus, was getan werden muss.
Dann aber ist jede der Kräfte auf ihre eigene Arbeit bedacht und kümmert sich um nichts anderes – zum Beispiel missachten sie das Bedürfnis des Körpers nach Ruhe und Schlaf, was schlechte Folgen hat. Das zentrale Bewusstsein muss dazwischentreten und sagen: „Nein, jetzt ist Zeit für den Schlaf und nicht für diese Tätigkeiten; bewahre sie für den Ort und die Stunde auf, die für sie geeignet sind“.
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Es ist Mangel an Schlaf, der die Symptome des Unbehagens verursacht. Das Wirken der Sadhana kann von sich aus eine solche Reaktion nicht herbeiführen; diese Dinge stellen sich vielmehr nur dann ein, wenn der Körper durch Mangel an Schlaf, durch ungenügendes Essen, Überarbeitung oder nervöse Reizung überanstrengt wird. Die Schwierigkeit zu schlafen besteht wahrscheinlich darin, dass die Nerven während des Tages angespannt sind und du dich nicht entspannst.
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Es ist deine innerliche oder äußerliche Rastlosigkeit, die dich daran hindert zu schlafen. Um gut schlafen zu können, müssen das Vital, das Physische und auch das Mental lernen, wie sie sich entspannen und ruhig sein können.
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Achte darauf, genügend auszuruhen. Du musst dich vor Übermüdung schützen, weil sie Erschlaffung und tamas mit sich bringen kann. Gut auszuruhen hat nichts mit tamas zu tun, wie manche Menschen annehmen; es kann im rechten Bewusstsein geschehen, um die Körperenergie aufrechtzuerhalten – wie die śavāsana [eine Haltung, in welcher man auf dem Rücken liegt und vollständig entspannt] des kraftvollen Hathayogi.
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Es liegt auf der Hand, dass das Lesen einer Geschichte vor dem Zubettgehen dich in ein tamasisches Bewusstsein versetzt hat; folglich hattest du einen schweren Schlaf in einem dumpfen Unterbewusstsein, und Müdigkeit war die Folge davon.
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Schlaf ist meist wegen seiner unterbewussten Grundlage mit einem Absacken [des Bewusstseins] auf eine niedrigere Ebene verbunden – außer es ist ein bewusster Schlaf; ihn immer bewusster zu machen ist die einzige dauerhafte Lösung; solange das aber nicht erreicht ist, sollte man im Wachzustand stets gegen diese Tendenz des Absinkens angehen und nicht zulassen, dass sich die Auswirkung dumpfer Nächte anhäuft. Hierfür aber ist immer eine entschlossene Bemühung und Disziplin vonnöten – und Zeit, manchmal lange Zeit. Es ist nicht richtig, von der Bemühung abzulassen, weil sich die Ergebnisse nicht sofort zeigen.
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Zu versuchen bei Nacht wach zu bleiben, ist nicht die richtige Methode; die Unterdrückung des benötigten Schlafes macht den Körper tamasisch und untauglich für die erforderliche Konzentration während der Wachstunden. Der richtige Weg besteht darin, den Schlaf umzuwandeln und nicht zu unterdrücken, besonders aber zu lernen, wie man mehr und mehr im eigentlichen Schlaf bewusst wird. Wenn das geschieht, verwandelt sich der Schlaf in einen inneren Bewusstseinszustand, in welchem die Sadhana genauso wie im Wachbewusstsein andauern kann; gleichzeitig aber ist man in der Lage, in Bewusstseinsebenen einzutreten, die sich von der physischen unterscheiden, und über einen riesigen Bereich von lehrreicher und verwertbarer Erfahrung zu verfügen.
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Das, was er jetzt hat, sind die wahren spirituellen und seelischen Erfahrungen – nicht jene der vitalen Ebene, welche die meisten [Sadhaks] zu Beginn haben. Die Erfahrungen der vitalen Ebene (wo viel Einbildung und Phantasie herrscht) sind nützlich, damit sich das Bewusstsein öffnet; doch beginnt der wahre Fortschritt erst dann, wenn sie durch das spirituelle und seelische Bewusstsein ersetzt werden.
Die Schwierigkeit, das Bewusstsein nachts [auf der Höhe des Vortages] zu bewahren, haben die meisten, weil während der Nacht, zur Zeit des Schlafens und Entspannens, das Unterbewusstsein emporsteigt. Das wahre Bewusstsein stellt sich zuerst im Wachzustand oder in der Meditation ein, es ergreift das Mental, das Vital, das bewusste Physische, während das unterbewusste Vital und Physische dunkel bleiben, und diese Dunkelheit zeigt sich im Schlaf oder in einer trägen Entspannung. Wenn das Unterbewusste erleuchtet und vom wahren Bewusstsein durchdrungen wird, verschwindet diese Ungleichheit.
Die pisaca-Frau [eine Dämonin], die [in ihn] einzudringen versuchte, ist die falsche, vitale, unreine sakti – und die Stimme, die sprach, war die seines seelischen Wesens. Wenn er seine Seele wach und im Vordergrund hält, wird sie ihn immer vor diesen dunklen Kräften beschützen, so wie sie es auch diesmal tat.
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Du darfst nie versuchen, nachts den Schlaf zu meiden – wenn du darauf beharrst, zeigen sich die ungünstigen Folgen möglicherweise nicht sofort, doch wird der Körper überfordert und zusammenbrechen, wodurch das zerstört werden kann, was du in deiner Sadhana gewonnen hast.
Wenn du nachts bewusst bleiben willst, dann übe dich darin, deinen Schlaf bewusst zu machen – nicht den Schlaf auszuschalten, sondern ihn umzuwandeln.
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Schlaf kann durch nichts ersetzt, aber er kann gewandelt werden, denn du kannst im Schlaf bewusst werden. Wenn du solchermaßen bewusst bist, kann die Nacht für ein höheres Wirken nutzbar gemacht werden – vorausgesetzt der Körper erhält genügend Ruhe; denn der Sinn des Schlafes ist die körperliche Erholung und die Erneuerung der vital-physischen Kraft. Es ist ein Fehler, dem Körper Nahrung und Schlaf zu verweigern, wie es einige Menschen aus einer asketischen Idee oder einem asketischen Impuls heraus tun wollen – das schwächt lediglich den physischen Rückhalt; und obgleich ein überanstrengtes und schwächer werdendes Körpersystem lange Zeit hindurch mit Hilfe yogischer oder vitaler Energie aufrechterhalten werden kann, so kommt doch der Augenblick, in dem dieser Energieentzug nicht mehr so einfach oder vielleicht überhaupt nicht mehr möglich ist. Dem Körper sollte gegeben werden, was er für sein wirksames Funktionieren braucht. Nahrung in mäßiger, aber ausreichender Menge (ohne Gier oder Verlangen), ausreichender Schlaf, jedoch nicht von der schweren tamasischen Art – das sollte die Regel sein.
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Es gibt keinerlei Grund dafür, warum eine intensive Sadhana mangelhaften Schlaf mit sich bringen sollte.
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Die Sadhana kann sowohl in Traum oder Schlaf als auch im Wachen andauern.
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Das ganze Traum – oder Schlafbewusstsein kann nicht mit einem Mal in eine bewusste Sadhana umgewandelt werden. Das hat fortschreitend zu geschehen. Doch bevor es geschehen kann, muss deine Fähigkeit zum bewussten samadhi [Yoga-Trance] wachsen.
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Mit dem Schlafbewusstsein kann man sich erst dann erfolgreich befassen, wenn das wache Mental einen gewissen Fortschritt erzielt hat.
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Im allgemeinen dehnt sich die Tätigkeit der Sadhana nur dann auch in den Schlaf hinein aus, wenn sie während des Tages intensiv war.
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Hat man einmal voll die Sadhana aufgenommen, dann wird sowohl das Schlafen als auch das Wachen zu einem Teil davon.
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Das ist in Ordnung; es zeigt, dass die Sadhana zu einem andauernden Zustand wird und dass du bewusst bist und einen bewussten Willen sowohl im Schlafen als auch im Wachen gebrauchst. Das ist ein sehr wichtiges Stadium im Fortschritt der Sadhana.
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Wenn man, nachdem man sich in einem guten Bewusstseinszustand befand, nachts in das Unterbewusste absackt, stellt man fest, dass jener Bewusstseinszustand nur mit Mühe zurückzuerlangen ist. Man kann andererseits aber auch, wenn der Schlaf von der besseren Art ist, in guter Verfassung aufwachen. Natürlich ist es besser, im Schlaf bewusst zu bleiben, sofern das gelingt.
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Die durch die Nacht verursachte Kluft und das Erwachen in einem gewöhnlichen Bewusstsein erfährt beinahe jeder (natürlich ist das „gewöhnliche“ Bewusstsein des einzelnen seinem Fortschritt entsprechend verschieden), es hat aber keinen Wert, den Wunsch zu haben, im Schlaf bewusst zu sein; du musst die Gewohnheit annehmen, den Faden des Fortschritts sobald wie möglich zurückzugewinnen, und zu diesem Zweck muss nach dem Aufstehen eine gewisse Konzentration stattfinden.
Du brauchst nicht sofort zu meditieren (nach dem Erwachen am Morgen), nimm aber für einige Augenblicke eine konzentrierte Haltung ein und erbitte die Gegenwart der Mutter für den Tag.
Nachts musst du konzentriert in den Schlaf eintreten – du musst fähig sein, dich mit geschlossenen Augen zu konzentrieren, dich niederzulegen und dabei die Konzentration in den Schlaf zu vertiefen – das heißt, dass der Schlaf ein konzentriertes Nach-innen-Gehen werden muss, weg vom äußeren Wachzustand. Wenn du es für notwendig hältst, [vorher] eine Zeitlang still zu sitzen, kannst du es tun, doch lege dich dann hin und bewahre die Konzentration, wie es oben geschildert wurde.
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[Im Schlaf bewusst zu sein:] Du musst damit beginnen, dich, bevor du einschläfst, mit einem bestimmten Willen und Streben zu konzentrieren. Es mag eine Zeitlang dauern, bis der Wille oder das Streben das Unterbewusstsein erreicht, doch wenn es aufrichtig, stark und stetig geschieht, führt es nach einiger Zeit zum Erfolg – so dass sich im Schlaf selbst ein automatisches Bewusstsein und ein automatischer Wille fortsetzen, die das Erforderliche ausrichten.
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Es war kein Halbschlaf und kein Viertelschlaf, ja nicht einmal ein Sechzehntelschlaf, was du hattest; es war ein Nach-innen-Gehen des Bewusstseins, das in diesem Zustand bewusst bleibt, für äußere Dinge aber verschlossen und nur für die innere Erfahrung offen ist. Du musst deutlich unterscheiden zwischen diesen beiden ganz verschiedenartigen Zuständen: der eine ist nidrā [Schlaf], der andere zumindest der Beginn des samādhi-Zustandes (natürlich nicht nirvikalpa!). Dieses Sich-Zurückziehen nach innen ist notwendig, denn zuerst ist das aktive Mental des menschlichen Wesens zu sehr den äußeren Dingen zugewandt; es muss völlig nach innen gehen, um im inneren Wesen zu leben (dem inneren Mental, dem inneren Vital, dem inneren Physischen, in der Seele). Doch kann man mit Übung erreichen, dass man äußerlich bewusst bleibt, aber dennoch im inneren Wesen lebt und nach Wunsch den nach innen gerichteten oder den nach außen sich verströmenden Zustand hat; hierbei kannst du die gleiche konzentrierte Reglosigkeit haben und das gleiche Einströmen eines größeren und reineren Bewusstseins in den Wachzustand [erfahren] wie in dem [Zustand], den du zu Unrecht als Schlaf bezeichnest.
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Du bist bewusster in deinem Schlaf als in deinem Wachzustand. Der Grund hierfür liegt im physischen Bewusstsein, das noch nicht hinreichend offen ist; es beginnt sich gerade erst zu öffnen. In deinem Schlaf ist das innere Wesen aktiv, und die Seele dort kann aktiver das Mental und Vital beeinflussen. Wenn das physische Bewusstsein spirituell erwacht ist, wirst du nicht länger die Störung und Behinderung empfinden, die du jetzt hast, und wirst im Wachbewusstsein ebenso offen sein wie im Schlaf.
Das ist die richtige Einstellung, Glauben zu haben und sich aus den Schwierigkeiten nichts zu machen. Schwierigkeiten, sogar von schwerwiegender Art, treten auf dem Yoga-Pfad zwangsläufig auf, weil es nicht leicht ist, das unwissende menschliche Bewusstsein mit einem Mal zu wandeln und aus ihm ein spirituelles, zum Göttlichen hin offenes Bewusstsein zu machen. Wenn man aber Glauben hat, braucht man sich um die Schwierigkeiten nicht zu kümmern; die Göttliche Kraft ist da und wird sie überwinden.
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Der von dir beschriebene Schlaf, in dem ein leuchtendes Schweigen herrscht, oder der Schlaf, in welchem die Zellen den Ananda fühlen, ist offensichtlich der beste Zustand. Die anderen Stunden, jene, deren du dir nicht bewusst bist, können Perioden eines tiefen Schlummers sein, in welchen du dich von der physischen Ebene zu den mentalen, vitalen oder zu anderen Ebenen begeben hast. Du sagst, dass du nicht bewusst gewesen seist, doch kann es auch ganz einfach so sein, dass du dich nicht erinnerst, was geschehen ist; denn beim Zurückkommen findet eine Art Bewusstseinswende statt, ein Übergang oder eine Umkehr, in der alles im Schlaf Erfahrene – außer vielleicht das allerletzte Ereignis oder eines, das sehr eindrucksvoll war – sich aus dem physischen Bewusstsein zurückzieht, wodurch alles wie leer wird. Es gibt noch ein anderes Stadium der Leere, ein Stadium der Trägheit, nicht eigentlich leer, sondern schwer und ohne Erinnerung; dies aber tritt ein, wenn man tief und abrupt in das Unterbewusste eindringt; dieses heimtückische Eintauchen ist etwas sehr Unerwünschtes, verfinsternd, mindernd und eher ermüdend als erholsam – das Gegenteil des leuchtenden Schweigens.
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Im Schlaf wandert man sehr häufig in langer Folge immer tiefer von einem Bewusstsein in das andere, bis man die Seele erreicht und dort ruht; oder aber man wandert immer höher von einem Bewusstsein in das andere, bis man die Ruhe in einem Schweigen oder Frieden findet. Die wenigen Minuten, die man in dieser Ruhe verbringt, sind der wirklich regenerierende Schlaf – wenn man ihn nicht erlangt, hat man nur eine halbe Ruhe. Wenn du dich einem dieser Bereiche der Ruhe näherst, fängt diese Art von höheren Träumen an.
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Einer neuerlichen medizinischen Theorie zufolge durchläuft man im Schlaf viele Phasen, bis man einen Zustand erreicht, in welchem absolute Ruhe und völliges Schweigen herrschen – er dauert nur zehn Minuten, die übrige Zeit wird benötigt, um nach dort zu wandern und wieder zurück in den Wachzustand. Vermutlich können diese zehn Minuten Schlaf „suṣupti in Brahman“ oder brahmaloka genannt werden, das übrige ist svapna oder der Durchgang durch andere Welten (Ebenen oder Zustände bewussten Daseins). In diesen zehn Minuten werden die Energien des Wesens erneuert, und ohne sie ist der Schlaf nicht erquickend.
Der Erfahrung und dem Wissen der Mutter zufolge durchläuft man vom Wachzustand aus eine Folge von Schlafzuständen, die in Wirklichkeit ein Betreten und Durchqueren vieler Welten sind, und erreicht den reinen Sachchidananda-Zustand der vollen Ruhe, des vollen Lichtes und Schweigens – später geht man seinen Weg zurück, bis man den physischen Wachzustand erreicht. Diese Sachchidananda-Zeitspanne ist es, die dem Schlaf seinen ganzen regenerierenden Wert gibt. Die beiden Darstellungen, die wissenschaftliche und die okkult-spirituelle, stimmen praktisch miteinander überein. Erstere ist nur die neueste Entdeckung von dem, was dem okkult-spirituellen Wissen seit langem bekannt ist.
Die Vorstellungen der Menschen von einem gesunden Schlaf sind absolut irrig. Was sie gesunden Schlaf nennen, ist nichts anderes als ein Eintauchen des äußeren Bewusstseins in ein totales Unterbewusstsein. Sie nennen das einen traumlosen Schlaf; es ist aber nur ein Zustand, in dem das Oberflächen-Schlafbewusstsein – eine verfeinerte Fortsetzung des äußeren, noch im Schlaf aktiven Bewusstseins – unfähig ist, die Träume zu speichern und dem physischen Mental zu übermitteln. Tatsächlich ist der ganze Schlaf voller Träume. Nur während der kurzen Zeit, in welcher man in brahmaloka weilt, gibt es keine Träume.
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Ein langer, ununterbrochener Schlaf ist deshalb notwendig, weil man im ganzen nur während zehn Minuten zu wahrer Ruhe gelangt – eine Art von Sachchidananda-Reglosigkeit des Bewusstseins –, und diese ist es, die tatsächlich das [Körper-] System erneuert. Die übrige Zeit verbringt man damit, um durch verschiedene Bewusstseinsstadien nach dort zu wandern und dann wieder herauszukommen und in den Wachzustand zurückzukehren. Diese Tatsache der zehn Minuten wahrer Ruhe wurde auch von Ärzten festgestellt, doch wissen sie natürlich nichts über Sachchidananda!
Aller Schlaf ist voller Träume. Warum sollte zwischen Tag und Nacht ein Unterschied bestehen?
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Das Bewusstsein sinkt während der Nacht fast immer unter die Ebene dessen ab, was durch die Sadhana im Wachbewusstsein gewonnen wurde, außer es finden besonders erhebende Erfahrungen während der Zeit des Schlafes statt oder das erworbene yogische Bewusstsein ist im Physischen so stark, dass es dem Sog der unterbewussten Trägheit entgegenwirken kann. Während des gewöhnlichen Schlafes ist das Bewusstsein im Körper das des unterbewussten Physischen, ein vermindertes Bewusstsein also, nicht wach lind lebendig wie das übrige Wesen. Das übrige Wesen tritt zurück, und ein Teil seines Bewusstseins geht hinaus zu anderen Ebenen und Regionen und hat dort Erfahrungen, die in Träumen aufgezeichnet werden – wie jene, von denen du berichtet hast. Du sagst, dass du dich [im Traum] zu sehr üblen Orten begibst und Erfahrungen hast von der Art, wie du sie geschildert hast; das ist aber nicht notwendigerweise ein Zeichen, dass etwas in dir falsch ist. Es bedeutet lediglich, dass du dich, wie jeder andere auch, in die vitale Welt begibst, und die vitale Welt ist voll solcher Orte und Erfahrungen. Es geht nicht so sehr darum zu vermeiden, sich nach dort zu begeben, denn es kann nicht völlig vermieden werden, als vielmehr darum, dass du unter dem vollen Schutz [der Mutter] gehst, bis du die Herrschaft in diesen Regionen der außer-physischen Natur erlangt hast. Das ist der eine Grund, weshalb du vor dem Einschlafen an die Mutter denken und dich der [Göttlichen] Kraft öffnen solltest; denn je mehr du dich daran gewöhnst und es erfolgreich tust, umso mehr wird dich der Schutz umgeben.
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Es ist das Wachmental, das denkt und etwas will und das Leben im Wachzustand mehr oder weniger kontrolliert. Im Schlaf ist dieses Mental nicht zugegen, und die Kontrolle entfällt. Nicht das denkende Mental sieht, träumt usw. und ist in ziemlich zusammenhangsloser Weise im Schlaf bewusst. Es ist meist das sogenannte Unterbewusste, das dann hochkommt. Wäre das Wachmental im Körper aktiv, dann könnte man nicht schlafen.
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Du bringst ganz verschiedene Dinge völlig durcheinander – das ist der Grund, weshalb du nicht verstehst. Ich erklärte dir ganz einfach den Unterschied zwischen dem gewöhnlichen Wachbewusstsein und dem gewöhnlichen Schlafbewusstsein, ihre Wirkungsweise in den Menschen, ob sie nun Sadhaks sind oder nicht – und es hat nichts mit dem wahren Selbst oder seelischen Wesen zu tun. Schlaf und Wachen werden nicht durch das wahre Selbst oder das seelische Wesen bestimmt, sondern durch den Wachzustand des Mentals oder seine Tätigkeit oder das Aufhören seiner Tätigkeit; wenn diese eine Zeitlang aufhört, erscheint das Unterbewusste an der Oberfläche – und du schläfst.
Es ist das yogische Bewusstsein, in dem man den Sitz des Unterbewussten unter den Füßen fühlt, doch ist der Einfluss des Unterbewussten nicht auf dort beschränkt – er breitet sich im ganzen Körper aus. Im Wachzustand wird es durch das bewusste denkende Mental, das Vital und das bewusste physische Mental überwältigt, im Schlafzustand jedoch kommt es an die Oberfläche.
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Es ist das Unterbewusste, das in gewöhnlichen Träumen aktiv ist. Aber in den Träumen, in denen man zu anderen Bewusstseinsebenen hinauswandert, zu mentalen, vitalen, feinstofflichen, ist meist der Teil, der aktiv ist, ein Teil des inneren Wesens – das innere Mental oder Vital oder Physische.
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Diese Träume sind nicht alle bloße Träume, und nicht alle sind von zufälligem, unzusammenhängendem oder Unbewusstem Charakter. Viele sind Berichte oder Kopien von Erfahrungen auf der vitalen Ebene, die man im Schlaf betritt; einige sind Szenen oder Ereignisse auf der feinstofflichen Ebene. Dort erlebt man oft Dinge oder führt Taten fort, die jenen des physischen Lebens gleichen; man findet die gleiche Umgebung und die gleichen Menschen vor, obwohl in der Art der Anordnung und den charakteristischen Zügen meist ein gewisser oder auch ein beträchtlicher Unterschied besteht. Es kann aber auch ein Kontakt mit einer anderen Umwelt und anderen Menschen sein, die man im physischen Leben nicht kennt oder die überhaupt nicht zur physischen Welt gehören.
Im Wachzustand bist du dir nur eines bestimmten begrenzten Bereiches und Wirkens deiner Natur bewusst. Im Schlaf kannst du intensiv Dinge jenseits dieses Bereiches wahrnehmen – eine größere mentale oder vitale Natur hinter dem Wachzustand oder aber eine feinstoffliche und unterbewusste Natur, die viel von dem enthält, was in dir steckt, im Wachzustand jedoch nicht erkennbar aktiv ist. Alle diese dunklen Bereiche müssen geläutert werden, sonst kann in der prakrti keine Wandlung stattfinden. Du solltest dich durch den Druck vitaler oder unterbewusster Träume nicht beunruhigen lassen – denn aus diesen beiden Arten besteht der größte Teil der Traumerfahrung –, sondern strebe und befreie dich von diesen Dingen und dem Wirken, das sie dir anzeigen, sei bewusst und weise alles außer der göttlichen Wahrheit zurück; je mehr du diese Wahrheit im Wachzustand erlangen kannst, dich daran hältst und alles andere zurückweist, um so mehr wird diese ganze niedere Traumsubstanz geläutert werden.
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Es ist der Zustand deines Bewusstseins, von dem ich sprach – je bewusster du wirst, desto mehr wirst du fähig sein, Träume zu haben, die es wert sind, dass man sie hat.
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Wenn es nicht wirklich bedeutungsvolle Träume sind, ist es Zeitverschwendung, sich damit zu beschäftigen.
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Du scheinst den Träumen zu viel Bedeutung beizumessen. Halte dein Wachmental und Vital frei – später kannst du dich mit den Träumen beschäftigen, die dann nur Erinnerungen aus dem Unterbewussten sein werden.
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Alle diese Träume sind ganz offensichtlich Gestaltungen von der Art, wie man sie oft auf der vitalen, seltener auf der mentalen Ebene antrifft. Manchmal sind es Gestaltungen deines eigenen Mentals oder Vitals; manchmal sind es Gestaltungen von einem anderen Mental mit einer genauen oder modifizierten Übertragung auf das deine; manchmal sind es Gestaltungen, die von den nicht-menschlichen Kräften oder Wesen dieser anderen Ebenen geformt werden. Diese Dinge sind nicht wahr und brauchen in der physischen Welt nicht wahr zu werden, können aber dennoch Auswirkungen auf das Physische haben, wenn sie für diesen Zweck oder mit dieser Tendenz geformt wurden; und wenn man es zulässt, können sie im inneren oder äußeren Leben ihre Gestaltungen oder deren Bedeutung verwirklichen – denn sie sind sehr häufig von symbolischer oder schematischer Art. Die richtige Weise, mit ihnen umzugehen, besteht darin, sie einfach zu beobachten und [zu versuchen] sie zu verstehen, und, wenn sie feindlichen Ursprungs sind, sie zurückzuweisen oder zu zerstören.
Andere Träume sind nicht von dieser Art, sondern eine Darstellung oder Kopie von Dingen, die auf anderen Ebenen, in anderen Welten und unter anderen Bedingungen als auf den unseren tatsächlich geschehen. Und dann gibt es noch Träume, die rein symbolisch sind, und solche, die vorhandene Bewegungen und Neigungen – dem Wachmental bekannt oder unbekannt – in uns anzeigen oder alte Erinnerungen verwerten oder aber Dinge aufrühren, die entweder passiv gespeichert oder noch im Unterbewusstsein wirksam sind – eine Unmasse von verschiedenerlei Stoff, der gewandelt werden oder von dem man sich befreien muss, sobald man in ein höheres Bewusstsein aufsteigt. Wenn man sie zu deuten lernt, kann man aus Träumen viel Wissen von den Geheimnissen unserer Natur und der Natur anderer Menschen erlangen.
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Diese Gestalten und Mitteilungen können auf drei verschiedenen Ursachen beruhen:
1. Wesen, denen du in der überphysischen Welt begegnest und die Interesse an dir haben.
2. Kräfte der Natur, der Mental-Natur oder Vital-Natur, die diese menschlichen Erscheinungsformen annehmen und dir in einem symbolischen Traum eine bestimmte Gestaltung des universalen Mentals oder Lebens übermitteln. Diese Botschaften können die Form von Andeutungen auf bevorstehende Dinge annehmen oder vor ihnen warnen. Die Frau muss eine solche Kraft der Natur gewesen sein, denn ihr Kind und die Schachtel waren offensichtlich Symbole – das Kind deutet auf eine ihrer Schöpfungen oder Gestaltungen hin, von denen sie wünschte, dass du sie annehmen und in deinem Bewusstsein bewahren würdest; die Schachtel weist auf einige gewohnheitsmäßige Bewegungen hin, von denen diese Kraft wollte, dass du ihnen Zuflucht gewähren solltest. Das Angebot, sich deiner anzunehmen, war nur eine Umschreibung dafür, dass sie dich kontrollieren wollte. Sich all dessen zu entledigen, war richtig.
3. Gestaltungen deines eigenen Mentals, die die Form von Träumen annahmen, um dir Mitteilungen zukommen zu lassen, die es empfangen hatte, oder weil es, wie im letzten Traum, eine Naturkraft wahrgenommen hatte, von der es wollte, dass das innere Wesen sie zurückweist.
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Das ist das Beispiel eines Traumes von exakter physischer Vorherschau. Die Fähigkeit, solche Träume zu haben, ist ziemlich selten, denn im allgemeinen erscheinen diese Arten von Vorherschau in einer inneren Vision, jedoch nicht im Schlaf. Vitale oder mentale Gestaltungen nehmen in Träumen oft eine Form an, die sich manchmal in großen Zügen erfüllen, nicht aber mit dieser Genauigkeit im Detail.
Das ist nur bei einer bestimmten Gruppe von Träumen der Fall [die genaue Vergangenheit und Zukunft anzuzeigen]. Die meisten zusammenhängenden Träume sind entweder symbolisch oder weisen auf Dinge hin, die eher auf den mentalen oder vitalen Ebenen stattfinden als auf der physischen.
Dieses [Beispiel] lässt die Fähigkeit von bewusster Gedanken-Gestaltung erkennen. Gedanken haben eine wirksame Macht – meist indem sie eine Atmosphäre oder Tendenzen schaffen; wenn man krank ist, sollten daher jene, die einem am nächsten sind, nicht Gedanken von düsterer Vorahnung, Leid oder Furcht hegen, denn das wirkt der Heilung entgegen. Die Fähigkeit der bewussten Gedanken-Gestaltung aber ist eine besondere Macht und etwas Ungewöhnliches. Durch die Sadhana kann sie erworben werden oder von selbst kommen.
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Träume dieser Art erheben sich aus dem Unterbewussten. Es ist eines der verwirrendsten Elemente yogischer Erfahrung festzustellen, wie hartnäckig das Unterbewusste das bewahrt, was in den oberen Bewusstseinsschichten [bereits] bereinigt ist und beseitigt wurde. Aber gerade aus diesem Grund sind diese Träume häufig ein nützlicher Hinweis, weil sie uns ermöglichen, Dinge bis hin zu ihren dunklen Wurzeln in dieser Unterwelt zu verfolgen und sie auszurotten. Nein, es ist nicht ein Hinweis dafür, dass du in irgendeinem Teil deines Bewusstseins die gegenwärtige Ausübung des Yoga für einen Notbehelf hältst, sondern dass in jener geheimnisvollen und dunklen, unterbewussten Rumpelkammer noch alte, vitale Neigungen und Tätigkeiten bestehen und ihre Geister kichernd zur Oberfläche aufsteigen können, wenn der bewusste Wille ausgeschaltet ist. Wenn es ein trivialer Traum war, scheint er anzuzeigen, dass dieser Geist nicht ein starker Dämon war, wie die revenants [Geister] der militanten norwegischen Saga, sondern ein Phantom aus einem substanzlosen Hades.
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Wenn etwas aus dem Wachbewusstsein hinausgeworfen wurde, erscheint es oft im Traum wieder. Diese Wiederkehr ist von zweierlei Art. Die eine ist, wenn eine Sache aufgehört hat zu bestehen, aber im Unterbewusstsein die Erinnerung daran und der Eindruck davon noch fortbestehen und im Schlaf in der Traumform erscheinen. Diese unterbewusste Wiederkehr im Traum ist ohne Bedeutung; sie ist eher ein Schatten als eine Realität. Bei der anderen Art handelt es sich um Träume, die in das Vital kommen, um zu zeigen oder zu prüfen, wie weit in einem bestimmten Teil des inneren Wesens die alte Bewegung noch vorhanden oder ob sie überwunden ist. Denn im Schlaf ist die Kontrolle des wachen Bewusstseins und Willens ausgeschaltet. Wenn man trotzdem sogar im Schlaf bewusst ist und entweder die alte Bewegung nicht fühlt, sobald sich im Traum die sie früher auslösenden Umstände wiederholen, oder aber sie sofort bekämpft und hinausstößt, kann man erkennen, dass auch dort der Sieg errungen ist. Dein Traum, der mit den Realitäten übereinzustimmen schien, war eine echte Erfahrung dieser Art; die alte Bewegung kam aus Gewohnheit, doch wurdest du sofort bewusst und hast sie zurückgewiesen. Das ist ein ermutigendes Zeichen und verspricht völlige Befreiung [von ihr] in sehr kurzer Zeit.
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Jene Träume, die sich aus unterbewussten Eindrücken formen, aufs Geratewohl angeordnet (unterbewusstes Mental, Vital oder Physisches), haben entweder keine Bedeutung oder lassen nur eine Deutung zu, die schwierig, und selbst wenn sie gefunden wurde, nicht sehr interessant ist. Bei anderen Träumen handelt es sich einfach entweder um Geschehnisse der mentalen, vitalen oder feinstofflichen Welten oder aber sie gehören zu den höheren mentalen, vitalen oder feinstofflichen Ebenen und haben die Bedeutung, die die Gestalten des Traumes zu übermitteln versuchen.
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Wenn man sich im physischen Bewusstsein befindet, neigt der Schlaf dazu, von unterbewusster Art zu sein, oft schwer und nicht erfrischend; auch die Träume sind von unterbewusster Art, unzusammenhängend und ohne Bedeutung – oder es sind, wenn sie eine Bedeutung haben, die Traum-Symbole so verworren und dunkel, dass es nicht möglich ist, sie zu deuten. Indem man das Licht der Mutter in das Unterbewusste bringt, kann all dies aufgelöst und der Schlaf ruhevoll oder leuchtend und bewusst werden.
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Diese Erfahrungen sind normal, wenn das innere Bewusstsein wächst und immer mehr das natürliche Zentrum des Wesens wird – es ist das spontane intuitive Wissen jenes inneren Bewusstseins, das hervortritt und den üblichen Verlass des äußeren Mentals auf die Aufzeichnungen der Sinne und äußeren Geschehnisse ersetzt. Tatsächlich ist es das Wesen als Ganzes, das bewusst wird – die Substanz des Bewusstseins, die der Dinge gewahr wird, und nicht ein äußerer instrumentaler Wesensteil.
Im Schlaf wandert ein Teil des Bewusstseins hinaus zu anderen Wesensebenen und sieht und erfährt dort Dinge. Es ist für das Betrachter-Bewusstsein durchaus möglich, diesen Geschehnissen zu folgen, die sich meist in einer zusammenhängenden Übertragung dem schlafenden Teil des Bewusstseins mitteilen – letzterer empfängt sie, und sie erscheinen als klare, bedeutsame Träume im Gegensatz zu den unzusammenhängenden Träumen des Unterbewussten. Oder aber das Betrachter-Bewusstsein kann die Empfindung haben, als würde es dort die Geschehnisse genauso beobachten wie hier. Das wird sich [bei dir] vermutlich nach einiger Zeit entwickeln.
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Das physische Mental (oder aber das Unterbewusste) greift fast immer in den Traum ein und gibt ihm seine eigene Version. Nur wenn eine klare Erfahrung auf der mentalen oder vitalen Ebene stattfindet, macht es nicht den Versuch, sich einzumischen.
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Es sind Träume der mentalen und höheren vitalen Ebenen, in denen Dinge geschehen, die einen anderen Rhythmus und freiere Kräfte haben, doch wirken einige von ihnen auf die Dinge und Ereignisse auf Erden formbildend ein – nicht dass sie sich genau wie Prophezeiungen erfüllen, aber sie schaffen Kräfte für eine Erfüllung.
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Es gibt keine feste Verbindung (zwischen Wach- und Schlafzuständen), es kann aber eine subtile Verbindung bestehen. Ereignisse des Wachzustandes beeinflussen häufig die Traumwelt, vorausgesetzt, dass sie eine genügend große Auswirkung auf das Mental und Vital haben. Gestaltungen und Tätigkeiten der Traumebenen können etwas von sich oder ihrem Einfluss in den wachen physischen Zustand projizieren, wiederholen sich dort aber nur selten mit einiger Genauigkeit. Nur wenn das Traumbewusstsein sehr hoch entwickelt ist, vermag man dort Dinge zu sehen, die später durch die Gedanken, Rede oder Handlungsweise der Menschen oder durch Ereignisse in der physischen Welt bestätigt werden.
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Dies sind Träume der vitalen Ebene, in welchen die vitale Ebene die spirituelle Erfahrung aufgreift und sie in Gestaltungen des Egos zu verwandeln versucht, wobei sich nachher das Gefühl eines Verlustes an Macht und Bewusstsein und eines Sturzes einstellt. Du solltest diesen Träumen keine Bedeutung beimessen, sondern sie nur als einen Hinweis der Natur im Schlafzustand betrachten.
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Es bedeutet einfach, dass sie sich beim Aufwachen der Tatsache nicht bewusst sind, geträumt zu haben. Im Schlaf geht das Bewusstsein zu anderen Ebenen und hat dort Erfahrungen, und wenn sie durch das physische Mental mehr oder weniger vollkommen übertragen werden, nennt man sie Träume. Solche Träume finden während der ganzen Zeit des Schlafens statt – manchmal erinnert man sich ihrer, und manchmal erinnert man sich ihrer nicht. Manchmal geht man auch tief hinunter in das Unterbewusste, und die Träume finden dann dort statt, aber so tief unten, dass, wenn man wieder emporkommt, man sich nicht einmal dessen bewusst ist, geträumt zu haben.
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Der Wechsel zwischen Ruhe und Redseligkeit ist natürlich, wenn auf das physische Wesen von innen her eingewirkt wird. Wenn sich der Schlaf sozusagen dem Wachse in nähert, hat man Träume aller Art; wenn diese Träume nicht wahrgenommen werden, dann deshalb, weil der Schlaf des Körpers tiefer ist – die Träume sind vorhanden, das Körperbewusstsein bemerkt sie aber nicht oder erinnert sich ihrer nicht.
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Es hängt von der Verbindung zwischen zwei Bewusstseinszuständen zur Zeit des Erwachens ab. Meist findet dann eine Wende des Bewusstseins statt, während welcher der Traumzustand mehr oder weniger plötzlich beendet ist und den flüchtigen Eindruck auslöscht, den die Traumereignisse oder besser ihre Übertragung auf die physische Hülle hinterlassen haben. Wenn das Erwachen ruhiger und weniger abrupt ist oder wenn der Eindruck [des Traumes] sehr stark ist, wird die Erinnerung zumindest an den letzten Traum bewahrt. In diesem Fall ist es möglich, dass man sich lange des Traumes erinnert; im allgemeinen aber verblassen die Traumerinnerungen nach dem Aufstehen. Jene, die die Erinnerung an ihre Träume bewahren wollen, üben sich darin, ruhig zu liegen und die Spur zurückzuverfolgen und auf diese Weise einen Traum nach dem anderen wieder aufzufinden. Bei einem sehr leichten Traumzustand kann man sich an mehr Träume erinnern als bei einem schweren.
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Das Unterbewusste bleibt während des Schlafes im Körper. Es ist in Wirklichkeit das Wesen, das zu verschiedenen Bewusstseinsebenen hinausgeht, doch werden seine Erfahrungen nicht im Gedächtnis bewahrt, weil das speichernde Bewusstsein zu tief untergetaucht ist, um den Bericht an das Wachmental weiterzugeben.
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Ja, sicher, Traumerfahrungen können an sich großen Wert haben und Wahrheiten übermitteln, die man im Wachzustand nicht so leicht erhalten kann.
Oft ist das so [dass man sich des Geträumten nicht erinnert]. Es findet ein Wechsel oder eine Umkehr des Bewusstseins statt, und das Traumbewusstsein nimmt im Entschwinden die Episoden und Erfahrungen mit. Das kann manchmal vermieden werden, wenn man nicht abrupt in den Wachzustand hinaustritt oder rasch aufsteht, sondern eine Zeitlang ruhig bleibt, um festzustellen, ob die Erinnerung [an das Geträumte] bestehen bleibt oder zurückkehrt. Im anderen Fall muss man dem physischen Gedächtnis beibringen, sich zu erinnern.
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Die meisten Menschen bewegen sich, wenn sie schlafen, hauptsächlich im Vital, weil es dem Physischen am nächsten ist und man sich dort am leichtesten aufhalten kann. Man tritt zwar in die höheren Ebenen ein, doch ist entweder der Durchgang dort kurz oder man erinnert sich ihrer nicht. Auf der Rückkehr zum Wachbewusstsein durchquert man wiederum das niedere Vital und subtile Physische, und weil es die letzten Träume [vor dem Erwachen] sind, erinnert man sich ihrer leichter. An die anderen Träume erinnert man sich nur dann, 1. wenn sie sich dem aufzeichnenden Bewusstsein kraftvoll einprägen oder 2. wenn man unmittelbar nach einem dieser Träume aufwacht oder 3. wenn man gelernt hat, im Schlaf bewusst zu sein, das heißt bewusst dem Durchgang von Ebene zu Ebene folgt. Manche üben sich im Erinnern [ der Träume], indem sie beim Erwachen bewegungslos verharren und die Spur der Träume zurückverfolgen.
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Die Äußerung stammt von der seelischen Ebene – und auch die Musik kam von diesem Bereich. Sehr oft, wenn man aus einem bewussten Schlaf wie diesem erwacht, und selbst noch nach dem [völligen] Erwachen bleibt das innere Bewusstsein (das die Musik hörte) einige Sekunden lang [im Vordergrund] bestehen, bevor es zurücktritt und durch das Wachmental gänzlich überdeckt wird. In diesem Fall würde sich das, was im Schlaf gehört oder gesehen wurde, für diese wenigen Sekunden nach dem Erwachen fortsetzen.
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In Träumen auf der vitalen Ebene besteht immer eine Abweichung von der Norm der physischen Tatsache – manchmal ist es wegen des freien Spiels im Vital, ein andermal jedoch ist es nur eine Phantasie der Gestaltung entweder im Vital selbst oder im unterbewussten Mental, welche die Traumereignisse überträgt und sie zuweilen durch eigene Beiträge ändert.
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Die Menschen im Traum unterscheiden sich sehr oft von den Menschen der Wirklichkeit. Manchmal ist es der wirkliche Mensch, der auf einer anderen Ebene erscheint – manchmal ist es ein Gedanke, eine Kraft oder dergleichen, die seine Erscheinungsform durch einen Trick der Assoziation oder sonst wie annehmen.
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Das ist im Gegensatz zu vielem anderen ein Symbol-Traum auf der vitalen Ebene. Es ist aber schwierig, die vitalen symbolischen Träume zu interpretieren, außer sie bieten selbst einen Anhaltspunkt an – sie sind in ihrer Form eine Art Hieroglyphe. Wenn man einmal den Anhaltspunkt hat, können sie sehr bedeutsam sein – andere natürlich sind ziemlich banal.
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Nur eine sehr kleine Anzahl von Träumen kann auf diese Weise erklärt werden (dass sie ihre Ursache in einem Anreiz von außen haben), und oft ist die Erklärung reichlich willkürlich oder kann nicht bewiesen werden. Eine viel größere Zahl von Träumen erhebt sich aus unterbewussten Eindrücken der Vergangenheit ohne irgendeinen Anreiz von außen. Das sind die Träume aus dem Unterbewussten, welche die große Masse jener Träume ausmachen, an welche sich Menschen erinnern, die hauptsächlich im äußeren Mental leben. Es gibt auch Träume, die Wiedergaben von gewohnten vitalen Bewegungen und Neigungen sind, persönliche Gestaltungen der vitalen Ebene. Wenn man aber innerlich zu leben beginnt, sind die Träume oft Übertragungen der eigenen Erfahrungen auf der vitalen Ebene, und darüber hinaus gibt es ein großes Feld von symbolischen und anderen Träumen, die mit Erinnerung nichts zu tun haben. Es ist natürlich bewiesen worden, dass ein sehr langer und ausführlicher Traum in ein oder zwei Sekunden abzulaufen vermag, so dass ein Einwand gegen die Behauptung Bergsons nicht standhalten kann. Es gibt aber auch prophetische Träume und vieles andere mehr. Das Gedächtnis bewahrt die Erfahrungen, doch ist es absurd, Gedächtnis mit Bewusstsein zu identifizieren (selbst in der beschränkten europäischen Vorstellung von Bewusstsein). Diese Theorie der Erinnerung ist ein Teil von Bergsons grundlegender Idee, dass Zeit alles ist. Was „spirituell“ anbelangt, so wird in Europa zwischen dem Spirituellen, dem Mentalen und dem Vitalen meist nicht unterschieden.
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Diese Träume haben viele Menschen. Es ist das vitale Wesen, das im Schlaf hinausgeht und sich in den vitalen Welten umherbewegt und das Gefühl hat, mit seinem eigenen vitalen Körper in der Luft zu schweben. Die Meereswogen von der Farbe des Blitzes müssen aus der Atmosphäre eines vitalen Bereiches stammen. Ich weiß von einigen Sadhaks, dass sie glaubten, als sie zum ersten Mal den Körper in einer bewussteren Weise verließen, in Wirklichkeit frei zu schweben, weil die Lebhaftigkeit der Bewegung so intensiv ist; es ist aber nur der vitale Körper, der hinausgeht.
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Die Träume sind Erfahrungen auf der vitalen Ebene, tatsächliche Kontakte mit mir und der Mutter in deinem inneren Wesen, nicht symbolisch – obwohl sie symbolische Elemente enthalten können –, sondern Beziehungen, Einflüsse oder ein wechselseitiges Arbeiten unseres Bewusstseins mit dem deinen ausdrückend. Der zweite Traum enthält symbolische Elemente. Die Leiter ist natürlich ein Symbol des Aufstiegs von einer Stufe zur anderen. Die Schlange weist auf eine Energie hin, zuweilen auf eine gute, öfter auf eine schlechte (vital oder feindlich). Möglicherweise war die Energie verhalten und daher nicht beunruhigend; doch indem du sie berührt hast, um zu erkennen, von welcher Art sie sei, hast du sie geweckt und festgestellt, dass es sich um etwas handelt, das zu handhaben nicht ganz ungefährlich ist. Es besteht kein klarer Hinweis, was diese Energie darstellte. Diese Traumerfahrungen hängen nicht von den Wachgedanken ab wie die gewöhnlichen unterbewussten Träume, die nur Träume und keine Erfahrungen sind. Sie besitzen Leben, Struktur, Ordnung sowie Formen und Bedeutungen von eigener Art; sie sind aber sehr häufig mit dem inneren Zustand und den Erfahrungen oder Bewegungen der Sadhana verbunden. Es ist nicht klar, ob die Blumen-Episode symbolisch war oder nur etwas, das sich auf der inneren Ebene abspielte. Vielleicht wäre es möglich gewesen, etwas dazu zu sagen, wenn ein Hinweis bestanden hätte, welche Blume es tatsächlich war, die du gabst.
Diese schlechte Verfassung ist ein Abfall (oft ausgelöst durch eine sehr geringfügige Ursache) von der inneren Ausgeglichenheit zum äußeren Bewusstsein. Lass dich dadurch nicht beeinflussen, sondern bleibe ruhig, rufe die Mutter und kehre zum inneren Zustand zurück.
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Die Träume, die du beschreibst, sind ganz deutlich symbolische Träume auf der vitalen Ebene. Diese Träume können alles mögliche symbolisieren – Kräfte, die am Werk sind, die zugrunde liegende Struktur und Verknüpfung von getanen oder erfahrenen Dingen, tatsächliche oder potentielle Geschehnisse, echte oder hinweisende Bewegungen oder Wandlungen in der inneren oder äußeren Natur.
Die Furchtsamkeit, die durch die Vorahnung im Traum angezeigt wurde, stammte vermutlich nicht aus dem bewussten Mental oder höheren Vital, sondern aus dem Unterbewussten in der niederen vitalen Natur. Dieser Teil fühlt sich immer klein und unbedeutend und gerät leicht in Furcht, dass er vom höheren Bewusstsein überflutet wird – eine Furcht, die in manchen beim ersten Kontakt mit dem höheren Bewusstsein in eine Art Panik, Angst oder Schrecken ausarten kann.
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Das sind Erfahrungen der vitalen Ebene; sie haben einen Sinn, wenn man ihn zu deuten weiß. Diese hier weist auf die Möglichkeit schwerer Attacken auf der vitalen Ebene hin, verspricht aber gleichzeitig Schutz. Es sind Gestaltungen der vitalen Ebene, manchmal Dinge, die versuchen, sich zu ereignen, aber nicht notwendigerweise damit Erfolg haben. Man kann sie beobachten und verstehen, darf aber nicht zulassen, dass sie das Mental beeinflussen; denn häufig versuchen feindliche Kräfte durch diese Traum-Erfahrungen suggestiv einen Einfluss auf das Mental auszuüben.
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Ich sagte, dass dieser Traum ein tatsächliches Geschehen auf der vitalen Ebene war und nicht eine Gestaltung. Wenn dich jemand auf der Straße angreift, dann handelt es sich nicht um eine Gestaltung. Wenn dich aber jemand hypnotisiert und dir einflößt, dass du krank seist, so ist diese Suggestion eine Gestaltung, die durch den Hypnotiseur auf dich übertragen wurde.
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Diese Träume stammen von der vitalen Ebene – sie beziehen sich vermutlich auf etwas, das in deinem Vital vor sich geht, doch können sie nicht genau gedeutet werden, außer es besteht entweder ein deutlicher Anhaltspunkt an der Oberfläche oder aber du kannst es selbst auf etwas in deiner Erfahrung beziehen, dessen du dir bewusst bist. Die Symbole des Aufsteigens oder des Herabfließens von Wasser (Bewusstsein oder eine andere Gabe von oben) sind häufig, und der allgemeine Sinn ist immer der gleiche – doch ist hier die genaue Bedeutung nicht klar.
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Es ist ein Traum der vitalen Ebene. In diesen Träumen nehmen die Gestalten des physischen Lebens eine andere Form und Bedeutung an, und das Bewusstsein, in welchem sie leben und handeln, ist nicht das äußere physische Bewusstsein, sondern ein innerer vitaler Teil des Wesens. Der Aufstand der französischen Soldaten ist das Symbol einer Störung auf der vitalen Ebene, die stattfinden und das innere Leben beeinträchtigen will. Das, was der Traum ausdrücken will, ist die Bereitschaft des vitalen inneren Bewusstseins, sich auf die Mutter zu verlassen und in ihr Zuflucht vor allen nur denkbaren Störungen und Gefahren des inneren Lebens zu suchen.
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Ja, dein Gefühl hinsichtlich des Schutzes ist völlig richtig.
Der Traum über X und dass du zur Mutter gingst, war die Erfahrung von etwas, das auf der vitalen Ebene stattfand. Dort ereignen sich Dinge, die eine gewisse Verbindung mit der Natur und dem Leben hier haben, sie ereignen sich aber auf andere Weise, weil es dort nicht die physischen Wesen, sondern die vitalen Wesen der Menschen sind, die sich begegnen. Man kann daraus die Natur des eigenen inneren vitalen Wesens erkennen – die häufig sehr verschieden ist von der physischen Persönlichkeit, welche vordergründig im Körper handelt. Durch das Wirken des Bewusstseins in diesen Träumen beginnen die inneren Wesens teile aktiver zu werden und größeren Einfluss auf die äußere Natur zu haben. Dein inneres vitales Wesen scheint – wenn man aus den von dir berichteten Traumerfahrungen schließen will – sehr stark und ehrlich, mental klar, entschlossen und fähig zu sein, sich mit den feindlichen Kräften und ihrem Wirken in der richtigen Weise auseinanderzusetzen und das Richtige zu tun.
Das Gefühl, dass du dich irgendwohin begibst, bedeutet, dass ein Teil des Bewusstseins zu einer anderen Ebene als der physischen wandert. Die Menschen, die du sahst, und auch die spätere Vision gehörten diesen überphysischen Welten an. Die Vision scheint für etwas von einer höheren Ebene symbolisch zu sein, doch wofür, ist aus den Einzelheiten nicht ganz klar zu ersehen. Gold ist die Farbe der Wahrheit, die von oben kommt.
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Die physische ist nicht die einzige Welt; es gibt andere, die uns durch Traum-Berichte, durch die feinen Sinne, durch Einflüsse und Kontakte, durch die Phantasie, Intuition und Vision bewusst werden. Es gibt Welten eines größeren, subtileren Lebens als dem unseren – vitale Welten; oder Welten, in denen das Mental seine eigenen Formen und Gestalten bildet – mentale Welten; seelische Welten, die die Heimat der Seele sind; andere über uns, mit denen wir wenig Kontakt haben. In jedem von uns gibt es sowohl eine mentale, eine seelische, eine vitale und eine feinstoffliche Bewusstseinsebene als auch die grobstoffliche und materielle Ebene. Die gleichen Ebenen gibt es im Bewusstsein der allgemeinen Natur. Wenn wir in diese anderen Ebenen eintreten oder mit ihnen Kontakt aufnehmen, treten wir mit jenen Welten über den physischen in Verbindung. Im Schlaf verlassen wir den physischen Körper, in welchem nur ein unterbewusster Rest zurückbleibt; und treten in alle möglichen Ebenen und Welten ein. In jeder von ihnen sehen wir Szenen, begegnen Wesen, nehmen an Geschehnissen teil und stoßen auf Gestaltungen, Einflüsse, Suggestionen, welche zu diesen Ebenen gehören. Selbst wenn wir wach sind, bewegt sich ein Teil von uns auf diesen Ebenen, doch finden ihre Tätigkeiten dann hinter dem Schleier statt; unser Wachmental ist sich dessen nicht bewusst. Viele Träume sind nur unzusammenhängende Gestaltungen unseres Unterbewusstseins, andere hingegen sind Berichte (oft sehr vermischt und entstellt) oder Übertragungen von Erfahrungen auf diesen überphysischen Ebenen. Wenn wir die Sadhana ausüben, wird diese Art von Träumen etwas sehr Allgemeines; die unterbewussten Träume hören dann auf zu dominieren.
Die Kräfte und Wesen der vitalen Welt haben großen Einfluss auf menschliche Wesen. Die vitale Welt ist einerseits eine Welt der Schönheit – Dichter, Künstler, Musiker stehen mit ihr in engem Kontakt; sie ist ebenso eine Welt der Mächte und Leidenschaften, der Lüste und Begierden – und unsere eigenen Lüste und Begierden, unsere Leidenschaften und Bestrebungen können uns mit den vitalen Welten, mit ihren Wesen und Kräften in Verbindung bringen. Darüber hinaus ist es eine Welt von dunklen, gefährlichen und abscheulichen Dingen. Alpträume, wie X sie hatte, sind Kontakte mit dieser Seite der vitalen Ebene. Der Ursprung von vielem, was in den Menschen dämonisch, schmutzig, grausam und niedrig ist, ist auf ihre Einflüsse zurückzuführen.
Die Erfahrung von X stellt einen Kontakt dar mit etwas auf der falschen Seite der vitalen Ebene. Ihre Visionen hingegen von Göttern, Göttinnen usw. sind Erfahrungen der anderen [positiven] Seite der vitalen Welt. Diese [Erfahrung, von der zuerst die Rede ist] stellt den Versuch einer vitalen Macht dar, eine Art Kontrolle über X auszuüben, indem sie durch ihre Furcht auf sie einwirkt. Wenn sie sich nicht fürchten würde, könnte die vitale Macht nicht in sie eindringen. Wenn sie in ihren Wachstunden unter Begierden, Mutlosigkeit und Depressionen leidet, pflegt auch das dazu beizutragen, dass sie im Schlaf in diese Welten eintritt oder eine Verbindung mit ihnen herstellt. Ihre Erfahrungen, über die du berichtet hast, weisen auf eine große Fähigkeit hin, die vitale Ebene auf der guten Seite zu betreten – diese Traumerfahrungen hingegen liegen auf der anderen Seite. Da es sich nur um Träume handelt, sind sie nicht so gefährlich, wie es eine ähnliche Erfahrung in der Meditation wäre – sie sind aber trotzdem sehr unerwünscht.
Wenn ein derartiges Eindringen [von feindlichen Kräften] versucht wird, gilt es nur das eine zu tun, es auszufechten, wie sie es tat, und zur gleichen Zeit die Mutter anzurufen. Grundsätzlich sollte man vor dem Einschlafen die Mutter anrufen, sich auf sie konzentrieren und versuchen, den Schutz der Mutter um sich zu fühlen und damit einschlafen. Selbst im Traum sollte man die Gewohnheit entwickeln, die Mutter zu rufen, wenn man in Schwierigkeit oder Gefahr ist; viele Sadhaks tun das. Das Eindringen nicht zuzulassen, keinerlei Eindringen von irgendeiner Macht oder irgendeinem Wesen, sei es im Traum, in der Meditation oder sonst wie – von keiner Kraft, außer der Göttlichen Kraft –, was bedeutet, Zurückweisung [dieses Eindringens] und Verweigerung der Zustimmung, weder durch Anerkennung noch durch Schwäche. Um die Verbindung abzubrechen, muss der innere Wille eingesetzt werden, ein Wille der Zurückweisung, eine Konzentration auf höhere Dinge als jene der vitalen Ebene; auch [ein Wille der] Zurückweisung von auftretenden vitalen Begierden, Verzweiflung und Depressionen. Veranlasse sie [X], hauptsächlich nach den höheren, spirituellen Erfahrungen zu streben, dem seelischen Sich-Öffnen, nach Stille, Frieden, Reinheit und nach dem Sich-Öffnen gegenüber dem höheren Licht, nach Stärke, Seligkeit, Wissen.
Noch etwas: sie sollte ein nicht zu sehr zurückgezogenes Leben führen; ein gewisses Offensein gegenüber der physischen Welt ist notwendig, desgleichen sind einige normale mentale Aktivitäten von gesunder Art empfehlenswert.
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Das sind Träume, die aus der vitalen Welt stammen. Drei Dinge müssen im Hinblick auf sie entwickelt werden:
1. die Gewohnheit, selbst im Traum sofort nach der Mutter zu rufen;
2. Furchtlosigkeit – wenn man keine Furcht hat, werden diese Kräfte der anderen Welt machtlos;
3. der Realität solcher Gestaltungen keinen Glauben zu schenken und sie lediglich als Gestalt gewordene Suggestionen zu betrachten, genauso wie man eine grässliche Vorstellung von diesem oder jenem Geschehen haben kann, während die Vernunft weiß, dass es eine bloße Machenschaft der Phantasie ist, und sich dadurch nicht beeindrucken lässt.
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Deine Erfahrung des Friedens im Körper war eine sehr gute Erfahrung. Was den bösen Traum anbelangt, so handelte es sich um eine feindselige Gestaltung der vitalen Welt – eine Suggestion in Traumform, die den Zweck hatte, dich aus der Fassung zu bringen. Diese Dinge sollte man hinausweisen – du solltest dir innerlich sagen: „Es ist falsch, derartiges kann nicht geschehen“, und dich dessen entledigen, wie du es mit einer falschen Suggestion im Wachzustand tun würdest.
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Diese Dinge, die dich erschrecken wollen, sind lediglich Eindrücke, die dir durch kleine vitale Kräfte aufgedrängt werden, welche dein Vorwärtskommen in der Sadhana verhindern wollen (indem sie dich nervös machen). Sie können dir in Wirklichkeit nichts anhaben, du musst nur alle Furcht zurückweisen. Wenn diese Dinge kommen, halte immer an dem einen Gedanken fest: „Der Schutz der Mutter umgibt mich, mir kann nichts Schlimmes geschehen“ – denn wenn sich die Seele geöffnet und man Glauben an die Mutter hat, ist das genug, um diese Dinge abzuwenden. Viele Sadhaks lernen, wenn sie alarmierende Träume haben, den Namen der Mutter sogar im Traum zu rufen, und dann werden die bedrohlichen Dinge machtlos oder hören auf zu bestehen. Du darfst dich daher nicht einschüchtern lassen und musst diese Eindrücke mit Verachtung zurückweisen. Wenn es etwas Furchterregendes gibt, rufe den Schutz der Mutter herab.
Die von dir empfundene Hitze wurde vermutlich dadurch ausgelöst, dass die [Yoga-] Kraft Schwierigkeit hatte, von dem Augenbrauen-Zentrum, wo sie bis jetzt gewirkt hatte, weiter nach unten zu gelangen. Wenn ein solches Gefühl oder das Unbehagen, das du einmal empfunden hattest, oder ähnliche Dinge aufkommen, darfst du dich nicht beunruhigen; bleibe vielmehr ruhig und lass die Schwierigkeit vorübergehen.
Was du vorher erfahren hast, [das Gefühl] des Mondlichtes in der Stirn, war das Einwirken auf das Zentrum dort zwischen den Augenbrauen, das Zentrum des inneren Mentals, Willens und der inneren Vision. Das Mondlicht, das du sahst, ist das Licht der Spiritualität, und dies war es, was durch das Augenbrauen-Zentrum in dein Mental eintrat mit dem Ergebnis eines Sich-Weitens im Herzen, als ob der Himmel von Mondlicht durchflutet würde. Später fand eine gewisse Bemühung statt, um den niederen Teil des Mentals, dessen Zentrum im Hals ist, vorzubereiten, ihn mit dem inneren Mental zu verbinden und ihn zu öffnen; aber es gab, wie es sehr häufig der Fall ist, ein Hemmnis, das die Hitze auslöste. Es war vermutlich das Feuer des tapas, Agni, das versuchte, sich den Weg zu diesem Zentrum zu bahnen.
Die Erfahrung, in den Himmel hinaufgetragen zu werden, ist eine sehr allgemeine und bedeutet einen Aufstieg des Bewusstseins in eine höhere Welt des Lichtes und Friedens.
Deine Idee, mehr und mehr nach innen zu gehen und dich ganz der Mutter hinzuwenden, ist völlig in Ordnung. Wenn kein Verhaftetsein mit äußeren Dingen um ihrer selbst willen besteht und alles nur für die Mutter geschieht, wenn das Leben durch das innere seelische Wesen in ihr seinen Mittelpunkt hat, so ist das die beste Voraussetzung für die spirituelle Verwirklichung.
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Der Traum war von der Art, wie man ihn oft auf der vitalen Ebene hat – wo man in unentwirrbare Schwierigkeiten verstrickt wird, bis man plötzlich den Weg findet, der herausführt. Gujerat im Traum war nicht Gujerat, sondern nur ein Symbol eines bestimmten Teils der vitalen Welt, der gegen das spirituelle Leben gerichtet und voll vitaler Mächte ist, die sich mit Hilfe eines Tricks oder mit Gewalt in den Weg stellen. Diese Träume weisen auf gewisse Teile der vitalen Natur hin (nicht auf die eigene, sondern die allgemeine vitale Natur), welche der spirituellen Erfüllung im Wege stehen. Wenn man sich dorthin begibt und diese Teile der Natur meistert, ist man frei von ihrer Einmischung in der Sadhana.
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Diese Träume sind recht symbolisch für die vitalen Kräfte, die auftreten, um dich anzugreifen. Wenn du ihnen mit Mut begegnest, werden sie machtlos. Ich bin nicht der Meinung, dass es sich überhaupt um deinen Vater und Bruder handelt, denen du begegnest – obwohl jene Kräfte ihre feindseligen Gefühle ausnützen können, indem sie ihre Gestalt annehmen; möglicherweise tun sie das auch, um in dir Zuneigung zu erwecken und dich daran zu hindern, gegen sie anzugehen. Doch abgesehen davon sind die Gestalten der physischen Mutter, des physischen Vaters und der Verwandten sehr oft symbolisch für die stoffliche oder ererbte Natur oder allgemein für die gewöhnliche Natur, in die wir hineingeboren sind.
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In diesen Träumen bedeuten die Eltern oder Verwandten die gewöhnlichen Kräfte des physischen Bewusstseins (der alten Natur).
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Diese Träume stammen von der vitalen Ebene. Jene [Menschen], die im Begriff waren nach Hause zu gehen, stammen von einem Teil des Vitals, das noch die Erinnerung an die vergangenen Beziehungen bewahrt und sich während des Schlafes dorthin begibt. Die Träume über die Mutter berichten von Begegnungen mit ihr auf der vitalen Ebene. Du solltest sie zuallererst hinausstoßen, wenn du erwachst, und nicht zulassen, dass dein Vital ihren Eindruck bewahrt. Jene Erfahrungen hingegen (von der Mutter, die in dein Herz kam und mit dir sprach) waren ihrer Natur nach seelisch und nicht vital.
Deine Schwierigkeit in der Sadhana kann vom vitalen oder physischen Mental herrühren, das aktiv wird. Das geschieht oft nach den ersten Erfahrungen der Stille und des Schweigens. Man muss sich in der Meditation von diesen Tätigkeiten loslösen, wie ein Betrachter, und auch in diese Teile die ursprüngliche Stille rufen. Aber das mag Zeit in Anspruch nehmen. Wenn man sich in der Meditation hinreichend von der Umgebung isolieren und nach innen gehen kann, kommt die Ruhe rascher.
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Wenn du den Yoga ausübst, öffnet sich das Bewusstsein und du nimmst besonders im Schlaf Dinge, Szenen, Wesen, Geschehnisse von anderen (nicht physischen) Welten wahr, gehst selbst im Schlaf dorthin und bist dort tätig. Sehr oft haben diese Dinge eine Bedeutung für die Sadhana. Daher brauchst du es nicht zu bedauern, all dies zu sehen, wenn du schläfst oder meditierst.
Auf keinen Fall aber solltest du Furcht haben. Die Tatsache, dass du fähig warst, die mit dir kämpfenden Wesen zu vernichten (es waren Wesen einer feindlichen vitalen Welt), ist sehr erfreulich, denn sie zeigt, dass irgendwo in deiner vitalen Natur Stärke und Mut ist. Außerdem solltest du, da du den Namen der Mutter gebrauchst und ihren Schutz hast, nichts fürchten.
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Das Fortlaufen im Traum ist ein Symbol der Trägheit in einem Teil deines Wesens, das den [feindlichen] Kräften einzudringen erlaubt, sich vor ihnen zurückzieht und den Boden verliert, statt ihnen zu begegnen und sie zu vernichten.
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Es ist offensichtlich, dass die Erfahrung von X nichts anderes als ein Alptraum war – eine Attacke im Schlaf von einer bestimmten Kraft der vitalen Welt, der er sich vermutlich irgendwie geöffnet hatte, möglicherweise dadurch, dass er dem Mann auf der Straße antwortete, der von einer vitalen Atmosphäre der übelsten Art umgeben war. Die Gestalt der Frau war nur eine Form, die sein unterbewusstes Mental dieser Kraft gab. Diese Kräfte sind überall um uns, nicht nur in einem bestimmten Zimmer oder Haus, und wenn man ihnen die Tür öffnet, dringen sie ein, wo immer du dich auch befindest. Es wäre ohne Bedeutung, wenn X nicht der nervösen Reaktion einer irrationalen Panik nachgegeben hätte. Jemand, der die Sadhana ausüben will, darf einer solchen Panik nicht nachgeben; das ist eine Schwäche, die mit den Forderungen des Yoga unvereinbar ist, und es ist sicherer, wenn man sich von ihr nicht befreien kann, den Yoga nicht auszuüben.
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Die Depression, die im Schlaf über dich kam, muss eine von zwei möglichen Ursachen gehabt haben. Es kann der Überrest gewesen sein, den eine unerfreuliche Erfahrung zurückgelassen hat, die in einem unangenehmen Bereich der vitalen Welten stattfand – und solche Orte gibt es dort in Hülle und Fülle. Es war wohl kaum eine Attacke, denn das hätte mit Sicherheit einen deutlicheren Eindruck hinterlassen, dass sich etwas [Bestimmtes] ereignet hat, selbst wenn keine eigentliche Erinnerung damit verbunden war; doch allein bestimmte Orte zu betreten oder ihren Bewohnern zu begegnen oder mit ihrer Atmosphäre in Berührung zu kommen kann eine deprimierende und lähmende Auswirkung haben, es sei denn, man wäre ein geborener Kämpfer und hätte ein aggressives Vergnügen daran, sich diesen Feuerproben zu unterziehen und sie zu bestehen. Wenn das die Ursache deiner Depression ist, brauchst du nur entweder diese Ebene zu meiden, was, wenn du einmal weißt, was sich dort ereignet, durch die Bemühung deines Willens geschehen kann, oder aber dich mit einem besonderen Schutz gegenüber dem Kontakt mit dieser Atmosphäre zu umgeben. Die andere mögliche Ursache [der Depression] ist ein Absacken in einen zu dunklen und unterbewussten Schlaf – das hat manchmal die Auswirkung, die du beschreibst. Lass dich aber auf keinen Fall entmutigen, wenn sich diese Dinge ereignen; es sind die üblichen Erscheinungen, denen man unweigerlich begegnet, sobald man hinter den Schleier dringt und die okkulten Ursachen der psychologischen Geschehnisse in uns berührt. Man muss die Ursachen erkennen, von der Schwierigkeit Kenntnis nehmen und ihr begegnen und immer darauf reagieren – man darf niemals die Depression, die auf dich geworfen wurde, akzeptieren, sondern muss reagieren, wie du es das erste Mal getan hast. Genauso wie uns ständig Kräfte umgeben, deren Anliegen es ist zu deprimieren und zu entmutigen, sind auch immer Kräfte über uns und um uns, auf die wir uns stützen können, die wir in uns hereinziehen können, damit sie uns regenerieren und erneut mit Stärke, Glauben, Freude und jener Macht erfüllen, die ausharrt und überwindet. Man kann es tatsächlich zu einer Gewohnheit machen, sich diesen hilfreichen Kräften zu öffnen und sie entweder passiv zu empfangen oder aktiv in Anspruch zu nehmen – denn beides ist möglich. Es ist leichter, wenn du weißt, dass sie über dir und um dich herum sind, und den Glauben und Willen hast, sie zu empfangen – denn das bringt dann die Erfahrung und das konkrete Gefühl von ihnen und die Fähigkeit, sie bei Bedarf oder nach Wunsch aufzunehmen. Es ist eine Frage der Gewöhnung deines Bewusstseins [an die Möglichkeit], mit diesen hilfreichen Kräften in Kontakt zu kommen und den Kontakt zu bewahren – und zu diesem Zweck musst du dich daran gewöhnen, die Einwirkungen der anderen Kräfte auf dich, wie Depression, Mangel an Selbstvertrauen, Unzufriedenheit und alle ähnlichen Störungen, zurückzuweisen.
Was die tatsächliche Meisterung einer Situation durch okkulte Kräfte anbelangt, so ist das nur durch Übung und Experiment möglich – so wie man Stärke durch Leibesübung oder wie man einen Vorgang im Laboratorium entwickelt, indem man durch die praktische Handhabung einer Kraft herausfindet, wie sie in ihrem Wirkungsbereich angewandt werden kann und sollte. Das Warten auf die Stärke hat keinen Wert, solange man das nicht versucht hat; die Stärke wird nach wiederholten Versuchen kommen. Weder darfst du den Fehlschlag fürchten noch dich durch Fehlschlag entmutigen lassen – denn diese Dinge sind nicht immer gleich erfolgreich. Es sind Dinge, die man durch persönliche Erfahrung lernen muss – wie wir mit kosmischen Kräften Kontakt aufnehmen können, wie unser individuelles Tun mit dem ihren zu verbinden oder gleichzusetzen ist, wie wir ein Instrument des Meister-Bewusstseins werden können, das wir das Göttliche nennen.
Deine Einstellung ist ein wenig zu persönlich – ich meine dein Beharren auf persönlicher Stärke oder Schwäche als dem entscheidenden Faktor. Schließlich gilt für den Größten wie für den Kleinsten von uns, dass die Stärke nicht unsere eigene ist, sondern uns verliehen wurde für das Spiel, das gespielt werden muss, und für die Arbeit, die zu verrichten ist. Die Stärke kann in uns geformt werden, doch ist ihre gegenwärtige Formung nicht endgültig – weder die Formung von Macht noch die Formung von Schwäche. In jedem Augenblick sieht man, besonders unter dem Druck des Yoga, wie Schwäche sich in Macht wandelt, der Unfähige fähig wird, wie sich plötzlich oder allmählich das instrumentale Bewusstsein zu neuer Größe erhebt oder seine latenten Fähigkeiten entwickelt. Über uns, in uns, um uns ist die All-Stärke, und auf sie müssen wir uns für unsere Arbeit stützen, für unsere Entwicklung, unsere allmähliche Wandlung. Wenn wir mit Glauben an die Arbeit, an unsere Mitwirkung bei der Arbeit, an die uns bestimmende Macht vorwärtsschreiten, dann wird in dem eigentlichen Akt der Prüfung, der Begegnung mit Schwierigkeiten und Fehlschlägen und ihrer Überwindung die Stärke kommen, und wir werden unser Vermögen entdecken, soviel wie nötig von der All-Stärke aufzunehmen, zu deren immer vollendeteren Gefäßen wir werden.